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Christoph Schlingensief ist tot

Gestartet: 21 Aug 2010 21:31 - 2 Antworten

#1
Geschrieben: 21 Aug 2010 21:31

danmarino

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Deutschland trauert um seinen bekanntesten Theater-Provokateur. Regisseur Christoph Schlingensief ist vor wenigen Stunden seinem Lungenkrebsleiden erlegen - er wurde nur 49 Jahre alt.

Mülheim - Der krebskranke Theaterregisseur Christoph Schlingensief ist am Samstag gestorben. Dies bestätigte ein Sprecher der Ruhrtriennale in Mülheim. Die Familie habe die künstlerische Leitung über den Tod informiert. Künstler und Politiker würdigten Schlingensief als "Wachrüttler" und "einen der wirklich Großen", dessen Provokationen der Republik fehlen würden (alle Reaktionen...).

In zwei Monaten wäre er 50 Jahre alt geworden. Er litt seit langem an Lungenkrebs. Anfang Juli hatte er sein für die diesjährige Ruhr-Triennale vorgesehenes Stück "S.M.A.S. H. - In Hilfe ersticken" nach einer neuen, schweren Krebsdiagnose abgesagt (siehe Kasten). In einem Interview im Mai sagte er, er wisse seit einigen Monaten, dass er neue Metastasen habe. Durch den Krebs sei "alles in den Boden gerissen worden". Bis es nicht mehr ging, arbeitete er noch an seinen Memoiren - die Veröffentlichung war ursprünglich für den 23. September geplant, einen Monat vor seinem Geburtstag am 24. Oktober.

Im Juli teilte der Verlag Kiepenheuer und Witsch dann ohne nähere Erläuterung mit, dass der Erscheinungstermin des Buches nicht eingehalten werden könne. "Fest steht jedoch, dass es noch in diesem Jahr publiziert werden wird", hieß es damals. Was jetzt aus den Plänen wird, war zunächst nicht bekannt. Der an Lungenkrebs erkrankte Regisseur hatte bei Kiepenheuer im Frühjahr vergangenen Jahres bereits sein "Tagebuch einer Krebserkrankung" veröffentlicht, das große Beachtung gefunden hatte.


Schlingensief galt als einer der umstrittensten Vertreter des deutschsprachigen Kulturbetriebs, er war der wohl bekannteste Theaterprovokateur im deutschsprachigen Raum - und ist auch Menschen ein Begriff, die nicht regelmäßig Opernhäuser und Theater besuchen.

Kritiker waren zuweilen uneins darüber, ob Schlingensief nur um der Provokation willen provoziere oder vielleicht doch zu den "letzten deutschen Moralisten" zählte. Oft und gerne überschritt er die Grenze vom Theater zur Politik - zum Beispiel als er auf der Kasseler Documenta 1997 ein Plakat mit der Aufschrift "Tötet Helmut Kohl" präsentierte und von der Polizei vorübergehend festgenommen wurde.

Aus einem nach seiner Schilderung kleinbürgerlichen Elternhaus in Oberhausen hatte der Sohn eines Apothekers und einer Kinderkrankenschwester schon früh zur Kunst gefunden. Nachdem er sich zweimal vergeblich an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film beworben hatte, nahm er in München ein Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte auf, das er nach sieben Semestern abbrach. Eine Episode blieb seine Tätigkeit als Aufnahmeleiter der TV-Serie "Lindenstraße", eine "grauenvolle Erfahrung", wie er später bekannte. 1988 produzierte er für das ZDF das Fernsehspiel "Schafe in Wales".

"Das deutsche Kettensägenmassaker" - unvergessen

Seine Karriere als "Provokateur vom Dienst" begann dann mit den Filmen "100 Jahre Hitler" und "Das deutsche Kettensägenmassaker". In letzterem zeichnete Schlingensief die erste Stunde der deutschen Wiedervereinigung als "nationales Schlachtfest". Die Nachricht von der Maueröffnung versetzt eine westdeutsche Metzgersfamilie in einen hemmungslosen Blutrausch, bei dem mehrere DDR-Bürger gemeuchelt werden.

Wiedervereinigung und eine gelungene Antwort auf die Langweile des deutschen Films", schrieb die "Süddeutsche Zeitung". Der ewige Kanzler hatte es Schlingensief angetan. Zur Bundestagswahl 1998 gründete er die Partei "Chance 2000" für Nichtwähler, Behinderte und andere Minderheiten. Öffentlichkeitswirksam lud er vier Millionen Arbeitslose dazu ein, gleichzeitig im Wolfgangsee im Salzkammergut zu baden und Kohls dortiges Urlaubsziel zu fluten.

In den neunziger Jahren gehörte Schlingensief zu Frank Castorfs Hausregisseuren an der Berliner Volksbühne. Legendär sind die Filme "Terror 2000 - Intensivstation Deutschland" (1992) und die TV-"Talkshow 2000", seine Theaterinszenierungen, Kunstperformances und Installationen wie "100 Jahre CDU", "Rocky Dutschke, 68", "Passion Impossible - 7 Tage Notruf für Deutschland" in Hamburg und "Hamlet" in Zürich.

"Schlingensief war da und Bayreuth steht noch"

2004 inszenierte er bei den Bayreuther Wagner-Festspielen erstmals eine Oper. Wohl keine andere Inszenierung auf dem Grünen Hügel erregte solch ein öffentliches Interesse. Der ganz große Skandal blieb allerdings aus. "Schlingensief war da und Bayreuth steht noch", schrieb der Kritiker der "Zeit" damals.

Als er 2008 die Krebsdiagnose bekam, zog er sich komplett zurück. Monate später meldete er sich in Interviews zurück und berichtete von der Krankheit und den Folgen. Zugleich nahm er seine Arbeit wieder auf, die seitdem stark um seine Krankheit kreiste. 2008 zeigte er bei der Ruhrtriennale "Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir", 2009 feierte im Wiener Burgtheater "Mea Culpa - eine ReadyMadeOper" Premiere. Außerdem veröffentlichte er das Buch "So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein - Tagebuch einer Krebserkrankung".

Schlingensief war 2009 Mitglied der Berlinale-Jury, er inszenierte in diesem Mai das Opernprojekt "Via Intolleranza II" nach Luigi Nono in Brüssel und anderen Orten, er nahm die Aufgabe der Gestaltung des Deutschen Pavillons für die Biennale 2011 in Venedig an. Er plante, die Oper "Metanoia" zur Wiedereröffnung des Berliner Schiller Theaters als Ausweichquartier für die Staatsoper Unter den Linden im Oktober zu inszenieren. Und mit dem Operndorf "Remdoogo" in Burkina Faso wollte sich Christoph Schlingensief nach Ansicht vieler noch ein Denkmal setzen - im Februar wurde der Grundstein für das Projekt "Festspielhaus Afrika" gelegt.

Mit immer neuen Aufgaben und Projekten schien Schlingensief gegen seine schwere Krankheit ankämpfen zu wollen. Im August 2009 heiratete Schlingensief seine Mitarbeiterin, die Kostüm- und Bühnenbildnerin Aino Laberenz, und ließ sogar durchblicken, das Paar wünsche sich Kinder.

Immer wieder wurde Schlingensiefs fast dramatische Vorahnung seines Schicksals zitiert. Als er im Sommer 2004 an seiner Bayreuther "Parsifal"-Inszenierung arbeitete, machte er in einem Interview eine prophetische Bemerkung. Er sei davon überzeugt, nach dem "Parsifal" Krebs zu bekommen, sagte er.

Vier Jahre später sollte sich seine Aussage bewahrheiten.

quelle:Spiegel.de

Evtl. kannte der eine oder andere ihn,ich fand seine Provokanten Interviews und Filme klasse:sad:
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„Die meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern.“
Alejandro Jodorowsky


Wir wollen nicht traurig sein, dass du nicht mehr bei uns bist,
sondern froh, dass es dich für uns gab.
In Memory of Frida Sedler 16.10.1939-11.06.2011
#2
Geschrieben: 21 Aug 2010 22:13

Gast

echt nur traurig. schon wieder einen großen ausnahme-künstler verloren...
#3
Geschrieben: 21 Aug 2010 22:25

>Vampire<

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tut mir leid um ihn, aber mir war er meistens zu intellektuell
oder anders ausgedrückt:
seine interpretation verschiedener themen ging mit meiner selten konform :)
aber sein werk war , ist und wird auf jeden fall ein stück deutscher kulturgeschichte sein, das seinen platz in den geschichtsbüchern dieses genres verdient hat!
...
Thomas


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