So im Kino dann doch verpasst aber nun zum UHD-Start sofort
geschaut und ohhhhhh boy ist der Film eine schwierige Geschichte.
Mal schauen wie lang die Kritik wird aber hier gibts einiges
aufzuarbeiten, zu erläutern, zu bewerten und zu analysieren. Wer
den Film noch sehen will sollte auf jeden Fall nicht weiterlesen
denn ich werde nicht alles relevant in Spoilerkästen packen können.
Somit SPOILER
voraus!
Zuerst mal zu meiner Wahrnehmung des Films im voraus. Vor dem
Trailer hatte ich dieses Werk von Gareth Edwards gar nicht auf dem
Schirm. Dann kam der Trailer und dieser sah extrem gut aus. Look
& Story sprachen mich an und an sich wollte ich auch ins Kino
aber ich kam im Oktober nicht wirklich dazu. Zumal er recht schnell
in kleinere Säle ging und dann komplett verschwand. Den Regisseur
kennt man von
Monsters (2010),
Godzilla
(2014) und
Rogue One (2016) und alle drei
Werke sind einzigartig. Mit
Godzilla läutete er
das
MonserVerse ein und kein Machwerk daraus kam
jemals wieder an den Erstling ran. Tja und
Rogue
One ist nun mal DER EINZIG richtig gute Star Wars Titel
seitdem Lucasfilm an Disney verkauft wurde wo nicht mal
Andor oder
The Mandalorian ran
kommen. Der Rest ist ja sowieso kein Star Wars mehr gewesen (finale
Clone Wars Staffel ausgenommen). Somit hat man schon eine gewisse
Erwartungshaltung an
The Creator. Dazu John David
Washington und Ken Watanabe. Was soll da noch schief gehen?
Leider einiges was aber eher an den Studios dahinter liegt
(Regency, 20th Century und damit auch Disney). Die ersten 15-20
Minuten hatte ich arge Problem überhaupt in den Film reinzukommen.
Es wird mit Zeitebenen gespielt und leider vieles mit "Tell don't
Show" versucht abzuarbeiten was immer eine ganz schlechte Idee ist
und so auch nicht im Filmstudium gelehrt wird. Das wird das
Ergebnis der Straffung des Films sein und macht es kompliziert sich
zurecht zu finden. Dazu hatte ich erst die Befürchtung das dies
eine komplette Wokeshow wird - dem ist am Ende nicht so auch wenn
der Film nicht woke free ist. Das Zurechtfinden im Film wird zudem
wegen des Storyarcs erschwert. Sgt. Taylor (Washington) macht eine
Heldenreise durch, wechselt aber auch die Seiten die anfangs recht
linear mit dem Westen (hier einzig die USA) und New Asia definiert
wurden. Die Story wird dabei aus Sicht der USA gezeigt. Zudem
verliert Taylor anfangs seine Frau und sein ungeborenes Kind und
der Background zur KI wird nun mal auch nur mittels Tell don't Show
erläutert. Auch was Washington 5 Jahre später jetzt eigentlich
macht und wo, wie, warum er noch in der Armee ist, ist nicht so
wirklich ersichtlich. Da muss man durch und nach ca. ner halben
Stunden öffnet sich dann zum Glück der Film. Trotzdem bleibt es
über den ganzen Film hinweg so das vieles nur angeteasert oder
erwähnt wird aber nicht auserzählt wird. So wirkt der Film über
weite Strecken bruchstückhaft und irgendwie nicht fertig. Dazu
kommen immer wieder Zeitsprünge in Form von Backflashs wo man sich
auch immer wieder orientieren muss. Auch wurden Kapitel eingefügt
wo ich mich frage wofür? Die Kapitel sind linear und somit unnötig.
Ich musste immer wieder an Tarantino und natürlich
Pulp
Fiction denken wo ebenfalls in Kapiteln gearbeitet wurde,
wo aber auch viele kleine Geschichten erzählt wurden die am Ende
zusammen hingen. Sowas haben wir hier nicht.
Warum ist das alles so wie es nun ist? Der Film hat eine Laufzeit
von 133 Minuten wovon ca. 10 Minuten Abspann sind. Netto geht er
also knapp über 2 Stunden. Der Rohschnitt hingegen soll satte 5
Stunden gehen und somit wurde seeeeeehr viel herausgenommen. Und
das merkt man an allen Ecken und Enden. Grundsätzlich sollte dies
wohl ein viel größerer Film werden und locker ne Stunde mehr hätte
diesem auch gut gestanden. Gerade weil wir uns nicht in einem
Franchise bewegen wo man die Regeln schon kennt. Hier musste alles
neu eingeführt und erklärt werden und für das was der Film erzählt
sind die zwei Stunden am Ende zu wenig gewesen. Und an der Stelle
gehe ich stark von Produktionsproblemen aus. Der Film hat gerade
mal 80 Mio. $ an Produktionsbudget gehabt. Man hat dem Film also
nicht viel zugetraut und somit gespart. Denn die Ausstattung, die
Effekte, die Schauspieler sind auf einem 150-200 Mio. $ Blockbuster
Niveau und es ist erstaunlich zu sehen was Edwards aus den
gegebenen Mitteln rausgeholt hat. Gerade Disney kann sich da ne
ganz große Scheibe von Abschneiden und mal prüfen was bei deren
Eigenproduktion jenseits der 200 Mio. $ so dermaßen falsch läuft.
Um es ganz klar und deutlich zu benennen: Edwards schlägt mit 80
Mio. $ einen Mangold mit >300 Mio. $ im 2023er Blockbusterkino
und aus dem selben Mutterkonzern in ALLEN Belangen. Cineasten
wissen mit welchem Film ich
The
Creator gerade verglichen habe. Traurig ist das
die Budgetverteilung nicht genau anders herum gelaufen denn ohhhhh
boy was wäre das für ein World Building geworden wenn man die
entsprechenden Mittel gehabt hätte.
Und damit kommen wir zum Stil. Ja klar Edwards hat hier nichts
wirklich neu erfunden. Der Grundtenor ist der selbe wie in
Avatar und manche Szenen (gerade die mit den
Maurauder Panzern die ein New Asia Dorf plätten) könnten 1:1 aus
Cameron's Welt entstammen. New Asia Landstriche sind das Pandora in
The Creator, während die Tech-Noir / Cyberpunk
City Szenen direkt aus
Blade Runner sein könnten.
Manche sehen in der amerikanischen Zerstörung der asiatischen
Bevölkerung auch Paralellen zu
Apokalypse
Now welchen Edwards sogar als Inspirationsquelle
nannte. Und die ganze KI-und Robotik-Thematik kennen wir zur Genüge
aus den entsprechenden Animes (
Ghost in the Shell,
Akira, etc.). Mich haben die Sims sehr stark an Neill
Blomkamp's Sci-Fi Trilogie (
District 9, Elysium,
Chappie) erinnert und zwangsläufig denkt man bei Alfie
(dem KI-Kind) auch an Spielsbergs
A.I. oder sogar
an
I, Robot. Also wirklich neu ist hier nur wenig
und trotzdem ist
The Creator etwas das wir so noch
nie gesehen haben und da das Thema KI aktueller denn je ist passt
der Film auch sehr gut zum aktuellen Zeitgeist. Hollywoodtypisch
wird aber wieder eine Zukunft gezeigt, die so im Jahr 2060 bzw.
2065 wo die Haupthandlung spielt nicht aussehen wird. Aber Marty
McFly ist 2015 bei seiner Ankunft auch massiv enttäuscht worden
weil die Zukunft eben nicht so aussieht wie die Zukunft. Eins von
Elons Kindern (er hat mehr als nur seinen dreijährigen Sohn X Æ
A-12) fragte ihn mal "why doesn't look the future like the future?"
was der Startschuss zum Cybertruck Design war. Immerhin einer der
an der Zukunft arbeitet.
Und wenn wir schon beim Look sind muss man ganz klar die
beeindruckenden Settings nennen. Ob die erwähnten Landstriche oder
futuristischen Städte in New Asia. Ob die tollen Bergregionen. Die
thailändischen Wasserregionen. Ja selbst der Orbit am Ende des
Films. Alles sieht so dermaßen gut aus. Ein Großteil des Budgets
muss in die visuellen Effekte gewandert sein und das ist auch gut
so. Was Edwards hier zeigt ist einfach toll. Ebenso die
Kameraarbeit und natürlich der von Hans Zimmer komponierte Score.
Wie gesagt nicht in den ersten 30 Minuten aber nach und nach sehen
wir immer mehr von dieser Welt und der Film entfaltet sich und ist
am Ende ein audiovisueller Augenschmaus der hoffentlich in diesen
Bereichen bei den Oscars gewürdigt wird auch wenn mit
Oppenheimer ein mächtiger Konkurrent dabei sein
dürfte.
Der Hauptcast wurde ebenfalls gut gewählt und ich finde John David
Washington hier nochmal um einiges besser als in
Tenet wo er nicht so wirklich glänzen konnte. Mit
Alfie wird man im Laufe der Handlung warm auch wenn sie einem nicht
so sehr ans Herz wächst wie die meisten anderen Kinderdarsteller in
Filmen. Am Anfang findet man sie aber total ätzend was natürlich
auch an ihrem Roboter-Background liegt. Ken Watanabe gefällt mit
immer gut auch wenn er hier nicht die allergrößte Screentime hat.
Gemma Chan ist Gemma Chan und über weite Teile nicht zu sehen.
Taylor und Alfie sind die beiden Main Parts des Films.
Nach der ganzen Lobhudelei muss ich aber auch die Schwächen die
leider im Film sind ansprechen. Es sind ein paar Plotholes im
Drehbuch die einen aus der Immerson rausreißen und die man mit
Leichtigkeit hätte umgehen können. Um Ground Zero wird keine
wirkliche hohe Mauer gebaut und außerhalb wird ganz normal gelebt.
Müsste da nicht alles verseucht sein? Zumal mit einer Laserkuppel
oder sowas hätte man sowas doch easy aus dem Weg räumen können.
Dann reden wir die ganze Zeit über KI und Sims aber die sind ja
noch schlimmeres Kanonenfutter als es Stormtrooper in Star Wars
sind. Also wenn das die KI-Speerspitze der Entwicklung ist dann
braucht Tesla am Optimus nicht weiter zu entwicklen. Im übrigen
Wahnsinn was da in 2023 an Fortschitten erzielt wurde. Auch sind
die letzten 15-20 Minuten und wie der pöse pöse Westen agiert
einfach nur dumm klischeehaft. Aber zum woke dargestellten
faschistichen US-Militär komme ich eh noch. Hier merkt man das an
allen Ecken und Enden der Film schnell zu Ende gehen musste und
wahrscheinlich auch hier wieder viele Ideen einfach liegen gelassen
wurden. Warum ist da so eine Grünplantage auf der NOMAD? Warum gibt
es dort plötzlich doch KI-Forschungseinrichtungen wo doch KI im
Westen verboten wurde und alle Sims in Massenlagern vernichtet
werden? Was hat es damit auf sich? Und die alles entscheidende
Frage die die Haupthandlung überhaupt in Gang setzte, warum Sgt.
Taylor plötzlich gejagt wird obwohl 3 Minuten zuvor er noch mit
seiner Squad die KI-Waffe aus der New Asia Forschungsstation holte.
Insgesamt die ganze Szene um die Infiltration ist so dermaßen
hahnebüchen. Die lassen eine Soldatin mit dem Raketending zurück
die sich um die Polizei kümmern soll, braucht aber direkt Hilfe und
dann rennen alle aus der Einrichtung wieder raus. Und natürlich hat
man noch extra Zeitdruck durch NOMAD die ohne Rücksicht auf die
eigenen Truppen immer schießen? Das passt alles so gar nicht
zusammen und auch hier wieder mit den ganzen Schnitten (wo ist der
Kampf der zeigt das der eine Truppler auf der Brücke in der
Forschungsanlage verletzt wurde und nicht mehr raus kommt) wird es
schwierig dem Film vernünftig zu folgen und Handlungen
nachzuvollziehen.
Zuletzt noch das Stichwort der Wokeness. Die Kritik hier ist das
der komplette Westen als faschistiche Einrichtung dargestellt wird.
Allerdings nicht in so einer satirischen Art und Weise wie in
Starship Troopers. Und es wird immer vom Westen
gesprochen aber im Endeffekt sind es nur die USA. Was anderes sieht
man gar nicht. Das Militär agiert dazu mit seinen schier
unendlichen Mitteln stümperhaft und am Ende auch hilflos. Was soll
das? Dachte ich anfangs noch das wir hier wieder ideologische Kost
at its best bekommen (farbig, asiatisch, krüppelig), wurden diese
Klischees zum Glück nicht bedient bzw. ausgeweitet. Wieder nur die
schwierigen 15-20 Minuten anfangs. Im Gegenteil es wurde sogar
plausibel erklärt und der Hintergrund von Sgt. Taylor (der wegen
der Rakete von vor 5 Jahren verkrüppelt wurde) fügte sich dann
perfekt mit seiner Frau (Maya) und dem Kind ein. Also kein
Agendafilm aber eine ziemliche Abrechnung mit Amerika.
Fazit:
Irgendwie fremdel ich mit dem Film. Ich sehe die tolle Idee zu
einem Meisterwerk dahinter, was am Ende so aber nicht umgesetzt
wurde. Sei es fehlender Wille (der Studios) in Form von fehlendem
Budget oder das man sich doch zu sehr verrannt hat? Wahrscheinlich
werden wir das nie erfahren. Trotzdem hoffe ich auf einen viel
längeren Director's Cut der sicherlich einen runderen Film machen
würde. Wenn man grob durch das erste Viertel des Films durch ist
eröffnet sich einem eine wundervoll visuell darsgestellte Welt, die
mit ihrem KI-Thema zeitweise auch ein bissl zum nachdenken anregen
will, sich dann am Ende aber doch in der plumpen Sci-Fi Action
verliert. Hier wäre noch viel viel mehr drin gewesen. Trotzdem ist
es ein sehr solider bis guter Film der gerade wegen seinem
niedrigen Budget so dermaßen hervorsticht und zeigt was man alles
tolles umsetzen kann wenn man die Mittel nur richtig einsetzt. Mit
etwas mehr Ausarbeitung der Story in Form von mehr Filmmaterial
wäre das sicherlich einer der ganz großen Blockbuster letztes Jahr
geworden. Leider traute man dem Film wenig zu was sich auch im
Marketing niederschlug und der Film am Ende nur 104 Mio. $
Boxoffice generieren konnte und damit ein großer finanzieller Flop
wurde. Das hat der Film überhaupt nicht verdient und Fans von
Sci-Fi Filmen, Near-by-Future, Künstlicher Intelligenz oder Animes
wie Akira sollten sich den Film auf jeden Fall anschauen. Auch Fans
von
Rogue One sollten unbedingt einschalten weil
der Look schon sehr stark an diesen angelehnt ist, die NOMAD das
entsprechende Pendant zum Todesstern ist aber man leider mit
General Andrews keinen Gegenspieler finden konnte, der es mit einem
Orson Krennec aufnehmen kann. Parallelen sind trotzdem gegeben.
Wären meine Hauptkritikpunkte nicht drin wäre es locker ein Film im
9er Bereich (vielleicht eine 9,5) geworden. Ich hoffe auf den
erwähnten Director's Cut. So sind es am Ende "nur"
7 von 10 Todessternen im neuen Design
Woke 'r Not-Score: 15 % (mild
woke)
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists