Bevor Regisseur und Drehbuchautor Brad Bird mit Filmen wie Die Unglaublichen – The Incredibles, Ratatouille oder Mission: Impossible – Phantom Protokoll Erfolge feierte musste er mit seinem ersten Kinofilm Der Gigant aus dem All erst einmal einen Flop in Kauf nehmen. Das allerdings zu Unrecht, denn wie sich später im Heimkinobereich herausstellen sollte, verbirgt sich hinter dem Animationsfilm eine wirklich tolle Geschichte. Da nun Warner Home Video den Titel auf Blu-ray veröffentlicht, wird nun einem breiteren Publikum die Chance zuteil, sich davon selbst zu überzeugen.
Story
1957 landet mitten in einem von Angst vor einem atomaren Krieg mit Russland gefesselten Amerika ein gigantischer Metallmann in dem kleinen Städtchen Rockwell. Dort findet ihn der neunjährige Hogarth und freundet sich mit dem gutmütigen Riesen an. Dieser benötigt Ersatzteile und Energie, um seinen Selbstheilungsprozess in Gang zu setzten. Doch während Hogarth und sein neuer Freund auf der Suche danach sind, geraten sie ins Visier des Geheimdienstes, die den ehrgeizigen Kent Mansley auf den Metallmann ansetzen. Und Mansley erweist sich bei der Wahl seiner Waffen als äußerst gnadenlos...
Die Vermutung liegt nahe, dass die Leinwandadaption Der Gigant aus dem All (nach dem Buch Der Eisenmann (1968) des Schriftstellers Ted Hughes) einfach zur falschen Zeit einer breiten Masse vorgestellt wurde. An positiver Kritik mangelte es auf alle Fälle nicht, wobei auch die Zuschauermeinung positiv ausgefallen ist.
Der Film unterhält dabei auf mehreren Eben den Zuschauer sehr gut. Mal abgesehen von der Tatsache, dass im englischen Original mit Eli Marienthal, Vin Diesel, Harry Connick Jr., Jennifer Aniston, Christopher McDonald, John Mahoney und M. Emmet Walsh doch zahlreiche prominente Sprecher gefunden wurden, ist es alleine der ausgewogene Animationsstil aus dem klassischen handgezeichneten Zeichentrickfilm und damals modernen Computeranimation, der Spaß beim Anschauen bereitet. Die Figuren wurden sympathisch und in Bezug auf ihre Charakteristik gezeichnet, was auch gleich eine Verbindung zur Story herstellt.
In dieser stehen positive Grundwerte wie Freundschaft, Solidarität, Mut und vor allem Friedwertigkeit im Zentrum und das alles im Hintergrund des kalten Krieges und der Hysterie eines etwaigen bevorstehenden Atomkrieges. Gerade als die Romanvorlage von Hughes (‚lustigerweise‘ trägt der Protagonist Hogarth denselben Nachnamen) geschrieben wurde, war das Thema ja noch sehr aktuell. So lautet hier aber das Motto „Make Love not War“, was auch in der Essenz des Films sehr gut rüberkommt.
Im Übrigen liegt der Film auf dieser Blu-ray zum ersten Mal in einer ca. drei Minuten längeren Schnittfassung mit zusätzlichen Szenen vor.
Bildqualität
Das Bild liegt im Originalkinoformat vor. Der Mix aus CGI und handgezeichneten Animationen werden dabei sehr gut wiedergegeben, auch wenn das Bild nur knapp an der Höchstnote vorbeischrappt. So könnte der Schwarzwert gerne noch etwas satter sein, aber abgesehen davon ist der Transfer wirklich sehr gut gelungen. Sei es die feine Filmkornstruktur, die sowohl fein als auch natürlich wiedergegeben wird, die sehr gute Schärfe, die bis auf minimale (aber vernachlässigbare) Ausnahmen sämtliche Details wiedergibt, die natürlichen und lebendigen Farben sowie auch die ausgewogenen Kontrastwerte, die auch eine gewisse Plastizität zulassen, der Transfer ist definitiv einer Blu-ray würdig und rechtfertigt dabei auch zugleich einen Upgrade von der DVD. Beeinträchtigungen wie Kompressionsspuren oder ähnliches sind nicht aufgefallen.
Tonqualität
Wie bei einem Katalogtitel aus dem Hause Warner Home Video nicht ungewohnt wurde der deutsche Ton für diese Blu-ray in Dolby Digital 5.1 codiert, während das englische Original verlustfrei komprimiert in DTS HD Master Audio 5.1 auf die Disc gepackt wurde. Die Abmischung der Synchronisation klingt dabei alles andere als schlecht, wobei im Direktvergleich mit dem O-Ton doch deutlich wird, dass die Dynamik noch ein wenig umfangreicher, die Bässe etwas tiefer und der Gesamteindruck natürlicher erscheinen. Abgesehen davon werden eine gute Surroundkulisse, eine ausgewogene Balance und ein stimmiges Gesamtbild geboten und auch der Subwoofer steht nicht gelangweilt in der Ecke herum. Ein gutklassiges Ergebnis, bei dem auch die Dialoge stets klar wiedergegeben werden.
Ausstattung
- Kinofassung + Signature Edition (HD)
- Audiokommentar mit Brad Bird, Tony Fucile, Jeff Lynch und Steven Markowski
- Dokumentation "The Giant's Dream"
- Making-of
- Geschnittene Szenen
- Alternativer Anfang
- Featurettes
- Fotogalerie
- Trailer
Fazit
Wer bereits über einen Upgrade von der DVD nachgedacht hat, kann diesen Schritt bedenkenlos vollziehen, denn die Blu-ray überzeugt alleine schon was das Bild anbelangt, dass sie die Nase vorn hat. Lediglich der nicht optimale Schwarzwert verwehrt der Bildbewertung die Höchstpunktzahl. Der deutsche Ton liegt zwar nur in Dolby Digital vor, liefert aber im Großen und Ganzen gute Werte, so dass der Zweck mehr als nur erfüllt wird. Das umfangreiche Bonusmaterial lässt kaum Wünsche offen, zumal der Film selbst in zwei Schnittfassungen auf die Disc gepackt wurde, weswegen sich alleine schon eine Neuanschaffung lohnt.
Endlich kommen die Fans von Der Gigant aus dem All auch hierzulande in den Genuss die erweiterte Schnittfassung anzuschauen und das sogar noch in Full HD. Auch wenn der Film bei der Kinoauswertung nicht sonderlich erfolgreich war, soll das kein Indiz in Bezug auf die Sehenswertigkeit sein, was auch bisherige Zuschauermeinung deutlich machen. Wer den Film bis dato noch nicht kennt, aber auf niveauvolle und emotionale Animationsfilme steht, hat echt was verpasst.
(Sascha Hennenberger)
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