Zitat von Arieve
Wenn ich mir die Meinungen hier und auch in anderen Foren
durchlese, dann bin ich teilweise sprachlos. Dann frage ich mich
echt, wo ich denn eigentlich gelandet bin.
Die meisten Kritiken sind äußerst positiv und die fast einhellige
Meinung ist, dass Avengers 2 besser ist als Teil 1. Natürlich wird
auch gesagt was nicht so gut ist und was man sich anders gewünscht
hätte. Dagegen haut die Mehrheit in den Foren,
wohlgemerkt,
ohne den Film gesehen zu haben, lustig drauf. Miser Film,
miese Kritiken, hat man sich ja gleich gedacht, da geht man gar
nicht erst ins Kino, leiht sich vielleicht mal die Bluray aus...
BITTE?
Jedem seine Meinung und niemand wird gezwungen ins Kino zu gehen,
alles easy. Aber was wird denn heutzutage von einem Film erwartet?
Das gleiche war ja teilweise auch bei Interstellar los, einem Film
ganz anderen Kalibers und mit einem ganz anderen Anspruch. Was muss
das denn für ein Film sein, von dem sich die ganzen unzufriedenen
Filmexperten gefangen nehmen lassen? Komischerweise erlebe ich die
große Massenzustimmung hier und in anderen Themaforem meist nur bei
gut gemachten Gewaltorgien, aber bitte ungeschnitten mit viel Blut
und Gore und ja, wenn möglich intelligenter Story. Sind das die
Kriterien, die heute für die Filmliebhaber einen guten Film
ausmachen? Wirklich?
Marvel hat ein recht einfaches Strickmuster, ja, so wie jeder
Sommerblockbuster. DAs sind Comicverfilmungen, die bei Marvel nicht
als düstere Grafil-Novel-Adaption, sondern als Live-Action-Comic
verfilmt werden, mit massig Fun, Schauwerten, etwas mehr oder
weniger harmloser Klopperei und durch das übergreifende MCU mit
massig Bonus-Mehrwert. Klar ist da wenig Anspruch, auch wenn man
versucht einige sozialkritische Themen einzupflechten. Aber das
sind genau die Filme, die eine große Leinwand brauchen. Das sind
Filme, in die man einfach mal abtauchen und für 2 unterhaltsame
Stunden die Zeit vergessen kann. Für sowas hat man früher für sehr
viel Geld einen Freizeitpark besucht und wurde effektiv nicht so
gut unterhalten.
Ich gehe auch nicht jeden Tag ins Gurmet-Restaurant.Manchmal will
ich einfach ne leckere Pizza essen und mit einer ungesunden Cola im
Moment schwelgen. Sowas bietet mir Marvel auf äußerst hohem Niveau
und dafür liebe ich die Filme einfach. Klar schau eich sie mir auch
noch ein paar Mal im Heimkino an, aber selbst meine Frau, die nicht
viel mit sowas anfangen kann meinte richtigerweise "Ja, kann man
sich gut von unterhalten lassen und klar muss man dafür ins Kino,
dafür braucht es die große Leinwand einfach".
Lustig nur, dass viele Negativpunkte, die eigentlich auf hohen
Niveau kritisieren, aufgegriffen und dafür benutzt werden den Film
Stück für Stück auseinander zu nehmen, obwohl man ihn meist noch
nicht gesehen hat. Wenn ich immer mit kritischem Blick, einem Kopf
auf Fehlersuchemodus und einer Liste zum abhaken Filme sehe, dann
werde ich jeden Film zerreißen. Klar ist das die Aufgabe von
professionellen Kritikern, aber als Cineast will ich den Film
genießen, in ihn eintauchen und meine Phantasie von ihn gefangen
nehmen lassen.
Wenn ich jede Pizza, bevor ich sie mir dann, wahrscheinlich dadurch
wiederwillig, reindrücke, mit Pinzette, Lupe, Labor und
Nährwert-Tabellen analysiere, dann werde ich genau wissen, was zu
einer perfekten Pizza fehlt, wieviele kalorien ich hier
verschwenderisch in mich aufnehme und wie ungesund das für mich
ist, wenn ich mich täglich davon eernähren würde. Aber ich würde
diese Pizza nie wieder genießen.
So kann man sich auch seiner Freuden berauben, es seih denn, meine
größte Freude währe es Nahrungsmittel auseinander zu mehmen und
andern aufzuzeigen wie schlecht die eigentlich sind. Da sind wir
dann auf den Niveau von Knöllchen-Schorsch.
Deshalb lese ich lieber Kritiken von Gurmets, von Genießern, von
Liebhabern, die sind mir dann objektiver, so paradox sich das jetzt
auch anhört.
So gesehen finde ich die Tendenz vieler in letzter zeit, hier und
in anderen Foren für Filmliebhaber, Filme zu sezieren und jedes
Fitzelchen fünfmal zu analysieren als sehr bedenklich.