Hallo,
zum Thema Kapazitäten bei der BD-Herstellung muss ich einiges
klarstellen. Es ist derzeit kein Kapazitätsthema, sondern im Moment
ist der Markt so, das noch nicht alle Presswerke sich die
Produktionslinien zur BD-Herstellung hingestellt haben, weil das
nun mal erhebliche Investitionen darstellen und im Gegensatz zu den
vormals zur "HD DVD" angeschafften Maschinen damit keine DVDs
hergestellt werden können.
Investitionen müssen sich rechnen und einmal steht eine
Zertifizierung jeder BD-Linie von Sony ins Haus, wenn man sich für
eine solche Anlage interessiert und andererseits kann nur die
Kunden-Nachfrage der Lizenzhalter auch die vielen Presswerke
bewegen, die nicht feste Lieferverträge mit diversen Preßwerken
haben, in BD zu investieren.
In Deutschland hat sich Cinram (feste Lieferverträge mit Warner und
Fox) und Arvato-Sonopress (Verträge mit Universal und Universum und
weiteren Firmen) und auch CDA (Verträge mit mehreren Firmen) solche
Produktionslinien hingestellt. MPO läßt über sein Stammwerk in
Frankreich produzieren. Die anderen Presswerke in Deutschland
warten noch ab.
Zu beachten ist auch das Mastering, das bei vielen Produktionen
noch von Sony gemacht wird, weil hier noch kritischere Bedingungen
bestehen als bei der DVD. Und eines darf man nicht vergessen, die
komplette Produktionskette bei der Blu-ray ist erheblich
aufwändiger als bei der CD oder DVD und auch sehr
kostenintensiv.
Was das Thema Musik und Konzerte angeht, gibt es einmal ein
positives Argument für eine Produktion: Titel im Musikbereich
lassen sich langfristig vermarkten und sind wenig modeabhängig. Das
Problem ist aber einmal die oft noch nicht geklärten rechtlichen
Fragen, also wer darf ein Konzert veröffentlichen. Es ist also eine
Frage, wer denn immer auch die Lizenzen an dem Konzert hat. Das
können TV-Sender, Plattenfirmen aund auch Dritte sein. Dann kommt
hinzu. dass oft die Verträge mit den Künstlern nicht eindeutig sind
und nachgebessert werden müssen. Wer ist hier Ansprechpartner und
für welches Land gelten die Lizenzen?
Ganz zum Schluss muss bei einer möglichen Produktion immer geprüft
werden, welche Vermarktungschance hat eine solche Scheibe bei dem
derzeitigen noch bestehendem Nischendasein der Blu-ray. Jede
Blu-ray bedeutet einen nicht unerheblichen finanziellen Kraftakt.
Und da ja oft die Lizenzen hier nur in Deutschland gelten, muss
erst einmal mit den restlichen Lizenzhaltern innerhalb des
Regionencodes abgeprüft werden, ob dort ebenfalls ein Interesse
einer VÖ besteht. Und jeder kann sich vorstellen, was das bedeutet,
wenn die Plattenfirmen sich untereinander verständigen
sollen...
Außerdem hat die Musikindustrie die BD derzeit noch nicht auf ihre
Prioritätenliste gesetzt, man beschäftigt sich derzeit erstmalig
mit der Öffnung der Backkataloge für den digitalen Auswertungsmarkt
(MP3, Klingektöne und ähnliches...) und man muss jetzt erst einmal
diesen neuen Markt begreifen. Aber auch da werden die zuständigen
Leute irgendwann wach werden...