Aber doch auch kein Grund sich drüber aufzuregen. Wie Vincent schon sagt, wer sich in die Öffentlichkeit begibt und öffentlich kommunziert, muss damit leben dass die Öffentlichkeit auch reagiert.

Und man kann eben niemandem vorschreiben, wie er reagiert. Natürlich, es gibt Gesetze und man sollte auch meinen, dass Beleidigungen, zumindest ab einem bestimmten Grad, nicht mehr Kommunikationsmittel erster Wahl sind.

Aber das ist eben ein Irrglaube. Es gibt haufenweise empathiefreie Schiffschaukelbremser da draußen, die in der vermeintlichen Anonymität des Netzes, aber zunehmend auch vollkommen offen, ihre widerwärtigen Gedanken ungebremst zum Besten geben.

Und wenn ich sehe, dass Politiker, Wissenschaftler, Moderatoren oder Künstler mit dem Tode bedroht werden, dass hier in Deutschland vollkommen offen Galgen umhergetragen werden, mit den Namen der potenziellen Delinquenten beschriftet und dass man das anscheinend auch ziemlich ungestraft tun darf... das sind Entwicklungen, die ich zutiefst bedenklich finde und die mich ernsthaft sorgen.

Da muss ich sagen, dass mein Mitleid mit Herrn Feig und seinem (auch noch selbst provozierten) Nerd-Shitstorm in argen Grenzen hält. Klar, ich täte das auch nicht, aber mein Gott... er wird es schon überstehen.

Künstler reagieren bei ihren Werken ja durchaus gerne mal etwas intensiver. Und ja, auch Feigs Werke zählen durchaus zum Bereich der Kunst.

Da wird durchaus viel Energie, Kraft und auch gerne mal herzblut reingesteckt. Wenn man den Stil nicht mag ist es natürlich schwer soetwas dann auch zu erkennen.

Aber wenn man dann mal sieht was von Anfang an abging, noch bevor überhaupt die ersten Bilder geschweige denn Trailer zu sehen waren, verwundert mich so eine Reaktion nicht wirklich.

Klar, objektiv betrachtet ein Unding. Aber ich könnte jetzt nicht kategorisch ausschließen, dass ich ähnlich gehandelt hätte.

Es geht auch gar nicht darum, ihn zu kritisieren. Kann man ja tun, wenns nicht den Geschmack trifft. Wenn ich mir aber Anfeindungen auf persönlichster Ebene antun muss und ggf. sogar Morddrohungen bekomme (wie der Autor des neuen Cap. America Comics), dann hört einfach "Kritik" auf! Und das muss man sich auch nicht gefallen lassen.

Ja, natürlich ist das nicht in Ordnung. In diesem Fall von beiden Seiten. Ich denke nur, es ist relativ sinnlos, sich hier darüber zu ereifern (und immer wieder darauf einzugehen), welcher Shitstorm ganz woanders über jemanden herniedergeht, der zumindest seinen Teil zur Eskalation beigetragen hat. Und dabei spielt es erstmal keine Rolle, ob das nun verständlich ist oder nicht. Wenn man geschlagen wird, ist es verständlich wenn man zurückschlägt.

Eine Schlägerei verhindert man aber eben in dem man das nicht tut. Auge um Auge hat uns gesellschaftlich noch nie weitergebracht, aber das Konzept ist menschlich und verständlich. Es löst nur keine Probleme.

Und von wem darf ich denn erwarten, dass er auf den Schlag verzichtet? Von irgendeinem 15jährigen Comic-Nerd der gerade in der Higghschool versagt? Klar kann ich das erwarten. Aber die Erwartung führt unmittelbar zur Enttäuschung.

Wenn jemand dort so emotional involviert ist, dann bitte, stürzt Euch doch in die Schlacht. Aber sie findet halt nicht hier statt. Zumindest nicht in dem Maße, das geschildert wurde.

Wow, der Film ist noch nicht einmal gestartet und es sind schon 119 Forumsseiten voll. ;)

Gut, dann verstehen wir, was wir meinen.

Ich verstehe auch vollkommen deine Einwände. Das ist teilweise zwar menschlich, wie du sagst, ist aber auch ein menschliches Defizit. Und ich setze das auch ins Verhältnis: wie reagieren diese Menschen dann bei echten Problemen? Drücken die direkt den roten Knopf?

Daher finde ich, sollten Leute mit solchen Verhalten einfach mal Differenzierung lernen. Klar kann ich verärgert sein, wenn ich mir von einem bestimmten Film oder Musikalbum, Comic oder Buch etwas ganz bestimmtes erwarte und das nicht geliefert bekomme. Das ist aber dann MEIN Problem, nicht das des Schaffenden. Er hat etwas abgeliefert und ich habe Erwartungen daran. Wenn diese nicht befriedigt werden, dann bin ich erstmal selber schuld. Wie soll der Künstler denn auch wissen, was genau ich erwarte? Von daher sollte man nach einer Enttäuschung zunächst auf die sachliche Ebene runter kommen und dann prüfen: ok, es ist anders als das, was ich erwartet habe. Trifft es meinen Geschmack oder nicht? Und dann kann ich auch sachliche Kritik üben. Diese Differenzierung findet aber zumeist nicht statt.

Vor diesem Hintergrund finde ich auch die Bezeichnung "Kindheit wird zerstört" absolut unzumutbar. Nur weil beim Beispiel Ghostbusters ein Film abgeliefert wird, der meinen Geschmack nicht trifft, wird dadurch doch nicht meine Kindheit zerstört. Die Erinnerungen an die alten Filme im Fernsehen und den Spaß mit ihnen und den TV Serien werde ich trotzdem immer haben.

Es ist in meinen Augen einfach traurig, wie die Nerdwelt sich durch solches Verhalten immer wieder selber als gesellschaftlich unfähig darstellt und beschämt. Aber offenbar will sie das so.

Generell bin ich da nicht weit von weg. Aber ich finde, Du bist da ein bisschen zu sensibel.


Damit zum Beispiel habe ich weniger ein Problem. Klar ist das seltsam. Aber zum einen ist Überteibung hin und wieder ein legitimes Mittel zur Verdeutlichung und es ist ja auch ein ganz persönliches Problem. Wenn jemand so ein Problem hat, sind ihm vermutlich einfach noch nicht so viele andere begegnet ;)



Na, hoffen wir mal, dass nicht noch mehr kommen, die numerisch so talentiert sind, sonst haben wir bald 130 ;)

Kann sein, dass ich nach 13 Jahren des Mitbekommens und Ertragens von maßlosem Gebashe sensibel drauf reagiere, gebe ich dir recht.

Das sehe ich anders: Filme sind in erster Linie erstmal Produkte - jedenfalls gilt das für große Hollywood-Streifen. Deswegen wird ja auch so viel Geld für Vermarktung, Test-Screenings, Marktforschung und Co. ausgegeben. Und wenn jemand ein Produkt abliefert, das von Anfang an an der Zielgruppe vorbei entwickelt wurde...Ja, dann muss derjenige sich auch nicht wundern, wenn er eins auf den Deckel bekommt. Das ist nicht die Schuld des Kundens - sondern des Anbieters.

Selbst wenn man den Aspekt Kunst dazu nimmt, ist es vollkommen berechtigt, wenn man von einem Künstler enttäuscht wird: Denn worauf basieren Erwartungen denn? Sie basieren auf Erfahrungen. Was von "Ghostbusters" als Franchise erwartet wird, basiert auf dem, was man vom Franchise kennt. Und damit hat die neue Inkarnation, geht man nach den Trailern, nur allzu wenig zu tun. "Ghostbusters" ist eben nicht nur "ein paar Menschen gehen Geister jagen und machen flache Witze dabei", sondern auch Wortwitz, Ironie, Kameradschaft und ein gewisser hintergründiger Humor.

Der Trailer zeigt dagegen flachsten Schenkelklopfer-Humor, Slapstick und nicht etwa Kameraderie, sondern Protagonisten, die sich noch gegenseitig eins reinwürgen. Wie man sieht, geht da so stark an der Zielgruppe und den berechtigen Ansprüchen an das Franchise vorbei, dass das Echo entsprechend laut und negativ ist.

Ansonsten ist es zwar richtig, dass die Beleidigungen und Co. gegen Feig und Cast / Crew teilweise unter aller Sau sind. Aber als professioneller, medienerfahrener Mensch, der nunmal damit sein Geld verdient auch in der Öffentlichkeit zu stehen, sollte Feig meinetwegen gerne im Stillen Kämmerlein die Welt verfluchen - aber nicht öffentlich Leute anfeinden.

Ich kann auch nicht,selbst wenn ein Leser ausfällig wird, genau so zurück poltern. Dann muss ich auch hier am Schreibtisch mit der Faust auf den Tisch hauen - aber im öffentlichen Bereich höflich und sachlich bleiben. Das kann und sollte man erwarten.

Und warum darf das der Produzierende nicht auch vom Konsumenten erwarten? Ich sage ja gar nicht, dass man alles schlucken muss, aber einen gewissen menschlichen Respekt habe ich den schaffenden Personen trotzdem gegenüber zu bringen.

Es gehört inzwischen zum guten Ton, im Netz Menschen des öffentlichen Lebens durch Rufmord und Morddrohungen aufs Abstellgleis zu stellen. Das geht von Verunglimpfung bis hin zu Morddrohungen. Ja, vieles davon sind emotionale Ausbrüche. Aber wenn ich vom Produzenten ein gewisses Verhalten erwarte, dann muss ich das selbe Verhalten an den Tag legen. Nach dem Motto: ich behandle dich so, wie ich selbst behandelt werden will.

Was du schreibst ist das typische Konsumentendenken von heute, was man im Supermarkt, im Technikfachhandel und bei Dienstleistern erlebt. Der Kunde sieht sich als "König", führt sich auf wie die Axt im Wald und erwartet noch, vom Verkäufer/Berater nett, freundlich und verständnisvoll bedient zu werden und doch bitte seinen Willen zu bekommen. Leider gehört das in unsere heutige Gesellschaft, ist aber ein Zustand, den ich schon seit einiger Zeit zum Weglaufen finde.

Und um es mal auf den Punkt zu bringen: wir reden hier von einem Film. Wir reden von etwas, was weder die Menschheit kulturell weiter vor oder zurück bringt, weder Krieg noch Frieden und dergleichen. Die Reaktionen sind das Ergebnis einer VIEL VIEL zu hoch gesteckten Erwartungshaltung an einen Film, der von Anfang an nur verlieren kann. Das der Film für mich nichts wird, weiß ich selber. Das sieht man dem Trailer meilenweit an. Deswegen aber so ein Geschrei und einen Shitstorm zu veranstalten und Menschen ggf. um ihren Job zu bringen, nur weil meine rosarotte Nostagiebrille mal wieder nicht bedient wird, ist maßlos überzogen. Stattdessen, und das ist der viel einfacherer und bessere Weg, wähle ich mit meinem Geldbeutel. Dadurch sende ich das Signal, dass ich mit dem Produkt nicht einverstanden bin.