Geschrieben: 30 Apr 2014 17:21
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So, dann mache ich mich auch mal an einen zweiten Versuch:
Während viele beim Namen Roman Polanski in erster Linie an sein
Privatleben denken und ihn auf Grund seiner Verurteilung wegen
"außerehelichem Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen"
verachten, wird dabei leider immer wieder vergessen, für welch
großartige Filme er als Regisseur verantwortlich ist. So gehören zu
seiner Filmografie u.a. Oscar-prämierte Klassiker wie "Rosemarie´s
Baby" (1968) oder "Chinatown" (1974), aber auch die unvergessliche
Horrorkomödie "Tanz der Vampire" (1967), der mitterweile der ganzen
Welt als erfolgreiches Musical bekannt sein dürfte. Sein in meinen
Augen wichtigstes Werk möchte ich allerdings in dieser Review
behandeln:
Der Pianist beschreibt die Geschichte des polnisch-jüdischen
Pianisten und Komponisten Wladyslaw Szpilman und sein Leben und
Leiden während des 2. Weltkriegs in der Zeit von 1939 bis 1944. Von
den deutschen Truppen zuerst ins Warschauer Ghetto umgesiedelt
entgeht er dem Abtransport ins Vernichtungslager Treblinka durch
Unterstützung eines ehemaligen Bekannten, verliert dabei aber seine
gesamte Familie. Nachdem er aus dem Ghetto fliehen kann muss er
immer wieder sein Versteck wechseln, bis er schließlich krank und
halb verhungert durch die Hilfe eines deutschen Offiziers das Ende
der deutschen Besatzung erlebt und entkommen kann.
Der Film basiert auf der von Szpilman 1946 veröffentlichten
Autobiografie "Der Pianist - mein wunderbares Überleben". Gedreht
wurde sowohl in Deutschland (z.B. Babelsberg, Berlin, Jüterbog) als
auch in Polen. Gerade in Warschau legte R. Polanski größten Wert
auf Authenzität, und so wurden nicht nur Originalaufnahmen
verwendet, sondern auch im Vorort Praga auf originaler Bausubstanz
des ehemaligen Warschauer Ghettos gedreht. Auch die Ruinen am Ende
des Films sind keine Kulissen, sondern reale Überbleibsel in
Jüterbog.
Der Pianist umfasst einen Zeitraum von 5 Jahren und erzählt in
episodenhaftem Aufbau die Geschehnisse zwischen dem Einmarsch der
Deutschen in Polen 1939 über die Umsiedlung ins Warschauer Ghetto
1940 mit anschließendem Aufstand (1943) bis zum Rückzug der
Deutschen und dem Einmarsch der Roten Armee im Jahre 1944, wo
Wladyslaw Szpilman zu guter letzt mit Hilfe eines deutschen
Offiziers (Thomas Kretschmann) gerettet wird.
Hervorzuheben ist hier ganz klar die grandiose Leistung von Adrien
Brody, der mit seiner intensiven und selbstaufopfernden Darstellung
des Wladyslaw Szpilman nicht nur die beste Leistung seiner Karriere
abgeliefert hat, sondern den Film auch im Alleingang trägt und
völlig zu Recht mit einem Oscar gewürdigt wurde. Insgesamt bekam
der Film 2003 3 Oscars, neben Brody als "Bester Hauptdarsteller"
auch für das "Beste adaptierte Drehbuch" und R. Polanski selbst als
"Beste Regie".
Der Pianist packt den Zuschauer ab der ersten Filmminute und lässt
ihn nicht mehr los. Die Geschichte ist spannend und äußerst
emotional erzählt und lässt einen mit Szpilman zu jeder Zeit
mitleiden. Die stellenweise schonungslose Darstellung der
vorherrschenden Härte dürfte dem ein oder anderen Zuschauer bitter
aufstoßen und ist definitiv nichts für zarte Gemüter. Aber genau
diese Art der Inszenierung macht den Film zu einem hervorragenden
und außergewöhnlichen Film über den Holocaust und regt zum
Nachdenken an. Anders wie beispielsweise bei Schindlers Liste wird
hier auch niemand als großer Retter herausgestellt, sondern die
Gräuel des Krieges werden aus der Sicht der Opfer und aus nächster
Nähe gezeigt und wirken so umso intensiver.
Eines der wichtigsten Elemente des Films stellt der Soundtrack dar,
der passenderweise ausschließlich aus klassischen Stücken besteht,
hauptsächlich von Chopin. So spielt beispielsweise Szpilman nach
Aufforderung seines späteren Retters, dem deutschen Offizier Wilm
Hosenfeld, die Ballade Nr. 1 in G-Minor von Chopin als Beweis
dafür, dass er wirklich Pianist ist. Gerade dieses Lied wurde
äußerst ironisch gewählt, denn es wurde von Chopin nach dem
Novemberaufstand in Polen 1830/1831 komponiert, um damit den
Freiheitswillen der Polen auszudrücken. Das markanteste Stück des
Films ist allerdings Nocturne in C-Sharp Minor, bei welchem
Szpilman durch den Einmarsch der deutschen Truppen zu Beginn
unterbrochen wird. Immer wieder im Verlaufe der nächsten Jahre
stimmt er das Lied an, und sei es nur in seinem Kopf, kann es aber
erst nach seiner Rettung, bildlicherweise im Abspann des Films
beenden.
Bildqualität:
Das Bild hat im Vergleich zur DVD ganz klar die Nase vorn,
wenngleich sich dennoch kein volles HD-Gefühl einstellen will. Dazu
ist die Filmschärfe etwas zu mangelhaft, gerad in Totalen oder
Panoramaaufnahmen lassen sich Details vermissen, die in
Nahaufnahmen dafür sehr gut aussehen. Weiterhin hat das Bild
stetiges dezentes Filmkorn, das aber weniger störend ist als es die
Atmosphäre des Films unterstützt.
6/10
Tonqualität:
Auch hier gibt es keine Höchstnoten. Genrebedingt sehr dialoglastig
verpasst es die Tonspur, gezielte Akzente zu setzen und so bleibt
letztendlich zwar eine sehr gute Verständlichkeit, es fehlt aber
deutlich an Räumlichkeit und Druck.
6/10
Extras:
Beim Zusatzmaterial muss der BluRay-Käufer ebenfalls zurückstecken.
Lediglich der deutsche und französische Trailer sowie eine
40-minütige, sehr informative Doku haben es auf die Scheibe
geschafft, noch dazu nur in SD.
5/10
Fazit:
Mit Der Pianist hat Roman Polanski seine eigenen Erlebnisse während
des Holocaust verarbeitet, und diese Leidenschaft merkt man dem
Film auch an. Der Pianist ist in allen Bereichen ein Meisterwerk,
dass den Zuschauer durchwegs fesselt, emotional bewegt und mitnimmt
und noch lange nach dem Betrachten seine Wirkung hinterlässt. Für
mich ist dieser Film ein Werk, dass jeder geschichtliche
Interessierte mindestens einmal gesehen haben sollte.
10/10
Geschrieben: 09 Mai 2014 19:51
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Adrien Brody war lange immer sehr unscheinbar, ich fand ihn in
Oxygen schon brillant in seinem gefinkelten Ausdruck. Hier durfte
er mal in einer ansrpuchsvollen Rolle/Produktion unter Beweis
stellen was er kann ... einfach Klasse! Find den Typ einfach cool,
egal ob im genialen Psychothrill "The Jacket", als unerwarteten
Actionhero in "Predators", auch mal im Hollywood-Blockbuster "King
Kong" oder entgegenliegenden "Darjelling".
"Der Pianist" hab ich schon lang nicht mehr gesehen, da es ein Film
ist den man definitiv nicht einfach mal so guckt!
Dein Review beleuchtet den Film und seine ganzen Komponenten sehr
gut, wunderbar zu Lesen und mit ein paar interessanten Extras
gespickt! Hab DANK!
Geschrieben: 13 Mai 2014 12:31
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Vielen Dank für die Blumen MoeMents!
Auch wenn ich dank sehr gut recherchierter Reviews wohl hier hinten
anstehen werde, hat mir das Schreiben doch sehr viel Spaß gemacht
und ich bin bestimmt beim nächsten Kontest wieder mit dabei :D
Geschrieben: 13 Mai 2014 21:09
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Gerne!
Würd das gar nicht so abwegig sehen, denn deine beiden Reviews,
auch das von Sharknado, fand ich wirklich klasse!! Stehen in nichts
nach! Nicht nur genügend Informationsgehalt sondern auch angenehm
zu Lesen und ausdrucksstark!
Der Spaß steht im Vordergrund, seh ich auch so! Und das wir uns
hier als Community ständig bereichern ist wirklich ein wunderbarer
Effekt!
Geschrieben: 23 Mai 2014 16:59
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docharry2005 Alles ok, ich habe IHN TV..
Nachzügler:
Zum Pianist:
Ein sehr bemerkenswerter Review Beitrag zum Contest 2014.
Treffend die schwierige Zeitgeschichte erfasst und
beschrieben.
harry.
https://bluray-disc.de/forum/club-der-blogger/
Liebe Besucher des Foums.
Wie ihr sicher schon bemerkt habt findet noch bis zum 7. Dezember
2014
unsere Asien-Wochen statt. Näheres könnt ihr vom
Baschti , @TANTRON erfahren.
EUER aka harry.