Kochen ist Chefsache Blu-ray
Review
„Essen wie Gott in Frankreich“ ist eine bekannte
Redewendung, welche auf die hochwertige französische Küche abzielt.
Das Land ist nicht nur bekannt für Baguettes, den Eiffelturm oder
guten Rotwein, sondern auch für besondere Verdienste in der
Kulinaristik. Lange Zeit galt die Cuisine française als wegweisend
in Europa und hatte enormen Einfluss auf deren Kochverhalten. Zur
Abstufung der einzelnen Klassen hat sich weltweit der Guide
Michelin etabliert, dessen höchste Stufe - drei Michelin-Sterne -
nur sehr selten und mühsam erreicht werden und noch schwieriger zu
halten sind.
Story
Alexandre Lagarde (J. Reno) ist ein Spitzenkoch, wie er im Buche
steht und dessen Restaurant mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet
worden ist. Jedoch muss er sich ständig die willkürlichen Schikanen
des Geschäftsführers Stanislas Matter (J. Boisselier) gefallen
lassen, der ihn so schnell wie möglich vor die Türe setzen möchte.
Hilfe erhält er von Jacky Bonnot (M. Yuon), der ebenfalls die
klassische Küche bevorzugt und ein großer Fan von Lagarde ist.
Allerdings steht bald ein neues Testessen ins Haus und die Prüfer
sind keine großen Fans der Gerichte des bisherigen Koches.
Der bis dato unbekannte Regisseur und Drehbuchautor Daniel Cohen
hat mit
Kochen ist Chefsache eine typische
französische Komödie abgeliefert, die sich aber mit harter
Konkurrenz wie
Willkommen bei den
Sch‘ties messen muss. Gleich vorweg sei gesagt,
dass die Humorgrenze bei dem neusten Film mit Jean Reno
(
The Da Vinci Code –
Sakrileg) weitaus niedriger liegt, auch wenn
die Absicht der Filmemacher in eine andere Richtung zielte. Fakt
ist, dass viele Späße nicht so richtig zünden wollen. Dennoch gibt
es einige an sich gute Ideen, die weiter ausgesponnen richtig gut
hätte werden können. Doch ständig entsteht das Gefühl, dass Cohen
mit gezogener Handbremse fährt und nicht richtig Gas geben will. Ab
und an einige Schläge unterhalb der Gürtellinie oder einige
Grenzüberschreitungen mehr in Richtung Slapstick (Stichwort:
Japaner) hätten gewiss nicht geschadet. Zum Schluss lässt der
Regisseur zwar die Zügel ein wenig mehr los, kann aber den
langsamen Spannungsbogen des Anfangs nicht so richtig
ausgleichen.
Der hierzulande bis auf Jean Reno komplett unbekannte Cast
bestehend aus u.a. Michaël Youn (
In 80 Tagen um die
Welt), Raphaëlle Agogué (
Die Kinder von
Paris) oder Julien Boisselier (
Wenn wir
erwachsen sind) spielt insgesamt souverän und glaubwürdig.
Am bekanntesten dürfte bestenfalls noch der spanische Darsteller
Santiago Segura aus Filmen wie
El día de la bestia
oder
Blade
II sein. Reno bleibt hinter seinen
Möglichkeiten zurück und kommt an solche Größen wie Louis de Funes,
Gerard Depardieu oder Dany Boon bei weitem nicht heran, so dass
deutlich wird, dass ihm das ernste Genre besser steht.
Bildqualität
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Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
-
Original CinemaScope Format
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hervorragende Schärfe, mit sehr guter Detailzeichnung
-
gute Plastizität
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nur selten sind weichere Abschnitte zu erkennen
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kräftige und natürliche Farben bei sehr gut eingestelltem
Kontrast
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tadelloser und satter Schwarzwert, mit guter
Durchzeichnung
-
kaum Kompressionsspuren zu erkennen
Eigentlich ist es nicht allzu selbstverständlich, dass bei einem
aktuellen Film ein hervorragender Blu-ray Transfer vorliegt. Gerade
in Szenen wie auf dem Großmarkt werden sehr viele Details sichtbar,
was ebenso in der Großküche an den Topfoberflächen zu sehen ist.
Doch auch bei Nahaufnahmen werden Feinheiten, wie Haare oder Falten
ausgezeichnet wiedergegeben. Die Farbgebung ist eine Nuance zu kühl
ausgefallen, aber insgesamt doch recht natürlich und kräftig. In
den wenigen Dunklen Momenten ist ein sehr guter Schwarzwert zu
erkennen, der kaum Details verschluckt.
Tonqualität
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Französisch DTS-HD Master Audio
5.1, u.v.a.
-
deutscher HD-Sound
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sehr frontlastige aber natürliche und ausgewogene Abmischung mit
guter Dynamik
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ausgezeichnete Stereoseparation an den vorderen
Kanälen
-
Geräusche aus den hinteren Kanälen nur schwach
wahrzunehmen
-
Subwoofer liefert angenehme, aber insgesamt zu schwache
Bässe
-
stets klare Dialogverständlichkeit
-
stimmungsvolle und atmosphärische Filmmusik von Nicola Piovani
(„Das Leben ist schön“)
Wie bei dem Genre nicht anders zu erwarten ist, spielt sich so gut
wie alles in den vorderen Kanälen ab. Die Musik verteilt sich
jedoch über alle Lautsprecher gleichmäßig und sehr gut akzentuiert.
In belebten Plätzen wie in der Küche sind einige
Hintergrundgeräusche zu hören oder auf der Straße mal ein Auto von
hinten, das ist aber auch schon das Höchste der Gefühle. Der
Subwoofer zeigt sich leicht unterfordert, hebt allerdings hin und
wieder die tiefen Frequenzen sehr gut hervor, ohne dabei an seine
Grenzen zu gelangen.
Ausstattung
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Making of (SD; 24:23 min.)
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Interviews mit Jean Reno, Michaël Youn und Daniel Cohen (SD;
7:34 min.)
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Outtakes (SD; 6:29 min.)
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Deleted Scenes (SD; 5:41 min.)
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Original Kinotrailer (HD; 1:49 min.)
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Trailershow (HD; 9:09 min.)
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BD-Live
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Wendecover
Die Extras liegen sowohl quantitativ als auch qualitativ knapp über
dem Durchschnitt. Leider ist das filmbezogene Bonusmaterial nur in
SD vorhanden. Sowohl das Making of als auch die Interviews
enthalten einige interessante Informationen zum Film, kommen aber
über ein Prädikat "nett" nicht hinaus. Die Outtakes zeigen einige
Hintergrundaufnahmen während der Dreharbeiten, wohingegen die
entfernten Szenen insgesamt doch recht kurz ausgefallen sind.
Sämtliche Trailer sind in HD vorhanden. Das BD-Live Feature ist
absolut überflüssig und reine Zeitverschwendung.
Fazit
Der technische Aspekt hinterlässt - unter Berücksichtigung, dass es
sich um eine dialoglastige Komödie handelt - einen sehr guten
Eindruck, auch wenn der Ton doch sehr frontlastig ausgefallen ist.
Dafür entschädigt das Bild über dieses vernachlässigbare Manko,
denn das offenbart dem Zuschauer sehr viele Details und erfreut
zusätzlich mit einer natürlichen Farbwiedergabe. Lediglich bei dem
Bonusmaterial wurde noch mal geschludert, da mit dem Making of, den
Interviews und den entfernten Szenen gerade mal besserer
Durchschnitt auf die Blu-ray gepackt wurde. Regisseur Daniel Cohen
prangert in der Handlung die neumodische molekulare Küche an. Im
Guide Michelin wird
Kochen ist Chefsache nicht
aufgenommen, da keine Sterneküche zu erwarten ist. Lange Zeit ist
der Film zu brav und altbacken, gibt den Kochlöffel nicht aus der
Hand und bekommt erst gegen Ende mehr Geschmack und Würze. Chance
vertan. Bestenfalls für Jean Reno Fans geeignet. (sah)
Story: 5/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung:
6/10
Testgeräte
TV: Toshiba
47Z3030D
Player: Sony
BDP-S790
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor
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