Ein Jahr vogelfrei! Blu-ray
Review
Manche Filme erwecken aufgrund irreführender Vermarktungskampagnen
beim potentiellen Zuschauer eine völlig falsche Erwartungshaltung.
So werden manche Titel oftmals im Trailer oder Infotext als reine
Komödie angepriesen, entpuppen sich im Endeffekt jedoch als Drama.
So bereits geschehen bei Dickste Freunde. Das ist ebenso bei Ein
Jahr vogelfrei der Fall. Hier wird aufgrund des Trailers und des
Covers der Eindruck erweckt, dass der Humor an erster Stelle
steht.
Story
Brad Harris (J. Black) nimmt alle Mut zusammen und will ein Big
Year einlegen, in dem er durch die kompletten Vereinigten Staaten
reist, um so viele Vögel wie möglich zu sichten. Sein Ziel ist es,
den bestehenden Rekord von Kenny Bostick (O. Wilson) zu brechen.
Dumm nur, dass dieser sein Meisterstück ebenfalls überbieten
möchte. Obendrein ist den beiden auch der Geschäftsmann Stu
Preissler (S. Martin) auf den Fersen. Da geht es nicht immer mit
fairen Mitteln zu. Doch mit der Zeit erkennen sie, dass diese
verbissene Jagd einen hohen Preis fordert und auch entsprechende
Spuren hinterlässt.
Selbstverständlich kommt bei
Ein Jahr vogelfrei
auch der Spaß nicht zu kurz. Dennoch sollte der Zuschauer dabei
keine Schenkelklopfer erwarten, wie man es bei den drei
Protagonisten Jack Black (
School of Rock), Steve Martin
(
Wenn Liebe so einfach wäre) oder
Owen Wilson (
Marley & Ich) üblicherweise
erwarten würde. Denn in der Romanverfilmung, gemäß der Vorlage
The Big Year: A Tale of Man, Nature and Fowl Obsession von
Mark Obmascik, handelt es sich vielmehr um heiteren Humor, der
keineswegs unterhalb die Gürtellinie rutscht. Dafür steht eine
feine, wenn auch schleppende Charakterzeichnung im Vordergrund, die
zeitweise den Zuschauer im Unklaren lässt, in welche Richtung sich
manche Figur entwickelt. Letztendlich ist das Resultat dem
ungeachtet sehr unterhaltsam und ansprechend ausgefallen. Einige
Fragen des Lebens werden sehr gut veranschaulicht und ohne
moralischen Zeigefinger auf den Punkt gebracht.
Regisseur David Frankel (
Der Teufel trägt Prada) hat mit
Ein Jahr vogelfrei keine reine Komödie geschaffen.
Durch Elemente des Dramas und Dank der tollen Hauptdarsteller
liefert er eine äußerst gelungene Kombination aus beiden Genres ab.
Auch der Nebencast, in Gestalt von Rashida Jones (
Freunde mit gewissen Vorzügen),
Rosamund Pike (
Surrogates – Mein zweites Ich) und
Anjelica Huston (
50/50 – Freunde fürs (Über)Leben),
fügt sich qualitativ nahtlos ein.
Anmerkung: Die deutschsprachige Version muss im
Gegensatz zum amerikanischen Extended Cut mit der ca. drei Minuten
kürzeren Kinofassung auskommen. Allerdings verändern die
zusätzlichen Szenen weder die Handlung des Films noch die
Charakterzeichnung, sondern sind lediglich Füllmaterial.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
Auch wenn es sich bei diesem Film um eine aktuelle Produktion
handelt, ist das Bild nicht einwandfrei. Gedreht wurde
Ein
Jahr vogelfrei mit 35mm Kameras. Es ist ein deutlich
wahrnehmbares Filmkorn zu erkennen, das stellenweise sehr stark
ausgefallen ist. Des Weiteren wurde aus der Schärfe nicht das
Optimum herausgeholt. Zwar werden die Einstellungen an sich
ausreichend scharf und detailliert abgebildet, Referenzwerte werden
jedoch zu keinem Zeitpunkt erreicht. Dafür ist die Farbwiedergabe
ausgezeichnet. Sättigung, Kontrast und Gammawerte sind nahezu
optimal. Der Kontrast wurde sehr gut eingestellt und sorgt für
einen hervorragenden Schwarzwert. Sogar in sehr dunklen Szenen
werden kaum Details verschluckt. Kompressionsfehler oder ähnliche
Auffälligkeiten, wie vereinzelt schwaches Bildrauschen, sind kaum
erwähnenswert.
Tonqualität
Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, u.v.a.
Wie aus dem Hause 20th Century Fox nicht anders gewohnt, liegt die
Synchronisation lediglich in DTS 5.1 vor. Hörbare Unterschiede oder
qualitative Abweichungen zur englischen DTS-HD Master Audio 5.1
sind allerdings nicht vorhanden. Generell ist die Abmischung sehr
frontlastig ausgefallen. Surroundeffekte verirren sich nur selten
auf die hinteren Kanäle. Ist dies der Fall, besitzen diese aber
eine hervorragende Direktionalität. Die Stereoseparation ist
ausgezeichnet. Der natürliche Klang macht sich insbesondere bei den
zahlreichen Aufnahmen in der Natur bemerkbar, wobei gerade in
diesen Momenten einige prägnante Hintergrundgeräusche aus den Rear
Speakern wünschenswert gewesen wären. Die Dialoge sind immerhin
sehr gut zu verstehen.
Anmerkung: Steve Martin wurde nicht wie gewohnt
von Norbert Gescher oder Eckart Dux, sondern von Frank-Otto Schenk
synchronisiert, der üblicherweise Eugene Levy oder Kelsey Grammer
seine Stimme leiht.
Ausstattung
-
13 Entfallene und erweiterte Szenen (HD, 17:37 min.)
-
Spaß am Set (HD; 5:58 min.)
-
Die Filmaufnahmen zu Ein Jahr vogelfrei! (HD; 18:28
min.)
-
Original Kinotrailer (HD; 1:47 min.)
Das komplett in HD vorliegende Bonusmaterial fällt sehr
übersichtlich aus, bietet jedoch einige sehr interessante und
aufschlussreiche Zusatzinformationen zum Film. In diesem
Zusammenhang ist das Making Of „Die Filmaufnahmen zu Ein Jahr
vogelfrei!“ besonders empfehlenswert, da es mit zahlreichen
Anekdoten und Erzählungen von Cast und Crew aufwartet. Die 13
gelöschten oder erweiterten Szenen wurden allerdings zu Recht
gekürzt. Das Gag Reel ist ganz unterhaltsam und lässt die Komiker
ein wenig mehr von der Leine. Der Original Kinotrailer zum Film
rundet das gesamte Angebot ab. Ein Wendecover ist nicht
vorhanden.
Fazit
Auf der technischen Seite wäre bei diesem aktuellen Titel deutlich
mehr zu erwarten gewesen. Die Qualität des eigentlich
hervorragenden Bilds wird besonders durch mehr oder minder starkes
Filmkorn deutlich gemindert. Doch auch der Ton ist nicht das Gelbe
vom Ei, wobei Besitzer von Surroundanlagen vor allem die
Hintergrundeffekte vermissen werden. Das Bonusmaterial ist ganz
aufschlussreich, aber in seiner Quantität ebenfalls limitiert. Man
sollte von Ein Jahr vogelfrei keine astreine Komödie erwarten, denn
das führt unweigerlich zur Enttäuschung. Die überwiegend recht
heitere Dramedy besitzt auch einige ernste und teils kritische
Untertöne, die dennoch ihre Daseinsberechtigung haben und zum
Nachdenken anregen. Fans der drei Hauptdarsteller machen mit diesem
Film jedenfalls nichts falsch. (sah)
Story: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 5/10
Gesamt: 6/10
Kaufempfehlung: 7/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 1 / Back: Magnat