Viele fragen sich sicherlich, was aus den alten Rebellen der Jugend
mit der Zeit geworden ist. Vor allem im Musikgenre Punk ist oftmals
nur sehr schwer vorstellbar, dass diese scheinbar „asozialen“
Musiker überhaupt ein geregeltes Leben führen können. Doch weit
gefehlt, denn der Eindruck täuscht gewaltig, wie die Regisseurin
Andrea Blaugrund Nevins in ihrer Dokumentation
The other F
Word eindrucksvoll beweist.
Story
Bereits auf dem Covermotiv wird der altbekannte Slogan „Punk's Not
Dead“ in das vielsagende „Punk's Now Dad“ abgeändert, das
offenlegt, was den Zuschauer erwartet. Inspiriert durch das Buch
"Punk Rock Dad" von Pennywise Frontmann Jim Lindberg hat die
Filmemacherin speziell dessen Leben in den Mittelpunkt von
The other F Word gesetzt. Neben ihm kommen aber
mit Duane Peters (U.S. Bombs), Art Alexakis (Everclear), Flea (Red
Hot Chili Peppers), Lars Frederiksen (Rancid), Mark Hoppus (Blink
182), Fat Mike (NoFX), Tim McIlrath (Rise against) sowie zahlreiche
andere aktuelle oder frühere Vertreter dieser Szene zu Wort.
Zunächst äußert jeder seine Einstellung zum Punk und wie er dazu
gelangt ist. Dabei kommen illustre Geschichten zum Vorschein, die
manch ein Fan so noch nicht gehört hat. Lustig wird es dann erst so
richtig, wenn die Musiker mit ihrer vormals nihilistischen
Welteinstellung sich plötzlich als ordnungsliebende und
rechtschaffene Väter herausstellen. Die Gegensätzlichkeit zwingt
den Zuschauer förmlich zum heiteren Schmunzeln. Auf der Bühne
propagieren die Punks Anarchie und rüdes Benehmen, bei dem auch
Fluchworte nicht zu kurz kommen. Zuhause ist dann verkehrte Welt
angesagt, denn wenn die Tochter ihre Schwester beschimpft, erhebt
der besorgte Papi dann doch den Zeigefinger und ermahnt sie. Oder
auch wenn sich Rancid Frontmann Lars Frederiksen zu dem Satz
hinreißen lässt: „Manchmal fragst du dich schon, ob es gut war die
Stirn zu tätowieren“. Einfach nur herrlich.
Doch ist in dieser Dokumentation längst nicht alles eitel
Sonnenschein, wie es der Trailer scheinbar propagiert. Wenn Jim
Lindberg gesteht, dass der Sängerposten für ihn nur ein Job ist
oder Duane Peters sagt, dass alle Sänger nur Schauspieler auf der
Bühne sind, regt das mitunter zum Nachdenken an. Denn letztendlich
muss sich so mancher Anarchist von früher eingestehen, dass z.B.
ein Kind sein Leben drastisch verändert und eine Anpassung an die
Gesellschaft vielleicht unausweichlich ist. Dramatische Züge nimmt
es an, wenn letztgenannter von dem Unfalltot seines Tony Adolescent
unter Tränen die Totgeburt seines ersten Kindes nacherzählt und Art
Alexakis von seinem Vater erzählt, der die ganze Familie
tyrannisierte. Allerdings bedarf es nicht nur dieser traumatischen
Erlebnisse, damit die dargestellten Punkhelden erst zu den
fürsorglichen Vätern mutieren, die sie heute sind. Denn eines haben
alle Protagonisten gemein: Sie lieben ihre Kinder über alles und
würden alles für sie tun. Da wird Fat Mike plötzlich zum
Modeberater seiner kleinen Tochter und Jim Lindberg muss sich der
Diskussion seiner Kinder stellen, welches Motiv mit dem Namen
seiner Jüngsten auf seinen Arm tätowiert werden soll.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,78:1
Das Bild liegt im 16:9 freundlichen Ansichtsformat 1,78:1 vor. Da
auf recht viele Originalaufnahmen und Konzertausschnitte
zurückgegriffen wird, ist die Qualität nicht durchgehend
einwandfrei, erfüllt jedoch unterm Strich dennoch seinen Zweck. Die
neu gedrehten Interviewsequenzen erfreuen sich eines hohen
Detailgrads bei hervorragender Schärfe. Die Farben sind natürlich
und kräftig bei gut eingestelltem Kontrast, der sich kaum Schwächen
erlaubt. Der Schwarzwert könnte kräftiger sein, aber wie gesagt:
Für diese Dokumentation reicht das Gebotene vollkommen aus.
Kompressionsspuren sind keine zu erkennen.
Tonqualität
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio
2.0
Der Ton liegt ausschließlich in Englisch und optional in DTS HD
Master Audio 5.1 oder 2.0 vor. Die Unterschiede zwischen beiden
sind nur marginal, da Räumlichkeit nur bei den Musikstücken
aufkommt. Beide Spuren sind dessen ungeachtet sauber und natürlich
abgemischt. Die Dynamik ist gut und absolut ausreichend. Die Bässe
sind in Ordnung, machen sich aber nur bei den Konzertaufnahmen
bemerkbar. Allerdings erreichen sie zu keinem Zeitpunkt ultratiefe
Frequenzen. Die Dialoge sind jederzeit klar und deutlich zu
verstehen. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist oder nicht
alles einwandfrei versteht kann optional einen deutschen Untertitel
anwählen.
Ausstattung
-
Interview mit Dr. Drew (HD; 3:24 min.)
-
Interview mit Mark Mothersbaugh (HD; 4:03)
-
Geschnittene Szenen (HD; 4:19 min.)
-
Fragen und Antworten nach der Premiere (HD; 14:53
min.)
-
Father of Mine – Acoustic Performance von Art Alexakis (HD; 3:40
min.)
-
Swing Life away – Acoustic Performance von Tim McIlrath (HD;
4:49 min.)
-
Trailer (HD; 2:18 min)
-
Trailershow (HD)
Sämtliche zusätzlichen Beiträge liegen in HD vor und sind deutsch
untertitelt. Neben den geschnittenen Szenen sind vor allem die
Fragen und Antworten nach der Premiere Aufführung sehr
empfehlenswert. Dort stellen sich Art Alexakis, Tony Adolescent,
Ron Reyes, Joe Escalante, Jum Lindberg und Regisseurin Andrea
Blaugrund Nevins den Fragen der anwesenden Journalisten und liefern
somit einige interessante weitere Aspekte zu dem Film. Ebenfalls
toll: die beiden exklusiven Akustikstücke von Tim McIlrath und Art
Alexakis, die es in der Form ausschließlich zu dieser Dokumentation
gibt. Obendrein gibt es noch zwei Interviews, bei dem ins besonders
das mit Dr. Drew für Lachkrämpfe sorgen wird.
Fazit
Die Technik erfüllt voll ihren Zweck, auch wenn keine phänomenalen
Werte erreicht werden. Bild und Ton befinden sich aber auf einem
guten Niveau. Während die optische Darstellung bei den Neuaufnahmen
kaum Grund zur Klage bietet, mindern die Archivaufnahmen den
positiven Eindruck. Bei den beiden DTS-HD Master Audio Spuren
stehen die Dialoge klar im Vordergrund, wobei in einigen Szenen die
Surroundkanäle wie ebenso der Tieftonbereich angesprochen werden.
Das beigefügte Bonusmaterial ergänzt inhaltlich die Dokumentation
ausgezeichnet.
The other F Word – „Fatherhood“,
auf Deutsch Vaterschaft. So manch ein gestandener Alt Punkt hätte
sich in seiner Jugend kaum zu träumen gewagt, dass er sich von
seinen Prinzipien abbringen lässt. Kein System der Welt könne sie
beugen; richtig, eigene Kinder aber schon. Das illustriert
Regisseurin Andrea Blaugrund Nevins mit ihrer Dokumentation
hervorragend und zugleich äußerst unterhaltsam. Nicht nur für Punk
Rock Fans geeignet. (sah)
Story 9
Bildqualität 8
Tonqualität 7
Ausstattung 4
Gesamt * 6
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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