Aus der Sicht eines Filmfans ist es eigentlich unbegreiflich, warum Ex-Monty Python Terry Gilliam nie in die erste Liga der Regisseure aufgestiegen ist. Objektiv betrachtet liegen die Gründe jedoch auf der Hand: Gilliam macht keine „gewöhnlichen“ Filme und steht daher in der Gunst der Produzenten nicht gerade an erster Stelle. Obwohl Kritiker und Zuschauer zumeist von seinen Werken begeistert sind, hat er doch nie einen echten Blockbuster abgeliefert – die Eintrittskarte in den Hollywood-Olymp. Schaut man in seine Vita, begegnet man einigen außergewöhnlichen Filmen, die bis heute Kultstatus genießen. Von den frühen Python-Eskapaden wie „Die Ritter der Kokosnuss“ einmal abgesehen, sind es vor allem Werke wie „König der Fischer“, „12 Monkeys“, „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ und vor allem die beißende Gesellschaftssatire „Brazil“, die seinen Ruf als unverwechselbares Regie-Unikat begründen. Doch bereits im Jahr 1981 machte er mit einem Film auf sich aufmerksam, der sich vor allem in den USA sogar zu einem veritablen Kassenerfolg entwickelte: Time Bandits.
Story
Sechs Zwerge haben dem Höchsten Wesen (Sir R. Richardson) eine Karte gestohlen, mit deren Hilfe sie plündernd und stehlend durch die Zeit Reisen können. Bei ihrer Zeitreise landen sie eines Abends auch im Zimmer des elfjährigen Kevin, der sich der kleinen Bande nur zu gern anschließt. Auf diese Weise lernt Kevin den König Agamemnon (J. Connery), Robin Hood (J. Cleese) und Napoléon (I. Holm) persönlich kennen. Doch auf ihrer Reise durch die Zeit sind die Abenteurer nicht allein. Auch Das Böse (D. Warner) will in den Besitz der Karte gelangen und kommt den Sieben bald auf die Spur...
Ja, oft sind es eben nicht die bis ins kleinste Detail durchgeplanten und auf dem Reißbrett konstruierten Hollywood-Streifen, die durch Inspiration und unkonventionelle Einfälle überzeugen, sondern die knapp budgetierten und mit reinem Herzblut am Leben erhaltenen Projekte, die Kultstatus erlangen. Genau das trifft auch auf den Fantasy-Film Time Bandits zu. Da sich für die abgefahrene Story um die sechs kleinwüchsigen Helden wider Erwarten keine Geldgeber fanden, war es letztlich der ehemalige Beatles-Gitarrist George Harrison, der durch seine Produktionsfirma Hand Made Films die Finanzierung übernahm. Harrison gilt als großer Fan der Pythons und unterstützte sie bereits bei Das Leben des Brian finanziell. Dabei hatte Harrison seine Produktionsfirma lediglich gegründet, um die Steuerlast auf sein beträchtliches Vermögen zu mildern. Solche Finanztricks lässt sich der Filmfan natürlich gerne gefallen. Schon damals zeigte sich die Handschrift des Regisseurs überdeutlich. Die liebevoll gestalteten Kostüme und die bis ins Detail sorgfältig ausgestatteten Sets suchen bis heute ihresgleichen. Dass Gilliam lediglich ein Budget von rund fünf Millionen Dollar zur Verfügung stand, sieht man, wenn überhaupt, erst auf den zweiten Blick. Dafür strotzt der Film nur so vor bizarren Charakteren und Einfällen.
Die Handschrift des ehemaligen Monty-Python-Mitglieds ist unverkennbar. Für den Massengeschmack ist das ganze Chaos und Durcheinander, dass den Zwergen quer durch die Weltgeschichte folgt, tatsächlich eher weniger geeignet. Und dass, obwohl Time Bandits sogar als „Kinderfilm“ konzipiert wurde. Doch ehrlicher Weise muss man sagen, dass die vielen hintersinnigen Gags den Kleinen wohl verborgen bleiben, während sie sich hauptsächlich an den turbulenten Abenteuern der Helden erfreuen dürften. Nicht nur der Humor, auch die Struktur des Films werden bei einigen für Irritationen sorgen. Eine kohärente, durchweg stringent erzählte Geschichte gibt es eigentlich nicht. Die Zeitbanditen hüpfen dank ihrer Karte mehr oder weniger abrupt von einem Abenteuer ins nächste, bis es schließlich zur unvermeidlichen Konfrontation mit dem Bösen kommt. Bis dahin begegnen sie Napoleon, Agamemnon (Sean Connery) und diversen Fantasiegestalten, die an Einfallsreichtum kaum Wünsche offenlassen. Wenn man sich eine krude Mischung aus „Willow“, „Legende“ und „Der dunkle Kristall“ vorstellt und das Ganze mit anarchischem Python-Humor anreichert, kommt man der Sache schon recht nahe. Wer das bunte Treiben bis zum Ende durchhält, wird sogar mit dem großartigen Song „Dream Away“ von George Harrison belohnt.
Die Geschichte des Films klingt aberwitzig und genau das ist der Film auch: gespickt mit verrückten Ideen und namenhaften Nebendarstellern schafft es der Film sehr gut, den Zuschauer bei Laune zu halten. Allerdings muss dieser sich auf die reichlich abgedrehte Fantasy-Geschichte einlassen können, darüber hinaus ist der doch sehr spezielle Humor (wie auch der Humor bei Gilliams „Monty Python“-Werken) sicherlich Geschmackssache. Wenn über den viel zu klein geraten Napoleon Witze gerissen werden oder Robin Hood von seiner ebenso weiblichen wie fiesen Seite gezeigt wird, kann man sich darüber entweder köstlich amüsieren oder es albern finden. Dasselbe gilt auch für viele Dialoge. Außerdem sollte man kein Problem mit religiöser Symbolik haben, da der Film vollgepackt damit ist.
Auf jeden Fall ist der Spannungsbogen gelungen und auch die Spezialeffekte verdienen Sonderlob: Was Gilliam 1981 auch mit Hilfe von Zeichentricktechnik auf die Beine gestellt hat ist durchaus beeindruckend – Kaum auszudenken, was er mit Hilfe von Computereffekten hätte herausholen können. Im Übrigen sollte man nicht den Fehler machen, diesen Film – trotz seiner eher kindlichen Aufmachung - als „Kinderfilm“ abzutun - dafür ist er zu tiefsinnig und außerdem ist das bitterböse Ende nach dem genialen Showdown wenig kindgerecht. Man muss den Film nicht unbedingt etwas abgewinnen können, seinen Kultstatus hat er sich aber auf jeden Fall mehr als verdient.
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Bildqualität
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Tonqualität
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Ausstattung
- Chasing Time Bandits - Interview mit Terry Gilliam (20:08 Minuten)
- Playing Evil - Interview mit David Warner (8:45 Minuten)
- Restoring Time Bandits (2:44 Minuten)
- The Costumes of Time Bandits - Interview mit James Acheson (13:22 Minuten)
- The Effects of Time Bandits - Interview mit Kent Houston (15:29 Minuten)
- The Look of Time Bandits - Interview mit Milly Burns (10:44 Minuten)
- Writing the Film - Interview mit Michael Palin (16:06 Minuten)
- From Script to Screen - Interview mit Milly Burns (8:34 Minuten)
- PDFs (An Inter-Galactic Guide to Time Bandits / PC erforderlich)
- Interview mit Terry Gilliam und Michael Palin (27:15 Minuten)
- Dokumentarfilm "The Directors - The Films of Terry Gilliam" (58:32 Minuten)
- Interview mit Terry Gilliam und Terry Jones (17:19 Minuten)
- Handmade Story - George Harrison als Filmproduzent (24:36 Minuten)
- Time Bandits Scrapbook (2:53 Minuten)
- Trailer
- Trailershow
Es ist erstaunlich und erfreulich wie umfangreich das Bonusmaterial dieser Veröffentlichung ausgefallen ist. Die im Set enthaltene Bonus-DVD beinhaltet zunächst sämtliches Bonusmaterial der „alten“ Veröffentlichung: Vor allem die launigen Interviews zeigen, dass die Pythons nur sehr schwer aus ihrer Rolle als Chaos-Komiker ausbrechen können. Recht unterhaltsam, aber teilweise etwas überdreht. Die Dokumentation über Gilliams Filme umfasst die Werke bis ins Jahr 2002. Die Extras sind deutsch untertitelt und liegen in SD vor. Darüber hinaus befinden sich auf der Blu-ray Disc noch weitere informative Boni, die sowohl unterhaltsam als auch interessant sind und einen tiefen Einblick in die Produktion erlauben. In dieser Hinsicht hat Pandastorm erneut den Vogel abgeschossen. Wenn man sich generell einmal ansieht, wie umfangreich die Produkte dieses Publishers ausgestattet sind, sollte sich manches Label in Grund und Boden schämen, dass sie „große“ und aktuelle Titel nicht auch so umfangreich ausstatten können oder wollen. Pandastorm legt in dieser Hinsicht die Messlatte jedenfalls unglaublich hoch.
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Fazit
Im Gegensatz zum Film macht die technische Umsetzung der Blu-ray nur bedingt Spaß. Das Bild krankt an dem Einsatz digitaler Verschlimmbesserer, während der deutsche Surroundsound kurze, aber gravierende Fehler in der Abmischung offenbart.
„Time Bandits“ ist ein typischer Gilliam-Film, der bei den einen Begeisterung, bei den anderen, ob seiner (gewollt) chaotischen Inszenierung Kopfschmerzen hervorrufen dürfte. Wer sich aber auf das turbulente Fantasy-Abenteuer einlässt, erlebt eine zweistündige Tour-de-Farce quer durch die Weltgeschichte und darüber hinaus. Die bizarren Figuren, Kostüme und Settings deuten darauf hin, was uns erwartet hätte, wenn die Produzenten der Harry-Potter-Filme kein Veto gegen Gilliam als Regisseur eingelegt hätten. Für Fans abgedrehten und gleichzeitig hintersinnigen Humors ist Time Bandits Pflichtprogramm.
(Michael Speier)
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