Film: 7/10
Bild: 8/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 4/10
Der Reiz an Verfilmungen aktueller Fantasy-Literatur ist nach wie
vor ungebrochen. Nach den Tributen von Panem und dem Cloud Atlas
trifft es nun den ersten Teil der Fantasytrilogie Liebe geht durch
alle Zeiten von der deutschen Autorin Kerstin Gier, die in 28
Sprachen übersetzt wurde und internationale Erfolge verzeichnet.
Regie führte Felix Fuchssteiner, der im Jahre 2004 auch schon auf
dem Regiestuhl der ARD-Schmonzette Verbotene Liebe saß, wenn auch
nur für wenige Folgen. Gute Voraussetzungen also, den schmachtenden
Teenies eine Nachfolge-Teenie-Fantasy-Romanze im Stil der
Twilight-Reihe zu präsentieren. Ob die deutsche Produktion es
allerdings mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen kann, soll
dieses Review klären.
Film:
Gwen Shepherd (M. Ehrich) stammt aus einer Familie, bei der einige
Mitglieder einen angeborenen Gendeffekt in sich tragen, welcher es
ihnen ermöglicht, durch die Zeit zu springen. Während alle glauben,
dass Gwens Cousine die Auserwählte wäre, erfährt Gwen an ihrem 16.
Geburtstag, dass sie selbst der Träger des Gens ist. Sie ist der
Rubin, wie die Mitglieder einer Geheimen Loge ihr offenbaren, und
ihre Aufgabe ist es, mit dem Diamanten Gideon (J. Niewöhner) durch
die Zeit zu reisen, um das Blut der anderen, insgesamt 12
Zeitreisenden zur Loge zu bringen. Doch die Beiden ahnen, dass die
Loge etwas im Schilde führt, und gemeinsam beschließen Gwen und
Gideon, hinter das Geheimnis zu kommen.
Auch wenn hier keine Vampire oder Werwölfe vorkommen, hängt der
Vergleich zur Twilight-Reihe wie ein Damoklesschwert über der
Produktion. Dabei hat die engagierte Verfilmung von Felix
Fuchssteiner diesen Vergleich nicht verdient, denn er ist sehr viel
mehr, als eine Teenie-Romanze mit übernatürlichem Touch.
Neben der wirklich tollen Story voller Witz und Raffinesse verfügt
der Film über alles, was einen guten Fantasy Film ausmacht:
Geheimbünde, Zeitreisen, Verschwörungen, tolle Locations und
hervorragende Kostüme, welche die jeweilige Zeit, in der die beiden
Protagonisten sich befinden, perfekt vermitteln. Um das alles zu
zelebrieren, beginnt Fuchssteiner seine Inszenierung langsam, fast
schon schleppend, um dann plötzlich an Fahrt zu gewinnen und den
Zuschauer mit Ereignissen förmlich zuzuwerfen. Hier passiert
einfach viel zu viel durcheinander, und es fällt teilweise schwer,
die Beweggründe der einzelnen Figuren und der Handlung im
Allgemeinen zu folgen.
Das Größte Manko des Films sind allerdings die beiden
Hauptdarsteller, wobei jeder für sich nicht einmal allzu schlecht
agiert. Marie Ehrich macht als Gwen Shepherd eine ganz anständige
Figur und hat die Sympathien sofort auf ihrer Seite. Außerdem
verfügt sie über deutlich mehr Gesichtsausdrücke und emotionale
Gesten als Kristen Stewart, was zugegebenermaßen kein großes
Kunststück ist. Allerdings neigt Ehrich allzu oft zum Overacting,
was gerade in der ersten halben Stunde ziemlich nervt. Besonders
bei ihrem ersten Vorsprechen bei der Loge fällt es schwer, nicht
laut loszulachen. Im weiteren Verlauf der Handlung wächst sich
diese Schwäche entweder aus, oder der Zuschauer hat sich daran
gewöhnt, jedenfalls wird ihr Schauspiel mit zunehmender
Filmlaufzeit permanent besser. Ihr Filmpartner Jannis Niewöhner
liefert hingegen von Anfang an eine glaubhafte Performance als
Gideon ab, ist dabei allerdings über den größten Teil des Films
hinweg unsympathisch und dient nur schwerlich als
Identifikationsfigur. Sympathien bekommt er erst, wenn er Gwen
gegenüber seine arrogante und überhebliche Art fallen lässt und
sich auf ihre Seite schlägt. Was allerdings überhaupt nicht
funktioniert, ist das Zusammenspiel der Beiden. Die Chemie stimmt
einfach nicht, der Funke mag nicht so recht überspringen.
Die Nebenrollen sind prominent besetzt, allerdings nicht unbedingt
optimal. Katharina Thalbach, die sich besonders für schräge
Charaktere eignet, passt zwar hervorragend in die Rolle der
hellseherisch begabten, allerdings etwas skurrilen Tante Maddie,
wirkt allerdings – besonders während ihren Visionen – ausgesprochen
albern. Auch Gottfried John als Dr. White scheint sich nicht
wirklich wohl gefühlt zu haben, zumindest wirkt er nicht gerade
glücklich mit seiner Rolle.
Und so ist Rubinrot der Anfang einer Fantasy-Trilogie, die
inszenatorisch nicht ganz gelungen ist, aber durchaus Potential
besitzt. Bleibt zu hoffen, dass das Erzähltempo in den folgenden
Filmen besser abgestimmt und die verschlungene Story einen roten
Faden findet. Interessant genug ist die Geschichte allemal.
Bildqualität
- Hoher Detail- und Schärfegrad
- Unecht wirkende, bräunlich-warme Farben
Das Bild erfüllt alle Attribute, die an eine moderne Filmproduktion
auf Blu-Ray gestellt werden. Zwar sind die Farben gewollt
verfremdend bräunlich, aber die knackige Schärfe und der tiefe
Schwarzwert vermitteln ein tolles HD-Feeling.
Tonqualität:
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Gut abgemischte Highlights und Musik
- Dialoge dumpf und hohl, dabei aber dennoch verständlich
Hier wird einiges aufgefahren, was den audiophilen Zuschauern
Freude bereitet. Perfekt abgemischte Musik, zahlreiche
Umgebungsgeräusche und gezielte Subwoofereinsätze. Leider klingen
die Dialoge häufig hohl und dumpf, wobei Zischlaute, insbesondere
bei Tante Maddie, etwas zu sehr zischen, um noch wirklich angenehm
zu sein. So wird aus einer gut abgemischten Surroundspur leider ein
wechselhaftes Vergnügen.
Bonus:
- Hörfilmfassung
- Making Of (10:24 Minuten)
- 4 Featurettes (8:48 Minuten)
- Die Charaktere (5:24 Minuten)
- 10 Interviews (26:22 Minuten)
- Programmtipps (Trailershow)
Sämtliche Featurettes, auch das Making-Of, sind nicht viel mehr als
hemmungslose Selbstwerbung für den Film und seine Darsteller. Hier
wird sich gegenseitig gelobt, alle sind froh wie toll der Film
geworden ist und freuen sich schon auf die nächsten beiden Teile.
Richtige Einblicke in die Dreharbeiten oder
Hintergrundinformationen gibt es nicht, und zu allem Überfluss
wiederholen sich viele Aussagen auch noch. Somit bleibt das
Bonusmaterial im Großen und Ganzen wertlos.
Fazit:
Bild und Ton der Blu-ray werden den Anforderungen, die man an einen
aktuellen Titel stellt, nur teilweise gerecht. Die Bilder sind zwar
scharf, aber die Farben wirken oft unreal – was allerdings als
Stilmittel zu werten ist. Der Sound ist hervorragend abgemischt und
überzeugt mit einigen tonalen Highlights, scheitert dann aber
leider an den Dialogen, die dumpf und hohl aus den Boxen kommen.
Die Extras indessen sind nicht viel mehr, als überlange
Werbefilmchen ohne nennenswerten Mehrwert.
Der Film ist das sichtlich bemühte Werk eines guten Regisseurs, mit
tollen Bildern, tollen Kostümen, einer tollen Story aber im
Endeffekt leider etwas weniger als die Summe seiner Teile. Es
dauert zu lange, bis die Story in Fahrt kommt und dann ist es
schwer, den Überblick zu behalten. Zudem sind die beiden
Hauptdarsteller kein überzeugendes Paar, wobei jeder für sich eine
akkurate Leistung erbringt. Bleibt die Hoffnung, dass es sich dabei
um Startschwierigkeiten handelt, denn das Ende ist interessant
genug, um die Vorfreude auf die beiden nächsten Teile zu schüren.
(ms)