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Zitat von Wolfschädel
käme dann eher einer Doku gleich.
Finde ich nicht. In dem Stoff um die Titanic liegt so viel
Potential für das Erzählen von wunderbar menschlichen Schicksalen,
Entscheidungen, die alle mit der Titanic selbst zu tun haben
können. Man hätte zeigen können, wie der Kapitän zu seinem Job
gekommen ist. Gab es ein Auswahlverfahren? Warum gerade er? Gab es
bessere für den Job? Hat er sich hochgemogelt? Was ist mit dem
Ingenieur? Wie hat er seine Aufgabe wahrgenommen, wie hat er sich
bei der Konstruktion, oder schon vorher bei der Planung von der
Idee fangen lassen? Welche Firma, die Sonnenliegestühle herstellt
hat den Großauftrag für 10.000 Liegstühle bekommen und wie haben
sich die jeweiligen konkurierenden Firmen behandelt? Wie haben sich
die Stahlarbeiter in der extra verkürzten 10 Minuten Mittagspause
beim Wurstbrot darüber unterhalten, dass sie jetzt doppelt so viel
Arbeit haben, weil sie Unmengen von Stahl für ein Monsterschiff
herstellen müssen? WIe hat sich die familiäre Situation dieser
Arbeiter geändert, was haben die Kinder der Stahlarbeiter
empfunden? Waren sie stolz auf ihre Papas, die am Bau des größten
Schiffes der Welt beteiligt sind? Welche Emotionen brachte der
Zeitungsdrucker mit nach Hause, nachdem er die Schlagzeile gedruckt
hat, das größte Schiff der Welt werde gebaut. Was empfand der
Leuchtturmwärter an dessen Leuchtturm dieses Monsterschiff
vorbeifuhr? War die Titanic ein Politikum? Ein fast schon
militärisches Kräftemessen für die Gesellschaft oder das Land? "WIR
zeigen euch wie man Schiffe baut!"
Wie wurden die Schiffsreederei von der Politik unterstützt. War man
"zufrieden", stolz? Wer steckt eigentlich als maßgeblicher Chef
hinter der Schiffsreederei? Hat er Familie? Wie geht er damit um?
Gab es eine Konkurrenz, einen Wettbewerb beim Bau? Hat eine andere
Gesellschaft versucht etwas ähnliches auf die Beine zu stellen? Was
sagte eigentlich die Hafenaufsicht dazu? War das Hafenbecken tief
genug? Gab es Diskussionen darüber es tiefer auszubaggern? Gab es
Menschen, die mit der Planung zu tun hatten und der ganzen Sache
skeptisch gegenüberstanden? Letztendlich war die Titanic ja sowas
wie der sprichwörtliche Turmbau zu Babel, oder Theodor Fontanes
"Brück am Tay" (Mensch gegen Natur). Gab es Leute, denen das Angst
gemacht hat? Wie ist man mit den Zweiflern in der Gesellschaft
umgegangen? Wie haben dieses Ereignis die Lehrer den Kindern in der
Schule vermittelt? Gab es täglich Neuigkeiten per Zeitung, oder ist
die ganze Sache geheim abgelaufen (wie der Bau der Schiffe in
"2012")? Was dachte sich der Kapitän als er die Order zur Erhöhung
der Geschwindigkeit gab? Gegen wen wetteiferte er da eigentlich
genau? Was trieb ihn dazu? Woher kam der Ehrgeiz mit der
Jungfernfahrt der Titanic gleichzeitig auch noch einen
Geschwindigkeitsrekord aufstellen zu wollen? Gräbt man ein bißchen
gibt es Legenden, beim Bau der Titanic ging alles so schnell, dass
teilweise Arbeiter zwischen Außen und Innenhülle des Schiffes
versehentlich eingeschweißt wurden... usw.
Es gäbe so viele Ansätze und man muss daraus keine Doku machen, man
hätte das (das zeigen ältere Titanic Verfilmungen) durchaus mit
einfließen lassen können und die Schicksale und Entscheidungen
vieler Personen mit einbauen können, die auch tatsächlich mit der
Titanic zu tun hatten.
Die Cameron Version dreht sich zu (sehr wohlwollend geschätzt) über
80% um Jack und Rose.