heute im stern gelesen ...
Playstation Move:
So wie Wii immer sein wollte
Auch Sony setzt beim Spielen künftig auf Bewegungssteuerung. Doch
hat Sony dem inzwischen Wii-Konzept noch etwas hinzuzufügen?
stern.de-Redakteur
Gerd Blank hat Playstation
Move ausprobiert - und wurde überrascht.
Meine erste Spielkonsole war ein
Atari 2600, ein herrliches
Teil in Holzoptik. Seit den frühen Achtzigern bin ich es gewohnt,
Computerspiele mit einem Controller zu spielen, also mit einem
Steuergerät, mit dem ich die Richtung der Spielfiguren lenke und
durch das Drücken von Knöpfen bestimmte Aktionen hervorrufe. Seit
heute ist diese Steuerung bei mir passé.
Als vor rund vier Jahren Nintendo mit der Wii um die Ecke kam, war
ich erst skeptisch gegenüber der Bewegungssteuerung, dann aber
schließlich von ihren Möglichkeiten fasziniert. Mit der so
genannten Wiimote, einer Art Fernbedienung, können Spiele durch
Arm- und Handbewegungen das Spielgeschehen bestimmen. Nintendo hat
es mit dem neuen Spielprinzip geschafft, ganz neue Zielgruppen vor
den Fernseher zu locken. Sogar alte Menschen spielen Bowling oder
andere Sportspiele. Doch das Konzept leidet an der grafischen
Begrenzung der Wii. Der Prozessor der Wii ist zu schwach für
spektakuläre Spielwelten, für den visuellen Overkill. Wer exklusive
Titel wie "Super Mario" mag und
spielerisch seine Fitness
verbessern will, ist mit der Nintendo-Konsole sicher gut
bedient. Doch grafische Highlights sieht man auf der Wii
selten.
Nun schließt Sony auf und hat für die Playstation 3 ebenfalls eine
Bewegungssteuerung veröffentlicht. Auf den ersten Blick ähnelt der
Motion-Controller des neuen Systems der Wiimote von Nintendo. Ein
kleiner Stab, geformt wie ein Fahrradgriff, soll die Bewegungen von
Hand und Arm direkt ins Spiel übertragen. Der größte sichtbare
Unterschied zur Wii ist eine große Leuchtkugel am Kopf des
Controllers. Man braucht beim Motion-Controller keine kleinen
Sticks und Steuerkreuze, um Spielfiguren zu steuern, man wird eins
mit der digitalen Welt. In Verbindung mit einer Kamera und dem
eingebauten Lagesenser ist im Vergleich mit dem Nintendo-Konzept
eine noch genauere Steuerung möglich - die Playstation weiß
jederzeit, wo im Raum sich der Controller befindet und wie er
gehalten wird.
Kinder- oder "Killer"-Spiele?
Damit ich das neue System testen kann, hat mir Sony das
Starterpaket zur Verfügung gestellt, inklusive einiger Spiele. Bei
der ersten Durchsicht der Titel ist meine Enttäuschung groß: Kein
"Heavy Rain" mit Move-Steuerung, kein cooler Shooter á la
"Killzone" und natürlich auch kein "Gran Turismo" liegen im Paket.
Die mitgelieferten Spiele sind "Sport Champions", "Start the
Party!", "EyePet (Move Edition)" und "Kung Fu Rider" - alles
entweder Partyspiele oder Games für eine deutlich jüngere
Zielgruppe. Alles Titel, die auch auf einer Nintendo Wii gut
aufgehoben wären.
Die Installation des neuen Controllers ist schnell erledigt. Auch
die Kamera findet schnell einen Platz auf dem Fernseher.
Erstaunlich: Obwohl mein Wohnzimmer eher spartanisch beleuchtet
ist, kann ich den Controller schnell kalibrieren. Nun wird klar,
wozu die Leuchtkugel dient. Die Kamera sieht genau, wo sich der
Motion-Controller befindet. Die Playstation erkennt den Controller
als reguläres Eingabegerät an. Per Handbewegung kann ich die
Playstation steuern und innerhalb des Menüsystems Aktionen
auswählen.
Als erstes probiere ich "Kung Fu Rider" aus. Was für eine bekloppte
Spielidee: Irgendein Bürotyp fährt auf einem Schreibtischstuhl
einen Abhang herunter und muss dabei Hindernissen ausweichen oder
Gegner mit gezielten Fußtritten niederstrecken. Die Steuerung geht
mit dem Motion-Controller leicht von der Hand, die Anleitung ist
schnell durchgespielt. Und trotz des albernen Settings entwickle
ich immer größeren Ehrgeiz, die witzigen Streckenverläufe möglichst
fehlerfrei zu absolvieren.
Nach der ersten positiven Überraschung folgt gleich die zweite:
Auch "Sport Champions" entpuppt sich als gelungener Einstand für
das neue Steuerungssystem. Bei einer Partie Tischtennis kann ich
testen, wie genau die Steuerung funktioniert und bei einem
Schwertkampf komme ich richtig aus der Puste. "Start the Party!"
setzt dem ganzen Bewegungszauber die Krone auf. Auf dem Bildschirm
sehe ich mich mit einem Rasierapparat in der Hand. Mit einem Blick
auf meine Hand vergewissere ich mich, dass der Controller noch
immer am Platz ist. Vor meinen Augen verwandelt sich der Controller
in unterschiedliche Werkzeuge. Nach dem Rasierer halte ich eine
Bratpfanne, einen Ventilator oder einen Säbel in der Hand. Alles
Werkzeuge mit denen ich reaktionsschnell Aufgaben erfüllen muss.
Das Geschehen auf dem Bildschirm erinnert ein wenig an den Kinofilm
"Roger Rabbit". Ein Wahnsinn, aber ein Heidenspaß.
Perfektes Zusammenspiel
Es ist also ein geschickter Schachzug von Sony, zum Start Spiele zu
zeigen, die inhaltlich auch sehr gut zu Nintendo gepasst hätten,
denn so ist ein Leistungsvergleich der Systeme möglich. Hier zahlt
sich die im Vergleich deutlich leistungsstärkere Hardware der
Playstation aus. Die Spiele sehen toll aus, es gibt keine
Wartezeiten und das Zusammenspiel zwischen Steuerung und Konsole
funktioniert ohne Störungen. Das Move-Konzept geht voll auf, nicht
zuletzt deshalb, weil die Bewegungssteuerung eine Option und nicht
Pflicht ist. Es wird auch weiter Spiele geben, die mit einem
traditionellen Controller gespielt werden. Doch die Move-Steuerung
öffnet eine Tür für ganz neue Möglichkeiten. Im Gegensatz zu
Kinect, der ebenfalls in diesem
Jahr starteten Bewegungssteuerung für die Xbox 360 von
Microsoft, hält man zwar immer noch einen Controller in der
Hand. Aber das muss kein Nachteil sein. Auch Kinder, die so tun,
als hielten Sie ein Gewehr in der Hand, nehmen dafür einen
Holzstock zu Hilfe.
Man muss kein Hellseher sein, um eine Verbindung von Move und 3D am
Horizont zu sehen. Bis dahin kann man sich freuen, dass man auf der
Playstation 3 lustige Partyspiele, aber auch knallharte Action mit
einer ziemlich ausgereiften Bewegungssteuerung spielen kann. Es hat
zwar fast vier Jahre gedauert, bis Sony Nintendo nacheifern konnte.
Aber Sony hat die Zeit genutzt, um die Steuerung zu
perfektionieren. Doch ein Vorteil bleibt Nintendo erhalten: Auf
"Super Mario" wird man auf der Playstation wohl auch künftig
verzichten müssen.
Playstation Move für die Playstation 3 ist ab sofort im Handel
erhältlichQuelle: http://www.stern.de/digital/computer/playstation-move-so-wie-wii-immer-sein-wollte-1603988.htmlnicht schlecht, move in verbindung mit 3d ... da rockt die bude!
:D