Der Hobbit: Eine unerwartete Reise 3D
(Blu-ray 3D) Blu-ray ReviewAls Ende der 1990er Jahre bekannt wurde, dass der neuseeländische
Regisseur Peter Jackson J.R.R. Tolkiens Fantasy-Bibel
Der Herr der Ringe verfilmen
wollte, schlug ihm vor allem eines entgegen: Skepsis. Bis dahin
galt das Werk schlichtweg als unverfilmbar. Doch mit
Veröffentlichung des ersten Teils der geplanten Trilogie wandelte
sich die Skepsis in uneingeschränkte Begeisterung. In
überwältigenden Bildern und mit enormem Respekt vor der
literarischen Vorlage kreierte Jackson den ersten von drei
Fantasy-Meilensteinen, die heute bereits Klassikerstatus innehaben.
Nach
Die Gefährten folgten
Die zwei Türme und
Die Rückkehr des Königs. Mit einem
Einspielergebnis von insgesamt knapp drei Milliarden Dollar zahlten
sich die enormen Anstrengungen auch finanziell aus. Damit schien
das Kapitel „The Lord of the Rings“ eigentlich abgeschlossen zu
sein. Doch da war ja noch was. Im Jahr 1937, noch vor dem „Ring“,
hatte Tolkien das Buch „Der Hobbit“ veröffentlicht, das heute
natürlich ebenfalls Kultstatus genießt. Auf gut 300 Seiten erzählt
die Geschichte eine Art Prolog zu den Ringkriegen, der rund 60
Jahre zuvor angesiedelt ist und den Hobbit Bilbo Beutlin in den
Mittelpunkt stellt. Nach einigen Verzögerungen und Problemen hinter
den Kulissen nahm Jackson abermals auf dem Regiestuhl Platz und
adaptierte auch dieses Buch für die große Leinwand. Von der einmal
mehr als Trilogie geplanten Filmreihe, liegt nun der erste Teil
Eine unerwartete Reise auf Blu-ray vor.
Story:
„In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.“ Bilbo Beutlin ist
sein Name, der im beschaulichen Auenland seinen wenig aufregenden
Angelegenheiten nachgeht. Er staunt nicht schlecht als eines Tages
ein seltsamer Fremder vor seiner runden, grünen Tür steht und sich
als der Zauberer Gandalf vorstellt. Bilbo kann sich natürlich
überhaupt nicht vorstellen, was ein Zauberer von ihm, einem
gewöhnlichen Hobbit, wollen könnte. Recht unsanft, wimmelt er den
ungebetenen Besuch ab. Doch just als sich Bilbo zum Abendessen
hinsetzt, klopft es schon wieder an der Tür. Diesmal ist es ein
verwegen aussehender Zwerg. Doch bei einem Besucher soll es an
diesem Abend nicht bleiben. Letztlich plündern 13 Zwerge und ein
Zauberer seine üppig bestückte Speisekammer. Bilbo kann sich das
alles nicht erklären. Doch letztlich kommt die Wahrheit ans Licht:
die Zwerge wollen „den Meisterdieb“ Bilbo für ein Abenteuer
anheuern! Natürlich ist Bilbo alles andere als begeistert,
schließlich sind Hobbits nicht eben für ihren Wagemut bekannt. Mit
Ausnahme der Tuks natürlich, deren Blut auch durch Bilbos Adern
fließt. Das muss wohl der ausschlaggebende Faktor gewesen sein,
denn gegen alle Vernunft lässt sich Bilbo tatsächlich auf diese
unerwartete Reise ein. Ob das gut geht?
Nun ist es also endlich so weit. Knapp zehn Jahre nach Beendigung
der „Ring“-Trilogie erlebt auch Tolkiens „Der Hobbit“ seine
filmische Wiedergeburt. Und einmal mehr ist es Peter Jackson
(ursprünglich sollte Guillermo del Toro das Zepter schwingen), der
nach Mittelerde reist. Es ist kaum vermessen zu behaupten, dass die
drei „Herr der Ringe“-Filme zum absolut Besten gehörten, was im
letzten Jahrzehnt das Licht der Kinoleinwände erblickte. Schlug dem
Neuseeländer zehn Jahre zuvor noch erhebliche Skepsis entgegen,
wandelte sich die Erwartungshaltung nun grundlegend. Jeder erhofft
sich von Peter Jackson nichts weniger als drei weitere
Meisterwerke. Denn
Der Hobbit – Eine unerwartete
Reise ist nur der Anfang einer Trilogie, die bis Dezember
2014 abgeschlossen sein soll. Und spätestens an diesem Punkt macht
sich doch ein leiser Hauch von Skepsis breit. Denn eine Frage, die
sich unweigerlich aufdrängt ist nicht von der Hand zu weisen: gibt
ein gut 300seitiges Buch überhaupt genug Stoff her, um drei
Kinofilme mit Überlänge zu rechtfertigen. An dieser Stelle gönnt
sich der Regisseur ein gewisses Maß künstlerischer Freiheit.
Mussten bei der Verfilmung der ersten Trilogie noch Szenen des
Buchs ausgelassen werden (manche Fans sind immer noch enttäuscht,
dass es Tom Bombadil nicht auf die Leinwand geschafft hat), so wird
die Geschichte des Hobbits nun um einige Elemente erweitert. Doch
ist diese Erweiterung auch eine Bereicherung? Durchaus, denn
Jackson bleibt dem Tolkien-Kanon treu. Zum Beispiel nimmt Gandalfs
Zauberer Kollege Radagast der Braune eine größere Rolle ein, als
sie ihm in der Vorlage zugestanden wurde. Prima, denn die
Istari-Zauberer gehören zweifellos zu den mysteriösesten Wesen des
Tolkien-Universums. Denn obwohl Gandalf eine tragende Rolle spielt,
ist über den Orden nur wenig bekannt. Und als wäre Gandalf nicht
schon ein kauziger Typ, so legt Radagast nochmal eine Schippe
drauf.
Den hyperaktiven Waldschrat bei seiner „Arbeit“ zu bestaunen, ist
wirklich eine Schau. Auch auf der Gegenseite offenbaren sich einige
Veränderungen. Größter Widersacher der munteren Reisegesellschaft
ist der Ork Azog, der in der literarischen Vorlage ein frühes Ende
nimmt, hier aber von Rachegelüsten erfüllt den Zwergen hart auf den
Fersen bleibt. Apropos Zwerge. Die sind nun wirklich genauso, wie
man sie sich vorgestellt hat. Ein chaotischer, liebenswerter
Haufen, die ihrem Anführer, dem melancholischen Thorin Eichenschild
bis ans Ende der Welt folgen würden. Zum Glück widersteht Jackson
aber der Versuchung, die Zwerge durchgehend als komödiantisches
Element zu missbrauchen. Dieses Schicksal widerfuhr Gimli in der
ersten Trilogie leider zu oft. Natürlich bietet sich die bunte
Truppe dazu an, das Zwerchfell des Zuschauers zu strapazieren. Doch
gerade das Schicksal des Stammes vom Einsamen Berg fußt doch in
großer Tragik. Seit sie vom Drachen Smaug aus ihrer Heimat
vertrieben wurden, sind es letztlich heimatlose Wesen, die sich mit
ihrem Schicksal jedoch niemals abgefunden haben.
Die Motivation für ihre Reise zurück nach Erebor, erhält damit eine
zutiefst glaubwürdige emotionale Erdung, die sie weit über den zu
befürchteten „Comic Relief“ erhebt. Der titelgebende Hobbit wird
vom Engländer Martin Freeman verkörpert. Seine Darstellung des
unfreiwilligen Helden ist schlicht brillant. Es sind die kleinen
Gesten und seine Mimik, die sein Schauspiel so glaubwürdig mit
Leben füllen. Selbstverständlich sind auch einige bekannte
Gesichter aus der „Ring“-Trilogie wieder mit von der Partie. Ian
McKellen ist natürlich wieder als Gandalf dabei. Diese seine
jüngere Inkarnation des Zauberers legt er sogar noch kauziger an,
als in den Vorgängern. Eine der Schlüsselszenen des Films (neben
der Konfrontation mit den hungrigen Trollen) ist natürlich Bilbos
Ratespiel mit Gollum, der abermals von Andy Serkis „gespielt“ wird.
Diese Begegnung ist für das aktuelle Abenteuer zwar eher
nebensächlich, aber natürlich fällt Bilbo im Verlauf ein besonders
wichtiger Gegenstand in die kleinen Hände, der später für das
Schicksal von Mittelerde entscheidend sein soll. Alle diese kleinen
Abenteuer, die vorher nur in der Vorstellung des Lesers lebten,
transformiert Peter Jackson wieder einmal äußerst gelungen in
bewegte Bilder. Das Mittelerde aus
Der Hobbit
schließt sich nahtlos an das Mittelerde aus
Der Herr der Ringe an. Bekannte
Gesichter und vertraute Orte machen es dem Zuschauer leicht, sich
sofort wieder „heimisch“ zu fühlen. Natürlich profitiert
Der Hobbit auch vom technischen Fortschritt der
letzten zehn Jahre. Was ist echt, was wurde am Computer erschaffen?
Diese Frage lässt sich kaum noch beantworten. Fakt ist, dass auch
im Jahr 2012 die wunderschöne Landschaft Neuseelands von keiner
Computeranimation übertroffen wird.
Folgerichtig entstanden die meisten Außenaufnahmen „on location“.
Im Zusammenspiel mit den Kostümen, Bauten, absolut überzeugend am
Computer erschaffenen Fabelwesen (Goblinkönig!) und natürlich durch
die Bank erstklassigen Schauspielern entsteht für knapp drei
Stunden eine faszinierende Parallelwelt, aus der man sich gar nicht
mehr verabschieden möchte. Trotz einer relativ langen Exposition
wird
Der Hobbit zu keinem Zeitpunkt langatmig.
Perfekte Unterhaltung!
Bild 3D:
Wie mittlerweile allgemein bekannt sein dürfte, bediente sich Peter
Jackson bei den Dreharbeiten einer durchaus revolutionären Technik.
Nicht nur wurde der Film in 3D und in 5K-Auflösung gedreht, auch
die übliche Bildwiederholfrequenz von 24 Bildern pro Sekunde wurde
kurzerhand auf 48 Bilder pro Sekunde verdoppelt. Eine höhere
Auflösung im Zusammenspiel mit einer flüssigeren Darstellung
resultierte im Kino in einem spektakulären visuellen Erlebnis. Der
Blu-ray und vor allem der im Consumer Bereich verfügbaren Hardware
sind in dieser Hinsicht natürlich Grenzen gesetzt, so dass sich
diese Eigenschaften nicht ins heimische Wohnzimmer übertragen
lassen. Dennoch schöpft auch die Blu-ray im Rahmen ihrer
Spezifikationen das heutzutage machbare vollständig aus. Die
3D-Version ist schlichtweg überragend. In diesem Zusammenhang
sollte man allerdings „überragend“ nicht mit „Effekthascherei“
verwechseln. Wer Pop-Outs in rauen Mengen erwartet, sollte sich
lieber „Sammys Abenteuer“ anschauen. Bei einem gelungenen
3D-Erlebnis geht es immer um eine möglichst realistische räumliche
Darstellung, um eine saubere Staffelung der Tiefenebenen. Es soll
die Illusion erweckt werden, wie durch ein Fenster in einen
dreidimensionalen Raum zu blicken. Unter dieser Prämisse liefert
Der Hobbit eines der bis heute besten
3D-Erlebnisse überhaupt. Die räumliche Bühne erstreckt sich bis
tief in den Hintergrund hinein. Die Staffelung der einzelnen Ebenen
ist überragend. Selbst in geschlossenen Räumen (z. B. Bilbos Haus)
sind bis zu drei unterschiedliche Ebenen erkennbar. Das Bild bleibt
dabei immer extrem scharf und bestens fokussiert. Es müssen keine
Abstriche bei der Farbdarstellung oder der Helligkeit gemacht
werden. Auch in dunklen Bereichen (z. B. Gollums Höhle) gehen keine
Details verloren. Perfekt!
Bild 2D:
Wer sich jetzt vielleicht ärgert, keinen 3D-Ferseher zu Hause zu
haben, sollte sich nicht allzu lange grämen. Denn auch die
2D-Version bietet in jeder Hinsicht Referenzqualität. Auch wenn wir
zu Hause nicht in den Genuss einer 5120x2700/48 Darstellung kommen,
bleibt auch hier die Tatsache festzuhalten, dass es gegenwärtig
kaum einen besseren Transfer für Geld zu kaufen gibt.
Der
Hobbit wurde mit den modernsten Red-Epic Kameras
vollständig digital gedreht. Filmkornverächter wird das besonders
freuen, denn davon wird man hier nichts finden. Traurig werden
hingegen die sein, die einen „filmischen Look“ verlangen. Der lag,
dank der 48 fps, schon im Kino nicht vor. Vielmehr hatte man den
Eindruck, der Filmvorführer hätte die Zwischenbildberechnung
eingeschaltet. So sauber und stabil blieb das Bild auch bei
schnellen Kamerabewegungen. Auch auf Blu-ray kommt man in den
Genuss eines extrem hochwertigen Transfers. Die Detailschärfe ist
überragend. Im Zusammenspiel mit ausgewogenen Kontrastwerten und
einer (fast) natürlichen Farbdarstellung entsteht ein gelungener
plastischer Eindruck. Ja, auch beim Hobbit arbeitet Jackson mit
Colour-Grading, das das Spektrum etwas in den grünen Bereich
verschiebt. Von einem „Grünstich“ sind wir hier allerdings weit
entfernt. Der Schwarzwert arbeitet absolut fehlerlos. Details
bleiben stets sichtbar. Abermals perfekt!
Ton:
Die deutsche Tonspur liefert das, was man von einer aktuellen
Produktion dieses Kalibers erwarten darf. Die Frontkanäle erzeugen
eine breite Bühne, die das tonale Spektrum ausgewogen abbildet. Die
Surroundkanäle sorgen für eine durchgängig präsente räumliche
Atmosphäre. Direktionale Effekte sind präzise ortbar. Dialoge
bleiben in actionreichen Szenen immer gut verständlich. Auch die
Dynamik lässt keine Wünsche offen. Lediglich der Tiefbass könnte
etwas prägnanter sein. Insgesamt liegt hier eine Tonspur vor, die
das extrem komplexe Sounddesign des Films äußerst differenziert ins
Heimkino überträgt. Durch die high-endige 7.1 Abmischung lautet die
Devise, je mehr Lautsprecher man zu Hause zur Verfügung hat, desto
besser.
Ausstattung:
Vom Drehstart am 14. April 2011 bis zur Weltpremiere in Wellington
am 14. Dezember 2012 umfassen die zehn Videoblogs die gesamte
Entstehungsphase des Films. Hier findet der Fan Antworten auf fast
alle Fragen. Die Kamera ist bei der Suche der Drehorte dabei,
Schauspieler und Crew kommen zu Wort und die technische Seite der
Filmaufnahmen inklusive der Postproduktion werden thematisiert. Wer
sich schon immer gefragt hat, warum ein Film 180 Millionen Dollar
kostet, bekommt an dieser Stelle einen Eindruck von der
unglaublichen Komplexität einer solchen Großproduktion. Alle Extras
liegen in HD vor.
Fazit:
Aus technischer Sicht gibt es gegenwärtig kaum eine bessere Blu-ray
auf dem Markt. Vor allem der Bildtransfer, egal ob 3D oder 2D,
setzt Maßstäbe. Auch die deutsche Tonspur lässt fast nichts zu
wünschen übrig. Lediglich der Tiefbass könnte präziser sein. Die 10
Videoblogs gewähren einen umfangreichen und informativen Blick
hinter die Kulissen dieses Mega-Blockbusters.
Mit einem Einspielergebnis von einer knappen Milliarde Dollar macht
Der Hobbit da weiter, wo die
Der Herr der Ringe-Trilogie
aufgehört hat. Und das völlig zu Recht. Peter Jackson hat es nicht
verlernt und erweckt Mittelerde nach rund zehn Jahren erneut zum
Leben. Action, Spaß, Spannung und die nötige Portion
Ernsthaftigkeit machen den
Hobbit zu einem Fantasy
Spektakel der Extraklasse. Man darf gespannt sein wie es am 12.
Dezember 2013 weitergeht. Schade, dass es noch so lange
dauert.
Kurzbewertungen:
Story: 10/10
Bild 3D: 10/10
Bild 2D: 10/10
Ton: 9/10
Extras: 8/10
Gesamt*: 9/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 10/10
Die Kaufempfehlung der Der Hobbit:
Eine unerwartete Reise 3D (Blu-ray 3D) Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX81, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)