Trotz seines hohen Alters bleibt Superstar Clint Eastwood fleißig. In seinem neuen Film „Cry Macho“ steht der 90jährige nicht nur hinter, sondern auch gleich in einer Hauptrolle vor der Kamera. Dabei ist ihm die Figur förmlich auf den Leib geschnitten, denn er spielt einen ehmaligen (Rodeo-)Star, der es noch mal wissen will, beziehungsweise aus Freundschaft noch mal darauf ankommen lässt. Ob der Film überzeugen kann und wie sich die Blu-ray Disc aus dem Hause Warner in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Der alternde ehemalige Rodeo Star Mike Milo (C. Eastwood) bekommt von seinem Boss Howard Polk (D. Yoakam) eine letzte Chance sich zu beweisen: Weil er den schlechten Einfluss seiner Ex-Frau Leta (F. Urrejola) auf den gemeinsamen Sohn Rafael (E. Minett) fürchtet, soll Mike Rafael entführen und nach Texas bringen. Der einfach klingende Job beginnt sich allerdings bereits mit Mikes Ankunft in Mexiko zu verkomplizieren, als sich herausstellt, dass Rafael längst der mütterlichen Obhut entkommen ist und sich mit seinem Kampfhahn Macho auf den Straßen einen Namen zu machen versucht. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, den Teenager davon zu überzeugen zu seinem Vater zu ziehen, zumal die beiden bald darauf von der mexikanischen Polizei verfolgt werden. Doch allmählich erkennt Rafael in Mike einen väterlichen Freund, der ihm bislang vorenthalten war und die beiden beschließen, den Auftrag, aller Widrigkeiten zum Trotz, erfolgreich zu Ende zu bringen...
In der Jahrzehntelangen Film-Karriere von Clint Eastwood gab es zahlreiche Höhepunkte, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Nicht nur das Publikum, sondern auch die Kritiker feierten manchen Film des grobschlächtigen, wortkargen Kämpfers für die Gerechtigkeit, und einige seiner Werke gehören zu den besten Filmen aller Zeiten. Allerdings gehört „Cry Macho“ leider nicht dazu.
Man könnte sagen, dass ein Mann wie Clint Eastwoods „Fremder ohne Namen“ in der heutigen Welt nicht mehr funktioniert. Andererseits wünscht sich manch einer vielleicht genau dieses veraltete Rollenbild zurück, allerdings wirkt der inzwischen 90jährige Haudegen müde und ausgelaugt, und eigentlich hätte man hier einen starken Film über den Wandel der Zeit, über alten Werte und neue Werte, oder eben über das Leben, das sich im steten Wandel befindet, abliefern können. Stattdessen hängt „Cry Macho“ in der Zeit fest, funktioniert dabei allerdings nicht mehr so wie er sollte, und das liegt nicht daran, dass die Geschichte schlecht wäre. Tatsächlich ist der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von N. Richard Nash basiert, voller Ideen, Botschaften und Lebensweisheiten – nur weiß der Film damit leider nicht viel anzufangen.
Alles, was hier die Möglichkeit böte die Welt zu einem besseren Ort und die Menschen an sich zu verändern, wird bestenfalls angerissen und unter den Teppich gekehrt. Stattdessen suhlt sich Hauptdarsteller Clint Eastwood in Selbstmitleid und tut das, was er am besten kann: Er schaut grimmig aus der Wäsche und wenn er mal den Mund aufmacht, dann um zu schimpfen, zu zetern oder zu belehren. Dazwischen gibt es zahlreiche Momente, die mit einem jüngeren Eastwood Kultstatus hätten erreichen können, nun aber eher zum Fremdschämen und Kopfschütteln verführen. Tatsächlich wurde Eastwood die Rolle bereits im Jahr 1988 angeboten, und zu jener Zeit hätte der Film vermutlich auch besser funktioniert – zum einen, weil die Zeit eine andere war, und zum anderen, weil Eastwood damals noch altersmäßig gepasst hätte. Heute aber wirkt der Film wie Relikt aus längst vergangenen Tagen, und das Gleiche trifft leider auch auf den Hauptdarsteller zu.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Film jede einzelne Szene bis zum erbrechen zu erklären versucht, fast so, als würde man dem Zuschauer nicht zutrauen, dass er das gesehene von alleine versteht. Gleichzeitig werden Fähigkeiten, die sich Mike in seinem langen Leben angeeignet hat, ohne weitere Erklärungen abgetan – er kann es halt und hat es einfach drauf. Was für ein Teufelskerl! Das beste am Film sind die Momente der Ruhe, in denen sich Eastwood Zeit nimmt, seinen Figuren etwas mehr Tiefe, und dem Zuschauer etwas von der Melancholie zu vermitteln, die dem Filmemacher selbst innezuwohnen scheint. Leider verfängt er sich dabei ständig in Klischees und Spannung kommt leider ebenfalls keine auf. Ruhige Filme sind zwar ebenfalls seit Jahren eine Spezialität von Eastwood, aber hier übertreibt er es leider. Und so bleibt „Cry Macho“ ein belangloser, langatmiger Film, dessen Höhepunkte nicht nur rar gesät sind, sondern auch nicht wirklich „hoch“ gehen.
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Bildqualität
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Tonqualität
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Ausstattung
- Zurück im Sattel (12:13 Minuten)
- Macho und die Mustangs (7:19 Minuten)
Der Bonssektor ist leider sehr übersichtlich und wartet gerade einmal mit zwei knappen Features auf, welche kaum Einblick in die Produktion bieten. Hinter „Zurück im Sattel“ verbirgt sich eine Art Making-Of, welches zwar auch ein paar Bilder von den Dreharbeiten zeigt, im Großen und Ganzen aber aus Interviews und Filmschnippseln besteht. Das Gleiche gilt für „Macho und die Mustangs“. Schade.
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Fazit
Bild und Ton der hier vorliegenden Blu-ray Disc sind ausgesprochen gut geworden und lassen keinen echten Anlass zur Kritik aufkommen. Das Bild ist sehr angenehm und vermittelt ein wohliges Gefühl, der Ton ist zwar etwas dezent, aber mehr hätte man aus dieser Art von Film vermutlich ohnehin nicht herausholen können. Das Bonusmaterial ist hingegen eine kleine Enttäuschung.
Der Film selbst bietet kaum Höhepunkte, keine Spannung, und auch das Drama ist nicht wirklich dramatisch. Man hat fast den Eindruck, dass Eastwood eigentlich gar nicht mehr möchte, sich aber – ebenso wie seine Filmfigur – in gewisser Weise verpflichtet fühlt. Selbst für extreme Eastwood-Fans ist dieser Film nur bedingt zu empfehlen.
(Michael Speier)
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