Die 70iger und 80iger Jahre waren Sylvester Stallones Glanzzeiten.
Dank den Rocky- und Ramboverfilmungen, war der gebürtige
US-Amerikaner einem breiten Publikum bekannt geworden und konnte
eine große Fangemeinde für sich gewinnen. Im folgenden Jahrzehnt
flachte der Erfolg ein wenig ab, für seiner gute darstellerische
Leistung in Cop Land erntete er allerdings sehr viel positive
Kritik.1995 drehte „Sly“ die Comicverfilmung
Judge
Dredd, basierend auf der britischen Comic-Anthologie 2000
A.D. Verantwortlicher Regisseur ist der heute 42 jährige Danny
Cannon, welcher aktuell vor allem Folgen für die erfolgreiche
TV-Serie
CSI produziert. Das Drehbuch stammt
von dem bekannten Action-Autor und Produzenten Steven E. de Souza,
welcher bereits mit
Stirb langsam 1 und
2 und
Phantom-Kommando sein Können unter
Beweis stellte.
Story
Wir schreiben das dritte Jahrtausend. Die Erde ist zu einem durch
Kriege verwüsteten, nahezu unbewohnbaren Planeten verkommen. Der
letzte Rest der Menschheit lebt zusammengepfercht auf engstem Raum
in wenigen „Mega-Cities“. Die Korruption ist hoch und in vielen
Bezirken existieren regelrechte Kriegszustände. Um dem Chaos Herr
zu werden, wurde das Justizsystem reformiert – die Judges waren
geboren. Als Polizist, Richter und Henker zugleich, sollten sie für
Ordnung sorgen und langwierige Gerichtsprozesse durch schnelle
Urteile vor Ort ersetzt werden. Der beste, bekannteste,
gefürchtetste und gleichzeitig auch geachtetste unter ihnen ist
Judge Joseph Dredd (S. Stallone). Als Dredd eines Tages durch ein
Komplott selber eines Mordes verdächtigt und auch verurteilt wird,
beginnt ein Kampf um seine Rehabilitierung und die Aufdeckung der
Intrige gegen ihn und das System, an das er mehr als alles andere
glaubt.
Der Cast des 97minütigen modernen Science Fiction-Action Klassikers
ist durchaus hochkarätig. Neben Sylvester Stallone wurden unter
anderem Rob Schneider, Jürgen Prochnow, Diane Lange, Armand Assante
und Max von Sydow verpflichtet. Fans der originalen Comicserie
werden mit der Verfilmung nur sehr bedingt glücklich werden, da die
Figur des
Judge Dredds mit seinem
Zeichentrickpendant nur mehr wenig gemein hat. Einerseits fehlt es
an Sarkasmus, der viel größere Kritikpunkt der eingeschworenen
Gemeinde war allerdings die Tatsache, dass in der Vorlage Dredd
niemals sein Gesicht zeigt. Aufgrund der teuren Verpflichtung von
Stallone, entschied man sich jedoch, seitens der Produzenten, das
markante Antlitz des Hauptdarstellers nicht vorzuenthalten. Diesem
Stilbruch und dem recht schwachen Plots zum Trotz, gewann
Judge Dredd dank der launigen darstellerischen
Leistung von Sylvester Stallone und des völlig auf seine Person
zugeschnittenen Drehbuchs viele Fans: Absolut kultverdächtige
Sprüche (Ich wusste, dass er das sagen würde!) gepaart mit der
coolen und eisernen Mine zuzüglich netter Gimmicks, trösten ohne
Zweifel über die recht schwache Story hinweg, welche obendrein
einige Löcher aufweist.
Rob Schneider als Kleinganove und Dredds lästiges Anhängsel
übertreibt an mancher Stelle etwas, setzt aber als Gegenpol zum
Gesetzeshüter viele ausgezeichnete Akzente. So erkennt Dredd erst
mit der Zeit, dass das Gesetz wie er es sieht, nicht immer der
Weisheit letzter Schluss ist. Sein Vertrauen in das System ist
gerade zu Beginn ungebrochen. Erst durch die eigene Verurteilung
wird ihm klar, dass Fehlurteile Gang und Gäbe sind und das aktuelle
Justizsystem zu viel Macht in den Händen eines Einzelnen
vereint.
Ein großes Lob verdienen die Sets, welche etwas an Blade Runner
(allerdings ohne Dauerregen) erinnern und eine beeindruckende und
gleichzeitig beklemmende Atmosphäre vermitteln. Hoch oben auf den
in den Himmel gewachsenen Wolkenkratzern, lebt die High Society
wohlbehütet. In den Häuserschluchten herrscht anarchistische Gewalt
– durch Bürgeraufstände werden Stadtviertel in Kriegsschauplätze
verwandelt. Hier zeigt sich auch die Gefahr eines sozialen
Auseinanderdriftens der unterschiedlichen Bevölkerungsschichten.
Die Spezialeffekte sehen kultig aus, waren aber selbst damals nicht
auf der Höhe der Zeit. Eines muss jedoch ganz klar erwähnt werden:
Durch die extreme Überzeichnung und die deutlich erkennbare Ironie,
versucht der Film niemals mehr zu sein, als er ist: Eine
Comicverfilmung, welche allerdings sehr wohl auf gewisse Missstände
unserer Kultur aufmerksam macht. Große Waffen, geniale Sprüche und
einige humoristische Einlagen erheben
Judge Dredd
aus dem Standardsumpf und lassen nicht nur die Herzen der
Edel-Trash- und Stallone-Fans höher schlagen.
Bildqualität
Technik: MPEG-4/AVC Codec, 1080p, Ansichtsverhältnis 2,35 : 1 /
16:9 Der Transfer des inzwischen 15 Jahre alten Klassikers ist
durchwegs gut bis sehr gut, der Unterschied zur DVD ist ein wahrer
Quantensprung. Der Schwarzwert ist über weite Strecken gut,
stellenweise ist der Sättigungsgrad nicht optimal. Die Farben sind
kräftig und satt, trotzdem bleiben Hauttöne stets natürlich. Das
leichte Korn drängt sich in manchen Szenen zwar stärker in den
Vordergrund, störend ist dies aber nie. Die Durchzeichnung ist
größtenteils ausgezeichnet. Von Hautporen über Barthaare bis hin zu
klaffenden Wunden ist während Close-Ups alles vertreten und wird
dem blauen Medium in jedem Fall gerecht.
Panoramaaufnahmen – sowohl von der Stadt, aber auch von der
„verfluchten Erde“ – runden das positive Gesamtbild ab. Doch auch
die Schattenseiten sollen nicht vorenthalten werden. Teilweise ist
das Bild leicht außer Fokus, computeranimierte Effekte (Ricos Zelle
– Kraftfeld) werden generell etwas weicher präsentiert. Szenen,
welche vor Greenscreens gedreht wurden (Verfolgungsjagd auf dem
Lawmaster), sind aufgrund des Schärfe- und Kontrastunterschiedes
eindeutig als solche zu identifizieren. Ab und an sind zwar diverse
Filtereinsätze vor allem in Gesichtern bemerkbar, zum Glück halten
sich diese aber in Grenzen.
Tonqualität
Technik: Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1 Die deutsche Tonspur
besticht durch tolle stereo- und direktionale Effekte. Gleich zu
Beginn wird dies mehr als deutlich. Fliegende Taxis durchqueren das
Wohnzimmer, vor allem aber während der Schusswechsel, schießen die
Kugeln des Lawgivers (Standardwaffe der Judges) durch den Raum.
Trotz diverser heftiger Gefechte bleiben Dialoge immer einwandfrei
verständlich und klar.
Auch der Subwoofer kommt des Öfteren stärker zum Einsatz, in vielen
Szenen fehlt es allerdings an letzter Aggressivität und Tiefgang.
Leider kommt die Exaktheit des Tracks generell nicht an die neuerer
Titel heran. Berstendes Glas, Explosionen oder herumfliegende Teile
werden nicht so präzise aufgelöst, wie dies wünschenswert gewesen
wäre. So sind einzelne Effekte nur sehr selten separaten Kanälen
zuzuordnen. Trotz aller Kritik eine für das Alter gelungene
Abmischung.
Ausstattung
Üppig ist das Angebot an Extras nicht. Wirklich von Interesse ist
eigentlich nur das Making-Of (SD, dt. Ton), welches interessante
Einblicke hinter die Kamera gewährt. So werden unter anderem die
verwendeten Sets erläutert und Spezialeffekte präsentiert. Ein
großes Manko des Making-Ofs ist die recht leise deutsche
Synchronstimme, welche vom O-Ton teilweise überlagert wird.
Fazit
Der Judge in neuer Aufmachung – und die steht ihm gut. Technisch
gibt es zwar ein paar kleinere Mängel, Bild und Ton präsentieren
sich aber dem Alter entsprechend sehr gut. Die Extras fallen bis
auf das Making-Of sehr mager aus – hier wäre deutlich mehr möglich
gewesen.
Nicht jeder wird mit
Judge Dredd glücklich werden.
Die Story ist recht einfach gestrickt, weist immer wieder
erhebliche Logiklöcher auf und überzeugt sicherlich nicht mit viel
Tiefgang. Stattdessen erhält der Käufer jede Menge Action,
wunderbar sarkastische Sprüche und einen Silvester Stallone, der
cooler nicht hätte sein könnte. Auch diverse Seitenhiebe auf immer
noch aktuelle Diskussionsthemen (Stichwort Klonen oder
Auseinanderdriften der Einkommensschere) verfehlen ihre Wirkung
nicht. Ein herrliches Science Fiction Spektakel. Für Sly-Fans kann
am Ende nur eines gesagt werden: KAUFEN (Ich wusste, dass er das
sagen würde)! (maw)
Story 8/10
Bild 8/10
Ton 8/10
Extras 5/10
Overall 7/10
Testgeräte
Samsung PS58B680
Yamaha RX-V663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3
Teufel System 5 THX 5.2