Hab jetzt auch schon eine Weile gespielt, so ca. 7-8 Stunden. Bin
etwas ernüchtert, was vor allem an der Erwartungshaltung liegen
wird. Sicherlich macht es Spaß, aber so richtig vom Hocker fegen
wie AMONG THIEVES tut's nicht. Vielleicht hat sich das Spielprinzip
zu sehr abgenutzt:
Im Grunde besteht es immer noch aus den 3 Ks (Klettern, Kämpfen
& Knobeln). Dabei scheint Klettern wieder mehr Spielanteile zu
Lasten der Rätsel zu bekommen. Wird vielleicht auch eine bewusste
Entscheidung von Naughty Dog gewesen sein, da Rätsel beim ersten
Durchgang noch Spaß machen, aber beim 2. Durchgang nur noch stören.
Das Gameplay wurde weiter verfeinert: Es wirkt jetzt noch etwas
dynamischer als zuvor, gerade in den Nahkämpfen wurden mehr
kontextsensitive Aktionen hinzugefügt. Die Deckungsmechanik
funktioniert dagegen immer noch nicht fehlerfrei und kann manchmal
frustieren. Da sind Vergleichstitel schon weiter.
Die größeren Schauplätze sind zwar toll, bringen dem Spiel aber
Nichts: Da es kein Loot-,Crafting- oder Level-System gibt, bringt
einem das Erkunden der Landschaft nichts außer ein paar
Gegenstände, die man im Menü gegen Cheats und Grafiktweaks
eintauschen kann. Leider wird Entdeckerlust nicht ausreichend
belohnt. So wirkt lediglich die Schlauchlevelarchitektur weniger
schlauchig, nimmt aber etwas Tempo aus dem Spiel. Das ist doch das,
was wir eigentlich an Uncharted so lieben.
Der Schwierigkeitsgrad scheint leicht angestiegen zu sein (spiele
auf moderate) und man wird gezwungen defensiver zu spielen. Auch
sind die typischen Uncharted-Momente (einstürzendes Gebäude und
Zugfahrt aus Teil 2, Flugzeug- und Schiffabschnitt aus Teil 3)
nicht mehr so zahlreich. Viele Actionparts wirken arenenhaft. Man
befindet sich oft in einem kleinen Abschnitt mit vielen
Deckungsmöglichkeiten und muss alle Gegner ausschalten bis es
weiter geht. Dann darf wieder geklettert werden, dann ein Rätsel
und wie in die nächste Arena. Warte noch auf Levels wie die Flucht
vor dem Heli auf dem Dach aus Teil 2 und dem brennenden Haus aus
Teil 3.
Die Story ist solide, wenn auch nicht der Oberhammer: Es gilt mal
wieder eine Schnitzeljagd nach einem Schatz über die ganze Welt
gegen andere Raiders zu gewinnen. Mit der Einführung von Nathan's
Bruder soll so etwas wie Tiefe in die Story gelangen, was sehr
wünschenswert ist, aber bisher noch nicht über die
Klischee-Handlung dutzender Abenteuerfilme hinausgeht.
Technisch ist es aber das erwartete Brett geworden: Viele
abwechslungsreiche Setpieces, scharfe Texturen wohin man sieht und
tolle Oberflächendarstellung (Wasser, Gräser, Schnee, Matsch etc.).
Die Zwischensequenzen legen die Messlatte von Gesichts- und
Mimikdarstellung in Videospielen noch etwas höher. Licht- und
Schatteneffekte sind eh über jeden Zweifel erhaben. Die PS4 wird
hier defintiv an ihre Grenzen geführt. Schön, dass trotzdem keine
Ruckler auftreten und das Spiel trotz max. 30 fps sich total
flüssig anfühlt.
Wie gesagt, es ist lediglich mein erster Eindruck nach ca. der
Hälfte der Spielzeit. Vielleicht hat die Lobdudelei der Fachpresse
(oft fiel das Wort Meisterwerk) meine Erwartungshaltung zu hoch
schnellen lassen. Aber für ein Meisterwerk/Meilenstein sind mir zu
wenig Innovationen (Kletterseil, Autofahren, minimal ernstere
Story) vorhanden. MGSV hatte gezeigt, wie man seine Mechanik ernst
nimmt und sinnvoll erweitert.
Mal sehen, ob die zweite Hälfte sich da noch steigert.