Im Jahr 2008 gründete der Russe Ilya Naischuller die Rockband „Biting Elbows“ und drehte 2013 das Musikvideo zu der Single „Bad Motherfucker“. Das Besondere dabei: Das Musikvideo spielte in der First-Person-Egoshooter-Perspektive und entwickelte sich zu einem Internetphänomen mit über 20 Millionen Aufrufen. Dies war die Geburtsstunde der Idee, einen kompletten Film in dieser Perspektive zu drehen, für den Ilja Naischuller sowohl das Drehbuch schrieb als auch Regie führte. Als Produzent konnte der bekannte Filmemacher Timur Bekmambetow (Nochnoi Dozor –Wächter der Nacht) gewonnen werden. 2015 war es dann so weit und das Projekt mit dem Namen „Hardcore Henry“ feierte seine Premiere auf dem Toronto Internationale Film Festival. Nun erscheint Hardcore im Verleih von Capelight Pictures in einem edlen Mediabook, welches den Film sowohl auf Blu-ray als auch auf DVD beinhaltet und obendrein wurde dem Package noch die Soundtrack-CD beigelegt. Wir werfen nun einen Blick auf den Film und die technische Umsetzung der Blu-ray.
Story
Der Wissenschaftlerin Estelle (H. Bennett) ist es gelungen, ihren Mann in einem Cyborg zu neuem Leben zu erwecken. Doch von den heftigen Erinnerungslücken, die dem mechanischen Henry zu schaffen machen, abgesehen, sieht er sich bald schon mit sehr viel größeren Problemen konfrontiert, als der telekinetisch begabte Akan (D. Kozlovsky) Estelle entführt, um sie zu zwingen für ihn eine kybernetische Armee zu erschaffen. Es entbrennt eine Jagd auf Akan und seine nicht enden wollende Armee aus Söldnern, die Henry und seinen Begleiter Jimmy (S. Copley) durch ganz Moskau führt.
Ilya Naishullers Spielfilmdebut ist im Prinzip eine Art Crank aus der Ego-Shooter-Perspektive. Die Idee, den Film komplett aus der First-Person-Perspektive zu drehen, ist zwar ausgesprochen innovativ, erinnert aber nicht selten an ein Computerspiel, dass man eigentlich lieber selbst spielen würde, als dabei zuzusehen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Film aufgrund der extrem schnellen und perfekt inszenierten Actionsequenzen weitaus schlimmere „Wackelkamera“-Aufnahmen zeigt als so ziemlich jeder Found-Footage-Film. Wer mit Filmen wie Blair Witch Project oder Cloverfield aufgrund der schnellen und unruhigen Kameraführung nicht zurechtkommt sollte von daher einen großen Bogen um Hardcore machen. Allerdings verpasst man dann den ultimativen Action-Kracher des Jahres!
Die Story ist simpel: Der nahezu unverwüstliche Henry schießt, sticht und prügelt sich durch Moskau, fällt von Häusern, klettert Wände hoch, hechtet von Fahrzeug zu Fahrzeug und eliminiert dabei einen Gegner nach dem anderen, um letztendlich seinem Endgegner, dem fiesen Akan, welcher über telekinetische Kräfte verfügt, gegenüberzustehen. Dabei gibt es im Prinzip alles zu sehen, was man aus modernen Ego-Action-Spielen kennt: Jede Menge Waffen, explodierende und zerschmetterte Köpfe, Schlägereien, Messerstechereien, jede Menge Blut und Gewaltspitzen, welche erstaunlicherweise von der FSK ohne Beanstandung freigegeben wurden. Völlig zu Recht ab 18, aber ohne Kürzungen. Ein Film, der den Namen förmlich zum Programm macht!
Dieser atemberaubende Adrenalintrip ist eine choreografische Meisterleistung, welche dem Hauptdarsteller einiges abverlangt – und das, obwohl man ihn im Film nicht einmal zu sehen bekommt. Dafür geben sich ein paar namhafte Gaststars die Ehre, von denen insbesondere Sharlto Copley als ständig sterbender und wiederkehrender Jimmy und natürlich Danila Kozlovsky als Henrys Widersacher Akan in Erinnerung bleiben. In Nebenrollen bekommen wir noch Tim Roth als Henrys Vater zu sehen und für die (überwiegend) männlichen Zuschauer wurden noch Haley Bennett, Svetlana Ustinova und Barya Charusha als Eye-Candy dazu gepackt. Die darstellerischen Leistungen der meisten Darsteller bewegen sich leider ebenfalls auf Computerspiel-Niveau, was aber nicht weiter stört, da der Film mutmaßlich genau diesen Effekt erreichen wollte.
Trotz inhaltlicher Defizite ist der Film ein echter Knaller, schon alleine aufgrund der atemberaubenden Action, der innovativen Inszenierung und dem enorm hohen Fun-Faktor (vorausgesetzt man hat etwas für diese Art von Film übrig, obwohl es der erst Film dieser Art ist). Daher wird an dieser Stelle auch eine recht hohe Storywertung vergeben. Einen Film wie diesen hat es noch nicht gegeben, und schon allein deshalb müssen wir an dieser Stelle eine rückhaltlose Empfehlung aussprechen. Actionfans sollten sich dieses Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen!
Bildqualität
- Bildformat 1.85:1
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch Dolby Atmos
Ausstattung
- 2 Audiokommentare
- Behind the Scenes Features
- VFX (9:41 Minuten)
- Die Stunts (11:47 Minuten)
- Die Figuren (4:50 Minuten)
- FX & Production Design (4:16 Minuten)
- 4 Deleted Scenes (7:59 Minuten)
- Fan-Chat mit Ilya Naishuller und Sharlto Copley (12:20 Minuten)
- Intro-Animation (1:51 Minuten)
- VFX-Breakdown Autobahn (2:21 Minuten)
- VFX-Breakdown Flucht (1:48 Minuten)
- 3 Musikvideos von “Biting Elbows”
- For The Kill (4:40 Minuten)
- The Stampede (3:05 Minuten)
- Bad Motherfucker (4:58 Minuten)
- Teaser
- Kinotrailer
- 48-seitiges Booklet inkl. Comic „Hardcore Akan“
- Soundtrack CD
- Hochwertiges Mediabook ohne FSK-Siegel und Werbeaufdrucke
Fazit
Wow, was für ein Trip – hier ist der Filmtitel Programm! Rasante Action aus der Ego-Perspektive macht den Zuschauer zum Helden und lässt ihn den Film nicht nur senden sondern förmlich erleben. Das Bild bleibt qualitativ aufgrund der rasanten Inszenierung stellenweise etwas auf der Strecke, kann aber szenenweise mit einer guten Schärfe punkten. Der Sound ist dafür grandios und rockt das Heimkino so richtig durch – vor allem im englischen Originalton. An Extras wurde ebenfalls nicht gespart: Das Mediabook beinhaltet neben der Soundtrack-CD und einem Booklet inklusive Comic noch haufenweise informative Features die so ziemlich jeden Aspekt dieser einzigartigen Produktion beleuchten.
Der Film selbst ist ein absolutes Fest für Actionfans, kann inhaltlich jedoch nicht ganz überzeugen. Allerdings bekommt man von der fehlenden Story kaum etwas mit, denn hier hat der Zuschauer kaum Gelegenheit zum Nachdenken. Action, Action, Action – ein filmgewordener Egoshooter mit allem was dazugehört. Eine klare Empfehlung für Genrefans!
(Michael Speier)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung UE88JS9590
Player: Panasonic DMP-UB900EKG
Verstärker: Onkyo TX-NR3030
Lautsprecher: Teufel LT5; 2x Magnat Interior IC62