Coole Männer in Trenchcoats, hartgesottene Ex-Polizisten, die sich ihren Lebensunterhalt als Privatdetektive verdienen, laszive Bardamen mit der Zigarette im Mund und düstere Schwarz-Weiß-Bilder – willkommen in der Welt der Schwarzen Serie, dem weltberühmten Film Noir. Filme wie Sin City zeigen, dass diese Welt der 1950er Jahre noch lange nicht zum alten Eisen gehört und auch Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Gutierrez dachte sich das wohl, als er einige der namhaftesten Darsteller des Genres versammelte, um seinen eigenen Beitrag zur Schwarzen Serie abzuliefern.
Story
Alles beginnt mit dem Duschtürenmonteur Eugene (D. DeVito), der in einer tiefen Krise steckt. Er lebt in eben jenem Hotel Noir, und kann so einiges erzählen, was sich dort abspielt. Denn neben zahlreichen aufreizenden Frauen treiben noch der Privatdetektiv Felix (R. Sewell) und sein Partner Logan (R. Forster) ihr undurchsichtiges Spiel, bei dem es um Geld und Verrat geht, aber auch um die Liebe zu den zahlreichen Frauen, die nicht nur Herzen brechen, sondern auch über Leichen gehen. Regisseur Sebastian Gutierrez nimmt die typischen Zutaten eines Film Noir, besetzte ihn mit zahlreichen Stars, inszenierte sein Werk in stylishem Schwarz-Weiß und schafft es dennoch nicht, den Flair und die Ausstrahlung der Schwarzen Serie auf die Leinwand zu bringen.
Zwar verfügt der Film über alle nötigen Zutaten, allerdings kommt am Ende nicht viel mehr raus als die Summe seiner Teile. Es gibt den alternden Cop, den zynischen Privatschnüffler, eine Feme Fatale, aber all das reicht eben nicht ganz. Dazu kommt noch die Tatsache, dass alle Figuren leider relativ farblos bleiben – was nicht alleine an der fehlenden Farbe liegt. Danny DeVito, ein ansonsten exzellenter Darsteller, darf den Prolog sprechen und hin und wieder in Erscheinung treten, bleibt allerdings weit hinter seinem Potential zurück. Auch die hervorragenden weiblichen Darsteller Malin Akerman, Rosario Dawson, Mandy Moore und Carla Gugino sind allesamt nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk. Die Hauptrolle des abgebrühten Detektivs wird von Rufus Sewell voller Klischees und mit permanenten in Grübelfalten gezogener Stirn interpretiert. Selbst das alte Raubein Robert Forster, das schon alleine optisch in diesen Film passt, bleibt oberflächlich und ohne Tiefgang.
Was für die Figuren gilt, gilt indessen auch für den gesamten Film. Zu oberflächlich, zu gezwungen und einfach viel zu sehr gewollt, wirkt hier alles wie eine bloße Aneinanderreihung von Klischees und Zitaten. Die Tatsache, dass der relativ unbekannte Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Gutierrez seinen Namen im Filmtitel verewigt spricht schon ein deutliches Bild davon, worauf der gute Mann sein Hauptaugenmerk richtet. Die Story ist es jedenfalls nicht, denn diese ist in diesem unstrukturierten Wirrwarr voller gewollt schräger Charaktere, cooler Sprüche und aufreizender Frauen kaum zu erkennen. Überhaupt lässt sich schwer sagen, um was es in Hotel Noir überhaupt geht. Vermutlich ging es nur darum, das Feeling der guten, alten Zeit wieder aufleben zu lassen. Allerdings wäre auch ein Mindestmaß an Kreativität nicht schlecht gewesen. Und so bleibt Hotel Noir ein gescheiterter Versuch des Film Noir. Alle Zutaten waren da, aber leider fehlte das Rezept und so richtig abgeschmeckt wurde auch nichts. Wer also mit der bloßen Anwesenheit aller Kriterien zufrieden ist, der darf ruhig einen Blick riskieren.
Bildqualität
Das akkurat kontrastierte Schwarz-Weiß-Bild verfügt über einen tiefen Schwarzwert und eine teilweise sehr gute Schärfe. Vor allem in den Totalen offenbaren sich zahlreiche Kleinstdetails wie Hautporen, Härchen oder Textilstrukturen. Völlig frei von Filmkorn macht der Film einen glatten, makellosen Eindruck – fast schon etwas zu gut, um als echter Film der „Schwarzen Serie“ durchzugehen. Der Farbverzicht ist eben nicht alles.
Tonqualität
Trotz klarer Dialoge und fast permanenter Hintergrundbeschallung mit passenden Umgebungsgeräuschen (die allerdings etwas zu willkürlich und gezwungen wirken) und dynamischer Musik klingt der Großteil des Films so, als würde man ihn in einer großen, leeren Halle ansehen. Der unnatürliche Hall der Tonspur mag ja in einigen Szenen durchaus passend sein, im Großteil der Handlung wirkt er allerdings störend und unnatürlich. Andererseits sollte man von räumlich begrenzten Handlungsorten wie Hotelzimmern auch keine allzu großen Highlights erwarten.
Ausstattung
Neben einer Trailershow, die auch den Originaltrailer enthält, verfügt diese Veröffentlichung über keinerlei Extras. Nicht einmal ein Wendecover wurde dem Titel spendiert, obwohl das blaue FSK-Logo quer über das Bild von Danny DeVito gedruckt wurde.
Fazit
Das in seinen Grauschattierungen fein abgestufte Schwarz-Weiß-Bild besticht mit überwiegend hervorragender Schärfe, hervorragendem Kontrast und unglaublicher Detailfülle. Der Ton wiederum scheitert an seinen begrenzen Möglichkeiten, fährt zwar einen tollen Soundtrack auf, aber hallt unerklärlicherweise gehörig nach. Die fehlenden Extras sind ein großer Minuspunkt. Der Film selbst ist der ambitionierte, aber gescheiterte Versuch, einen Film Noir zu präsentieren, ohne sehr viel mehr als die Zutaten zu haben. Zwar sieht hier oberflächlich betrachtet alles nach „Schwarzer Serie“ aus, aber es sieht eben auch nur so aus. Keine vernünftige Story, kein Tiefgang, keine Charakterentwicklung – es braucht eben etwas mehr, als in schwarz-weiß abgelichteter Klischeeköpfe. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System