Killzone 2
Wo hört der viel zitierte "Hype" auf und wo beginnt die eigene,
unverfälschte Liebe zum Spiel? Eine Frage, die sich wohl jeder
Videospielredakteur stellt, wenn er den Test zu einem seit Jahren
heiß erwarteten Spiel wie Killzone 2 schreibt. Nicht ohne Grund,
schließlich sind die Ansprüche und Erwartungen der Leser hoch. Wo
drückt man aus Sympathie ein Auge mehr zu als bei anderen Spielen,
was findet man hier geiler als bei anderen Titeln, obwohl es sich
im Grunde um das gleiche Feature handelt? Angesichts der dank
Internet unzähligen medialen Möglichkeiten mit regelmäßig
anheizenden (Render)Trailern, Screenshots und schwärmenden
Vorberichten wird es immer schwerer festzustellen, welche
Einschätzung auf der eigenen Meinung beruht und was einem unbewusst
ins Hirn getrichtert wurde. In diesem Sinne können wir euch auch
nicht vollauf versprechen, dass im folgenden Test keine subjektiven
Meinungen und Empfindungen mitschwingen. Eines können wir euch
jedoch versichern: Wir schildern euch ungefiltert und unverfälscht
unsere Eindrücke, die wir mit diesem Spiel hatten und versuchen,
alle vorab stattgefundenen Hype-Geschichten zu ignorieren. Denn
dies sind wir euch schuldig: einen offenen und so objektiven
Bericht wie möglich. Viel Spaß beim Killzone 2-Test!
Den Krieg zum Feind tragen
Mit einem markerschütternden Krachen setzt das angeschlagene
Landungsschiff am zerbombten und vom Kampflärm erfüllten Ufer von
Visari´s Hauptstadt auf. Für einen Moment schießt uns die Frage in
den Kopf, warum eine hoch technologisierte, das Weltall bereisende
Armee nicht in der Lage ist, ihren Soldaten Sitze mit
Sicherheitsgurten auf ihren Landungsschiffen zu montieren? Egal,
seis drum. Angeheizt vom hervorragenden Render-Trailer springen wir
über das Geländer und stürmen schreiend ins Schlachtengetümmel.
Endlich ist es soweit: Endlich kann man die Szenen, die man aus
unzähligen Trailern bereits in und auswendig zu kennen scheint, mit
eigenen Händen am eigenen Controller am eigenen TV zocken. Doch
bevor wir weiter ausholen, zuerst zur Handlung: Killzone 2 spielt
rund 2 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils. Der Einmarsch
der Helghast auf dem Planeten Vekta im Jahre 2357 konnte dank der
heldenhaften Taten von Jan Templar aufgehalten und die rotäugigen
Bastarde auf ihren Heimatplaneten Helghan zurückgeschlagen werden.
In dem Irrglauben, die feindliche Armee stünde kurz vor dem Ende,
rüstet sich die ISA (Interplanetare Strategische Allianz) nun für
den finalen Schlag, um in einer alles entscheidenden Invasion
Scolar Visari, den Anführer der Helghast, des Amtes zu entheben und
vor Gericht zu stellen. In der Haut des Alpha-Squad-Mitglieds
Sergeant Tomas „Sev“ Sevchenko seid ihr Teil dieser Mission. Doch
die Helghast erstarkten entgegen aller Erwartungen im Schutz ihres
Planeten zu neuen Kräften und werden ihren Planeten bis zum letzten
Mann erbittert verteidigen.
In der folgenden, je nach Schwierigkeitsgrad rund sieben bis 8
Stunden dauernden Solo-Kampagne durchstreift ihr auf eurem von
Trümmern gepflasterten Weg durch insgesamt 10 Missionen die dunklen
Gassen der Helghast-Städte, karge Ödländer, riesige Raumkreuzer und
schmuddelige Heghast-Raffinerien. Killzone 2 ist ein klassischer
First-Person-Shooter mit Konzentration auf das Wesentliche:
Kompromisslose Feuergefechte. Vom furiosen Auftakt bis zum
nervenaufreibenden Ende nehmt ihr im Sekundentakt feindliche
Stellungen ein und verteidigt diese, bemannt fest montierte MGs und
gebt euren Truppen Deckung, beschützt Konvois, öffnet Tore und
Zugbrücken oder sprengt wichtige Knoten- und Kommunikationspunkte
in die Luft. Der Weg durch die Areale ist dabei durchgehend von
verbissenen Feuergefechten geprägt, bei denen ihr unerbittlich um
jeden Meter kämpft. Die Dynamik der Kämpfe lässt sich am ehesten
mit Spielen wie Epics indiziertem Xbox360-Shooter vergleichen. Die
Helghast verschanzen sich hinter jeder Deckung und müssen mit viel
Geduld und taktisch geschickten Zügen nach und nach ausgeräuchert
werden. Wer im Gegenzug nicht selbst ausreichend Gebrauch von der
Deckung macht, wird nicht lange überleben. Hier kommt Guerillas
neue Deckungs-Funktion ins Spiel, die euch ohne
Perspektiven-Wechsel aus der First-Person-Ansicht auf Knopfdruck in
Deckung gehen und daraus hervor schießen lässt. Bereits im Vorfeld
sorgte dieses Feature für Furore, wechseln Shooter mit
Deckungsfunktion doch meist in die 3rd-Person-Ansicht. Doch nach
ausgiebigen Spielen können wir bestätigen, dass das Schießen aus
der Deckung nach kurzer Eingewöhnungszeit einfach von der Hand
geht.
Gegner mit Köpfchen
Bereits nach den ersten Schüssen auf die Helghast fällt das im
Vergleich zu Shootern wie Call of Duty oder Resistance 2 träge
Zielsystem auf. Anfangs ist es schwer, den umherlaufenden und Haken
schlagenden Helghast zu folgen und gezielte Treffer zu landen,
sodass ihr garantiert einige Magazine ohne nennenswerten Erfolg in
die Wände hauen werdet. Nach einer Weile kommt man damit jedoch
super klar, und mit fortschreitender Spieldauer nimmt die
Erfolgsquote für gezielte Kopfschüsse exponentiell zu. Allerdings
ist ein schneller Aufbau der entsprechenden Skills auch bitter
nötig, denn die famose künstliche Intelligenz der Helghast lässt
kaum Platz für Fehler. Die schwarzen Teufel gehen sofort in
Deckung, schießen gezielt daraus hervor oder flankieren eure
Position. Die übliche Taktik, sich auf einen gewissen Punkt
einzuschießen und einfach zu warten bis der behelmte Kopf
hervorragt, funktioniert hier nur bedingt. Selten strecken die
Helghast ihren Kopf zweimal an der gleichen Stelle heraus, und
wartet ihr dennoch auf den richtigen Moment, kommt mit Sicherheit
von einer anderen Stelle zusätzlicher Beschuss. Stürmt ihr die
Stellungen, ziehen sich die Helghast geschickt zurück und suchen
neue Deckung, halten euch auf Distanz oder zücken ihr Messer und
gehen ebenfalls auf Konfrontationskurs.
Dabei läuft kein Kampf wie der vorherige ab, was besonders dann
auffällt, wenn eine bestimmte Situation mehrmals wiederholt werden
muss. Mehr als einmal drängte sich uns deshalb bei den
Spiel-Sessions das typische Halo-Gefühl auf, das ebenfalls durch
seine überragende künstliche Intelligenz überzeugen konnte. Hinzu
kommt, dass die Helghast bereits auf dem normalen
Schwierigkeitsgrad verdammt widerstandsfähig ausfallen und gezielte
Kopftreffer nahezu Pflicht sind. Die geniale Rückmeldung des
Treffersystems lässt dabei Arme, Beine oder Oberkörper unter euren
Salven zucken und selten fällt ein Helghast zweimal auf die gleiche
Weise zu Boden. Als sei die hervorragende KI der Gegner nicht schon
genug, müsst ihr euch auch noch mit einer Vielzahl verschiedener
Gegnertypen herumschlagen. Neben den Standard-Soldaten machen euch
auch Scharfschützen, Gegner mit Raketenwerfern oder mit Messern und
Sturmgewehr ausgerüstete Nahkämpfer das Leben schwer. Highlights
sind dabei die als Zwischengegner fungierenden schwer gepanzerten
Soldaten, die ausgerüstet mit einem übermächtigen MG und einer
undurchdringlichen Panzerung nur am Rücken verwundbar sind oder die
Roboter-Drohnen, die sich blitzschnell über eure Köpfe hinweg
bewegen und euch gnadenlos mit MG-Feuer eindecken. Die
Gegnervielfalt gepaart mit der genialen künstlichen Intelligenz
macht die Kämpfe unglaublich herausfordernd und interessant. Der
ein oder andere Endgegner-Kampf lockert das Spielgeschehen
zusätzlich auf.
Glücklicherweise seid ihr einen Großteil der Missionen in Gruppen
unterwegs und könnt euch auf die ebenfalls mit einer guten KI
ausgestatteten ISA-Kameraden verlassen. Sie suchen selbständig
Deckung, geben Feuerschutz und halten euch das ein oder andere Mal
den Rücken frei. Team-Mitglieder eures Alpha-Squads gehen zwar nach
einigen Treffern zu Boden, können jedoch jederzeit mit einem
Elektroschock problemlos wiederbelebt werden. Seid ihr die meiste
Zeit für die Unterstützung der Kameraden dankbar, gibt es aber auch
Momente, in denen ihr ihnen liebend gern den Hals umdrehen möchtet.
Sie bringen sich stellenweise unüberlegt in Gefahr, und da es ohne
ihre Hilfe wesentlich schwerer ist den Gegner-Massen Herr zu
werden, müsst ihr das gleiche tun, um sie wiederzubeleben. Killzone
2 hat einen recht hohen Grund-Schwierigkeitsgrad. Laut
Spielstatistik sind wir in 11 Stunden Spielzeit bereits 89 mal
gestorben, und das noch nicht einmal auf der schwierigsten Stufe.
Die Selbstheilungskräfte eures virtuellen Konterfeis und die
jederzeit fair gesetzten automatischen Speicherpunkte reduzieren
den Frustfaktor jedoch auf ein Minimum.
Zwei Arme, zwei Waffen: logisch, oder?
Das erste Killzone fiel besonders durch sein außergewöhnliches und
markantes Waffendesign auf, und auch Killzone 2 überzeugt hier auf
ganzer Linie. Egal ob das klassische Sturmgewehr der ISA-Truppen,
das mittlerweile zu einem Sinnbild für die Killzone-Reihe geworden
ist oder das Pendant der Helghast-Truppen, das ST 52: alle Waffen
gefallen durch einen hohen Detailgrad, ein realistisches Design und
vermitteln ein Gefühl für ihr Eigengewicht. Beispielsweise ist man
mit einem schweren MG wesentlich langsamer unterwegs als mit einem
leichten Sturmgewehr. Auch der Umfang des Arsenals lässt keine
Wünsche offen. Pistolen, dicke MGs, Raketenwerfer, Schrotflinten
oder Scharfschützengewehre offenbaren genügend Möglichkeiten, die
Helghast auf verschiedenste Arten in die ewigen Jagdgründe zu
schicken. Hinzu kommen noch das ein oder andere fest installiert
Geschütz mit besonders starker Durchschlagskraft und Handgranaten.
Im wenigen Fällen dürft ihr sogar selbst am Steuer eines Panzers
oder eines Kampfroboters platz nehmen. Bereichert wird das
Kriegs-Werkzeug durch den neuen Flammenwerfer, der die
Grafikmuskeln der PS3 so richtig spielen lässt oder das
martialische Bolzenschussgewehr, das unvorsichtige Gegner
effektreich an Wände nagelt. Die richtige Waffenwahl kann den Weg
durch die Level erheblich erleichtern und ist umso wichtiger, da
ihr nur zwei Waffen gleichzeitig tragen könnt. Diese Einschränkung
ist im Grunde nichts Schlechtes und wurde auch von Titeln wie Halo
verwendet, eine kleiner Wehrmutstropfen ist jedoch die Tatsache,
dass nur Haupt- gegen Haupt- und Sekundär- gegen Sekundärwaffen
getauscht werden können. Was im Klartext bedeutet, dass man sich
beispielsweise nicht mit einem Sturm- und einem Snipergewehr
gleichzeitig ausstatten kann. Leider gibt es mit der Pistole der
ISA-Truppen und dem Helghast-Pendant nur zwei Sekundärwaffen, die
aufgrund ihrer schwachen Wirkung auch nur im Notfall eingesetzt
werden sollten. Umherstehende Waffenständer und die Waffen
gefallener Gegner geben einem aber jederzeit die Möglichkeit, die
Ausrüstung den Gegebenheiten anzupassen. Leider verfügen die
Ballermänner über keine Sekundär-Funktion. Lediglich die
Schrotflinte bietet eine optionale Taschenlampe und das
Snipergewehr einen Zweifach-Zoom. Das Waffenarsenal ist ausgewogen,
lediglich die im späteren Spielverlauf auftauchende Strahlenkanone
ist zu übermächtig geraten. Die blitze schleudernde Waffe brutzelt
Helghast und Drohnen binnen Sekunden und verfügt im Grunde über
unendlich Munition, das sie ihre Energie aus der Umwelt bezieht.
Diese Höllenmaschine allerdings nur in wenigen Missionen zur
Verfügung, weshalb dieser Umstand nicht weiter ins Gewicht
fällt.
Konkurrenzlos gute Steuerung?
Call of Duty- und Resistance-verwöhnte Shooter-Fans werden sich
aufgrund der trägeren und schwerfälligeren Steuerung von Killzone 2
zu Beginn etwas umgewöhnen müssen. Laut Entwickler soll dies das
Gefühl verstärken, tatsächlich in einer schweren Rüstung zu
stecken. Besonders wird dies bei Sprüngen deutlich: sind diese in
anderen Shootern durchaus geeignet um gegnerischem Feuer
auszuweichen, sind sie in Killzone 2 so schwerfällig, das man sie
wirklich nur zum überwinden von Hindernissen nutzen wird.
Bunny-Hops oder ähnliches werden deshalb im Multiplayer eher selten
vorkommen. Die Laufbewegungen sind langsamer, und auch das
Zielsystem kommt nicht ganz an die nahezu unschlagbare Präzision
eines Call of Duty heran. Erhöhte Beschleunigungswerte auf der X-
oder Y-Achse helfen hier auch nur bedingt weiter, da sich das
Fadenkreuz bei Bewegung beschleunigt und mit erhöhter Sensitivität
unpräziser wird. Als Folge dessen wird man auch den Kimme- und
Korn-Modus der Waffen nicht so häufig einsetzen wie z.B. bei CoD.
Das Schießen "aus der Hüfte" ist in den meisten Fällen von größerem
Erfolg gekrönt. Trotz dieses etwas anderen Ansatzes ist die
Steuerung hervorragend und gibt keinerlei Anlass zur Kritik. Nach
einer halben Stunde hat man sich an die neuen Reaktionszeiten
gewöhnt und steuert zielsicher durch die Missionen.
Dank mehrerer voreingestellter Controller-Belegungen lässt sich die
Steuerung den eigenen Wünschen anpassen. Standardmäßig wird das
Zielen via Kimme und Korn ungewöhnlicherweise durch das Klicken des
rechten Analogsticks ausgelöst. Zum Glück kann man diese Funktion
aber auch auf den L1-Button legen, wie man es derzeit von fast
allen gängigen Shootern gewohnt ist. Mit der R2-Taste werft ihr
Granaten, durch klicken des linken Analogsticks sprintet ihr und
durch einen Druck auf das Steuerkreuz wird der nächste Zielpunkt
angezeigt. Auch die Sixaxis- und Rumble-Funktion des Dualshock 3
wurden gekonnt eingesetzt. Räder werden durch das Kippen des
Sixaxis gedreht oder Bomben scharf gemacht, und jeder Schuss, jede
Granate oder vorbeifahrender Panzer lassen den Controller
erzittern. Beim Snipergewehr lässt sich via Bewegungserkennung das
Fadenkreuz stabilisieren, der Analogstick ist hier jedoch eindeutig
die besser Wahl. Ebenso wenig Anlass zur Kritik gibt die Steuerung
der in einigen Missionen vorkommenden Fahrzeuge, die problemlos auf
eure Eingabebefehle reagieren.
Wenn die Grenze zwischen Realität und Videospiel
verschwimmt
Es ist unglaublich schwer in Worte zu fassen, welches grafische
Feuerwerk Killzone 2 abbrennt. Der Render-Trailer aus dem Jahr 2005
versprach einen Menge, und auch wenn das Endresultat nicht
hundertprozentig an das gesteckte Ziel herankommt, sieht Killzone 2
einfach fantastisch aus und braucht sich selbst vor Referenzen wie
Epics kürzlich erschienenen Fortsetzung ihres Xbox360-Shooters
nicht zu verstecken. Das Urteil, welches der beiden Spiele besser
aussieht, überlassen wir allerdings euch. Die Texturen sind
detailliert, abwechslungsreich und knackscharf, und das komplette
Spiel versprüht durch den Einsatz bestimmter Filter einen
Realismus, wie es ihn bis dato auf Konsole noch nicht zu sehen gab.
Geniale Rauch- und Partikeleffekte unterstreichen die Sprengkraft
jeder Granate, und ein Teil der Umgebung geht unter eurem Beschuss
zu Bruch. Zwar ist bei weitem nicht die komplette Architektur
zerstörbar, Säulen zerbröckeln jedoch realistisch in ihre
Einzelteile und geben den darunter liegende Stahl frei. Über Böden
und Himmel zieht vom Wind aufgepeitschter Staub, Blitze erhellen
die Nacht, tauchen die Umgebung in diffuses Licht und offenbaren
ein geniales Schattenspiel. Die Rüstungen, Animationen und
Gesichter der eigenen Mitstreiter wirken absolut lebensecht, und
auch die Gesichtsanimationen brauchen sich nicht vor der Konkurrenz
zu verstecken. Die Treffer-Rückmeldung beschossener Helghast hat
Referenz-Charakter, denn egal wo ihr sie trefft, hat dies immer
Auswirkungen auf deren Bewegungsabläufe. Anstürmende Helghast
stolpern, werden von Granaten zu Boden gerissen oder sinken langsam
in die Knie. In Verbindung mit ihrer künstlichen Intelligenz
einfach nur phänomenal.
Killzone 2 beginnt bereits mit einem Feuerwerk und vermag es
dennoch, sich bis zum Showdown immer weiter zu steigern. Selbst die
bisherige Referenz Call of Duty kann mit dem, was hier auf dem
Bildschirm geboten wird, nicht mithalten. Die Level sind durchweg
stimmig, realistisch und versprühen einen unglaublichen Charme.
Level-Architekturen anderer Titel sieht man stellenweise förmlich
an, wie sie am Rechner von Programmieren designt wurden. Killzone 2
wirkt hingegen wie aus einem Guss, was durch die quasi nicht
vorhandenen Grafik-Fehler noch verstärkt wird. Einige der Missionen
besitzen sogar einen gewissen Kult-Charakter, was sie wieder und
wieder spielenswert macht. Die Action wird immer wieder durch coole
Zwischensequenzen in Spielgrafik unterbrochen, welche die Story
vorantreiben. Diese "Scripts" geschehen meist nahtlos, dennoch gibt
es Momente, an denen das Spiel erst fortsetzt, wenn ihr euch an
einen ganz bestimmten Punkt bewegt habt. Zwar hilft hier der
einblendbare Missions-Pfeil bei der Orientierung, die
Offensichtlichkeit der "Scripts" reißt einen jedoch manchmal aus
der Atmosphäre. Auch gibt es Situationen, in denen unendlich viele
Helghast nachkommen, bis ein gewisser Punkt oder Person zerstört
wurde.
Eine Oscar-verdächtige Handlung mit überraschenden Wendungen
solltet ihr nicht erwarten, dennoch erfüllt die Story im gleichen
Maße wie beispielsweise die Story des ersten Xbox360-Shooter von
Epic ihren Zweck und hält die Missionen zusammen. Das
Killzone-Universum ist dabei sehr überzeugend gelungen, auch wenn
man recht wenig über die feindliche Kultur erfährt und die Story
kein befriedigendes Ende bietet. Die Helghast mit ihren roten
Augen, Nazi-Ähnlichen Symbolen, Bauwerken und
Gesellschaftsstrukturen sind glaubhafte Gegner, die man nur zu
gerne auslöschen möchte. Dennoch fühlt man sich zu Beginn als
Eindringling, was im Gegensatz zu bisherigen Geschichten, in denen
man immer der Verteidiger ist, ein durchaus befremdliches Gefühl
ist. Alle Charaktere wie eure Alpha-Squad-Mitglieder oder der aus
dem Vorgänger bekannte Jan Templar versprühen ihren eigenen Charme.
Man spielt und identifiziert sich gerne mit Sergeant Sevchenko, der
zwar nicht den Kultcharakter eines Master Chief oder Marcus Fenix
erreicht, jedoch wesentlich mehr zu bieten hat als beispielsweise
Nathan Hale aus Resistance 2. Der ein oder andere hervorragend
inszenierte emotionale Moment baut zusätzlich eine Bindung zur Welt
von Killzone 2 auf.
Auch bei der Soundkulisse setzt Killzone 2 Maßstäbe. Die kräftigen
Waffengeräusche suchen ihresgleichen, Granaten explodieren an jeder
Ecke und Helghast und ISA-Truppen brüllen wild durcheinander. Die
geniale 7.1-Abmischung macht das Wohnzimmer zum Kriegsschauplatz,
zieht einen tief ins Kampfgeschehen und lässt einen stets hören,
von wo man beschossen wird. Die deutsche Synchro ist recht
ordentlich, hat aber wie so viele anderer Titel auch mit einer
fehlerhaften Lippensynchronität zu kämpfen. Wer der englischen
Sprache mächtig ist, sollte sich für diese Variante entscheiden.
Der orchestrale Soundtrack verleiht dem Titel zusätzlich ein
pompöses Flair.
Multiplayer
Aufgrund der frühen Testversion sind natürlich alle Killzone
2-Server noch leer und wir durften uns nur mit den Bot-Gegnern des
Offline-Multiplayers beschäftigen, dennoch können wir euch bereits
mit harten Facts rund um den Multiplayer versorgen. Auf 8 Karten
könnt ihr euch mit bis zu 32 Spielern in insgesamt 5 Spielmodi
austoben. Bei der Suchmission müssen Gegenstände erobert und zu
einem gewissen Punkte gebracht werden, die Zerstörungsmission
hingegen erfordert die Zerstörung eines bestimmten Zieles. Die
Einnahmen und Verteidigung vorgegebener Bereiche ist das Ziel von
Eroberungsmissionen, während Eliminierungsmissionen das Pendant zum
klassichen Deathmatch darstellt. Bei der Überfallmission wird
schließlich ein Mitspieler eines Teams zum Ziel erklärt, das vom
gegnerischen Team ausgeschaltet werden muss. Der Clou an der ganzen
Sache: ihr könnt Spielrunden zusammenstellen, in denen alle oder
nur einige dieser Missionen hintereinander gespielt werden. Das
Team mit den meisten Punkte gewinnt am Ende. Die Maps sind alle
thematisch an Gebiete aus der Solokampagne angelehnt, wurden jedoch
eigens für den Multiplayer designt. Da es sich überwiegend um sehr
weitläufige Gebiete handelt, muss man wesentlich längere Laufwege
in Kauf nehmen als beispielsweise bei Call of Duty 4. Dafür
überzeugen die Maps mit einem genialen Mix aus verwinkelten Gassen,
stationären Geschützen, offenen Plätzen die geradezu nach
Massenschlachten schreien und fiesen Sniper-Positionen. Immer gibt
es mehrere Wege zum Ziel, sodass Teamplay und Rückendeckung groß
geschrieben werden müssen. Durch gute Leistungen lassen sich sieben
Charakterklassen mit unterschiedlichen Eigenschaften freischalten:
Gewehrschütze, Kundschafter, Taktiker, Sanitäter, Saboteur,
Ingenieur und Sturmsoldat. Setzt man als Taktiker neue Spawnpunkte,
stellen Ingenieure Geschütztürme auf oder maskieren sich Saboteure
als Mitglied des anderen Teams, um unbemerkt hinter feindliche
Linien vorzudringen. Jeder der Klassen verfügt über andere
Ausrüstungsgegenstände, und nur eine ausgewogene Mischung wird dem
Team zu Sieg verhelfen. Dabei ist es egal, ob ihr auf Seiten der
ISA oder der Helghast kämpft, die Klassen sind in ihren Fähigkeiten
identisch. Wer den Rang eines Hauptgefreiten erreicht hat, kann
darüber hinaus auch Vier-Mann-Trupps bilden, um als eingespieltes
Team zusammenzuarbeiten. Dadurch erhält man im Kampf spezifische
Informationen über die Truppen-Mitglieder und kann via Headset
miteinander Kommunizieren, ohne das Gegner diesen Funkverkehr
abhören. Ein umfangreiches Rang-System sorgt zusätzlich für
Motivation. Als sei dies nicht genug, kann man seine Daten auf
Killzone.com hochladen, Statistiken einbinden und eine Community
bilden. Wer über keinen Online-Anschluss verfügt, kann immerhin
offline gegen bis zu 15 Bots antreten. Diese verfügen über eine
ausgesprochen hohe Intelligenz, die in verschiedenen
Schwierigkeitsgraden regelbar ist. Auch wenn wir unsere Erfahrungen
mit dem Multiplayer bisher nur anhand der Bot-Matches machen
konnten lehnen wir uns mal etwas aus dem Fenster und prophezeien,
dass Killzone 2 das meistgespielte Multiplayer-Spiel auf der PS3
werden wird. Garantiert!
Warum die Jungs von Guerilla hingegen keinen Koop-Modus integriert
haben, bleibt ein Rätsel. Der Spielablauf ist dazu ideal geeignet,
da ihr sowieso 90 Prozent der Zeit zu zweit unterwegs seid.
Immerhin wurde mittlerweile bestätigt, dass ein Splitscreen-Koop
per Update nachgereicht wird. Ob dieser auch online spielbar sein
wird, ist noch unklar. Ebenso wird Guerilla via Update noch
Fahrzeuge für den Multiplayer nachreichen. Wir sind gespannt.
Fazit:
Um auf unsere Einleitung zurückzukommen: Hat man sich nun durch den
jahrelangen Hype beeinflussen lassen? Diese Frage ist ehrlich
gesagt schwer zu beantworten. Nicht von der Hand zu weisen ist die
Tatsache, dass Killzone 2 allein durch seine atemberaubende
Präsentation für Furore sorgt und unglaublich fasziniert. Es
deshalb aber nur auf seine optischen Qualitäten zu reduzieren oder
gar als Grafik-Blender zu bezeichnen, ist jedoch unfair. Denn
Killzone 2 macht vor allen Dingen eines: verdammt viel Spaß. Sony
und Guerilla halten ihr Versprechen und liefern einen der besten
Shooter dieser Konsolengeneration und einen der Kaufgründe für die
PS3 ab. Zweifler mögen nun sagen, dass Killzone 2 dem Genre kaum
neue Impulse gibt, doch das will es offensichtlich auch gar nicht.
Killzone 2 ist First-Person-Shooter-Action in Reinkultur, ohne
störende Rätsel oder experimentelle Features. Ja, die Solo-Kampagne
ist mit rund sieben bis acht Stunden Spielzeit recht kurz geraten,
ihr werdet jedoch jede Minute davon genießen. Zudem heben in den
Levels versteckte Helghast-Zeichen und Aktenkoffer, die
motivierende Trophy-Unterstützung und vier verschiedene
Schwierigkeitsgrade den Wiederspielwert deutlich an. Die Entwickler
kreierten eine glaubhafte, atmosphärische und unglaublich
faszinierende Welt: dreckig, düster, brutal. Die Missionen sind
packend inszeniert, lassen kaum Verschnaufpausen und stecken in
Sachen Bombast und Atmosphäre sogar die Call of Duty-Reihe in die
Tasche. Die Steuerung ist hervorragend gelungen, auch wenn sie
etwas träger als bei der Konkurrenz ausfällt. Das Deckungs-Feature
funktioniert wunderbar und verleiht den Kämpfen gepaart mit der
wegweisenden KI der Helghast-Truppen eine extrem unterhaltsame
Dynamik, die auch nach dem zehnten Durchgang nicht langweilig wird.
Nie verhalten sich die Helghast gleich, immer wieder erfordern sie
andere Taktiken. Wer sich wie wir immer wieder gern durch bereits
bewältigte Halo-Level gekämpft hat ahnt, wovon wir reden. Das
umfangreiche und unnachahmliche Waffenarsenal mit seinen grandiosen
Modellen und Nachladeanimationen ist ein Traum für alle mit einer
Vorliebe für Projektilwaffen. Besonders das Design des
Standard-Sturmgewehrs der ISA-Truppen hat legendären Charakter und
ist bereits Sinnbild für das Killzone-Universum. Der neue
Flammenwerfer, das Bolzenschussgewehr oder der Elektroschocker
bereichern das Arsenal zusätzlich. Der vielversprechende
Multiplayer mit seinen abwechslungsreichen Spielmodi und
motivierende Klassen- und Rangsystem wird die nächsten Monate
garantiert die Online-Ranglisten auf der PS3 anführen und sorgt für
monatelange Unterhaltung.
Killzone 2 hat aber auch einige kleine Schwächen. So kann das
Deckungs-Feature aus unerfindlichen Gründen nicht ausnahmslos an
jeder Wand eingesetzt werden, zudem bringen sich eure Mitstreiter
oft unbedacht in Gefahr und müssen dann unter Einsatz des eigenen
Lebens gerettet werden. Die Waffen verfügen über keine
Zweitfunktion, und ihr könnt stets nur zwei Waffen tragen. Das ist
im Grunde nichts Schlechtes, da ihr euch aber immer für eine
Primär- und eine Sekundärwaffe entscheiden müsst und es lediglich
nur zwei Sekundärwaffen im Spiel gibt, kann man sich stellenweise
nicht optimal ausrüsten. Im Multiplayer-Bereich schmerzt vor allen
Dingen der fehlende Koop-Modus, der jedoch laut Guerilla in einem
Update zumindest als Splitscreen-Koop nachgereicht werden soll. Wir
beten auf jeden Fall, dass dieser auch online spielbar ist.
Dennoch: Wer bisher noch keine PS3 hat, auf Shooter steht
und auf das richtige Spiel warten wollte, muss jetzt zuschlagen.
Kaufen, das ist ein Befehl, Soldat!
Pro:
- bombastische Grafik und Inszenierung mit Referenz-Charakter
- Deckungs-Feature gliedert sich gut in Spielablauf ein und macht
Sinn
- sehr gute künstliche Intelligenz
- sehr gute Steuerung
- glaubwürdiges Design
- bombastische Soundkulisse mit ordentlichen deutschen
Sprechern
- umfangreiches Waffenarsenal
- abwechslungsreiches Gameplay
- Verwendung von Fahrzeugen
- Multiplayer hat enormes Potential
Contra:
- CoD-Verwöhnte werden Anfangs mit dem Aiming ihre Probleme
haben
- Story ist zweckmäßig und hat ein unbefriedigendes Ende
- setzt bis auf die Deckungsfunktion kaum neue Akzente im
Shooter-Genre
- Waffen verfügen nicht über eine Sekundärfunktion
- recht kurz (Kampagne kann in unter 7 Stunden beendet
werden)
- fehlender Koop-Modus
Quelle:
http://www.consolewars.de/reviews/868/killzone_2/test/