Bruce Lee Collection Blu-ray
ReviewJede Zeit hat ihre Mythen und Legenden. In der Popkultur des 20.
und 21. Jahrhunderts sind es oftmals Musiker oder Schauspieler, die
sich zu „mythischen“ Figuren entwickeln. Elvis Presley, James Dean
oder Marilyn Monroe heißen die Legenden der letzten Jahrzehnte und
werden von ihren Fans bis heute abgöttisch verehrt. Gemein haben
sie die Tatsache, dass sie weit vor ihrer Zeit verstorben sind, was
für eine nachträgliche Legendenbildung scheinbar unabdingbar ist.
In diese illustre Reihe gehört ohne Zweifel auch Bruce Lee, der
nicht nur das Genre des Martial-Arts Films weltweit etablierte,
sondern allgemein als stilprägende Ikone der asiatischen
Kampfkünste verehrt wird. Universum Film widmet dem mit 32 Jahren
viel zu früh verstorbenen „Kleinen Drachen“ nun ein Blu-ray-Set,
welches vier seiner legendären Filme ungekürzt in einer Box
vereint.
Story:
Die Todesfaust des Cheng Li (The Big Boss)
Cheng Li (Lee) verlässt seine Heimat in der chinesischen Provinz,
um als Arbeiter in einer Eisfabrik anzuheuern. Schnell findet er
Anschluss bei seinen Kollegen, die ihn herzlich in ihrer Mitte
willkommen heißen. Doch der Ärger lässt nicht lange auf sich
warten. Durch Zufall entdecken zwei Arbeiter die eigentliche
Einnahmequelle der Fabrik. Die Eisblöcke dienen lediglich als
Versteck für Drogen! Da Chengs Chef keine unnötigen Mitwisser
duldet, verschwinden nacheinander immer mehr Arbeiter. Darunter
auch Chengs Cousin Hsiu Chien (J. Tien), der von einem Besuch beim
„Big Boss“ des Unternehmens nie zurückkehrt. Nun ist es an Cheng,
die mysteriösen Vorgänge aufzuklären. Und davon halten ihn auch die
Schlägertrupps seines Chefs nicht ab.
Todesgrüße aus Shanghai (Fist of Fury)
Anfang des 20. Jahrhunderts stirbt im japanisch besetzten Shanghai
der Kung-Fu Meister und chinesische Volksheld Huo Yuanjia plötzlich
und unerwartet an einer vermeintlichen Magenverstimmung. Sein
Schüler Chen (Lee) ist von diesem Verlust tief getroffen und glaubt
sofort an einen Mordanschlag. Schon bei der Trauerfeier kommt es
zum Eklat, als Vertreter einer konkurrierenden japanischen
Karateschule den verstorbenen Meister und seine Schüler verspotten.
Diese Dreistigkeit lässt Chen nicht lange auf sich sitzen und
stattet den Japanern einen handfesten Gegenbesuch ab, woraufhin er
von den Behörden gesucht wird und untertauchen muss. Doch trotz
Verbannung sucht Chen weiter nach den Mördern seines
Meisters.
Die Todeskralle schlägt wieder zu (The Way of the
Dragon)
Alle Wege führen nach Rom. Davon profitiert auch Tang Lung (Lee),
den sein Onkel von Hongkong in die Ewige Stadt schickt, um einer
Freundin der Familie beizustehen. Diese betreibt dort ein kleines
chinesisches Restaurant, was sich als gefährliches Unterfangen
herausstellt. Denn auf das Grundstück hat es auch ein skrupelloser
Industrieller abgesehen, der auf brutale Weise versucht, einen
Verkauf zu erzwingen. Schnell muss die Bande jedoch erkennen, dass
mit dem Neuankömmling aus Fernost nicht zu spaßen ist. Allerdings
gibt sich der Gangsterboss nicht so leicht geschlagen. Er heuert
drei Kampfkunstmeister an, die Tang Lung aus dem Weg räumen
sollen.
Mein letzter Kampf (Game of Death)
Billy Lo (Lee) ist ein gefeierter Filmstar. Zusammen mit seiner
Freundin, einer ebenfalls sehr erfolgreichen Sängerin, steht er
eigentlich auf der Sonnenseite des Lebens. Doch Ruhm und Geld
ziehen auch zwielichtige Gestalten an, die ihr eigenes Stück vom
Kuchen verlangen. So wird Billy Opfer eines erpresserischen
Syndikats, das von ihm Schutzgeld fordert. Als sich Billy weigert
zu zahlen, wird er von den Gangstern übel zusammengeschlagen. Billy
überlebt den Angriff zwar, die Öffentlichkeit hält er jedoch im
Glauben, er sei bei der Attacke gestorben. Inkognito setzt er nun
alles daran, die verbrecherische Organisation im wahrsten Sinn des
Wortes zu zerschlagen.
Auch rund 40 Jahre nach ihrer Entstehung haben Lees Filme nichts
von ihrer ursprünglichen Faszination verloren und werden ihrem Ruf
als Klassiker des Martial-Arts Kinos vollauf gerecht. Es ist
einfach eine wahre Freude, dem Meister bei der Arbeit zuzusehen.
Man muss selbst kein Experte fernöstlicher Kampfkunst sein, um
bewundernd anzuerkennen, mit welcher Kraft, Schnelligkeit und
Präzision Lee seine Gegner auseinandernimmt. Besonders spektakulär
wird es, wenn er zusätzlich zu seinen Händen und Füßen noch Waffen
wie das Nunchaku einsetzt.
Das Auge vermag dem Wirbel aus blitzschnellen Bewegungen von einer
Seite des Körpers zur anderen kaum zu folgen. Doch nicht nur durch
seine überragende Kampfkunst zieht Bruce Lee das Publikum auf seine
Seite. Unbezahlbar ist auch seine Mimik. Sei es nun in Momenten
großer Verlegenheit, wie zum Beispiel in der Szene im Flughafen zu
Beginn der
Todeskralle, als ihn eine Frau
penetrant anstarrt oder in der Wohnung der jungen
Restaurantbesitzerin, als das peinliche Schweigen der beiden
beinahe unerträglich wird. Unvergessen natürlich auch sein böser
Blick in
Cheng Li, kurz nachdem er unverhofft
einen Schlag ins Gesicht einstecken musste. Einfach köstlich!
Natürlich wirkt manches für heutige Verhältnisse auch unfreiwillig
komisch. Doch trägt das eher zum Charme der Filme bei, als dass es
sie disqualifiziert.
Auch die Storys der einzelnen Filme sind, typisch für das
Martial-Arts Genre, äußerst überschaubar und bieten keine übermäßig
komplexen Handlungen. Komplex sind hier allerdings die aufwändig
choreographierten Kampfszenen, in denen Lee häufig gegen eine
deutliche Überzahl von Gegner antritt. Ein bis ins kleinste Detail
sorgfältig inszeniertes Ballett aus Tritten und Schlägen.
Filmgeschichte schrieben Lees Kämpfe gegen reale Kampfkunstmeister
ihrer Zeit. Unvergessen der Kampf gegen Chuck Norris im Kolosseum.
Eher skurril anmutend, aber dafür umso faszinierender, seine
Auseinandersetzung in
Mein letzter Kampf mit dem
damaligen Basketballstar Kareem Abdul-Jabbar, der Lee mit seinen
2,18 Meter um einen halben Meter überragt. Jackie Chan würdigte
diesen Kampf später in seinem Film „City Hunter“ mit einer
Hommage.
Mein letzter Kampf nimmt natürlich noch aus
anderen Gründen eine Sonderstellung ein. Da Bruce Lee leider sehr
früh verstarb, wurde der Film nie so vollendet, wie ursprünglich
gedacht. So kommt in den meisten Szenen ein Double zum Einsatz, das
permanent mit einer überdimensionalen Sonnenbrille herumläuft, von
hinten gefilmt wird oder dessen Gesicht im Schatten verborgen
bleibt. Ab und zu werden Szenen aus älteren Filmen
hineingeschnitten (die man kurz zuvor Dank dieser Filmkollektion
noch im Original gesehen hat), in denen der echte Bruce Lee zu
sehen ist. Nur das furiose Finale des Films zeigt gleichzeitig den
echten Lee und noch nicht zuvor gesehene Kämpfe. Somit ist
Mein letzter Kampf eher als Kuriosum zu sehen,
denn als vollwertiger Bruce Lee Film. Erfreulich, gleichzeitig aber
auch erstaunlich ist die Tatsache, dass die Filmkollektion
ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben wurde, enthalten einige Filme
doch durchaus sehr brutale und blutige Szenen.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1,
Auflösung 1080p
Die Todesfaust des Cheng Li kommt in den Genuss
eines neuen, äußerst gelungen HD-Transfers. Das Bild ist von der
ersten Minute an sehr scharf und außerordentlich gut durchzeichnet.
Kleinste Details bleiben sowohl im Nah-, als auch im Fernbereich
stets fein differenzierbar. Die Farben sind kräftig, aber nicht
überzeichnet. Das Spektrum ist insgesamt leicht ins rötliche
verschoben. Zusammen mit ausgeglichenen Kontrasten, natürlichem
Filmkorn und einem ruhigen Bildstand entsteht ein erstaunlich
homogener Gesamteindruck, der für einen Film dieses Alters mehr als
positiv überrascht.
Auf den Einsatz von digitalen Filtern wurde verzichtet. Einziger
Schwachpunkt ist der Schwarzwert, der häufig ein milchiges Grau
zeigt und Details verschluckt. In wenigen Szenen zeigen sich neben
einem großflächigen Flackern auch deutliche Beschädigungen des
Masters, die bei der Restaurierung wohl nicht mehr zu beheben
waren. Zum größten Teil liegt hier aber ein erstklassiger Transfer
vor, der echtes HD-Feeling versprüht.
Leider folgt bereits bei
Todesgrüße aus Shanghai
die Ernüchterung. Das Bild besitzt durchgängig praktisch keine
Schärfe und verweigert somit jegliche Detailzeichnung. Im
Zusammenspiel mit blassen Farben, einem unterschwelligen
Grauschleier, der sich über das Bild legt, äußerst bescheidenen
Kontrastwerten und einem schwachen Schwarzwert entsteht ein
geradezu matschiger Gesamteindruck, der so nicht zu akzeptieren
ist. Ein Totalausfall und zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise
HD-würdig.
Die ersten gut zehn Minuten von
Die Todeskralle schlägt
wieder zu belehren jeden eines besseren, der nicht glauben
will, dass es noch schlechter geht. Teilweise glaubt man an das
Versagen der eigenen Sehkraft, und den spontanen Verlust von
mindestens drei Dioptrien. Es wäre vermessen, das verschwommene
Etwas, das hier über die Mattscheibe wabert, noch als „Bild“ zu
bezeichnen. Glücklicherweise stabilisiert sich der Transfer nach
diesem alptraumhaften Beginn auf ein annehmbares Niveau, in dessen
Verlauf sogar einige wenige knapp HD-würdige Szenen zu bestaunen
sind. Die Farbgebung ist sehr kräftig (rote Uniformen der Kellner),
aber auch zum Teil unnatürlich (der blaue Himmel über Rom). Die
Kontraste sind schwach ausgeprägt und es zeigt sich in vielen
Szenen ein leichtes Flackern. Dennoch entsteht ein Look, der recht
gut zu den wilden 70ern passt, in denen der Film spielt.
Mein letzter Kampf präsentiert sich dagegen recht
homogen, allerdings homogen schlecht. Schärfe und Durchzeichnung
sind zu keiner Zeit HD-würdig. Das Bild rauscht durchgängig,
besitzt abermals unzureichende Kontrastwerte in Verbindung mit
blassen Farben und zeigt ein unterschwelliges Flackern, an das man
sich leider immer noch nicht gewöhnt hat.
Tonqualität:
Deutsch/Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Kantonesisch DTS-HD Master Audio 7.1 (außer „Mein letzter
Kampf“)
Englisch DTS-HD Master Audio 7.1 („Mein letzter Kampf“)
An dieser Stelle muss man Universum gute Arbeit attestieren. Es
wird an Tonspuren sicherlich alles aufgeboten, was zu bekommen war.
Fans dürften besonders erfreut darüber sein, dass bei
Todesgrüsse und
Todeskralle
sowohl die original Kinosynchronisation, als auch die alternative
TV-Synchronisation vorliegen. Da der Ton in Mono codiert ist,
versteht es sich von selbst, dass hier keine Surroundeffekte zu
erwarten sind. Trotzdem wissen besonders die TV-Synchros qualitativ
zu überzeugen. Die Dialoge klingen sehr klar, kräftig und verfügen
über ein gutes Volumen.
Das Alter der Tonspur wird zu keiner Zeit deutlich. Es zeigt sich,
dass eine sorgfältig bearbeitete Monotonspur einer künstlich
aufgeblasenen 7.1 Abmischung durchaus vorzuziehen ist. Diese bietet
zwar einige wenige Surroundeffekte, klingt zugleich allerdings
unausgewogen und plärrig. Gegenüber den TV-Synchros fallen die
Kinovertonungen qualitativ etwas ab. Hier wird das Alter der Filme
dann doch deutlich. Alle deutschen Tonspuren leiden an einem zwar
leisen, aber dennoch jederzeit wahrnehmbaren Hintergrundrauschen.
Der fetzige 70er Soundtrack in
Cheng Li ist
übrigens nur in den Synchronfassungen zu hören. Die kantonesische
Version setzt auf eine weitaus melancholischere Musik, was den
Charakter des Films deutlich beeinflusst.
Ausstattung:
Die Blu-rays enthalten lediglich Trailer der vier in der Box
enthaltenen Filme. Dabei handelt es sich allerdings um
zeitgenössische Trailer, die aufgrund ihrer pompösen und
marktschreierischen Art durchaus einen gewissen Unterhaltungswert
besitzen. Weitere filmbezogene Extras sind nicht vorhanden. Jede
Disc ist mit einem BD-Live Zugang ausgestattet, der nicht getestet
werden konnte. Das FSK-Logo auf der Box ist ablösbar. Hier ist
allerdings Vorsicht geboten. Da der Sticker sehr fest aufgeklebt
wurde, besteht die Gefahr, Bruces Unterarm mit abzuziehen. Das
hätte man besser lösen müssen.
Fazit:
In Bezug auf den Bildtransfer vermag nur
Die Todesfaust des
Cheng Li HD-Maßstäbe zu erfüllen. Vor allem unter
Berücksichtigung seines Alters ist der Transfer erstklassig. Dieses
Attribut bleiben die anderen drei Filme mehr als schuldig. Warum
hier keine ebenbürtigen Bildtransfers möglich waren, ist
unverständlich und ärgerlich. Der deutsche Ton ist für eine
Monoabmischung gut gelungen. Vor allem die TV-Synchronisationen
sind zu empfehlen. Nennenswerte Extras sind nicht vorhanden.
Der Einfluss, den Bruce Lee auf das Martial-Arts Kino ausübte, ist
auch knapp 40 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod nicht hoch genug
einzuschätzen. Wie er selbst, so genießen auch seine Filme
mittlerweile Legendenstatus und dürfen als Meilensteine gelten. Sie
sind der entscheidende Wegbereiter eines Genres, das sich seit
dieser Zeit einer weltweiten Beliebtheit erfreut. Schon hier
verbinden sich perfekt choreographierte Kampfszenen mit teils
witzigen, teils aber auch dramatischen Geschichten, die auch heute
noch begeistern. Wer also den Spuren einer echten Legende folgen
möchte, kommt an der Bruce-Lee-Kollektion nicht vorbei.
Einzelwertungen:
Die Todesfaust des Cheng Li
Story: 9/10
Bild: 8/10
Ton: 5/10
Extras: 2/10
Todesgrüße aus Shanghai
Story: 9/10
Bild: 4/10
Ton: 5/10
Extras: 2/10
Die Todeskralle schlägt wieder zu
Story: 9/10
Bild: 5/10
Ton: 5/10
Extras: 2/10
Mein letzter Kampf
Story: 6/10
Bild: 4/10
Ton: 5/10
Extras: 2/10
Gesamtwertung:
Story: 8/10
Bild: 5/10
Ton: 5/10
Extras: 2/10
Gesamt*: 4/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Bruce Lee
Collection Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)