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Chillerama

Gestartet: 13 Mai 2013 18:07 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
11.04.2013
Laufzeit:
120 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 13 Mai 2013 18:07

Michael Speier

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Einleitung:


Quentin Tarantino und Robert Rodriguez haben es mit ihrem Grindhouse-Doublefeature PLANET TERROR & DEAD PROOF vorgemacht. Derbe, geschmacklose Filme, welche die niedersten Instinkte ansprechen und nicht den geringsten Anspruch haben, dafür aber umso mehr Spaß machen, und das im Doppelpack.

Nun haben sich gleich vier Kult-Regisseure versammelt, um der längst vergangenen Zeit des Trash-Kinos ein Denkmal zu setzen, dem Monsterfilm zu huldigen und der Science Fiction Ära zu gedenken. Herauskommen sollte ein Film, der einem das Flair des Autokinos auf die heimischen Bildschirme zaubert.
Wie der Titel schon sagt, und wie die Regisseure im Interview bestätigten, wäre es ideal, vor dem Genuss des Filmes Substanzen zu konsumieren, von denen an dieser Stelle eindeutig abgeraten werden muss.
Versetzen wir uns nun also in die Zeit zurück, als es noch keine Computereffekte im Kino gab, als noch gute alte Handarbeit geboten wurde, die Schauspieler mehr guten Willen als Talent besaßen, und im Film einfach alles möglich war.
Lehnen Sie Sich zurück, und machen Sie Sich auf das Schlimmste gefasst.


Film (8/10):


In CHILLERAMA geht es im Grunde um das Kaufman-Autokino, das kurz vor der Schließung steht. Am letzten Abend will der Betreiber seinen treuen Fans noch etwas ganz Besonderes bieten: die miesesten, widerlichsten und derbsten Filme aus seiner Mottenkiste!

Soweit zur Rahmenhandlung. In Folge werden nun vier ganz unterschiedliche Filme aus dem B-Movie-Bereich präsentiert.
WAZILLA ist die Geschichte eines gigantischen Spermiums, das im Begriff ist New York zu vernichten. Ein typischer Monsterfilm im Stil von TARANTULA oder FORMICULA, wobei die Effekte sogar noch schlechter sind, als bei den Originalfilmen.
Weiter geht es mit I WAS A TEENAGE WEARBEAR, einem Musical im Stil der 50er Jahre, das optisch stark an GREASE erinnert. Hier geht es um homosexuelle Rocker, die sich in Werbären verwandeln und ihren Opfern in den Hintern beißen.
Anschließend wird uns mit DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANKENSTEIN ein Monsterfilm im 30er Jahre Universal-Studio-Stil präsentiert, in dem Hitler ein Monster aus Judenteilen zusammenbaut, das erwartungsgemäß Amok läuft.
Zum Abschluss startet dann noch der Film DEADICATION. Allerdings bekommen wir nicht viel mehr als die warnenden Vorworte des Regisseurs zu sehen, denn während der Vorführung breitet sich im Autokino eine Zombieepidemie aus, wodurch der „Letzte Abend“ plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommt.

Eines vorneweg: Dieser Film ist schlecht! So richtig schlecht. Die Schauspieler der einzelnen Kurzfilme sind mies, die Special-Effects unterirdisch und die Bild- und Tonqualität auf unterstem Niveau. Das, was Tim Sullivan (2001 Maniacs), Adam Green (Hatchet), Adam Rifkin (Underdog) und Joe Lynch (Wrong Turn 2) dem Zuschauer hier kredenzen ist jenseits jeden guten Geschmacks.
Aber genau so soll es auch sein!
CHILLERAMA ist weniger ein Episodenfilm für den verwöhnten Gelegenheitsgucker, als vielmehr ein Film von Fans für Fans.

Die vier beteiligten Regisseure fahren dabei eine ganze Palette an denkwürdigen Szenen auf. Es gibt massenweise schlechte Masken, Puppen, Computereffekte die ihren Namen kaum verdienen, und literweise Kunstblut, das in die völlig falsche Richtung spritzt. Dazu gibt es noch zahlreiche Filmzitate, reichlich Anspielungen und jede Menge Insider-Gags.
Nein, gut ist dieser Film beileibe nicht, auf gar keinen Fall. Aber er macht einen Höllenspaß!


Bild (8/10):

- Bildformat: 1.85:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung
- Qualität gewollt schlecht, schwankt von Film zu Film
- Gewünschter Look der einzelnen Filme stets erreicht

Eines gleich zu Anfang: das Bild ist größtenteils nicht gut, und das ist noch untertrieben!
Dabei schwankt die Bildqualität stark zwischen den einzelnen Episoden. Die Rahmenhandlung im Autokino selbst kommt dabei noch am besten rüber. Da diese Rahmenhandlung mehr oder weniger den eigentlichen Film darstellt, sollte man sie auch als Referenzbild des Filmes betrachten.
Die Bilder sind scharf, sauber und sehr detailliert, störungsfrei und mit gutem Schwarzwert, der keine Details verschluckt. Hin und wieder driftet die Farbe fast in den Schwarz-Weiß-Sektor ab, zeigt ansonsten aber natürliche Hautfarben und vermittelt dabei ein schönes Grindhouse-Feeling.

Die gezeigten Filme hingegen präsentieren sich so, dass es den Vorlagen entspricht.
WAZILLA wird im Look der 60er Jahre Science-Fiction-Filme gehalten. Dabei kommen zahlreiche Effekte wie Bildflimmern, Filmkorn und Weichzeichner zum Einsatz, was das Bild ständig verschmutzt und leicht unscharf erscheinen lässt. Die Farben wirken ebenfalls leicht verblichen.

I WAS A TEENAGE WEARBEAR erinnert stark an Musicals wie GREASE, kommt daher auch in knallbunten Farben und allgemein guter Schärfe daher. Details verschwimmen dann allerdings doch hin und wieder im Weichzeichner, der gerade in den „emotionalen“ Szenen häufig und stark eingesetzt wird. Dafür verzichtet diese Episode auf den Einsatz von Bildfehlern und Filmkorn.

Eine echte Herausforderung ist dann der dritte Film DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANKENSTEIN. Dieses Bild ist einerseits das beste der Reihe, besitzt die beste Schärfe, die höchste Detailzeichnung, den besten Schwarzwert, wurde aber auch am meisten verfremdet. Da der Film die 30er Jahre Horrorwelle der Universalstudios imitiert, bekommen wir hier ständiges Flimmern, starke Verunreinigungen und sogar einen Filmriss zu sehen. Aber hinter all diesen Fehlern erkennen wir ein sauberes, fast schon plastisches Bild, das in edlem schwarz-weiß präsentiert wird.


Die große Frage ist nun, wie man die Bildqualität bewertet, die einerseits so unterschiedlich, und andererseits so überwiegend übel ist. Vor allem dann, wenn diese schlechte Qualität gewünscht ist und als Stilmittel anzusehen ist.

Letztendlich entscheidend ist doch, dass der gewünschte Effekt erzielt wird, und da der Film voll und ganz dem entspricht, was der Grindhouse-Fan erwartet, und darüber hinaus auch noch perfekt den gewünschten Look der einzelnen Filmfragmente trifft, kann man hier schon von einem „guten“ Bild sprechen, auch, wenn das natürlich äußerst relativ zu sehen ist.


Ton (8/10):

- Deutsch DTS-HDM 7.1
- Englisch DTS-HDM 5.1

Wie das Bild ist auch der Ton von Episode zu Episode unterschiedlich. Die Autokino-Rahmenhandlung trumpft dabei mit schönem Raumklang auf, besonders zum Schluss, wenn das Chaos ausbricht. Hin und wieder kommt auch der Subwoofer zum Einsatz, allerdings eher dezent und unscheinbar. Grundsätzlich ist der Ton der Rahmenhandlung jedoch äußerst solide und die Dialoge sind gut verständlich.

Bei WAZILLA fällt gleich als erstes auf, dass die Rearboxen nicht mehr angesteuert werden. Der Ton kommt ausschließlich von vorne, wobei er trotz allem noch satt und wuchtig klingt. Vermutlich soll hier das Mono, beziehungsweise Stereogefühl des 60er Jahre Kinos erreicht werden, weswegen das, wie schon beim Bild, als Stilmittel durchgeht.

Bei TEENAGE WEARBEAR kommen die Rearboxen wieder zum Tragen, insbesondere bei den Musicaleinlagen, die unglücklicherweise nicht untertitelt wurden. Dafür präsentieren sie sich in schönem Raumklang, bieten deutliche und klare Dialoge, satte Bässe und gut klingende Musik.

Die ANNE FRANKENSTEIN Episode hingegen fährt auch beim Ton auf der 30er Jahre-Schiene. Ein ständiges Knistern und Knacken, deutlich wahrnehmbare Projektorgeräusche, und schwer verständliche Dialoge vermitteln einem anschaulich, wie das Kinoerlebnis in der Vorkriegszeit gewesen sein muss. Die Szenen blieben unsynchronisiert, da ohnehin alle Darsteller (außer Hitler!) deutsch sprechen. Hitler gibt ein unverständliches Kauderwelsch von sich, das allerdings, im Gegensatz zu den Musicaleinlagen der vorherigen Episode, untertitelt wurde.

Unterm Strich verhält es sich beim Ton ähnlich wie beim Bild. Den Ton gut zu nennen wäre vermessen, allerdings passt der Ton mit all seinen Fehlern perfekt zum Bild, vermittelt die gewünschte Atmosphäre, und darf deshalb auch verdientermaßen eine relativ hohe Punktzahl einstreichen, die er im Vergleich zu regulären Titeln, natürlich nicht verdient hätte.


Extras (9/10):

- Durchgängiger Audiokommentar mit den Filmemachern
- Making of „Anne Frankenstein“ (23:17 Minuten)
- “Teenage Wearbear” Deleted Scenes (14:27 Minuten)
- “Teenage Wearbear” Behind the Scenes (21:59 Minuten)
- “Zom-B-Movie” Deleted Scenes (04:02 Minuten)
- Famous Monsters Interview mit den Filmemachern (05:41 Minuten)
- Salven Comic Con Interview vom 22.07.2011 (07:51 Minuten)
- “Wadzilla“ Deleted Scenes (06:04 Minuten)
- Musikvideo von Psycho Charger (04:35)
- Trailer/Faketrailer: Chillerama, Teenage Wearbear, Wazilla

Was die Extras angeht, bietet CHILLERAMA alles, was das Herz begehrt. Einen Audiokommentar über die gesamte Filmlänge, geschnittene Szenen zu jedem einzelnen der gezeigten Filme, Interviews, Trailer, Fake-Trailer, Musikvideos. Hier bleibt kein Wunsch offen.
Einziges Manko ist, dass man wieder einmal versäumt hat, die Extras, die allesamt in englischer Sprache vorliegen, mit deutschen Untertiteln zu versehen.


Fazit:

CHILLERAMA ist ganz sicher kein guter Film. Er ist derb, schlecht gespielt, die Special-Effects sind unterstes Niveau und bild- und tontechnisch ist er teilweise von so schlechter Qualität, dass man fast von einer Katastrophe sprechen kann.
Da die schlechte Qualität der einzelnen Filmsegmente allerdings als gewolltes Stilmittel zu betrachten ist, welches erst den Reiz des Films ausmacht, wäre es falsch, dies negativ anzukreiden.
Fakt ist, dass der Film mit keiner aktuellen Produktion mithalten kann, aber das war auch nie das Ziel.
Stilistisch ist der Film eine Offenbarung, eine gelungene Hommage an den Trash- und B-Movie. Ein Requiem an das Autokino.
Diesen Film kann man nur lieben oder hassen, dazwischen dürfte es eigentlich nichts geben. Aber ganz gleich, was man persönlich von dieser Art Film hält, ist eines ganz sicher: dieser Film trägt schon jetzt den Status KULT


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