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The Big Short (Pitt, Bale, Gosling, Carell)

Gestartet: 22 Sep 2015 16:29 - 44 Antworten


Veröffentlichung:
15.03.2016
Laufzeit:
130 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
Geschrieben: 13 Okt 2016 08:16

TrondeAkjason

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TrondeAkjason How do you go on... when in your heart you begin to understand... there is no going back? There are some things that time cannot mend... some hurts that go too deep... that have taken hold.

Das wird wahrscheinlich daran liegen, dass die Personen andere Dinge auch bewerten.

Ich beispielsweise gebe einem Film ja nicht nur für die Story Punkte, sondern auch für viele andere Dinge. Und wenn ein Film in den anderen Bereichen (abgesehen von Story) gute Dinge abliefert, dann bekommt er eine vergleichsweise "gute" Note - wenn man sich die Kritik an der Story von mir durchliest.

Star Wars 7 beispielsweise ist von der Story her von mir eher schlechter bewertet worden, konnte aber beim Rest überzeugen. Deswegen gab es da noch ein vergleichsweise gute Wertung mit ca. 7,5. Wobei ich ihn auch nur einmal im Kino gesehen habe. Das könnte sich also noch ändern.
Alex

How do you go on... when in your heart you begin to understand... there is no going back? There are some things that time cannot mend... some hurts that go too deep... that have taken hold.

When you find that one person who connects you to the world, you become someone different, someone better. When that person is taken from you, what do you become then?
Geschrieben: 17 Okt 2016 09:51

gelöscht

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Zitat:
Zitat von hibb
Auch der finale Storytwist von Fight Club dürfte nicht mehr dieselbe Wirkung wie beim ersten mal haben.

Nein, aber ich finde das muss jetzt nicht zwingend den Wiederschauwert mindern. Man kann zum Beispiel sehen, ob die Story beim zweiten Mal noch standhält, oder sich mit anderen Details beschäftigen, wenn die Story "nicht mehr im Weg steht". In diesem Fall gibt es ja wirklich viele, nicht nur die Zusammentreffen der Beiden, sondern auch die Frames von Brad Pitt, die vereinzelt reingeschnitten wurden und so weiter.

Das setzt aber eben auch voraus, dass diese interessanten Details existieren. So in etwa meine ich das. Man muss jetzt, um eine 9 zu bekommen nicht einen Film drehen, den ich 10 mal gucke und dann 10 Jahre liegen lasse und er dann wieder so gut ist wie beim ersten Mal.

Aber beim ersten Mal schauen, bin ich damit eben trotzdem sehr zurückhaltend.

Zitat:
Wenn man hier zahlreiche Reviews liest, wo der Rezensent eigentlich nicht so angetan ist, dann dem Film aber dennoch eine 7/10 gibt, verstehe ich deren Bewertungsskala nicht. Bei mir ist eine 7/10 immer noch eine gute Bewertung und für eine höhere Wertung sollte man den Film schon sehr mögen.
Also wenn ich lese, wie enttäuscht jemand von einem Film ist und dann die Note 7,5 sehe, erstaunt mich das auch (und das hab ich hier schon gelesen ;)) Aber an die Sache geht eben jeder anders ran.

Aber letztlich ist es eh schwierig den Eindruck in eine Zahl zu fassen, außerdem sind die Maßstäbe eben massiv unterschiedlich.

Bei mir ist das ungefähr so:
0 - Gibt es nicht. Wer sich die Mühe macht, eine Kamera aufzubauen, das Set auszuleuchten und daraus nen Film zu machen hat mindestens eine 1 verdient ;) 0 ist also Ghostbusters 3 oder andere Filme die versprochen und dann doch nicht gedreht wurden.

1 - Das Schlechtestmögliche, das man sich hätte angucken können.
2 - Total mieser Film
3 - Verschwendete Zeit
4 - Unterdurchschnittlich, hätte man sich schenken können.
5 - Durchschnittlicher Film, hätte nicht unbedingt sein müssen, hat aber auch nicht weh getan
6 - Überdurchschnittliche guter Streifen, nicht überrragend, aber hat irgendwie Spaß gemacht
7 - Guter Film
8 - Hervorragender Film
9 - Alltime-Classic, hat Wiederholungswert und Bestand (hier kommen "frische" Filme nur in Ausnahmefällen hin)
10 - Auf den perfekten Film warte ich noch.

Dann gehe ich gerne in 0,5er Schritten vor um ein bisschen Bandbreite zu haben.

Von daher würde ich sagen, um bei mir bei 9 zu landen, muss der Film schon deutlich herausstechen. Solche Filme sehe ich nicht jedes Jahr.

In der Regel liegt meine Bewertung so zwischen 4 und 8,5. Die ganz schlechten Sachen sehe ich zum Glück auch nur selten.

Aber es gibt halt kein Schema, im Sinne von Bilder waren toll, drum gibt es trotz allem anderen, was mich störte 7 Punkte oder so. Es gibt bei mir nur einen Gesamteindruck und bei dem gehe ich natürlich streng subjektiv vor. ;) :D Irgendein Deadpool kann mich vielleicht 90 Minuten unterhalten, vielleicht auch gut unterhalten, aber es muss da einfach ein Unterschied sein, zu richtig guten Filmen, die auch mein Hirn beschäftigen.


Zitat:
Zitat von TrondeAkjason
Star Wars 7 beispielsweise ist von der Story her von mir eher schlechter bewertet worden, konnte aber beim Rest überzeugen. Deswegen gab es da noch ein vergleichsweise gute Wertung mit ca. 7,5. Wobei ich ihn auch nur einmal im Kino gesehen habe. Das könnte sich also noch ändern.

SW7 lag bei mir irgendwo im 6er Bereich. Und das nur weil es Star Wars war. Ich werde mir den sicher nie mehr ansehen, aber wenn, dann wäre er vermutlich ein Kanditat dafür weiter abzurutschen.
Geschrieben: 17 Okt 2016 13:09

hibb

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Die Frage ist doch, ob es einen perfekten Film überhaupt geben kann. Ich bin zwar auch sehr knauserig mit hohen Wertungen, aber die 10/10 ist nicht ausgeschlossen. In der Regel finde ich alle 4-5 Jahre so einen Film (bei über 200 geschauten Filmen im Jahr). Für mich braucht ein Meisterwerk nicht zwangsläufig super Schauspiel, geniale Dialoge oder tolle Optik, wenn das restliche Konzept ausreicht um ein fantastisches Filmerlebnis zu liefern.

Es gibt wohl auch einige User, die nach Genre bewerten, so nach dem Motto "Ein Horrorfilm muss Angst machen und erschrecken. Wenn er das schafft, kriegt er automatisch eine hohe Wertung." Dabei ist Manchen wohl egal, auf wieviele Klischees der Film dabei zurückgreift. Der Zweck heilige die Mittel sozusagen. Bei Blockbustern scheint das ebenso nicht viel anders zu sein: "Hauptsache knallt und ich hab gelacht". Anders kann ich mir so manche hohe Wertung bei dem immer gleichen formelhaften Studiofilmen nicht vorstellen.

Die erstmalige SW7 Sichtung war ein sehr schizophrenes Erlebnis: Zum Einen hatte ich viel Spaß "mein Universum" mit modernen Mitteln und guter handwerklicher Inszenierung genießen zu dürfen, zum anderen habe ich mich immer wieder an kleineren und mal größeren Dingen gestört, teilweise sehr sogar. Fiel mir echt schwer den zu bewerten. Besonders weil ich meine Kritikpunkte sofort konkretisieren konnte, ich aber dennoch seit langem das wieder-Kind-sein-Gefühl hatte. Als ich aus dem Kino kam, hätte ich sofort 6/10 gesagt, bin dann aber noch auf 7/10 hochgegangen, weil eben doch die positiven Dinge überwiegen und einige Kritikpunkte auch egalisiert werden.

Ist auch ein gutes Beispiel für mein Bewertungssystem: Ich kann ihm einfach nicht mehr geben, weil das Konzept mir zu sehr auf Nummer sicher geht und mir an allen Enden die kommerziellen Gesichtspunkte auffallen. Wenn ein Film von Eskapismus leben will, sollte er einen möglichst wenig aus seiner Welt rausreißen. Das gelang Ep.VII nicht durchgehend.

Um mal wieder auf The Big Short zurückzukommen: Mir gefiel hier besonders das Konzept sehr. Zum einen versuchen sie mir die Finanzkrise im Detail zu erklären (Margin Call ist zwar auch super, hatte aber Vieles vereinfacht um den Zuschauer nicht zu überfordern), drücken dabei auch der Finanzwelt das Brandeisen auf ohne dabei plump vorzugehen, indem "der Banker" einheitlich als das Böse dargestellt wird (wie es z.B. Money Monster macht), zwischendurch ein wenig Humor einstreut in Form von Cameos und am Ende auch etwas fassungslos macht, wenn man erfährt wie die meisten damit ohne Konsequenzen davonkamen und man daraus nicht viel gelernt hat. Gerade diese Ohnmacht, die man als ONV empfindet, wenn man vor Augen geführt bekommt, wie man den Spielchen der Broker ausgesetzt ist, schaffte Adam McKay sehr gut rüberzubringen. Natürlich wurde auch hier etwas versimplifiziert und konstruiert (die Szene im Striplokal), aber unterm Strich geht das Konzept auf: Das Thema Finanzkrise unterhaltsam erläutern ohne dabei trocken zu wirken und am Ende auch etwas sprachlos machen. War in meiner Top 5 des letzten Jahres.

(8/10)
Geschrieben: 17 Okt 2016 13:29

gelöscht

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Zitat:
Zitat von hibb
Um mal wieder auf The Big Short zurückzukommen: Mir gefiel hier besonders das Konzept sehr. Zum einen versuchen sie mir die Finanzkrise im Detail zu erklären (Margin Call ist zwar auch super, hatte aber Vieles vereinfacht um den Zuschauer nicht zu überfordern), drücken dabei auch der Finanzwelt das Brandeisen auf ohne dabei plump vorzugehen, indem "der Banker" einheitlich als das Böse dargestellt wird (wie es z.B. Money Monster macht), zwischendurch ein wenig Humor einstreut in Form von Cameos und am Ende auch etwas fassungslos macht, wenn man erfährt wie die meisten damit ohne Konsequenzen davonkamen und man daraus nicht viel gelernt hat.

Also ich weiß nicht mal, ob Margin Call das vereinfacht. Ich würde sagen, nein, er tut das eher nicht. Margin Call hat den Fokus einfach anders gesetzt. Da geht es doch eher darum, dass die menschliche Seite in den Vordergrund gestellt wird, die menschliche Seite derer, die eigentlich in allen anderen Filmen zum Thema als "gierig, rücksichtslos" dargestellt wird. Die ja zweifellos auch vorhaneden waren, aber eben nicht nur.

Er zeigt eigentlich die Finanzkrise nicht nur nicht im Detail, er zeigt sie gar nicht erst. Die Finanzkrise an sich bleibt ja Spekulation und auch die Bank an sich ist ja keine Kopie von Lehman und Co. Das ist ja letztlich alles nur angedeutet und ähnlich und das eigentliche Problem ist ja der Umgang mit dem Monster das sie erschaffen haben (MBS). Daher fand ich Margin Call auch so herausragend, weil er auf dieses Moralisierende verzichtet hat, von dem sich zum Beispiel The Big Short auch nicht frei machen konnte. Aber in der Bewertung würde ich sie beide relativ gleich sehen.

Am schlimmsten ist aber Wallstreet II. Den fand ich wirklich... Naja. "Oliver Stonig" halt.

Zitat:
Zitat von hibb
Die Frage ist doch, ob es einen perfekten Film überhaupt geben kann. Ich bin zwar auch sehr knauserig mit hohen Wertungen, aber die 10/10 ist nicht ausgeschlossen.

Ja, das ist bei mir die 9,5. Diese "perfekten Film gibts nicht Nummer" ist reine Koketterie...
Geschrieben: 17 Okt 2016 15:25

hibb

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Zitat:
Zitat von Brathering
Also ich weiß nicht mal, ob Margin Call das vereinfacht. Ich würde sagen, nein, er tut das eher nicht.
Ganz richtig, er verlagert den Fokus. Aber die Erklärungen zur Entstehung der Finanzkrise gehen nie sonderlich tief. Ich meine es wird lediglich gesagt, dass sie die Bemessungsgrundlagen von Kreditwürdigkeit fälschlicherweise nur an den wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten 30 Jahre festgemacht haben und nicht, wie eigentlich üblich in bestimmten Finanzbereichen, an den letzten 80 Jahren. Das war's aber schon an der fachlichen Front. The Big Short geht da zwei Schritte zurück und erklärt wie es zu den zahlreichen falschen Kreditvergaben kommen konnte und wieso die Gier der "Wissenden" die Finanzkrise zusätzlich noch vorangetrieben hat. Margin Call hat da mehr einen reißerischen Fokus, indem die Handlung auf eine Nacht beschränkt wird und, wie du bereits sagtest, auch mehr auf Einzelschicksale eingegangen wird: Wie müssen sich die diejenigen gefühlt haben, die als einer der ersten vom unausweichlichen Fiasko wussten? Wie wirk sich das das auf deren berufliches Leben aus und wie geht man damit um?

Interessant waren da die unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Firmenhierarchien: Während die unteren Mathematiker sichtlich schockiert sind, eben weil sie auch noch am Anfang ihrer Karriere stehen und in eine ungewisse Zukunft blicken, reagieren die höheren Ebenen immer lockerer. Da werden Sündenböcke ausgewählt um sich selber aus der Affäre zu ziehen (Simon Baker) und auch Jeremy Irons als oberster Boss hat das am wenigstens gekratzt, weil er -kühl berechnend- nur seine Schäfchen ins Trockene rettet und da mit verhältnismäßig geringen Problemen aus der Sache rauskommt. Damit wird auch gehörig an den "hohen Tieren" Kritik geübt, eben weil diese keine Verantwortung übernommen haben und durch die Finanzkrise die geringsten Konsequenzen spüren. Es wird sich also auch zu einem gewissen Grad mit dem "kleinen Mann" sensibilisiert. Hier finde ich das aber gar nicht mal schlimm. Zum einen wird dem Zuschauer zu einem gewissen Grad noch ein eigenes Urteil zugestanden, zum anderen zeigt er auch die negativen Folgen einzelner Schicksale innerhalb der Branche und stellt somit klar, dass man diese nicht vereinheitlichen sollte.

Sogesehen gehen beide Filme unterschiedliche Wege, die aber auf ihre eigene Weise funktionieren.
Geschrieben: 17 Okt 2016 15:54

gelöscht

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Zitat:
Zitat von hibb
Ganz richtig, er verlagert den Fokus. Aber die Erklärungen zur Entstehung der Finanzkrise gehen nie sonderlich tief.

Die fängt ja auch erst an, nachdem der Film zu Ende ist ;) Also es ist ja tatsächlich so, dass wir den Schluss nachher selbst ziehen. Aber Du hast in sofern recht, als dass da nicht wirklich deutlich wird, warum da die ganze Weltwirtschaft von betroffen ist.

An der Stelle wird in Big Short aber auch ein bisschen gemogelt, was die erwähnten Staatspleiten von Island und Griechenland angeht.

Zitat:
Ich meine es wird lediglich gesagt, dass sie die Bemessungsgrundlagen von Kreditwürdigkeit fälschlicherweise nur an den wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten 30 Jahre festgemacht haben und nicht, wie eigentlich üblich in bestimmten Finanzbereichen, an den letzten 80 Jahren. Das war's aber schon an der fachlichen Front.

Sie hatten einen Fehler in der Risikoformel, die die Auswirkungen der Volatilität falsch darstellte. Und das Problem, dass diese Zertifikate kein Sondervermögen, sondern Bestandteil der Bilanz der Bank sind, wurde auch erklärt. Und dass eben der, ich nenne es mal Passiv-Mittel-Zufluss in ungesunder Höhe, ob des Ausbleibens stabiler Verkaufszahlen nicht mehr zu vermeiden war. Drum hieß es ja dann die Lager räumen...

Zitat:
The Big Short geht da zwei Schritte zurück und erklärt wie es zu den zahlreichen falschen Kreditvergaben kommen konnte und wieso die Gier der "Wissenden" die Finanzkrise zusätzlich noch vorangetrieben hat. Margin Call hat da mehr einen reißerischen Fokus, indem die Handlung auf eine Nacht beschränkt wird und, wie du bereits sagtest, auch mehr auf Einzelschicksale eingegangen wird: Wie müssen sich die diejenigen gefühlt haben, die als einer der ersten vom unausweichlichen Fiasko wussten? Wie wirk sich das das auf deren berufliches Leben aus und wie geht man damit um?
....

[und Rest]
...

Das habe ich gar nicht mal so wahrgenommen. Ich finde das weniger reißerisch als in Big Short, weil halt die "Opfer" nicht personalisiert wurden und an ihnen auch Kritik geübt wurde.

Ich hab auch Irons und den Mentalist-Typen ein bisschen anders wahrgenommen. Denn Irons hat ja gesagt "Betrogen wird nicht, wir verkaufen den Mist so wie er ist". Dieses zusätzliche Verpacken in synthetische Obligationen, die eben nur virtuelles Geld erzeugen (das dann beim Verluste realisieren perfiderweise real wird), gab es ja gar nicht.

Das wäre ja der nächste Schritt gewesen, aber soweit begibt sich Margin Call gar nicht in die wirkliche Krise hinein. Hier geht es meines Erachtens am meisten um das Kammerspiel und die Menschen, die nicht als Monster deklariert werden, was ich mal ganz erfrischend fand. Natürlich ist das was in der Realität abgezogen wurde, ein Riesenskandal, aber es waren eben auch nicht alle Verbrecher, nur weil sie in einer Bank arbeiteten.

Der Bethany-Charakter und der Irons-Charakter haben (zum Teil durchaus auch berechtigte) Kritik am Verbraucher geübt. Irons zählt ja am Ende einige der großen Finanzkrisen auf, ich glaub er startet mit der Tulpenkrise von 1637, geht weiter Richtung South-Sea-Bubble usw. und sagt, "Wir lernen es einfach nicht". Und verdammt, er hat nun mal irgendwie auch recht. Die Tulpenkrise ist noch heute die Blaupause jeder Spekulationskrise. Und es funktioniert halt immer noch. Und es wird auch wieder funktionieren. Das Phänomen ist nicht neu und wird nie alt ;) Ich mein, da müssen wir nicht mal auf die Porsche-VW-Übernahme gucken, die Welt ist nicht arm an diesen Phänomenen.

Bethany sagt irgendwas in der Richtung "Wenn wir falsch liegen, lachen sie uns aus, weil wir solche Pussys sind und wenn wir richtig liegen, hassen sie uns sowieso." Aber Gedanken darüber machen wo ihr Reichtum herkommt, wollen sie halt auch nicht.

Aber letztlich funktioniert es für mich super, wenn man einfach beide Filme schaut.
Geschrieben: 17 Okt 2016 16:44

hibb

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Reißerisch ist vielleicht der falsche Begriff gewesen. Ich meinte damit eher, dass Margin Call massentauglicher ist, da man den emotionalen Part (der ja viel präsenter ist) auch folgen kann, wenn man die Hintergründe nicht komplett kennt. Die Ausrichtung auf Charaktere ist dabei natürlich hilfreich, um den Zuschauer nicht mit Fachchinesisch zu langweilgen. The Big Short ballert einen ja besonders in der ersten hälfte mit Input zu, kann verstehen dass da mancher Zuschauer gedanklich irgendwann aussteigt. Gerade weil sie sich auf die Fahne schreiben, alle Unklarheiten beseitigen zu wollen, macht einen Großteil des Vergnügens aus (komplett losgelöse Einschübe mit Cameoauftritten, Einblendung von Lexikoneinschüben etc). Ich hab jedenfalls das Thema Finanzkrise erstmals durch ihn verstanden, auch wenn ich nicht alle Zusammenhänge 100%ig erfasst habe. Aber allein für die Ambitionen bin ich dankbar. Das hätte ich einem Regisseur von eher klamaukischen Filmen nie zugetraut.

Ich kann mich an Vieles auch nicht mehr erinnern, gerade Margin Call ist schon zu lange her. Kriege aber Lust den nochmal zu gucken, gerade wenn man die Hintergründe jetzt besser kennt. Tulpenkrise und South Sea Bubble sind mir jedenfalls nicht geläufig, aber es klingt schon mal gut :D
Geschrieben: 18 Okt 2016 07:44

gelöscht

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Zitat:
Zitat von hibb
Aber allein für die Ambitionen bin ich dankbar. Das hätte ich einem Regisseur von eher klamaukischen Filmen nie zugetraut.

Ich kenne die anderen Filme von ihm gar nicht. Aber ja, das war ambitioniert, aber auch wirklich gut gemacht.

Und sie haben ja auch einen wirklich tollen Cast auf die Beine gestellt. Margin Call aber auch. Erfreulich, dass solche bekannten Schauspieler sich solcher ja von Haus aus eher trockener und schwieriger, aber eben auch uns alle betreffende Themen annehmen.

Zitat:
Tulpenkrise und South Sea Bubble sind mir jedenfalls nicht geläufig, aber es klingt schon mal gut :D

Die Tulpenkrise von 1637 ist in sofern interessant, als dass sie fast lückenlos dokumentiert ist. Und sie demonstriert wie brutal Leerverkäufe oder Warentermingeschäfte vor die Wand fahren können (mindestens mit nem Vierspänner ;) ). Das was die Holländer vor fast 400 Jahren mit ihren Tulpenzwiebeln veranstaltet haben, haben die Isländer mit ihren Fischereirechten dann 2007 ziemlich genau nachgestellt...

Ist in sofern interessant, weil es doch eine begrenzte Lernfähigkeit der Menschen im Umgang mit Geld aufzeigt, insbesondere wenn es um den Zuwachs von selbigem geht. Oder sagen wir mal wohlwollender, um einen nicht sinkenden Willen zu spekulieren.
Geschrieben: 18 Okt 2016 11:19

hibb

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Hab mich mal ein wenig in die Thematik eingelesen. Gut zu wissen, dass solche Krisen eine feste Konstante in der Weltwirtschaft sind. :D Am Ende von The Big Short wird ja auch erzählt, dass selbst aus jüngsten Ereignissen keine Schlüsse gezogen wurden und demnach sich die nächste Krise bereits andeutet.
Geschrieben: 18 Okt 2016 11:37

gelöscht

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Zitat:
Zitat von hibb
Hab mich mal ein wenig in die Thematik eingelesen. Gut zu wissen, dass solche Krisen eine feste Konstante in der Weltwirtschaft sind. :D

Kleiner Auszug ;) :

1594 Venezianischer Bankenzusammenbruch
1637 Ausbruch der Tulpenkrise in Amsterdam (1. Börsencrash)
1720 South-Sea-Bubble in England und Mississippi-Schwindel in Frankreich
1819 Agrarkrise in Schleswig-Holstein – dramatischer Preisverfall
1844 Europ. Agrarkrise bes. in Deutschland und Irland, große Auswanderungswelle
1857 Ausbruch der 1. Weltwirtschaftskrise
1873 Gründerkrise in Deutschland ( Börsen Run in New York, großer Aktiencrash)
1922/23 Hyperinflation und Währungsreform 1922 (Rentenmark), 1924 (Reichsmark)
1929 Ausbruch der 2. Weltwirtschaftskrise
1947 Hyperinflation und 1948 Währungsreform (DM in Westdeutschland)
1966 Wirtschaftskrise in Deutschland durch Dollarkurs und Vietnamkrieg
1973 Ausbruch der 1. Welt-Ölkrise, Inflation in der BRD 6,9 %
2000 Platzen der „High-Tec-Blase“ - Börsencrash
2007 Beginn der Sub-Prime-Krise
2008 Europäische Staatsschuldenkrise


Genau wie Staatspleiten. Immer wieder gern gesehen:

England 1340
China 1425, 1921 und 1939
Frankreich 1500 - 1812 8 Staatspleiten
Spanien 1500 - 1800 7 Staatspleiten, 1800 - heute 6 Staatspleiten
Venezuela 1800 – heute 10 Staatspleiten
Österreich 1811
Dänemark 1813
Osmanische Reich 1876
Griechenland 5 Staatspleiten u.a. 1893
Russland 1918 (Sowjet Union), 1998
Deutschland 1807 (Preußen), 1813 (Preußen), 1918 und 1945
Island 2008
Argentinien 2002, 2014


Was ist jetzt wahrscheinlicher, dass eine dieser Listen an ihrem Ende angekommen ist, oder eher dass nicht? ;)

Zitat:
Am Ende von The Big Short wird ja auch erzählt, dass selbst aus jüngsten Ereignissen keine Schlüsse gezogen wurden und demnach sich die nächste Krise bereits andeutet.

Nach der Krise ist vor der Krise und die nächste Krise ist immer die schwerste. Das hat doch schon Sepp Herberger gewusst :D


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