Wenn man die Spielereihe Halo erwähnt, geraten viele Spieler sofort ins Schwärmen oder bekommen leuchtende Augen. Als 2001 mit Halo – Kampf um die Zukunft das erste Spiel um und mit dem mittlerweile legendären Master Chief erschien, konnte noch niemand so wirklich ahnen, was sich daraus entwickeln würde. Als Aushängeschild für die Plattform Xbox war der Titel aber auch einer der tragenden Wegbereiter für viele neue Features, die das Genre der Ego-Shooter enorm nach vorne gebracht haben. Die Halo-Serie ist eine der erfolgreichsten Spieleserien und unter den exklusiven Spieleserien, mit den meisten Ablegern, führend. Kenner wissen nämlich – Halo gibt es nur auf der Xbox (außer Teil 1 und 2, die hatten es später auch auf den PC geschafft). Zum zehnten Geburtstag erhielt der erste Teil eine technisch überarbeitete Neuauflage, die viele Fans begeisterte. Um Fans und neu hinzugekommenen Spielern noch vor der Veröffentlichung von Halo 5: Guardians (vsl. Herbst 2015, Xbox One exklusiv) endgültig die volle Ladung Master Chief zu geben, veröffentlicht Microsoft nun die umfangreiche Sammlung Halo – The Master Chief Collection. Hier sind die Halo Spiele von 1 bis 4 enthalten, also alle Teile, in denen der Master Chief die Hauptrolle spielt. Dabei liegen die beiden ersten Teile in vollständig überarbeiteten Anniversary-Editionen vor, Teil 3 und 4 bekamen immerhin eine erhöhte Auflösung und eine gesteigerte Framerate spendiert. Alle Teile bringen zudem ihre Multiplayer-Modi mit und enthalten außerdem massig Extras. Das Ganze gibt es auf einer fetten Disk und hat den Begriff „Collection“ mehr als verdient!
Story
Die komplette Geschichte der „Halo Collection“ hier anzureißen, würde wohl keineswegs ohne, für einige Spieler ärgerliche, Spoiler funktionieren. Die Story ist über die verschiedenen Teile hinweg zusammenhängend (wobei Teil 1-3 eine eigene Trilogie bilden und Halo 4 der Auftakt zu einer neuen Trilogie darstellt) und doch recht komplex. Eine der Stärken der Serie, neben der überzeugenden Spielmechanik. Das erste Spiel beginnt an Bord der „Pillar of Autumn“ (Säule des Herbstes? Bleiben wir besser bei den englischen Bezeichnungen), dem einzigen Schiff, das der Vernichtung von „Reach“ entkommen konnte. „Reach“ war ein riesiger Außenposten der Menschen und wurde von der Allianz, einer Vereinigung verschiedener feindlicher Alien-Rassen, vollkommen zerstört. Doch die Pillar of Autumn ist keinesfalls in Sicherheit, denn die Feinde haben die Verfolgung aufgenommen. Als die Allianz ihre Enterkommandos losschickt, bleibt Captain Jacob Keyes nur noch eine Wahl – den genetisch angepassten Supersoldaten des Spartan II – Projekts, den Master Chief, aus dem Kälteschlaf zu holen. Wer denkt, das klingt wie der Pseudo-Auftakt für eine stupide Ballerorgie, wird recht schnell eines Besseren belehrt, denn die Story von Halo hat doch einiges zu bieten.
Grafik
Die optische Qualität der einzelnen Spiele ist natürlich sehr unterschiedlich. Das kann man sich schon anhand der Erscheinungsjahre denken, also 2001 (Halo – Kampf um die Zukunft), 2004 (Halo 2), 2007 (Halo 3) und 2012 (Halo 4). Durch die verbesserten Anniversary-Versionen der ersten beiden Teile macht das Spielen aber trotzdem ordentlich Spaß. Besonders „Halo 2“ sieht für einen zehn Jahre alten Titel doch recht gut aus. Für die Anniversary-Version wurden Texturen, Umgebungen und Modelle überarbeitet, Effekte und die Beleuchtung verbessert Halo 3 und Halo 4 wurden mit erhöhter Auflösung und verbesserter Framerate ausgestattet. Besonders Halo 4, das grafisch sicher ein Referenztitel auf der Xbox 360 ist, kann auch auf der Xbox One überzeugen. Da mag man kaum glauben, dass der Titel schon wieder zwei Jahre auf dem Buckel hat. Ab und zu sieht man mal ein paar Kleinigkeiten die nicht ganz so hübsch ausschauen, oder es treten spürbare Ruckler auf, doch insgesamt kann diese Collection optisch sehr überzeugen. Und wenn jeder seine „alten“ Titel so aufpolieren würde, dann dürfte es gerne mehr solcher Perlen-Kollektionen geben.
Sound
Natürlich muss bei dermaßen geballter Action auch ordentlich was auf die Ohren kommen. Dazu wurde in diesem Bereich auch noch mal der Staublappen rausgeholt und ordentlich durchgewischt. Die Halo-Serie verfügt über einen ziemlich tollen Soundtrack, der sich bei keinem der Teile irgendwelche Schwächen erlaubt. Leider trifft das auf die Synchronisation und die Soundeffekte nicht immer so ganz zu. Die ersten Teile konnten hier damals nicht wirklich überzeugen. Wurden die Soundeffekte zwar von Mal zu Mal besser, erreichte die Synchronisation erst bei Halo 4 das Niveau, welches man von einem solchen Top-Titel auch erwartet. Immerhin wurde für die Anniversary-Version von Halo 2 noch mal ordentlich nachgebessert. Trotzdem liefert die Master Chief Collection ordentlichen Sound, von dem viele andere Spiele sich eine dicke Scheibe abschneiden können.
Singleplayer
Aus dem Kälteschlaf erwacht, geht es zur Notfall-Kalibrierung. Da gerade feindliche Truppen das Schiff stürmen, bleibt natürlich keine Zeit für eine umfangreiche Wartung. Da muss halt kurz das Nötigste geprüft werden und dann ab in den Kampf. Im Prinzip macht man sich so kurz mit den Grundzügen der gut funktionierenden Steuerung vertraut. Dann geht es erst mal durch die Gänge des Schiffs, vorbei an den ersten Feuergefechten, zur Brücke. Nach einem kurzen Briefing durch den Captain persönlich, erhält der Master Chief sein erstes Schießeisen. Halo bietet zum Start die typischen Grundzüge eines Shooters, immerhin ist das Teil 13 Jahre alt, offenbart aber auch recht schnell, warum der Titel dermaßen erfolgreich und beliebt ist. In den ersten Ballereien auf der Pillar of Autumn gibt es noch nicht sehr viele Überraschungen, doch eine Sache wird hier schon ansatzweise präsentiert – die wirklich gute Gegner-KI. Die Gegner suchen Deckung oder flüchten wenn nötig.
Hält man heutzutage für selbstverständlich. Man bedenke aber das Alter des Titels und die Tatsache, dass heute noch Titel erscheinen, die in dieser Disziplin schwächeln. Und wer nach ein paar Minuten meint, dass es auf Dauer langweilig sein könnte, sich durch die Gänge eines Schiffes zu ballern, wird kurz darauf beim Anblick des ersten Außen-Levels wissen, dass Halo eine Menge zu bieten hat. Dazu kommen coole Passagen, in denen man Fahrzeuge steuert. Die inhaltliche Qualität steigert sich von Teil zu Teil und die Inszenierung wird immer bombastischer. Jeder Teil war zu seiner Veröffentlichung ein absolutes Highlight. Und Halo 4 ist, zumindest was die Einzelspieler-Kampagne angeht, ein absoluter Blockbuster, der sich auch auf der Xbox One, zwischen den ganzen aktuellen Titeln problemlos behaupten kann.
Multiplayer
Anschnallen und aufgepasst, jetzt kommt die total unglaubliche Multiplayer-Abenteuer-Rundfahrt! Alleine das man alle vier Halo-Spiele komplett im Koop durchspielen kann, ist schon verdammt cool. Nein, alle vier Teile bringen noch ihren kompletten (und überarbeiteten) Multiplayer-Content mit. Das sind über 100 Multiplayer-Karten, auf denen man sich mit anderen ordentlich duellieren kann. Es gibt unzählige Spielmodi und diverse Anpassungsmöglichkeiten, die für ordentlich Abwechslung sorgen (wenn einem die Karten so zu schnell langweilig werden *g*). Und on Top legen die Entwickler noch sechs feine Anniversary-Bonuskarten drauf. Welchen Teil man nun am liebsten zockt oder wo der gemeinsame Spaßfaktor am höchsten ist, muss jeder selber entscheiden bzw. herausfinden. Aber wer hier nicht fündig wird…
Fazit
Diese Collection ist einfach gigantisch und verdammt gut! Das muss man einfach anerkennen, egal, ob man ein Fan der Serie ist oder nicht. Der Umfang sucht seinesgleichen und die technischen Verbesserungen stehen besonders den ersten Teilen sehr gut zu Gesicht. Egal, ob man die früheren Abenteuer des Master Chiefs noch mal erleben will oder zum ersten Mal in den Genuss kommt – hier ist langer Spielspaß garantiert. Und danach ist man so was von bereit für Halo 5: Guardians.
(mar) (weitere Reviews anzeigen)
- gigantischer Umfang
- spitzenmäßiger Multiplayer-Part
- Halo 1 und 2 schön überarbeitet
- toller Soundtrack
- cooler Koop-Modus
- mehr Master Chief geht nicht
- Halo 1 kann qualitativ nicht ganz mithalten
- deutsche Synchro in den ersten Teilen schwach