Wenn Comedians leichtfertig das Fach wechseln und plötzlich
Hauptrollen in Spielfilmen übernehmen, ist das Ergebnis im
deutschsprachigen Raum zumeist von zweifelhafter Natur. So hat
bereits Mario Barth mit
Männersache danebengegriffen und
Atze Schröder ging mit
U900 sang und klanglos
unter. Davon ließ sich Kaya Yanar jedoch nicht beeinflussen und
inszenierte mit
Agent Ranjid rettet die Welt eine
Abendfüllende Komödie, die um seine beiden Figuren Ranjid und Hakan
erschaffen wurde. Fraglich bleibt nur, ob er damit mehr Erfolg hat,
als seine Kollegen.
Story
Der holländische Bösewicht Freek van Dyk (R. Hauer) will mit Hilfe
eines Spezial Handys, mit dem man den Menschen seinen Willen
aufdrängen kann, die Weltherrschaft an sich reißen. Da alle Top
Agenten der Welt bereits zur Strecke gebracht wurden, muss nun
Süleymann (V. Erincin), der Leiter des türkischen Ayran Secret
Service dringend Ersatz finden. Gut, dass sich der Putzmann Ranjid
(K. Yanar) anbietet, da der Fiesling obendrein dessen Kuh Benytha
entführt hat. So liegt es nun am tollpatschigen Ranjid, die ganze
Menschheit vor den fiesen Plänen von van Dyk zu bewahren und die
Pläne des Halunken zu vereiteln.
Um es gleich auf den Punkt zu bringen: der hessische Komiker hat es
ebenfalls nicht geschafft, einen unterhaltsamen, geschweige denn
lustigen Film auf die Beine zu stellen. Die Handlung von
Agent Ranjid rettet die Welt ist zu keinem
Zeitpunkt auch nur ansatzweise mit seinem ansonsten herausragenden
Stand-up Comedy Programm zu vergleichen. Das Drehbuch erscheint am
ehesten wie eine lose zusammen gewürfelte Sammlung von faden Gags,
die in allen Belangen einfach nur infantilen und niveaulosen
Slapstick bieten. Dieser schafft es nicht beim Zuschauer zu landen
oder überhaupt ein Schmunzeln auf dessen Lippen zu zaubern.
Selbstverständlich macht sich die Crew um Regisseur Michael Karen
keineswegs die Mühe glaubwürdig oder authentisch zu sein.
Allerdings reicht es ebenso wenig konsequent überzeichnete Figuren
und Witze zu präsentieren, die bereits vor 30 Jahren abgedroschen
waren. Bei manchen Späßen hat man sich darüber hinaus recht wenig
Mühe gegeben, da nicht nur platt persifliert (wie z. b. beim
Superschurken Treffen im Hotel Amsterdam) sondern gleichwohl billig
bei anderen Filmen geklaut wird („Es macht nur weh wenn ich
lache“).
Dabei ist es letztendlich bezeichnend, wenn der renommierte
Darsteller Rutger Hauer (Blade Runner) in den Interviews des
Bonusmaterials offensichtlich zu verstehen gibt, dass er den Humor
nicht verstanden habe und in dem Film konsequent ein Durcheinander
oder gar Irrsinn herrschen würde. Neben Kaya Yanar und Rutger Hauer
liefern Birte Glang, Gode Benedix und Vedat Erincin (Almanya –
Willkommen in Deutschland – komplett unterfordert) eine eher
zweifelhafte Darbietung in den Nebenrollen ab. Die
schauspielerische Leistung ist zu keinem Zeitpunkt erwähnenswert.
Des Weiteren geben Tom Gerhardt, Ralph Herforth, Mark Keller,
Carolin Kebekus und Oliver Kalkofe jeweils ein kurzes Stelldichein,
was den Film in keiner Form aufwertet.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
Wenigstens ist das Bild um einiges besser als die miese Handlung.
Genau genommen gibt es sogar nur recht wenig zu beanstanden.
Aufgenommen wurde durchgehend mit Digitalkameras. Der Detailgrad
ist aufgrund dessen bis auf wenige Ausnahmen herausragend hoch, so
dass nahezu sämtliche Feinheiten wie z. B. die Falten von Hakans
Lederjacke akkurat wiedergegeben werden. Die Farben sind bei gut
eingestelltem Kontrast natürlich und kräftig zugleich. Das
verspricht einen satten Schwarzwert. Lediglich die Durchzeichnung
ist nicht jederzeit auf der Höhe, aber das ist bereits Jammern auf
hohem Niveau. Kompressionsspuren sind nur sehr schwach zu erkennen
und fallen so gut wie gar nicht negativ auf.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD High Resolution 5.1, Dolby Digital 2.0
Beim Ton darf der Zuschauer zwischen einer DTS-HD High Resolution
5.1 sowie einer Dolby Digital 2.0 Spur wählen. Es liegt wohl
deutlich auf der Hand, dass die Surroundspur vorzuziehen ist, da
diese nicht nur (logischerweise) wesentlich räumlicher sondern
zugleich dramatisch kräftiger klingt. Genre-bedingt ist die
Abmischung recht frontlastig ausgefallen, wobei doch hin und wieder
die hinteren Kanäle beansprucht werden. Die Filmmusik verteilt sich
dabei konsequent auf sämtlichen Lautsprechern. Der Bass zeigt sich
ebenfalls ein wenig zurückhaltend, liefert aber wenn gefordert
einige gute Frequenzen im Tieftonbereich. Die Dialoge sind
jederzeit sehr gut zu verstehen und gehen auch bei lauterem
Spektakel nicht unter.
Ausstattung
-
Making of (HD; 10:12 min.)
-
Making of Kurzversion (HD; 3:59 min.)
-
Das Ranjid Memorandum (HD; 1:23 min.)
-
Das Hakan Memorandum (HD; 1:40 min.)
-
Interviews (HD; 12:03 min.)
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Deleted und extended Scenes (HD; 8:03 min.)
-
Outtakes / Gagreel (HD; 5:30 min.)
-
Aufsager (HD; 11:34 min.)
-
Musikvideo (HD; 2:56 min.)
-
Rutger Hauer Original Ton Best of (HD; 4:38 min.)
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Blick hinter die Kulissen (HD; 7:59 min.)
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Teaser & Trailer (HD; 2:34 min.)
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Darstellerinformationen (Texttafeln)
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Trailershow (HD)
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Wendecover
Auf der Blu-ray befindet sich eine Vielzahl an Bonusmaterial und
das obendrein komplett in HD – sehr löblich. Ein Großteil davon ist
zwar nur minder unterhaltsam, wie etwa die entfernten Szenen, die
unterschiedlichsten Promotion Trailer oder das Gagreel, aber
wenigstens liefert das Making of oder der Blick hinter die Kulissen
einige nette Zusatzinformationen. Beim Featurette „Rutger Hauer
Original Ton Best of” wird deutlich, dass der Film auch mühelos
ohne Synchronisation des holländischen Schauspielers ausgekommen
wäre.
Fazit
Den einzigen wirklichen Kaufgrund dieser Blu-ray bietet die
hervorragende technische Seite. Das Bild verfehlt nur knapp die
Höchstnote und liefert nahezu durchgehend eine einwandfreie
Darstellung. Der frontlastige Ton erweist sich als natürlich und
wertet die Endnote dank einiger räumlicher Effekte und vereinzelt
guten Bässen auf. Das Bonusmaterial ist zahlreich ausgefallen und
liefert für Interessierte eine Menge an mehr oder minder
aufschlussreichen Informationen. Ein Appell an Kaya Yanar:
Schuster, bleib bei deinen Leisten. Der Komiker sollte sich lieber
auf sein Comedy Programm konzentrieren, denn
Agent
Ranjid rettet die Welt stellt leider eindrucksvoll unter
Beweis, dass der Hesse in der Kinowelt absolut nichts verloren hat.
Es ist fraglich, ob überhaupt eingefleischte Fans des Comedians
Gefallen an diesem Film finden werden. Allen anderen sei dringend
geraten, die Finger von dieser cineastischen Zeitverschwendung zu
lassen. (sah)
Story 1
Bildqualität 9
Tonqualität 8
Ausstattung 7
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 5 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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