1996 lehrte uns Regisseur und Drehbuchautor Wes Craven die Regeln des modernen Slasherfilms und schuf gleichzeitig eine neue Genreikone, die nun in ihrem sechsten Film ihr Unwesen treiben darf: Ghostface – ein mysteriöser Killer, dessen Identität bei jedem seiner Auftritte wechselt. Nachdem die Reihe im Letzten Jahr mit "Scream" eine Art Soft-Relaunch erlebte, setzt man den Film nun mit “Scream 6” fort, und bezieht nun auch wieder die ersten vier Filme der Reihe in die Zählung mit ein. Was der Film, der nun von Paramount Home Entertainment im Vertrieb von Universal Pictures Home Entertainment als Blu-ray Disc und als 4k-UHD auf den Markt gebracht wird, zu bieten hat, und wie sich die Scheiben in technischer Hinsicht schlagen, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Nachdem sie das brutale Ghostface-Massaker mit einigen Narben überlebt haben, wollen die Schwestern Samantha (M. Barrera) und Tara Carpenter (J. Ortega) die Kleinstadt Woodsboro, die immer wieder von dem maskierten Serienmörder heimgesucht wird, hinter sich lassen und in New York City ein neues Leben beginnen. Doch die Frauen müssen bald feststellen, dass man seiner Vergangenheit nicht so schnell entkommen kann. Die Manie, die alle bisherigen Ghostface-Killer ausgelöst haben, macht auch vor der Metropole New York nicht halt. Schon bald gibt es die ersten Mordopfer zu beklagen, und erneut stellt sich die Frage: Wer verbirgt sich hinter der Maske?
Die Fortsetzung des Soft-Reboots aus dem letzten Jahr versteht sich gleichermaßen als Sequel des mehr oder minder Reboots als auch als Fortsetzung der Reihe, beziehungsweise als Teil eines Franchises, für welches natürlich wieder einmal neue Regeln gelten, wie uns Filmliebhaberin Mindy, erneut gespielt von Jasmin Savoy Brown, in einem für die Reihe typischen Monolog erklärt. Auch ansonsten hagelt es permanent Anspielungen, Querverweise und an Referenzen wird nicht gespart. Dabei machen auch die Filme der eigenen Reihe erneut keine Ausnahme, immerhin war gerade die Meta-Ebene der Vorgänger das, was die "Scream"-Filme aus dem Einheitsbrei heraushob. Dennoch kapselt sich der Film immer mehr von den Vorgängern ab, und nachdem im letzten Teil bereits eine der Kultfiguren der Originalreihe das Zeitliche segnen musste, findet sich hier lediglich noch Courteney Cox in der Rolle der sensationsgeilen Reporterin Gale Weathers wieder, während die Hauptprotagonistin Sidney, bisher gespielt von Neve Campbell, diesmal lediglich erwähnt wird, aber nicht zu sehen ist. Diese Entscheidung tut dem Film auch gut, verhilft sie den beiden neuen Heldinnen doch zu deutlich mehr Entwicklungsspielraum. Melissa Barrera spielt ihre Sam Loomis (eine weitere Referenz sowohl an Carpenters "Halloween" als auch an den bereits von Carpenter referenzierten Klassiker "Psycho") hervorragend und äußerst überzeugend, während Shooting-Star Jenna Ortega ("Wednesday") in der Rolle der kleinen Schwester etwas zu kurz kommt. Schön ist auch das Wiedersehen mit der aus Teil 4 bekannten Hayden Panettiere, die in ihrer Rolle als Kirby Reed nun wieder Teil des Franchise ist und den Cast erheblich bereichert.
Die Idee, die Haupthandlung von der Vorstadt Woodsboro in den "Big Apple" zu verlegen, klingt auf den ersten Blick interessant, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig, da die Kulisse schon einen gewissen Beitrag zur Grundstimmung lieferte, die hier mutmaßlich auf der Strecke bleiben könnte. Aber all jenen, die Sorge hatten, hier eine Art "Jason takes Manhattan" zu bekommen, kann an dieser Stelle die Sorge genommen werden, denn außer ein paar wenigen eingestreuten Aufnahmen von berühmten Sehenswürdigkeiten hat sich quasi nicht viel geändert. Statt bekannter Straßenzüge oder monumentalen Gebilden bekommen wir Hinterhöfe, Campusgelände, Wohnungen und natürlich die U-Bahn zu sehen, die den Schauplatz einer der spannenden Auseinandersetzungen des Killers mit seinem Opfer liefert. Generell finden sich hier deutlich mehr spannungsgeladene "Katz-und-Maus"-Szenarien als in den Vorgängerfilmen und auch der Gewaltgrad wurde ordentlich angezogen, und es gibt nicht nur deutlich mehr, sondern vor allen Dingen auch sehr unerwartete und ungewöhnliche Morde. Es beginnt bereits mit der Pre-Titel-Sequenz, die wie jede andere beginnt, dann aber einen anderen Weg geht. In dieser Hinsicht hat der aktuelle Teil der Reihe einige blutige Überraschungen zu bieten.. Zwar läuft "Scream 6" zu keiner Zeit Gefahr in den Fokus der Bundesprüfstelle zu geraten, aber die 18er Freigabe ist absolut berechtigt.
Die Spannungskurve des Films steigert sich kontinuierlich, zieht die Schrauben relativ stramm an und präsentiert uns einen ungewohnten Ghostface, der sowohl vertraut als auch etwas anders ist. Zwar handelt es sich bei "Scream 6" ganz klar um einen Mainstream-Slasher, aber er schafft es dennoch - oder gerade deswegen - selbst eingefleischte Genrefans von sich zu überzeugen. Die Auflösung, beziehungsweise das Finale, birgt zwar - wie so oft - hanebüchenden Unsinn, aber davon haben sich die Fans der Reihe ohnehin noch nie abschrecken lassen. Zum Abschluss sei noch gesagt, dass man diesmal auch den Abspann abwarten sollte, denn wie es sich für ein anständiges Mainstram-Franchise gehört, bekommen wir auch hier eine Post-Credit-Scene zu sehen, die so wie sie ist perfekt zum Film passt.
Bildqualität
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Zum aktuellen Zeitpunkt lag der Redaktion kein Blu-ray Muster zu Testzwecken vor.
Bild 4k UHD
Die Ultrahochauslösende Scheibe beinhaltet das in 2,39:1 vorliegende Bild in HDR10 und Dolby Vision. Die Schärfe bewegt sich auf einem sehr guten, wenn auch nicht ganz optimalen Bereich, wobei gerade die weicheren Abschnitte durchaus gewollt sein könnten, da sie der Optik der vorherigen Filme entsprechen. Nahaufnahmen offenbaren hingegen zahlreiche Details und auch Strukturen sind so sauber, dass man ihre Beschaffenheit förmlich fühlen kann. Das Gleiche gilt auch für die erdige, etwas zurückhaltende Farbgebung, die durch die Kulisse der Großstadt-Hinterhöfe zusätzlich etwas düsterer und zurückhaltender wirkt, aber der Optik der Vorgänger entspricht. Im Big Apple gibt es zwar nicht so viel Grün wie in der Vorstadt, und auch der Himmel strahlt nicht mehr so schön blau, dafür sorgen Neonfarben für brillante Ausreißer nach oben. Der Kontrast ist gut eingestellt und lässt dunkle Flächen tiefschwarz erscheinen, ohne dass es dabei zu nennenswerten Ausfällen kommt.
Tonqualität
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Während der Originalton in Dolby Atmos mit TrueHD 7.1 Kern vorliegt, wird das deutsche Publikum mit einer Dolby Digital 5.1 Tonspur abgespeist. Das gleiche gilt für die zahlreichen anderen Synchronfassungen, die es mit auf die Scheibe geschafft haben. Für sich betrachtet ist die deutsche Sprachfassung nicht einmal schlecht, kann dem Vergleich zur hochwertigen Originalfassung jedoch erwartungsgemäß zu keiner Zeit standhalten. Die Dialoge sind zwar jederzeit glasklar verständlich und auch die Abmischung besitzt eine gewisse Dynamik und klingt recht ausgewogen, aber der englische Ton klingt in jedweder Hinsicht runder, sauberer und kräftiger. Die gut platzierten und sehr direktionalen Surroundeffekte klingen, ebenso wie der Subwoofer – der allerdings eher spärlich zum Einsatz kommt – im Original deutlich agressiver, können aber auf ihre Weise auch in der deutschen Synchronfassung punkten. Die Synchronfassung entstand unter der Regie von Nico Sablik, der auch das Dialogbuch verfasste, bei der lyundo-SDI Group Germany GmbH in Berlin und setzt auf altbekannte Stimmen wie die von Patrizia Carlucci über Melissa Barrera, Magdalena Montasser über Jenna Ortega, Charles Rettinghaus über Dermont Mulroney und Madleleine Stolze über Courteney Cox. Des weiteren wurden noch Größen wie Till Hagen, Tanya Kahana und Giovanna Winterfeldt engagiert, die ihren Job allesamt hervorragend verrichten und die deutsche Synchronfassung zu einer runden Sache machen.
Ausstattung
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- Filmkommentar mit den Filmemachern
- Der Tod kommt in die Stadt (7:57 Minuten)
- Die Gesichter des Todes (14:10 Minuten))
- Mehr Meta als Meta (10:22 Minuten)
- Blutbad im Laden (4:53 Minuten)
- Eine Wohnung zum Sterben (7:30 Minuten)
- Der Nachtzug in den Tod (6.18 Minuten)
- Blutiges Theater (10:52 Minuten
Das Bonusmaterial beinhaltet neben einem interessanten und teilweise witzigen Audiokommentar noch sieben weitere Features, die sich zusammengenommen als eine Art "Making Of" deklarieren lassen können, und auf sämtliche Facetten des Drehs, der Effekte, der Figuren und ihrer Darsteller, die Kulissen und die Entstehung einzelner Szenen eingehen. Dabei kommen Cast und Crew in Interviewausschnitten zu Wort, und wir bekommen ein paar Einblicke von den Dreharbeiten und Ausschnitte aus dem Film serviert. Durch die Schnittfolge wirkt das Ganze sehr dynamisch und unterhaltsam, und mit einer Gesamtlaufzeit von mehr als einer Stunde, ist auch der Informationsgehalt verhältnismäßig hoch, ohne dass dabei übermäßig die Werbetrommel gerührt würde. Es empfiehlt sich allerdings, das Bonusmaterial erst nach dem Genuss des Films anzusehen, da dort bereits einige Szenen und Handlungselemente gespoilert werden.
Fazit
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Die technische Seite der UHD aus dem Hause Paramount/Universal ist alles in allem sehr hochwertig geraten, auch wenn die deutsche Sprachfassung leider ein wenig zu wünschen übrig lässt. Für sich genommen klingt der Dolby Digital Track nicht schlecht, im Vergleich zur englischen Dolby Atmos Tonspur kommen dem deutschen Zuschauer allerdigns ein wenig die Tränen. Das Bonusmaterial kann sich indessen sehen lassen und wertet das Gesamtpaket ein wenig auf.
Der Film selbst gliedert sich perfekt in die erfolgreiche Slasher-Reihe ein und bleibt dieser treu, auch wenn die Handlung von der Kleinstadt in die Metropole verlegt wurde bleibt eigentlich alles beim alten, legt in puncto Gewalt und Tempo jedoch noch eine Schippe drauf. Kurz gesagt: Wer die Vorgängerfilme mochte, kommt um “Scream 6” nicht herum.
(Michael Speier)
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