Wiedermal sehen wir uns einen weltzerstörerischen Film von unserem Freund Roland Emmerich an. Independence Day aus dem Jahre 1996 durfte aus einem Budget von ca 70 Mio USD schöpfen - einspielen konnte der Streifen sage und schreibe 820 Mio USD - Hut ab!
Allerdings darf man nicht vergessen, dass vorab eine riesige Werbekampagne für den Film gestartet wurde. Ein kurzer Werbespot für den Film wurde sogar während des Super Bowls gesendet - bis dahin einmalig.
Gelobt wurden damals v.a. die bis dato einmaligen Spezialeffekte, welche heute natürlich etwas angestaubt wirken.
Genauso gab es ein paar unschöne Logikfehler im Film, welche v.a in Luftkampfszenen auftauchen. Zb schießt unser geliebter Präsident mehr als nur 4 Rakenten ab. Dann stellt sich die Frage, warum die Flugzeuge nur mit 4 Raketen bestückt werden, wenn es doch ums Überleben der Menscheit geht? Da der Film ja Ende der 90iger Jahre spielt, muss es sich bei den Maschinen schon um die letzte Ausbaustufe der F-18 handeln, welche bis zu 10 Luft-Luft Raketen mitführen kann.
Und warum zur Hölle fliegen nur F-18 herum? Schließlich hat die Air Force und das Marine Coprs auch noch F-16 und v.a. F-15.

In meinen Augen doch teilweise grobe Schnitzer - und es geht leider noch weiter.
Im Film hat jedes Flugzeug 4 Raketen - 2 unter der Tragfläche, 2 an den Flügelspitzen.
Bei den Raketen auf den Spitzen handelt es sich um AIM 9 Sidewinder-Raketen, die Teile unter den Flügeln sind AIM-120 Amraam´s. Soweit sogut. Immer wenn ein Pilot eine Rakete abschießt, meldet er der Einsatzzentrale zuerst das Kürzel seines Fliegers (also zb Eagle One etc...) und dann, welche Rakete er abschießt (Fox 2 heißt Infrarotrakete [also Sidewinder], Fox 3 heißt Radargelenkte Rakete [also Amraam]).
So - und nun beginnt das lustige Spielchen während den Schlachten - die Piloten faseln einfach munter Fox 2, Fox 3 etc... und schießen dabei immer die falsche Rakete ab - sagen also zb "Eagle One , Fox 2 - jetzt sollte er die Rakete auf den Flügelspitzen abfeuern - abgeschossen wird aber eine unter den Tragflächen.
Und diese Spielchen gehen eigentlich durchgehend während den Schlachtszenen und sind für mich störend, weil es schlichtweg falsch ist.
Doch das wars leider noch nicht. Am Ende sieht man, wie die Piloten sekundenlang ihr MG einsetzen gegen die Aliens - also Dauerfeuer. Allerdings weiß Emmerich anscheinend nicht, dass jede F-18 nur 578 Schuss Munition an Bord hat - das MG (eine M61 Vulcan) aber pro Minute 6000 Schuss abfeuert. Die Piloten haben also max. für nichtmal 10 Sekunden Dauerfeuer zur Verfügung.
Die Fehler einzeln betrachtet sind nicht schlimm - gesamt genommen aber sehr ärgerlich.

Verwaschen, leider starkes Graining im Hintergrund, die Wolken sind absolut flach wie ein Stück Papier und erwecken nicht den Eindruck von Plastizität.

Die Lichteffekte sind immer wieder ganz nett - die Flugzeuge selber sind aber selten knackig scharf. Außerdem fliegen auch Staffeln in Kampfmanöver selber nie 2m voneinander entfernt, da die Gefahr zu groß ist zu kollidieren. Im Übrigend sieht man keine Raketen unter den Tragflächen, sondern nur die Halterungen - obwohl hier die Schlacht erst losgeht.

Die Alienschiffe sind wiegesagt nie ganz scharf, aber warum zur Hölle machen einige Raketen einen Bogen, 10m bevor sie auf den Schutzschild treffen?

Der Schwarzwert ist wie schon vorher erwähnt solide.

Leider vermisse ich auch etwas die Schärfe bei manchen Nahaufnahmen - v.a. wenn man sich mal Bilder von "Die Thomas Crown Affäre" als Vergleich ansieht.

Und zuletzt noch eine Nahaufnahme, die recht gelungen ist. Einzelne Haare sind erkennbar, ebenso ist das Bild nicht verwaschen und Details wie Falten sind gut zu sehen.

Der Ton hingegen ist ne ganze Ecke besser als das Bild. Die Räumlichkeit ist v.a. bei den Luftkämpfen wirklich 1a - von überall her kommen die Raketen geflogen, trotzdem bleiben die Dialoge immer verständlich und klar.
Die Musikuntermalung ist in Ordnung, reißt mich aber nicht vom Hocker. Alles in allem hat man hier wirklich gute Arbeit geleistet.

Ein Klassiker ist der Film inzwischen schon geworden. Die Filmfehler sind allerdings doch etwas störend, das Bild leider nur gutes Mittelmaß, der Ton dafür absolut auf der Höhe der Zeit. Die Story ist halt leider etwas flach - besonders die rettende Lösung für die Menschheit ( ) ist doch etwas einfach geraten und nicht sehr glaubwürdig in meinen Augen.
Trotzdem ist der Film gutes Popcornkino und hat somit seinen Blutransfer verdient, der alles in allem auch ganz gut gelungen ist. Leider leider sind natürlich wieder die typischen heroischen Amerikanismen im Film enthalten, die manchen Europäer doch etwas nerven können. Aber inzwischen sind wir es ja gewöhnt, dass Aliens etc... immer von der USA geschlagen werden, und nicht von Europa, Rußland oder China.

Bild 7/10
Ton 9/10
Story 6/10