Deponia

Protagonist und Lebenskünstler Rufus, lebt schon sein ganzes Leben lang in einer kleinen Siedlung irgendwo im abgelegensten Quadranten des Müllplaneten Deponia und sieht den lieben langen Tag nichts weiter als Müll, Müll, Müll und nochmals Müll. Und obwohl es den ganzen Müll in allen denkbaren Variationen und Farben (vor allem Rostfarben) die man sich nur vorstellen kann gibt, langweilt sich Rufus fürchterlich. Er hat genug vom Müll und will zur sagenumwobenen fliegenden Stadt Elysium. Prompt plant der chaotische Bastler einen Fluchtversuch.

Dass Müll auch seine schönen Seiten haben kann, beweist uns die handgezeichnete Full-HD Comic-Grafik des Spiels. Die „Visionaire Adventure Game Engine“ beweist auch auf der PlayStation 4 was sie kann und bietet durchweg wunderschöne, detailverliebte Optik. Hochauflösende Hintergründe, tolles Charakterdesign, witzige Cutscenes, alles ist gut aufeinander abgestimmt und wirkt nicht altbacken sondern eher zeitlos schön. Technisch wird dabei die PlayStation 4 natürlich nicht zu Höchstleistungen getrieben, das ist aber bei einem solchen Spielegenre auch nicht nötig und schmälert keinesfalls den durchweg guten Gesamteindruck.

Neben genretypischen Sounds und einem aufwendig produzierten Soundtrack, der stellenweise sogar an SciFi Serien wie Firefly oder Spiele wie Borderlands erinnert, bietet Deponia eine erstklassige deutsche Synchronisation mit viel Humor die noch dazu sogar Lippensynchron ist. Viele bekannte Synchronsprecher steuern ihren ganz persönlichen Teil dazu bei und werten das Spielerlebnis dadurch unheimlich auf. Allen voran glänzt Schauspieler und Synchronsprecher Montgomery „Monty“ Arnold der gleich mehreren Charakteren (Rufus, Argus, Cletus und Organon) seine Stimme leiht. Aber auch Jürgen Holdorf, dessen einprägsame Stimme man aus Serien wie den Sopranos oder King of Queens kennt, zeigt hier als Charakter „Doc“ sein Können. Ein weiteres Highlight sind die Singer-/Songwriter Einlagen von Daedalic-Mitgründer und Autor Jan Müller-Michaelis zwischen den einzelnen Spielakten.

Um unseren Protagonisten Rufus durch die zugemüllte Spielwelt von Deponia zu bewegen, wurde die Steuerung speziell der Konsole angepasst, dazu jedoch später mehr. Rufus trifft bei seinem Besuch der unterschiedlichen Schauplätze auch auf eine Vielzahl von Bewohner des Müllplaneten, von denen der eine oder andere so manches zu erzählen oder Infos parat hat. Alles was Rufus in der bunten Spielwelt findet, wird kurzerhand in die niemals voll werdende virtuelle Hosentasche verfrachtet, oftmals gefolgt von einem lustigen Kommentar. Wie es sich für ein klassisches Point-and-Click Adventure gehört, bietet das Spiel haufenweise Rätseleinlagen die allesamt mit ein wenig Überlegung lösbar sind. Hier und da müssen Gegenstände auch miteinander oder der Spielwelt kombiniert werden um im Spielverlauf voran zu kommen. Natürlich sollte man auch die eine oder andere abstruse Lösung in Betracht ziehen, jedem Genrefan wird nun vermutlich das altbekannte „Benutze Gummihuhn mit Seil“ aus Monkey Island in den Kopf schießen. Neben der typischen Knobelei bietet Deponia aber auch einige Minispiele in denen Rufus beispielsweise eine Harpune kalibrieren oder Stromumkehrer bauen muss. Falls einem die Minispiele wider erwarten zu viele Nerven kosten, können diese auch übersprungen werden. Nach gut acht Spielstunden und einem rasanten Showdown ist das erste Deponia Abenteuer leider schon zu Ende und die Credits laufen über den Schirm. Da es sich bei Deponia um den ersten Teil einer Trilogie handelt, ist natürlich auch die Handlung noch nicht komplett erzählt und hinterlässt viele offene Fragen. Man darf gespannt sein, wie das Ganze weitergeht.

Natürlich steuert sich ein Point-and-Click Adventure ohne Maus und Tastatur anders als man es vom PC gewohnt ist, da der Controller aber sehr gut belegt wurde und die Menüführung ebenfalls gut durchdacht und auch nicht zu überladen ist, lässt sich Rufus durchweg gut steuern. Der "Mauszeiger" lässt sich leider nur mit dem Stick und nicht mit dem Touchpad des Dualshock 4 bewegen, die im jeweiligen Abschnitt auswählbaren Dinge, können aber auch komfortabel per Schultertasten angewählt werden. Die speziell für die PlayStation überarbeitete Steuerung hat also Hand und Fuß und bietet, da Rufus nun sogar direkt und nicht nur passiv per Mausklick steuerbar ist, ein intensiveres Spielerlebnis.

Man nehme einen guten Schuss Old-School Comic-Look Adventure, eine skurrile Story, ein originelles Szenario und würze das Ganze mit reichlich abgedrehtem Humor - heraus kommt kein Kuchenteig sondern Deponia. Da besonders Point-and-Click Adventures auf der Konsole eher Mangelware sind, kommt ein Highlight wie Deponia wie gerufen und erfreut besonders die Genrefans. Aber auch die Spieler die neben der üblichen Konsolenkost mal etwas Neues ausprobieren möchten, können einen Blick riskieren und sich mit Deponia in die Adventurewelt wagen. Es lohnt sich definitiv und so manche Lacher sind garantiert. Dafür sorgen allein schon die tollen Synchronsprecher. Gut gemacht Daedalic! Wir freuen uns schon auf die Fortsetzungen. (Björn Cuber) (weitere Reviews anzeigen)