Evolve – der Titel suggeriert Evolution. Und der neue Multiplayer-Shooter aus dem Hause Turtle Rock versucht in der Tat, ein neues Multplayer-Genre zu etablieren. Vier Spieler auf einer Koop-Jagd - im Kampf gegen ein übermächtiges Monster - das ebenfalls von einem menschlichen Spieler gesteuert wird. Das Monster gewinnt dabei imlaufe des Spiels immer mehr an Stärke und weiteren Spezialfähigkeiten. Zeigt diese neue Multiplayer-Variante Biss oder bleibt es am Ende doch nur eine zahnlose Shooter-Variante?
Story
Die Story von Evolve ist recht schnell erzählt, im Endeffekt geht es nur darum, dass mal wieder eine Kolonie von Menschen auf dem fernen Planeten Shear von einer Spezies, - nennen wir sie „Monster“ - terrorisiert wird. Kurzerhand wird ein Experten-Team bestellt und für die Jagd auf die Bestie aktiviert. Von nun an geht das von vier menschlichen Online-Kriegern gespielte Helden-Quartett auf lustige Monsterhatz. Zunächst nimmt man es mit dem ebenfalls von einem fünften Netz-Mitstreiter gesteuerten Monster Goliath auf. Später kommen noch weitere Kreaturen hinzu. So geht die wilde Hetzjagd durch diverse Dschungelszenarien, Forschungseinrichtungen und dunkle Canyons.
Grafik
Die Auflösung von Evolve auf der Xbox findet in 900p statt. Kernthema auf den Maps ist die Wildnis auf Shear. Die weitläufige Dschungellandschaft wird nur selten von Forschungseinrichtungen unterbrochen, so dass dem Monster sehr viele Versteckmöglichkeiten geboten werden, wo es dann zumeist nur mit viel Aufwand gefunden werden kann. Erschwert wird die Jagd zusätzlich durch eine relativ dunkel gehaltene Gesamtatmosphäre – diese passt gut zur allgemein bedrohlichen Stimmung. Die Texturen der Canyons oder Dschungellandschaften sind sehr detailliert ausgearbeitet. Die gut modellierten Charaktermodelle wissen genauso zu überzeugen, wie viele kleine gestreute Details innerhalb der Maps. Beispielsweise bieten etwa Fußspuren oder abgeknickte Sträucher die benötigte Hilfe, die Spur des Monsters aufzunehmen und zu verfolgen. Auch kleinere Monster und Fallen, die sich zum Beispiel als Felsen tarnen, rufen immer wieder zur Vorsicht auf und sorgen ständig für das Gefühl einer unbekannten lauernden Gefahr an der nächsten Ecke. Die Lichteffekte bei den Nachtsequenzen sind ebenfalls ein echter Eye-Catcher. Gute Zwischensequenzen runden das positive Bild ab. Es gibt fast keine Frame-Einbrüche oder aufpoppende Details; in Sachen Grafik bietet Evolve somit eine gute Performance.
Sound
Das Titelthema kommt wuchtig und bassbetont daher. Der Sound bei Evolve beschränkt sich aber ansonsten mehr auf die Umgebungsgeräusche bzw. die Effekte des Monsters und der Feuergefechte. Dies wirkt aber alles gut gelungen und sauber aufeinander abgestimmt. Gerade die Soundkulisse des Monsters ist sehr bedrohlich. Die Gespräche der Teammitglieder während einer laufenden Mission bieten witzige Dialoge und die Sprecher erledigen einen guten Job. Dies gilt für die englische Originalversion, als ebenso auch für die deutsche Synchron-Fassung. Somit auch auf Soundebene kein Grund zum Nörgeln.
Singleplayer
Der Singleplayer-Modus ist insgesamt eine ziemliche Enttäuschung und kann vernachlässigt werden. Er eignet sich eigentlich nur dazu, sich mit der Spielmechanik für spätere Multiplayer-Sessions vertraut zu machen. Als Kampagne, die mit Computer gesteuerten KI-Bots gespielt werden kann, wählt man den Evakuierungsmodus. Er bietet auch die Möglichkeit, während der laufenden Jagd den Charakter per Druck aufs digitale Steuerkreuz des Controllers zu wechseln. Trotzdem stellt sich die Problematik, dass die KI zwar nicht sonderlich schlecht, aber oftmals einfach nicht „menschlich“ reagiert. Als Beispiel: Die Jäger haben das Nest des Monsters ausgemacht, und machen sich daran die Brut auszurotten. Während menschliche Teammitglieder sich vermutlich um das Nest gruppieren würden, um dem Nachwuchs das Lebenslicht auszublasen, läuft das KI-gesteuerte Team einfach dumpf hinter dem Team-Leader her. Hier fehlt die Interaktion untereinander.
Multiplayer
Evolve ist wie bereits beschrieben, klar auf den Multiplayer-Part abgestellt. Das Spiel führt die Gamer zunächst mit einem recht gelungenen Tutorial in die Spielmechanik ein. In diesem werden alle Elemente der Jäger- und Monsterklasse präsentiert. Die Jäger werden dabei in vier unterschiedliche Klassen unterteilt. Der Assault hat die Aufgabe, dem Monster richtig einzuheizen und Schaden zuzufügen. Unterstützung erhält er dabei von der Trapper-Klasse. Dieser verfolgt die Spur zum Monster, um es dann mit Fallen und anderen Hilfsmitteln für den Assault festzuhalten und eine Flucht zu verhindern. Wird es doch einmal etwas brenzliger für das Team, dann ist es Aufgabe des Medic, die Teammitglieder wieder zu heilen oder zu schützen. Das Team wird abgerundet durch den Supporter. Dieses Mitglied steigert den Schaden des Assault und schützt seine Teamkollegen mit mobilen Schilden vor weiteren Treffern.
Dem gegenüber steht das Monster…
Am Anfang steht nur das Godzilla-ähnliche Steinzeitmonster zur Auswahl. Es ist groß, brutal und äußerst angriffslustig. Und als ob das noch nicht reichen würde, verfügt es über besondere Fähigkeiten, wie einen Feueratem oder Blitzstürme. Diese Attacken können verstärkt werden, indem die Kreatur kleinere Monster oder ausgeschaltete Jäger verzehrt. Insgesamt drei Stufen kann das Monster durchlaufen, bis es sich zu einem Phase-3-Alpha entwickelt, der nur noch schwer aufzuhalten ist. Im späteren Spielverlauf kommen noch die Krake und der Geist hinzu, die ebenfalls über neue Spezialfähigkeiten verfügen. Um diese Monster im späteren Verlauf freizuschalten, bedarf es jedoch harter Arbeit und intensivem Spielen - weiterhin können durch Erfolge neue Eigenschaften und Vorteile errungen werden, die den Kampfstil auf die eigenen Bedürfnisse anpassen sollen. Durch die vielen freischaltbaren Möglichkeiten ergibt sich somit ein enorm hoher Wiederspielwert. Evolve ist definitiv kein Spiel für diejenigen, die eher den kurzen Spaß für zwischendurch suchen, sondern eher für langfristig orientierte Gamer.
Folgende Spielmodi bietet Evolve:
Sowohl Online als auch Offline spielbar ist der Evakuierungs–Modus. Es ist eine Art Kampagne, in der man entweder als Jäger oder als Monster in den Spieleinstellungen „Jagd“, „Nest“ oder „Rettung“ gegen KI-Bots oder menschliche Gegner in fünf einzelnen Runden antreten muss. Im Jagd-Modus versuchen die Jäger das Monster zu erlegen, bevor es zur Stufe „Alpha“ aufsteigt und das Energie-Relais des Lagers zerstört. Der Modus „Nest“ legt den Fokus auf die Nachkommen des Monsters. Die Jäger wollen die Eier zerstören, das Monster wiederum seine Nachkommen schützen. Im dritten Modus „Überleben“ versuchen die Jäger Menschen zu retten, die auf der Flucht vor dem Monster in den Dschungel gelaufen sind. Für das Monster sind diese Überlebenden natürlich ein gefundenes Fressen und es gilt für die Jäger, schnell zu sein. Je nachdem, an wen die jeweilige Runde gegangen ist, schaltet dies einen Vorteil für die nächste Runde frei, wie etwa mehr Nahrung für das Monster oder eine Art Suchschiff, dass den Jägern immer wieder die Position des Monsters preisgibt. Wer eher auf klassische Kämpfe steht, der kann auch den Gefechtsmodus wählen. In diesem sind die Runden voneinander unabhängig und die verschiedenen Modi wechseln sich immer wieder ab. Auch die einzelnen Rollen im Team werden dabei geändert, jedoch nach Präferenzen. Das bedeutet, dass jeder Spieler eine Reihenfolge festgelegt hat, welchen Charakter er am liebsten steuern würde. Das Spiel versucht dann, diesen Wünschen gerecht zu werden. Ein Kritikpunkt im Multiplayer-Part ist die Anzahl der Karten. Zwar gibt es eine relative Anzahl an verschiedenen Möglichkeiten, diese fühlen sich jedoch zu häufig gleich an und bieten keinen wirklichen Unterschied. Ein wenig mehr Individualität hätte hier nicht geschadet. Hier sollte von Turtle Rock mit weiteren Maps als Gratis-DLC nachgebessert werden.
Der wichtigste Aspekt in Evolve ist natürlich die Zusammenarbeit mit seinen Teamkameraden - denn ohne diese ist es fast unmöglich, das Monster zu vernichten. Diese Abhängigkeit zu den Mitspielern hat aber auch zur Folge, dass es schon mal zu Frustmomenten kommt, weil die Taktik-Absprachen untereinander nicht passen. Die meiste Aussicht auf Erfolg bietet daher, ein Team zu suchen, mit dem man immer wieder in den Kampf steigt und in dem jeder seine Rolle genau kennt und erfüllt.
Auch, dass das Monster zu Beginn der Kämpfe recht schwach und ständig auf der Flucht ist, um sich durch Nahrungsaufnahme weiterzuentwickeln, bevor es die Jäger stellen, ist in Bezug auf das Game-Balancing verbesserungswürdig.
Steuerung
Glücklicherweise steht einem die Steuerung bei Evolve rein gar nicht im Wege. Diese wurde relativ einfach und klassisch gehalten und prägt sich durch immer wieder auftauchende Pop-Ups auch gut ein. Man hat somit relativ schnell den Bogen raus, wie man als Jäger die Jet-Packs und diverse Wummen zu bedienen hat. Gleiches gilt für die Steuerung des Monsters. Auch diese ist schnell erlernbar und man hat recht fix raus, wie man die nervenden, gegnerischen Menschlein mit Feuer rösten oder per Stampfattacke und Felsen-Wurf in die ewigen Jagdgründe schicken kann.
Fazit
Evolve ist gestartet, das Multiplayer-Gaming zu verändern und das gelingt dem Titel auch größtenteils. Das neue Prinzip Vier-gegen-Eins macht mit den richtigen Taktiken und den richtigen Teammitgliedern eine Menge Fun. Die Steuerung der verschiedenen Charaktere, mit ihren jeweiligen Eigenheiten ist abwechslungsreich und fordernd. Gerade in den ersten Spielstunden entfaltet der Titel eine packende, beklemmende Atmosphäre während der virtuellen Monsterjagd. Nachteilig ist die Tatsache, dass der Spieleinstieg zu Beginn sehr schwierig ausfällt und auch die Balance zwischen den Jägern und dem Monster nicht immer optimal wirkt. Wenn man als riesiges Monster vor mehreren kleinen Jägern zu Beginn ständig die Flucht ergreifen muss, stimmt mit der Spielbalance nicht alles. Dies ist aber sicherlich durch Patches in den Griff zu bekommen. Ansonsten ist Evolve aber wirklich ein guter Titel geworden, der aus meiner Sicht eine gute Chance hat, sich dauerhaft im Multiplayer-Segment einen vorderen Stammplatz zu sichern.
(mis) (weitere Reviews anzeigen)
- neues erfrischendes Multiplayer-Erlebnis
- Entwicklung von individuellen Jagd-Taktiken für die Monsterjagd
- Charakter spielen sich unterschiedlich
- intuitive, leicht gängige Steuerung
- gute detaillierte Grafik mit atmosphärischen Umgebungen
- gute beklemmende Soundkulisse
- Spielbalance teilweise unausgeglichen
- Maps teilweise recht klein