Falls mal jemand denkt "wie blöd, ständig habe ich so gute Laune"
kann ich voller Überzeugung empfehlen den
Film
Sterben zu
schauen. Ein dreistündiges Drama über eine dysfunktionale Familie,
nach welchem man kurz glaubt nie wieder Spaß empfinden zu können.
Ich habe noch nie einen so deprimierenden und harten Film gesehen
und nachdem die Schlusseinblendung autobiographische Züge vermuten
lässt dachte ich nur "um Gottes Willen", bloß in anderen
Worten.
Das Sterben ist zweideutig, im Film wird ein Stück geprobt und
gespielt welches diesen Titel trägt, vom depressiven Komponisten
Bernard, der auf die Kritik das Stück sei ausschließlich
pessimistisch antwortet die Hoffnung liege darin, dass es gespielt
wird. Darüber könnte man diskuieren, wie auch über den schmalen
Grat des Künstlers, der zwischen völliger Authentizität und den
Bedürfnissen des Publikums liegt. Ebenfalls erläutert von Bernard
und der Film erscheint mir ziemlich authentisch.
Er wird in mehreren Kapiteln und aus mehreren Perspektiven erzählt,
zu Beginn lernen wir Mutter Lissy Lunies (Corinna Harfouch)
kennen, die ihren dementen Mann im Heim unterbringt, ihr selbst
geht es körperlich schlecht aber der Verstand ist klar. Kapitel
zwei und drei führen die anderen Protagonisten ein, ihre Kinder Tom
(Lars Eidinger) und Ellen (Lilith Stangenberg), die kaum Kontakt zu
ihrer Mutter haben. Warum erfahren wir in einem Gespräch zwischen
Lissy und Tom, welches der Höhepunkt des gesamten Films ist, von
Sprachlosigkeit zu gnadenloser Ehrlichkeit. Lars Eidinger und
Corinna Harfouch spielen brutal gut, Lilith Stangenberg ist
vielleicht ein bisschen unterfordert von ihrer Figur.
Nach ungefähr 110 Minuten habe ich eine Pause gemacht, es wurde mir
inhaltlich und umfänglich ein bisschen zu viel. Es ist unangenehm
den Film zu schauen, aber wenn ein Film solche Emotionen weckt kann
er eigentlich nicht schlecht sein, eine Bewertung fällt mir aber
ziemlich schwer. Ich tendiere zu 7/10 und denke, dass ich mir das
nie wieder antun werde. Beeindruckend war es trotzdem, wie Eingangs
erwähnt ein super Tipp, wenn man einen Stimmungsdämpfer
braucht.