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Das Weib des Pharao

Gestartet: 25 Aug 2012 23:11 - 10 Antworten


Veröffentlichung:
30.06.2012
Laufzeit:
100 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
Keine Preisinformationen verfügbar!
#1
Geschrieben: 25 Aug 2012 23:11

Kuro77

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Das Weib des Pharao Blu-ray Review


Ernst Lubitsch gilt bis heute als einer der prägenden Regisseure der deutschen Stummfilmära. Von 1915 bis 1922 inszenierte er mehr als 40 Filme, in denen er teilweise auch als Darsteller mitwirkte. Diese stattliche Bilanz bildet allerdings nur den Grundstein seine Karriere. Im Jahr 1923 siedelte er nach Hollywood über, wo er zahlreiche erfolgreiche Produktionen folgen ließ. Darunter Ninotschka (1939) mit Greta Garbo und Sein oder nicht sein (1942) mit der früh verstorbenen Carole Lombard in der Hauptrolle. Damit vollzog er souverän den Schritt vom Stumm- zum Tonfilm. Sein vorletzter Stummfilm, den er auf deutschem Boden realisierte, war im Jahr 1922 Das Weib des Pharao, der zum größten Teil von der amerikanischen Paramount finanziert wurde. Mit rund 75.000 Dollar Produktionskosten handelte es sich um die teuerste deutsche Produktion jener Tage.


Story:

Der ägyptische Pharao Amenes (E. Jannings) und der äthiopische König Samlak (P. Wegener) stehen kurz vor der Unterzeichnung eines Bündnisvertrags. Doch auf dem Weg in die ägyptische Hauptstadt brennt Samlaks wunderschöne Sklavin Theonis (D. Servaes) mit dem einheimischen Arbeiter Ramphis (H. Liedtke) durch. Amenes verbürgt sich bei dem aufgebrachten Samlak für Theonis Gefangennahme. Das Liebespaar versteckt sich unterdessen bei Ramphis Vater Sotis (A. Bassermann). Dieser ist ausgerechnet für den Bau von Amenes neuer Schatzkammer verantwortlich. Die bloße Annäherung an die Schatzkammer bedeutet für jeden die Todesstrafe. Doch natürlich kommt es, wie es kommen muss. Das unvorsichtige Pärchen turtelt ausgerechnet dort und wird prompt erwischt. Der tyrannische Amenes kennt keine Gnade mit den beiden jungen Leuten. Bis er sich das hübsche Mädchen genauer ansieht und sich ebenfalls Hals über Kopf verliebt. Mit unglaublichen Konsequenzen für alle Beteiligten und ganz Ägypten!

Wer lediglich mit den relativ einfach gestrickten Liebesdramen moderner Prägung vertraut ist, dürfte sich angesichts der hier gebotenen Irrungen und Wirrungen verwundert die Augen reiben. In sechs Akten entfaltet sich ein Drama von wahrlich monumentalen Ausmaßen. Dabei dient die exotische Kulisse rund um den Palast des Pharaos lediglich als Bühne für eine Geschichte, die schon fast die Ausmaße einer klassischen griechischen Tragödie annimmt. Die Handlung fokussiert sich zum größten Teil auf die Personen. Den Schauspielern liefert das die Gelegenheit für durchweg erstklassige Leistungen. Inklusive der für die Stummfilmzeit typischen ausschweifenden Gesten. Für heutige Sehgewohnheiten erscheint das zwar als heilloses, und teils unfreiwillig komisches Overacting. In der damaligen Zeit war dieses extrovertierte Schauspiel völlig normal. Dank der finanziellen Rückendeckung der amerikanischen Paramount, schöpfte Lubitsch auch produktionstechnisch aus dem Vollen. Alle Bauten wurden in Originalgröße errichtet. Darunter der 28 Meter hohe und 54 Meter breite Königspalast oder eine 24 Meter hohe Sphinx, die die Schatzkammer darstellt. Auch die große Schlacht zwischen Ägyptern und Äthiopiern wurde mit hunderten Komparsen auf einem 120.000 Quadratmeter großen Areal nahe Berlin-Steglitz realisiert.

Viel spannender als die eigentliche Produktion, ist aber die Wiederentdeckung des für lange Zeit verloren geglaubten Filmmaterials. Nach seiner Kinoauswertung verschwand Das Weib des Pharao vollständig von der Bildfläche. Und das heißt in diesem Fall nicht, dass er lediglich nicht mehr aufgeführt wurde. Die ursprünglichen Filmrollen waren verschollen! Erst knapp 50 Jahre später, im Jahr 1970, wurde eine unvollständige Verleihkopie des Films in einem russischen Archiv entdeckt. Diese lag allerdings in katastrophalem Zustand vor. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Film, hauptsächlich aus italienischen und französischen Quellen, langsam vervollständigt. Die Szenen der nach wie vor fehlenden 20 Prozent werden durch erklärende Texttafeln und Standbilder ersetzt. Auf diese Weise ist es problemlos möglich, der Handlung zu folgen.


Bildqualität:

Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,33:1, Auflösung 1080/20p

Das nahezu zerstörte Ausgangsmaterial stellte die Restaurateure vor eine immense Herausforderung. Wer die Restaurierungsarbeiten von „Star Trek – The Next Generation“ verfolgt hat, dem dürfte schnell bewusst werden, dass die Wiederherstellung eines 90 Jahre alten Nitro-Film noch einmal völlig andere Dimensionen erreicht. Anhand des erhaltenen Drehbuchs, der Partitur und verschiedener anderer Anhaltspunkte, war es möglich, die korrekte Schnittfolge des Films zu rekonstruieren. Das aus den verschiedenen Quellen verfügbare Filmmaterial wurde daraufhin Bild für Bild zum fast vollständigen Film zusammengesetzt. Das in 2K gescannte Ergebnis befreite man so weit, wie nach heutigem Stand der Technik möglich, von Beschädigungen. Eine weitere Herausforderung stellte die korrekte Reproduktion der damaligen Virage dar. Dabei handelt es sich um eine Einfärbung des Nitrofilms in verschiedene Farben, die in der damaligen Zeit üblich war. Diese sollte dem Zuschauer helfen, die verschiedenen Handlungsebenen zu unterscheiden. Darüber hinaus diente sie zur Erzeugung einer bestimmten Stimmung. So wurden etwa die Szenen der brennenden Hauptstadt rot, oder Nachtszenen blau eingefärbt. Wenn man den Zustand des verfügbaren Ausgangsmaterials berücksichtigt, ist das Endergebnis herausragend. Nahezu alle Beschädigungen wurden entfernt, ohne dabei den ursprünglichen, körnigen Filmlook zu beschneiden. Die hervorragende Detailzeichnung offenbart sich vor allem an Hand der aufwändigen Kostüme. Einige ruckartige Bewegungen sind auf fehlendes Filmmaterial zurück zu führen. Die digitale Virage tritt nie unangenehm in den Vordergrund, sondern bleibt zu jeder Zeit originalgetreu.


Tonqualität:

Technik: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1

Die Texttafeln liegen darüber hinaus in Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Chinesisch, Japanisch, Arabisch und Thailändisch vor. Da es sich hier um einen Stummfilm handelt, bezieht sich die Codierung der Tonspur auf die Filmmusik. Diese wurde an Hand Eduard Künnekes Originalpartitur vom WDR-Rundfunkorchester unter der Leitung von Frank Strobel neu eingespielt. Strobel zeichnete sich ebenfalls für die Neuinterpretation der Musik von „Metropolis“ verantwortlich. Gerade im vorliegenden Fall kommt der Musik eine entscheidende Bedeutung zu. Sie dient nicht nur zur Untermalung, sondern trägt maßgeblich zur emotionalen Wirkung der Handlung bei. Die Abmischung beschränkt sich auf die Frontkanäle. Die Stereobühne, die sich vor dem Zuschauer aufbaut, darf ohne falsche Scheu als audiophil bezeichnet werden. Eine entsprechende Anlage und Lautstärke vorausgesetzt, wähnt man sich nur zwei Meter vom Orchestergraben entfernt. Jedes Instrument wird präzise abgebildet. Nicht nur Freunde klassischer Musik werden hieran ihre Freude haben.


Ausstattung:
  • Trailer Deutsch und Englisch

  • Die Rückkehr von Lubitschs Pharao – Dokumentation der Restaurierungsarbeiten (ca. 37 Min.)

  • Filmkonzert des WDR-Rundfunkorchesters (ca. 100 Min.)

  • Setfotos

  • Fehlende Szenen

  • Programmheft aus dem Jahr 1922

  • Alle Extras in HD

  • 20seitiges Booklet

Nahezu alles, was man zum Film wissen muss, ist im Bonusmaterial enthalten. Wer sich für die technische Seite der Restaurierung interessiert, kommt an der Dokumentation „Die Rückkehr von Lubitschs Pharao“ nicht vorbei. Hier bekommt der Technikfreak Informationen aus erster Hand. Das komplette Filmkonzert rückt die kongeniale Adaption der Musik in den Vordergrund. Der Live-Mitschnitt zeigt das Orchester aus 16 unterschiedlichen Kameraperspektiven bei den Aufnahmen der Partitur. Das 20seitige Booklet liefert wissenswerte Hintergrundinformationen zur Entstehung des Films und ersetzt in gedruckter Form moderne Making-Ofs.


Fazit:

Die vorliegende Blu-ray präsentiert Das Weib des Pharaos in der aktuell bestmöglichen Verfassung. Was aus dem nahezu zerstörten Ursprungsmaterial herausgeholt wurde, grenzt für einen Laien beinahe an ein technisches Wunder. Frank Strobels Neuinterpretation der Filmmusik unterstreicht kongenial die emotionale Tiefe des Films. Die Abmischung erfüllt audiophile Ansprüche. Das Zusatzmaterial liefert fast alles, was man über Lubitschs Werk wissen muss.


Nach Metropolis schafft es nun auch Ernst Lubitschs Monumentaldrama Das Weib des Pharao auf Blu-ray. Wer die Premiere am 21. Februar 1922 (vielleicht aus Termingründen?) verpasst hat, erhält nun die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen. Für Stummfilmfans ist diese Veröffentlichung ohnehin Pflicht. Wer noch nie zuvor einen Stummfilm gesehen hat, sollte spätestens jetzt damit anfangen. Dramatik und Komplexität der Handlung schlagen heutige Liebesdramen um Längen. Der Film erinnert eher an klassische Theaterstücke. Dass hier nicht gesprochen wird, ist nach wenigen Minuten vergessen. Denn Lubitschs Meisterwerk entwickelt Dank seiner suggestiven Bildsprache eine Faszination, der man sich nur schwer entzieht.


Kurzbewertungen:

Story: 8/10
Bild: 9/10
Ton: 9/10
Extras: 8/10
Gesamt*: 9/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Das Weib des Pharao Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)
#2
Geschrieben: 25 Aug 2012 23:26

Tsungam

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Erstmal danke für das Review. Ich finde es gut, dass auch solche Filme eine Chance bekommen!

Eine Frage habe ich aber: Wie hat man das mit den 20 fps zu verstehen? Sowas gibt es doch nicht auf Blu-ray. Ist das Bild in 1080i/60 und dann einfach jedes Bild verdreifacht?



"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."
(F. W. Bernstein)

#3
Geschrieben: 25 Aug 2012 23:33

Kuro77

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So ganz genau kann ich das auch nicht erklären. Der Film scheint tatsächlich mit 20fps abgespielt zu werden. So steht es auch auf dem Backcover. In den Extras wird erwähnt, dass der Film mit dieser Bildgeschwindigkeit eine Laufzeit von 100 Minuten erreicht. Und so ist es auch tatsächlich.

In der Wiedergabeinfo des Players steht allerdings immer 24p. Wie gesagt, bin da auch etwas unsicher.
#4
Geschrieben: 26 Aug 2012 07:57

Jason-X

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Echt der Wahnsinn, dass man aus einem 9ß Jahre alten Film noch so eine Bildqualität rausholen kann
#5
Geschrieben: 26 Aug 2012 11:29

gelöscht

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Sehr interessant finde ich die Anzeige 24fps auf deinen Blu-ray Player, obwohl der Stummfilm in 20fps gedreht wurde. Herr Lubitsch und seine Kollegen der damaligen Zeit drehten mit der Bildwechselfrequenz von 16fps - 20fps und erst mit der Einführung des Tonfilms wurde die Bildfrequenz auf 24 fps festgelegt, da die Tonqualität bei 16fps bzw. 20fps nicht ausreichte. Schade, ich besitze die Blu-ray leider nicht, da ich kein paypal nutze.

Infos zum Film: arte.tv

Danke für dein Review! :)

PS: Habe gerade einen Shop gefunden wo man ihn kaufen kann.
#6
Geschrieben: 26 Aug 2012 12:07

Tsungam

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Wo denn...?



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(F. W. Bernstein)

#7
Geschrieben: 26 Aug 2012 12:27

gelöscht

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Wollte jetzt keine Werbung machen. Link: filmphilharmoic-shop.de (auch ebay.de)
#8
Geschrieben: 26 Aug 2012 12:41

Kuro77

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Zitat:
Zitat von Spirit-of-Picture
Sehr interessant finde ich die Anzeige 24fps auf deinen Blu-ray Player, obwohl der Stummfilm in 20fps gedreht wurde. Herr Lubitsch und seine Kollegen der damaligen Zeit drehten mit der Bildwechselfrequenz von 16fps - 20fps und erst mit der Einführung des Tonfilms wurde die Bildfrequenz auf 24 fps festgelegt, da die Tonqualität bei 16fps bzw. 20fps nicht ausreichte.

Der Film wurde damals mit 20 fps gedreht. Mit leichten Ungenauigkeiten, da man ja damals noch von Hand kurbelte. ;)

Ich habe jetzt allerdings des Rätsels Lösung bezgl. der Bildfrequenz auf der Blu-ray. Nach jedem 5. Bild wurde ein identischer Clon des vorherigen Bildes eingefügt, um der technischen Voraussetzung einer Blu-ray (24p) gerecht zu werden.

Ich hatte gestern noch Alpha-Omega deswegen angeschreiben und auch prombt eine Antwort erhalten. :thumb:
#9
Geschrieben: 01 Sep 2012 12:06

Tsungam

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Packshots anhängend. Das FSK-Logo ist leider fest.




"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."
(F. W. Bernstein)

Geschrieben: 01 Sep 2012 12:08

Patrick_Star

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Danke Matthes für das tolle Review. Jaja....ich kurble heute noch bei meinem Beamer. :rofl:


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