So habe den Film, wie angekündigt, direkt zum Deutschlandstart
gestern geschaut und bin recht zwiegespalten - und das meine ich
jetzt nicht im lustvollen Sinne der Zenobiten, bei denen dies
bedeutet das Hände und Arme gespalten werden. Was im übrigen eine
coole Metamorphose von The Weeper war.
Zuerst einmal zur Aufklärung was der Film eigentlich ist. Nein es
ist kein Remake von
Hellraiser - Das Tor zur Hölle
von 1987. Es geht um eine ganz andere Story und auch ganz andere
Figuren. Der einzige Verweis ist vielleicht die Parallele das Riley
(Hauptdarstellerin) ihren Bruder retten möchte. Also ähnlich wie
Julia damals bei Frank. Aber konsequent ist das nicht umgesetzt und
spielt über weite Teile auch keine Rolle. Als Reboot würde ich
diesen mittlerweile 11. Film (!!!) vielleicht auch nicht sehen.
Dafür müssen wir aber mal abwarten ob überhaupt weitere Teile mit
dieser Ausrichtung kommen oder das auch nur eine einmalige Sache
ist. Zumal
Hellraiser - Das Schloss zur Hölle zu
sehr auf die LeMarchand-Box und deren Konfigurationen setzt, was
eher die eingeführte Mythologie erweitert und für ein reines Sequel
spricht. Für mich ist es irgendwie ein Zwitter zwischen einem
Sequel und einem Reboot.
Hier mal kurz der Inhalt
ohne
heavy Spoiler aber damit ihr zumindest wisst worum
es geht:
Im Prolog sehen wir einen (wahrscheinlich schwulen) Typen auf einer
Party in einem Schloss der in einem Raum die Puzzlebox findet,
öffnet und natürlich in Stücke gerissen wird. Dabei schaut ihm der
Schlossherr (Milliardär Rupert) dem diese Box gehört zu, da er
damit seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommt. Zeitsprung: 6
Jahre in der Zukunft sehen wir eine Clique rund um Riley - welche
drogenabhängig ist, ihrem schwulen Bruder samt farbigen Freund,
zwei Freunden und ihrem (Sex)Freund. Da sie kein Geld hat lässt ihr
Bruder sie bei sich leben und ihr Freund hat nen Tipp bekommen das
es nen Container von nem Milliardär gibt der unbewacht ist und dort
sicherlich was stehlen lässt was man zu Geld machen kann. Sie
knacken also den Container und finden enttäuschenderweise nur die
Puzzlebox. Riley nimmt sie und öffnet sie aus später als sie nach
nem abermaligen Streit mit ihrem Bruder aus der Wohnung fliegt. Als
dieser sie sucht wird er von den Zenobiten geholt, da Riley ihn
anstatt ihrer selbst unbewusst gewählt hat. Anscheinend kann man
jetzt wählen wenn man die Box öffnet wer die "lustvollen
Erfahrungen" machen soll. Der Bruder verschwindet, die Clique fängt
an ihn zu suchen und bei den Nachforschungen stoßen sie auf das
Schloss des Milliardärs wo dann der Großteil der zweiten Hälfte
spielt und es auch noch ein bis zwei (unsinnige) Twists gibt.
So mal grob umfasst um was es geht. Also komplett anderer Plot als
das Original. Das schlimme ist das der gesamte Cast absoluter Müll
ist.
@Sawasdee1983 hat mit seiner Aussage recht
das sie alle komplett unsympathisch sind und man zu niemanden eine
Beziehung aufbaut. Dazu der Quotenscheiß der null Mehrwert bietet
und hier auch wieder unangebracht ist. War es früher der
Quotenneger sind es nun die (farbigen) Quotenschwulen die einfach
nicht gut geschrieben sind und am Ende null für den Film bringen,
weil zumindest in der "Bettszene" man einfach nur mit den Augen
rollt. Zumal ihr Bruder halt sehr früh verschwindet und irgendwie
sein Freund sich gefühlt gar nicht darum schert was hier eigentlich
passiert, dafür aber die "verstoßene und im Streit auseinander
gegangene Schwester". Die beiden anderen Freunde sind sowieso nur
noch Beiwerk. Come On. Dazu dann die recht unpassend vulgäre
Sprache. Alle sind junge Erwachsene in den 20ern und keine Teens
mehr aber es wird immer nur gefickt und sowas gesagt. Das passte
irgendwie überhaupt nicht und hat mich immer wieder rausgerissen.
Zum Glück wird das mit der Sprache in der zweiten Hälfte besser wo
der Fokus aber auch auf Tempo, Action, Suspense und Gore gelegt
wird. Leider hofft man zu dem Zeitpunkt dann das wirklich das ganze
Grüppchen von den Zenobiten zur Lustempfindung und
Sinneserweiterung geladen wird.
Dann kommen wir doch mal zu den wirklichen Stars des Franchise und
oh boy was wurde im Vorfeld über das neue Design und natürlich die
Castentscheidung Pinhead mit einer Frau zu besetzen diskutiert. Und
in meinen Augen auch völlig zurecht. Das Gute zuerst: das neue
Design der Zenobiten sieht wirklich fantastisch aus, ist
gorelastiger als die klassischen Zenobiten und es wurden wirklich
schöne Ideen reingebracht. Künstlerisch ist das wirklich ein Fest
für Sadisten und Gorefans. Allerdings fehlt wirklich ein Teil des
klassischen Looks mit den schwarzen Lederkutten. Es ist ein Riesen
Kontrast da nun die Zenobiten alle weiß sind. Hier mal der
Unterschied anhand des Beispiels des Chatteres was ich meine:
SPOILER! Inhalt
einblenden
Original:
Neues Design:
Grundsätzlich mag ich aber beides auch wenn ich die klassischen
Figuren lieb gewonnen habe und hoffe das wir auch diese nochmal
wiedersehen werden.
Was mir auch richtig gut gefiel das diesmal richtig viele Zenobiten
zu sehen sind und alle Unique und einzigartig sind. Wir haben
- The Priest (Pinhead)
- The Chatterer
- The Weeper
- The Gasp
- The Asphyx
- The Mask
- The Mother
Und zumindest fünf von Ihnen haben auch größere Auftritte. Hier
wird für Fans also einiges geboten. Aber ich lamentiere hier über
Chatterer & Co. und ihr wartet auf DAS Statement zu Pinhead.
Ja ja ich weiß und
muss Euch wirklich enttäuschen: DAS ist NICHT Pinhead was die
Macher da zeigen. Im Original wird sie auch nur als The Priest
genannt und natürlich hat Doug Bradley hier genauso eine Ikone
erschaffen wie es Robert Englund mit seinem Freddy getan hat und
beide Charaktere sind so immens schwer auszutauschen und neu zu
besetzen, weshalb es bis heute nicht geklappt hat. Man hat es bei
Pinhead bereits in
Revelations - Die Offenbarung
(2011) und
Judgment (2018) gesehen auch wenn diese
Filme kein großes Budget hatten und nur gedreht wurden um die
Rechte nicht zu verlieren. Beim 2022er
Schloss zur
Hölle sieht das aber anders aus. Das Budget scheint recht
groß gewesen zu sein (im Gegensatz zu den Vorgängern) wenn man
sieht wie gut die Kostüme und Effekte sind. Und da ist Pinhead ein
Totalausfall. Der Körper sieht im Endeffekt auch nur so aus wie von
den anderen Zenobiten und schauspielerisch bringt die Darstellerin
nicht einmal Horror, Terror, Sadismus oder gar Finesse in ihre
Darstellung des Pinheads rein. Zeitweise kam sie mir sogar schwach
und lieb vor, was natürlich auch an ihrer Größe liegt. Ich meine
Doug Bradley hatte eine Körpergröße von 1,80 m der die meisten
anderen einfach überragte. Sie ist halt ne Frau mit normaler
Körpergröße und muss dann auch noch gegen die verstörenden
Darstellungen von Chatterer und Aspyhx bestehen, was du am Ende nur
mit überragende (physische und emotionale) Präsenz schaffst. Ein
absolutes No Go und eine völlige Fehlbesetzung. Wenn sie denn schon
eine Frau nehmen müssen (was ja sowieso schon eine Gralsschändung
ist) dann bitte eine absolute Horrorbitch mit Charisma wo sich
einem die Eier zusammenziehen und man sich denkt: der möchte ich im
Hier und Jetzt aber auch im Jenseits niemals begegnen. Und somit
weigere ich mich zu sagen das im
Schloss zur Hölle
ein Pinhead vorkommt. Es ist ein weiblicher Zenobiten-Priester und
mehr nicht.
Kommen wir nochmal zurück zum eigentlich Film. Dieser teilt sich
wirklich komplett in zwei Hälften. Bei Story, Ausstattung, Suspense
und Gore. Die erste Hälfte ist langatmig, eher unblutig und auch
von der Ausstattung und Effekten unspektakulär. Hier merkt man an
der Wohnung, der Stadt und der ganzen Umgebung in der gespielt wird
das eher auf low cost gefahren wurde. Dagegen ist alles ab dem
Schloss sehr gut gemacht. Zu dem Zeitpunkt fängt es auch mit den
Effekten an. Immer wenn sich Wände verschieben (haben wir auch
schon kurz vorher in der Pflegeeinrichtung) und es in dieses
düstere gotische Gemäuer geht sieht das schon gut aus. Die
Zenobiten sind vom Design her eine Freude und auch das Schloss mit
seinem Mechanismus ist wirklich gut. Und ich fand auch den Würfel
in seinen verschiedenen Konfigurationen sehr gut umgesetzt. Das
sind dann die Momente wo auch richtige Hellraiser Vibes aufkommen.
Auch was mit dem Rupert gemacht wurde ist schon ziemlich cool
anzusehen und am Ende kommen auch richtige Callbacks zu
Hellbound - Hellraiser II mit dessen Labyrinth
auf. Die Umsetzung des Leviathan war für meinen Geschmack leider
etwas zu schemenhaft und viele werden es wohl auch gar nicht so
sehen oder erkennen das er es sein sollte und eine physische Form
hätte ich besser gefunden. Trotzdem hat mir das Finale auf jeden
Fall Freude bereitet. Und bzgl. des Chatterers war ich richtig
geschockt was die mit ihm gemacht haben, was aber in der finalen
Szene dann doch etwas gerade gerückt wurde.
Leichter Spoiler:
SPOILER! Inhalt
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Ich interpretiere es jedenfalls so das dies
die Geburt eines neuen Chatterers war.
Fazit:
Alles in allem ist
Das Schloss zur Hölle ein
durchwachsener Versuch das
Hellraiser-Franchise
erfolgreich zurückzubringen und so den Auftakt zu einer neuer Reihe
zu ebnen. Dafür war das Ensemble zu generisch und schlecht gewählt
und die Priesterin leider komplett fehlbesetzt. Andererseits hat es
mit dem neuen Design gute Ideen gebracht und die Mythologie rund um
die Zenobiten und den Würfel wurde stark erweitert, was auf jeden
Fall Lust auf mehr macht. Trotzdem werden Fans hier sehr gespalten
aus der Nummer gehen, was ein
60er Score bei
Rottentomatoes auch zeigt. Es ist sicherlich das Beste aus dem
Franchise was wir seit
Hellraiser - Bloodline
(1996) bekommen haben. Wobei ich auch
Inferneo
(2000) mit seiner Dektivstory und
Hellseeker
(2002) mit dem Finale rund um Kirsty noch einiges abgewinnen kann
auch wenn da die Zenobiten schon stark in den Hintergrund rückten.
Ab
Deader (2005) wurde es halt richtig schlecht,
wobei ich noch
Judgment (2018) einigermaßen empfehlen kann,
was aber auch daran liegt das man bei Hellraiser schon mit sehr
wenig zufrieden ist wenn man bedenkt was in den zwei Dekaden davor
so abgeliefert wurde.
Also Fans des Franchise müssen natürlich auch den neuesten Ableger
sehen. Gore und Suspense Fans sollten auch nen Block riskieren. Ein
Meisterwerk oder einen gelungener Neustart der Reihe, welcher an
die ersten drei bis vier Teile heranreicht sollte man aber nicht
erwarten. Er ist besser als
Judgment (2018) und da
ich diesem 7 von 10 Punkte gegeben hatte gebe ich diesem hier
nun
7,5 von 10 aufgewickelten Nervenbahnen
weil er einfach besser ist. Aber um in den richtig guten Bereich
von 8 Punkten oder mehr zu kommen reicht es leider nicht was zum
Großteil an der verschlimmbesserten Reinkarantion von Pinhead
liegt.
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists