In der Provinz ist es gefährlich, und wenn man sich verfahren hat oder einem merkwürdig aussehende, feindselig auftretende Dorfbewohner über den Weg laufen, dann ist man in der Regel so gut wie tot. Das weiß jeder, der irgendwann mal einen Backwood-Slasher gesehen hat. Diesem altbekannten Prinzip folgend wagte auch Regisseur Alex Chandon (Cradle of Fear) einen Ausflug in die englische Provinz, mit seinem Blackwoodslasher Inbred.
Story
Eine Gruppe sozial auffälliger Jugendlicher fährt mit zwei Betreuungspersonen in die englische Provinz, um dort Sozialstunden abzuleisten. In Mortlake angekommen stoßen sie gleich bei ihrer Ankunft auf die Dorfbewohner, die allesamt irgendwie merkwürdig zurückgeblieben erscheinen. Nichtsdestotrotz versuchen sie, das „Beste“ aus ihrer Situation zu machen. Es dauert nicht lange, und schon haben sie die ersten Auseinandersetzungen mit dem fremdenfeindlichen Volk. Und wie die Regeln des Genres es befehlen, befinden sie sich alsbald in der Gewalt der degenerierten Einwohner, die sie zur Hauptattraktion ihrer Abendshow machen.
Was ist das eine nette Grundidee: Problem-Jugendliche vs. degenerierte Freaks. Man stelle sich nur einmal vor, was die Kids aus Eden Lake mit den Jungs aus Wrong Turn angefangen hätten! Die „besonders problembehafteten Jugendlichen“ aus Inbred hingegen sind eine recht zahme Version dieser Gattung und keinem der Kids traut man etwas Schlimmeres als Eierdiebstahl zu. Vermutlich kommen die beiden Betreuer Kate (J. Hartley) und Jim (S. O’Neill), auch deshalb eher wie Lehrer, denn wie Betreuungspersonen daher. Eine Betreuung von ernsthaften Jugendstraftätern traut man diesen beiden Waschlappen zu keiner Zeit zu. Betreuer Jim ist nich nur das Paradebeispiel eines Sozialarbeiters der Marke Willi Tanner aus Alf, der sich häufig selbst im Wege steht. Es ist auch fraglich, warum sich diese „Problemfälle“ nicht härter zur Wehr setzen, sondern das, was man ihnen antut, lediglich mit einem halbherzig gebrüllten „Fickt Euch!“ kommentieren.
Dabei ist der Grundtenor des Films gar nicht mal so schlecht. Die Farbgebung (alles in bedrückendem Zwielicht) vermittelt eine allgemein düstere, unheilvolle Atmosphäre, die von einem stimmungsvollen, oft etwas übertriebenen Soundtrack noch unterstütz wird. Und die Spannung ist anfangs auch ganz okay, bis eben zu dem Moment, an dem sich die aufbauende Konfrontation dann endlich in der lang erwarteten Gewalt entlädt. Das ist dann auch der Moment, an dem die Schere des Cutters zum Einsatz kommt, und zwar derart unbarmherzig, dass der Film von dort an lediglich zu jenem „Kinderfilm“ mutiert, als der er das Texas Chainsaw Massacre auf dem Titelcover bezeichnet.
Allgemein ist ein Film, der sich brüstet, härter als Saw, Hostel und 2001 Manics zu sein, immer mit Vorsicht zu genießen, werden doch häufig nur dann derartig polarisierende Titel als Vergleich hinzugezogen, wenn der eigene Titel selbst nicht viel zu bieten hat. Laut Cover ist Inbred „besonders blutig“ und „ausgestattet mit expliziten Gore-Szenen“. Diese fielen in der deutschen Version jedoch unglücklicherweise der Schere zum Opfer. Alles in allem fehlen bei dieser Version gute 4 ½ Minuten, wobei die Schnitte anfangs gar nicht auffallen, weil man konsequenterweise komplette Szenen herausgeschnitten hat. Leider fehlen dadurch nicht nur die einzigen Schauwerte, die den Titel für ein potentielles Zielpublikum interessant gemacht hätten, sondern oft auch der komplette Zusammenhang in der Story. Bei der vorliegenden Version fragt man sich jedenfalls, wie das FSK 18 Logo auf das (Wende)Cover gekommen ist. In dieser Version ist der Film weder besonders sadistisch, noch bietet er den kranken Humor, der beispielsweise 2001 Maniacs so besonders gemacht hat. Es gibt zwar ein paar Anflüge von typisch schwarzem, britischen Humor, dieser ist allerdings viel zu vorhersehbar und darüber hinaus nicht halb so skurril wie die völlig überzeichneten Klischeeirren, die samt uns sonders so aussehen, als hätten sie sich in der Kostümkiste von Little Britain bedient.
Bildqualität
Das Bild liegt in 2,35:1 Widescreen vor, und zwar eines, an dem es kaum etwas auszusetzen gibt. In der Totalen sind dann wunderschöne Landschaften zu bewundern und alles im düsteren, für englische Filme typischen Zwielicht gehalten. Die Gebäude und Mauerwerke strotzen nur so vor Detailverliebtheit, fast möchte man sagen, das Bild wirkt zum Anfassen plastisch. Auch in den in der zweite Hälfte des Films dominierenden, dunklen Szenen wird kaum etwas verschluckt. Die Schwarzflächen sind so pechschwarz, wie die Seelen der Dorfbewohner. Es gibt keine auffälligen Bildstörungen, keine Fehler und nur in wenigen Szenen ganz minimales Filmkorn, was dem Film eine zusätzliche Dreckigkeit verleiht. Unterm Strich eine ganz hervorragende Leistung für einen Niedrig budgetierten Titel wie diesen.
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD 5.1
- Englisch DTS-HD 5.1
Ausstattung
Im Bonussektor erwarten uns der obligatorische deutsche Filmtrailer (1 Minute 33), der erstaunlicherweise ebenfalls wirkt, als wäre er zensiert, und ein Making-Of. Allerdings ist der Titel „Making-Of“ nicht ganz zutreffend, denn man bekommt lediglich eine knappe Stunde Eindrücke vom Filmset geboten die irgendwer während der Dreharbeiten gefilmt hat. Die Eindrücke bleiben unkommentiert, was aber angesichts der fehlenden Untertitel jetzt auch nicht weiter stört. Bemerkenswert ist allerdings, dass man hier auch die Dreharbeiten an einigen der Gore-Szenen zeigt, die aus der fertigen Version entfernt wurden.
Höchstwahrscheinlich ist die FSK-Freigabe demnach auf das Bonusmaterial zurückzuführen.
Fazit
Das Bild ist in seiner Plastizität und Schärfe wesentlich besser geraten als der Film selbst. Die deutsche Tonspur hingegen ist so dumpf und unschön wie die deutsche Schnittfassung. Wenn man also dem Subwoofer mal eine Pause gönnen möchte, ist hier bestens bedient. Das einzige, was hier „in Pieces“ daherkommt ist der Film selbst. Unmotivierter, atmosphärisch anfangs ganz gut gemachter, alles in allem aber schlecht zusammengeklauter Backwood-Slasher, dem es an Ideen und Innovation fehlt. Dazu kommen unglaubwürdige Charaktere, es gibt keine wirklichen Schockmomente und die Spannung geht durch die radikalen Schnitte verloren und macht Platz für Ratlosigkeit. In der deutschen Version fehlen darüber hinaus noch sämtliche Szenen, die den Titel für den interessierten Slasher-Fan möglicherweise sehenswert gemacht hätten. Durch die fehlenden Minuten fehlt außerdem noch der Zusammenhang, wodurch der Film nicht nur ausgebremst, sondern richtiggehend unverständlich wird. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
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BDP: Samsung HT-E4500 3D Home Cinema
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