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Funny Games

Gestartet: 11 Mai 2013 09:00 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
16.05.2013
Laufzeit:
109 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 11 Mai 2013 09:00

Michael Speier

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Einleitung:

Seit seiner Uraufführung im Jahre 1997 schockiert und begeistert Michael Hanekes kontroverses Drama FUNNY GAMES das Publikum. Kritiker waren entsetzt und begeistert zugleich. Die einen nannten den Film „...in höchstem Grade unangenehm...“, andere lobten ihn als „brillant, radikal, provozierend.“ Inzwischen sind 15 Jahre vergangen, und die Sehgewohnheiten der breiten Masse sind durch „Folterpornos“ wie Saw und Hostel teilweise sehr abgestumpft. Wie sehr mag ein Film, der Gewalt fast ausschließlich im Kopf des Zuschauers entstehen lässt, da noch polarisieren?

Ursprünglich als Medienkritik gedacht, um dem Zuschauer von Heute (also damals) einen Spiegel vorzuhalten, mag der Film in der Post-Saw-Ära vielleicht ein wenig zu seicht, zu zahm daherkommen. Allerdings sorgte selbst das zehn Jahre später gedrehte 1:1 US-Remake (ebenfalls unter der Regie von Michael Haneke) noch für Zündstoff. Heute widmen wir uns aber dem österreichischen Original, mit Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch und Frank Giering in den Hauptrollen.


Film (7/10):

Das Ehepaar Anna und George möchte mit ihrem 10jährigen Sohn nur einen kurzen Urlaub am See verbringen. Kaum dort angekommen steht der schüchterne Peter im Türrahmen, um sich ein paar Eier zu leihen. Kurz darauf erscheint auch Peters Freund Paul, ebenso adrett gekleidet, aber weitaus forscher, im Ferienhaus, und Anna bemerkt schnell, dass mit den Beiden etwas nicht stimmt. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, die darin gipfeln, dass Georges Bein gebrochen wird.
Was nun folgt sind anderthalb Stunden Terror und psychologische Grausamkeiten, denn Peter und Paul sind nur vorbeigekommen, um ein paar lustige Spielchen mit ihren Opfern zu spielen, in deren Mittelpunkt eine Wette steht, dass die Familie den nächsten Morgen nicht mehr lebendig sein wird...

Die Geschichte, die uns Regisseur Michael Hanecke hier auftischt, ist in der Tat schwer verdaulich. Umso schlimmer ist es da, dass die beiden Antagonisten den Zuschauer durch direktes Ansprechen in die Handlung mit hineinziehen und ihn so mehr oder weniger zum Mittäter machen. Langsame Kamerafahrten, eine äußerst ruhige Inszenierung und oft minutenlange, sich nicht oder nur kaum verändernde Kameraeinstellungen, vermitteln das Gefühl der Hilflosigkeit, das auch die Opfer befällt.
Während sich das Opfer hilflos in Weinkrämpfen am Boden windet, bekommt der Zuschauer genug Gelegenheit, über das Gesehene nachzudenken, wodurch ein äußerst intensives Filmerlebnis entsteht, dem man sich nur schwer entziehen kann und dass nur schwer zu ertragen ist. Dabei findet die Gewalt ausschließlich außerhalb des Sichtfeldes des Zuschauers statt, wodurch das Kopfkino einem die schrecklichsten Gräueltaten suggeriert, die es sich vorzustellen vermag.
Besonders hervorzuheben ist die ausgesprochen intensive darstellerische Leistung der Hauptdarsteller, wobei ganz besonders Susanne Lothar als Anna glänzt, indem sie Gefühle wie Verzweiflung und Wut perfekt und glaubhaft rüberbringt.


Bild (8/10):

- Bildformat: 1.85:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung
- Natürliche Farben
- Überwiegend gute Schärfe

Das Bild verfügt stellenweise, insbesondere bei Nahaufnahmen, über eine vorbildliche Schärfe. Hier kann man Hautporen, Materialbeschaffenheit, und sogar Puderreste der Maskenbildner erkennen. Auch die ein oder andere Panoramaaufnahme glänzt mit vielen Details, kommt in natürlichen, fast schon zu echt wirkenden Farben daher, und vermittelt das Gefühl, tatsächlich vor Ort zu sein.
Leider schleichen sich immer wieder Unschärfen ein, was dem Film unterm Strich einen kleinen Minuspunkt einbringt. Die dunklen Stellen sind zwar selten, dafür aber umso dominanter. Wenn es hier Schwarzflächen gibt, dann sind sie stark und kräftig, wobei sie alles verschlucken, was hinein gerät. Dennoch liegt ein anständiger bis guter Bildtransfer vor, gerade wenn man bedenkt, dass der Film mal eben fünfzehn Jahre auf dem Buckel hat.


Ton (5/10):

- Deutsch DTS-HDM 5.1

Von der Surroundtonspur bekommt man bestenfalls während des Vor- und Abspanns etwas mit, Effekte gibt es keine, Raumklang vermisst man ebenso. Einen Soundtrack hat der Film, mit Ausnahme des Eingangs erwähnten Vor- und Abspanns ebenfalls nicht, wodurch die Rearboxen den Film über fast komplett stumm bleiben. Bei einem dialoglastigen Film wie diesem ist das auch völlig in Ordnung, kommt doch so die kammerspielartige Inszenierung noch eher zum Tragen. Allerdings schwankt die Lautstärke der gesprochenen Worte und die wechselnden Stimmlagen zwingen den Zuschauer, genau hinzuhören, was da überhaupt gesprochen wird - wodurch die oft plötzliche Anhebung der Lautstärke und die Schreie umso erschreckender zur Geltung kommen. Nichtsdestotrotz hat dies mit High-Definition wenig zu tun. Untertitel gibt es leider keine.


Extras (3/10):

- Interview mit Regisseur Michael Haneke (18:26 Minuten)
- Trailer

Die Extras bestehen aus einer obligatorischen Trailershow und einem Interview mit dem Regisseur. Dieses liegt im 4:3 Format in französischer Sprache vor.
Glücklicherweise gibt es beim Zusatzmaterial im Gegensatz zum Film deutsche Untertitel, denn das, was der Regisseur über den Film zu sagen hat, ist ausgesprochen interessant.


Fazit:


Die Bildqualität von Funny Games ist überwiegend gut bis sehr gut. Hin und wieder gibt es Unschärfen, die allerdings nicht allzu negativ ins Gewicht fallen. Der Ton der österreichischen Produktion blieb unsynchronisiert, wodurch natürliche Lautstärkeschwankungen in den Dialogen entstehen. Raumklang und Effekte gibt es quasi keine. Die Extras sind kurz, aber informativ, allerdings wäre hier etwas mehr wünschenswert gewesen. Gerade bei einem solchen Film wäre ein Regie-Audiokommentar das i-Tüpfelchen.


Um die Eingangsfrage - Wie sehr mag ein Film, der Gewalt fast ausschließlich im Kopf des Zuschauers entstehen lässt, da noch polarisieren? - zu beantworten: Sehr.
Auch heute ist FUNNY GAMES noch ein ausgesprochen eindringlicher, intensiver Film, der zartbesaiteten Zeitgenossen ganz sicher an die Nieren gehen wird. Gorehounds und Fans der Saw- und Hostel-Generation dürfte er aber zu seicht daherkommen, weil sich die Brutalität und Gewalt samt und sonders im Off, und somit im Kopf des Zuschauers abspielt – Enttäuschung für Torture Porn Fans. Kammerspielartig inszeniert ist der Film heute eher als Kunst denn als Kommerz anzusehen, hat aber nichts von seiner Faszination verloren.


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