Das koreanische Action-Kino erfreut sich auch in der westlichen Welt einer stetig steigenden Beliebtheit. Beiträge wie "Snowpiercer" oder das "Train to Busan" Franchise öffneten hier die Türen und lassen nun auch andere hoffnungsvolle Kandidaten in die weite Welt strömen. Zu einem dieser Beiträge gehört auch der bereits 2018 entstandenen Actionfilm "The Attack - Enter the Bunker", dessen Blu-ray Umsetzung nun von Koch Media Home Entertainment in den Handel gebracht wird. Was der Film im Einzelnen zu bieten hat, klärt das nun folgende Review.
Story
Die Wiederwahl des amtierenden amerikanischen Präsidenten droht zu scheitern, weshalb die Regierung zu ungewöhnlichen Mitteln greift, um dies zu verhindern: in einer geheimen CIA-Operation soll eine multikulturelle Söldner-Truppe unter der Führung von Captain Ahab (J.-w. Ha) ein koreanisches Staatsoberhaupt aus einem unterirdischen Bunker entführen. Doch kurz nach der Gefangennahme des Gesuchten wird Ahab von Teilen seiner eigenen Leute hintergangen, die für das Chinesische Militär arbeiten, welches wiederum die Wiederwahl des US-Präsidenten verhindern wollen. Ahab und der loyale Teil seines Teams werden jedoch getrennt, wobei Ahab selbst schwer verletzt wird. Gemeinsam mit dem Leibarzt des koreanischen Oberhaupts, Dr. Yoon (S.-k. Lee) muss Ahab nun versuchen, aus dem Bunker zu flüchten. Doch immer neue Wellen von Gegnern versperren ihnen den Weg. Zudem leugnet die amerikanische Regierung plötzlich von dem Auftrag zu wissen und stellt Ahab sowie sein Team als Terroristen dar. Wird es den Söldnern gelingen ihre Westen rein zu waschen und aus der tödlichen Falle zu entkommen?
Der Actionfilm aus der Feder von Byung-woo Kim, welcher sich neben dem Drehbuch auch für die Regie verantwortlich zeigt, spielt in einer nicht allzu fernen fiktiven Zukunft, in der Amerika und Korea einen gemeinsamen Wirtschafts-Pakt geschlossen haben. Die amerikanische Automobil-Industrie wird dadurch mit koreanischem Stahl beliefert. Doch in den wichtigen Bundesstaaten, in denen die Autohersteller ansässig sind, sinkt dennoch die Gunst des amtierenden Präsidenten, dessen Umfragewerte hier ins bodenlose zu fallen drohen. Um dies zu verhindern arbeitet man einen perfiden Plan aus: ein hochrangiges koreanisches Staatsoberhaupt soll mit ein bisschen Nachdruck zum Überlaufen gebracht werden. Die Aufgabe fällt einer multikulturellen Söldner-Gruppe zu, deren Existenz man im Ernstfall verleugnen will. Davon weiß Anführer Ahab, gespielt von Jung-woo Ha, freilich noch nichts. Der bald werdende Vater hofft darauf, sich mit diesem letzten Coup endlich zur Ruhe setzen zu können. Da er selbst bei einer Fallschirm-Übung schwer verletzt wurde und seitdem eine Beinprothese trägt, hält er sich eher im Hintergrund und lässt sein Team die Arbeit übernehmen. Läuft die Gefangennahme des Oberhaupts noch relativ nach Plan, so kommt es kurz danach zu einem Hinterhalt: von Teilen seiner eigenen Männer wird Ahab und der Rest des Teams verraten. Schwerverletzt gelingt es Ahab zwar, das koreanische Staatsoberhaupt in Sicherheit zu bringen, doch auch dessen Gesundheitszustand steht auf der Kippe. Sollte er sterben wird der Bunker von Bomber zerstört, um alle Spuren zu verwischen. Hinter allem scheint das chinesische Militär zu stecken und schickt ihrerseits eine Armada an Soldaten in den unterirdischen Schutzraum. Damit Ahab überhaupt eine Chance zur Flucht hat, ist er fortan auf die Hilfe des Leibarztes Dr. Yoon, in dessen Rolle Sun-kyun Lee schlüpft, angewiesen. Dieser hält per Ferndiagnose sowohl den loyalen Söldner, als auch das Staatsoberhaupt am Leben. Der Rest von Ahabs Team versucht in der Zwischenzeit den Sturm auf den Bunker abzuwehren, doch die Reihen der Söldner werden Stück für Stück ausgedünnt. Als die US-Regierung plötzlich auch noch sämtliche Beteiligungen an dem Vorhaben abstreitet und Ahab als Terroristen darstellt, scheint der Coup völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Doch Ahab und seine treuen Männer mobilisieren noch einmal die letzten Kräfte, um ihre Namen rein zu waschen.
Nach einem etwas eher trägem und recht verwirrenden Anfang, in dem man erst einmal die doch recht "aberwitzige" Geschichte durchblicken muss, beginnt ein Actiontrip mit hohem Tempo. Teils wirklich zu hoch, denn zwischendurch muss man schon ziemlich aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren. Dazu trägt besonders die ziemlich rasante Kamera-Arbeit bei, die mit schnellen Schnitten, verwackelten Ansichten und ständig wechselnden "Aufnahmequellen" nicht gerade positiv zu punkten weiß. Teils in Found-Footage Manier, Großteils aber auch aus der Perspektive von Überwachungskameras und rollender Drohnen gefilmt, fällt man hier von einem Schnitt in den nächsten. Das wirkt oft anstrengend und fordert bei einer Gesamtlaufzeit von knapp 125 Minuten gutes Durchhaltevermögen. Zudem kommt dann noch, dass viele der Charaktere in der ersten Filmhälfte recht unsympathisch agieren, sodass man zunächst eigentlich mit niemanden mitfiebert. Gerade auch, weil sich einem die ganze Operation auch überhaupt nicht wirklich erschließt. Erst mit und mit wandelt sich Hauptakteuer Ahab und lässt beim Zuschauer ein kleines Sympathie-Pflänzchen aufkeimen. Auch beim zweiten Hauptdarsteller Sun-kyun Lee läuft es ähnlich, zumal sich erst später herausstellt, dass er eine tragende Rolle spielen wird. Trotz hohem Tempo gesellt sich hier und da doch schon mal eine Länge hinzu, wenn in langweiligen Dialogen mit dem Hauptquartier die nächsten Schritte abgesprochen werden.
Da fehlen dann auch die klischeetypischen markigen Sprüche einiger Söldner nicht, was dem Film dann nochmals leicht abwertet. Die Söldnergruppe selbst ist dank internationaler Besetzung bunt gemischt und steht in Sachen "Charakter-Entwicklung" westlichen Actionfilmen in nichts nach - soll heißen: auch hier sollte man keine allzu großen Darbietungen erwarten, die meisten von Ihnen dienen lediglich als Kanonenfutter. Dies ist ebenfalls bei den Gegenspielern der Fall, welche hinter ihren Schutzmasken zudem noch Gesichtslos bleiben. Lediglich ihre Überzahl ist hier ausschlaggebend, einen Anführer, oder etwas einen detaillierter ausgearbeiteten Gegenspieler gibt es hier nicht. Im Finale zieht man dann noch einmal alle Register und bietet einen haarsträubenden Fallschirm-Sprung, bei dem man teils die Gesetze der Physik aushebelt. Insgesamt wäre hier weniger vielleicht mehr gewesen, die knapp zweistündige Non-Stop-Action verlangt schon einiges vom Zuschauer ab. Zu Gute halten muss man dem Team jedoch die tadellosen Stunts und Schießereien, die wirklich ansehnlich in Szene gesetzt wurde. An dieser Stelle sei auch noch erwähnt, dass der Actionfilm völlig ohne Martial Arts Kämpfe oder ähnliches auskommt, wie man es sonst vielleicht bei einem asiatischen Film vermutet hätte. Bleibt unter dem Strich ein routiniertes Actionspektakel, welches aber durch eine noch glaubwürdigere Story und eine weniger hektische Inszenierung insgesamt eine besser Wertung erhalten hätte.
Bildqualität
Aufgrund der schon erwähnten häufigen Wechsel der "Aufnahmegeräte" ist eine Bildbewertung bei diesem Titel nicht leicht. Denn große Teile des Films werden durch die "Aufnahmen" bzw. "Wiedergabe" von Computer-Monitoren, Handy-Displays oder Sicherheitskameras wiedergegeben, welche alle über unterschiedliche Qualitäten verfügen. Hier gehören dann unscharfe Bilder, schlecht eingestellte Fokussierungen oder entsättigte Farben zu den Stil-Elementen und können somit schlecht bewertet werden. In den "normalen" Aufnahmen weiß der Film indes zu überzeugen und bietet eine gute Detaillierung, bei der kleinste Gesteinsbrocken, Staubwolken, aber auch Hautporen und feine Härchen in den Gesichtern der Protagonisten wiedergegeben werden. In dunkleren Abschnitten gesellt sich hin und wieder schon mal ein leichtes Rauschen hinzu, welches jedoch auf die handlungsbedingten schlechten Lichtverhältnisse zurückzuführen ist. CGI-Effekte sind ab und an ausmachbar, vor allem Blutspritzer und der finale Fallschirm-Sprung sind davon merkbar betroffen. Ansonsten wird vieles durch den Einsatz der eingangs erwähnten unterschiedlichen "Bildquellen" gut vertuscht.
Tonqualität
Die Blu-ray kommt mit folgenden Tonspuren:
• Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
• Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Akustisch kann man mit zahlreichen Einsätzen der Surround-Kanäle punkten, die einem vor allen in den massigen Actionszenen die Kugeln förmlich um die Ohren hauen. Hier sind die Flugbahnen der Geschossen stets sehr gut ortbar. Aber auch in ruhigeren Momenten werden die Effekt-Lautsprecher immer wieder dazu genutzt, Fernsehmeldungen oder Gespräche über Funk von allen Seiten auf den Zuschauer einwirken zu lassen. Der Subwoofer dürfte dabei aber gerne noch etwas tiefer in den Keller gehen, denn gerade bei Explosionen passiert hier leider zu wenig: Eine Panzer-Haubitze hat hier doch deutlich mehr Wumms verdient. Ein Vergleich mit der englischen Originalspur brachte keine nennenswerten Unterschiede - in Sachen Pegel und Dynamik liegen hier beide Sprachvarianten gleich auf. Die deutsche Synchronisation entstand bei der Berliner Think Global Media GmbH unter der Dialogregie von Thomas Wolf und nach einem Dialogbuch von Benjamin Teichmann und verfügt über gut motivierte Sprecher wie Peter Lontzek, Alexander Doering oder Daniela Hoffmann. Alle machen hier einen guten Job und verleihen dem internationalen Cast jeweils passende Stimmen.
Ausstattung
Der Bonus-Sektor besteht aus den folgenden Beiträgen:
• Making Of (3:05 Min.)
• Interview (0:40 Min.)
• Featurette (2:10 Min.)
• Originalteaser (0:50 Min.)
• Originaltrailer (1:36 Min.)
• Deutscher Trailer (0:48 Min.)
• Trailershow
◦ The 800
◦ Battleship Island
◦ Rivalinnen - Duell auf der Klinge
So hoch das Tempo im Film teils schon ist, beim Bonus-Material tritt man nochmals aufs Gas: In einem schnell abgerissenen Making Of bekommt man einige Eindrücke der Dreharbeiten, sowie einige Statements von Cast & Crew gezeigt. Hier erfährt man zum Beispiel, dass Regisseur Byung-woo Kim fünf Jahre Vorbereitung für diesen Film betrieb. In dem 40-sekündigen Interview mit den beiden Hauptdarstellern Jung-woo Ha und Sun-kyun Lee erläutern beide im Eiltempo ihre Rollen, ehe es im anschließenden Featurette den Film im Schnelldurchlauf zu sehen gibt. Einige Teaser, Trailer und Programmhinweise später ist man dann auch schon mit dem Bonus-Material durch. Viel bietet es daher nicht, da wäre sicherlich mehr drin gewesen.
Die Blu-ray wird in einem schwarzen Keep Case geliefert und verfügt über ein Wendecover.
Fazit
Knallharte Action, ein hohes Tempo, gepaart mit einer haarsträubenden Geschichte und hektischen Bildern nehmen den Zuschauer mit auf einen knapp zweistündigen Actiontrip. Gerade die teils wirre Kameraführung und die ständigen Wechsel bei den "Bildquellen" sorgen dafür, dass man einiges an Durchhaltevermögen braucht. Die dünne Story, in der Korea und Amerika einen Wirtschaftspakt schließen, sowie anfänglich unsympathische Charaktere tragen ihr Übriges dazu bei, dass man als Zuschauer eine Weile dazu braucht, um dem Film etwas abgewinnen zu können. Die gut in Szene gesetzten Actionsequenzen entschädigen jedoch im Anschluss und machen den Hauptanteil aus. Bild und Ton wissen auf solidem Niveau zu überzeugen, wenn man hier auch vor allem bei der Optik mir vielen Stilelementen Vorlieb nehmen muss. Die Extras gibt es dann - im wahrsten Sinne des Wortes - nur im Schnell durchlauf - hier hätte man sich wirklich etwas Besseres einfallen lassen können. Der Hauptfilm bietet indes fast Non-Stop-Action, bei der es nur wenige Abschnitte zum Verschnaufen gibt - sicherlich nicht jedermanns Sache, für den nächsten Männerfilmabend aber durchaus mal einen Blick wert.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro