Das Entwicklerstudio Insomniac Games, das hinter Sunset Overdrive steckt, ist vielen Spielern wahrscheinlich in erster Linie durch die Spielereihe Resistance bekannt. Aber auch die Spyro und Ratchet & Clank Spiele wurden von den Kaliforniern entwickelt. Während die Spiele der Resistance-Reihe exklusiv auf der PlayStation Plattform erschienen (der erste Teil war sogar ein Launch-Titel), war das letzte Werk FUSE auch für die Xbox 360 verfügbar. Diesmal gibt es nun einen Exklusivtitel für die Xbox One, denn Sunset Overdrive erscheint nur auf der Microsoft Konsole, die das Spiel auch selber vertreiben. Die Entwickler selber bezeichnen das Spiel als eine Open-World-Spielwiese voller post-apokalyptischen Möglichkeiten. Und das ist noch harmlos ausgedrückt.
Story
Untz, Untz, Untz…der Beat dröhnt aus den Boxen und OverCharge Delirium X, der brandneue, ultracoole und megatrendige Energie-Drink der Firma FizzCo, strömt aus den Dosen. Die Party ist in vollem Gange und die Menge tobt. All das lässt Xin den Müllmann völlig kalt, er fragt sich nur, wann endlich Feierabend ist. Da kommt einer der Party-Freunde um die Ecke getorkelt, und bevor sich aufklären lässt, ob er nur einen Schwächeanfall hat oder total zu gedröhnt ist, mutiert er zu einem ekligen...S…Sch…Schlagerf…Schwabbelfreak! Genau, in ein abstoßendes unidentifizierbares Etwas. Und das will dem gelangweilten Müllmann an den Kragen und bekommt dabei auch noch Verstärkung. Bald spielt die ganze Stadt verrückt und es gibt nur eine Rettung…Flucht!
Grafik
Sunset Overdrive ist knallig bunt wie eine gemischte Bonbon-Tüte und dreht wahrhaft auf wie eine Überdosis Energy-Drinks. Der Zeichentrick-Style steht dem Spiel wie angegossen. An jeder Ecke gibt es fette Neon-Schilder, Lichteffekte und tolle Explosionen. Der Titel spielt optisch aktuell definitiv in der Oberliga der aktuellen Konsolengeneration. Eben auch irgendwie das, was man von einem Exklusiv-Titel erwartet. Klar gibt es immer Luft nach oben, aber man findet nicht wirklich Gravierendes zum Meckern. Zudem läuft das Spiel konstant flüssig, egal, wie zahlreich die Gegner sind und unabhängig davon, wie viele Dinge gerade in die Luft fliegen. Die Entwickler haben sich auch sehr viel Mühe gegeben, die Umgebung mit vielen kleinen (und oft witzigen) Details zu versehen. Lediglich die Einwohner hat man bei der Gestaltung von Sunset City irgendwie vergessen. Ok, es flitzen überall Mutanten rum, aber irgendwie hat man trotzdem das Gefühl, die Stadt wirkt, ein wenig zu verlassen. Das ist aber ein Umstand, der die meiste Zeit durch das recht rasante Gameplay zu vernachlässigen ist.
Sound
Ordentlich auf die Ohren gibt es auch, denn da gibt es in Sunset Overdrive die volle Dröhnung. Ein cooler, abwechslungsreicher Soundtrack, der absolut zum Gameplay und zum Setting passt. Die Soundkulisse unterstreicht aber auch optimal den Humor des Spiels (und davon gibt es ja reichlich). Die Soundeffekte stehen den Lichteffekten und den Explosionen in nichts nach und runden den guten Eindruck der Action optimal ab. Und auf jeden Fall besonders erwähnenswert ist, die gelungene deutsche Synchronisation die genial zu den Charakteren passt und die Dialoge optimal wiedergibt.
Singleplayer
Vorab darf man sich erst mal ausgiebig damit beschäftigen, wie Xin denn ausschaut, wenn er so in der Gegend rumlümmelt oder den Müllmann gibt. Bohnenstange oder Muskelmann, Afro oder Glatze, alles ist machbar. Dann noch ein paar stylische Accessoires oder eine ausgefallene Haarfarbe und los geht’s. Das Spiel beginnt dann sehr rasant und wirft den Spieler direkt ins kalte Wasser. Ist aber recht einfach zu bedienen und es gibt natürlich auch eine Einführung, die wirklich gut ins Spielgeschehen integriert wurde. So kann man sich von Beginn an gut an das rasante Spieltempo gewöhnen. Der fetzige Soundtrack und Aktionen wie Grinden (ja genau, das kennst du vom Tony), Bouncen und Supersprünge bringen einfach ein Mördertempo ins Geschehen. Und nicht zu vergessen, dass man dabei noch die Mutantenhorden aufs Korn nehmen muss. Das funktioniert aber erstaunlich gut und macht einen Mörderspaß. Ab und an zieht die Kamera nicht ganz optimal mit, was schon mal nerven kann. Dadurch verursachte Frustmomente gab es im Test aber eigentlich keine. Da stachen eher die etwas schwächelnden Nebenmissionen ins Auge. Diese sind teilweise etwas lieblos inszeniert und wiederholen sich auch öfter. Klar, das kann bei einem Open-World-Titel schon mal vorkommen und immerhin sind sie ja optional, es fällt aber trotzdem auf. Eben weil einige der zu erledigenden Hauptaufgaben dermaßen witzig und cool sind.
Um interessierten Spielern den Spaß nicht vorwegzunehmen, wird hier an dieser Stelle nichts verraten, aber einige Lacher sind garantiert. Wenn man das Gameplay irgendwie einordnet beziehungsweise erklären müsste könnte man sagen, es ist eine total abgedrehte Mischung aus inFAMOUS, Saints Row und Ratchet & Clank. Einfach alles in einen Pott, eine große Büchse Energy-Drink dazu und fertig ist „Sunset-Overdrive“. Und weil das noch nicht alles ist, haben die Entwickler dem Spiel noch ein irre witziges Verbesserungs-System verpasst. Zum einen kann man durch besonders stylische Moves und den gekonnten Einsatz des Waffenarsenals Verbesserungen verdienen, richtig coole Sachen bekommt man aber durch die sogenannten Amps. Das sind Power-Ups die unser Kumpel Floyd herstellen kann. Im Zuge einiger Hauptmissionen müssen sogar bestimmte Power-Ups erworben werden. Dazu sind dann immer eine Menge unterschiedlicher Zutaten notwendig. Natürlich sind das keine normalen Sachen wie Batterien, Nägel oder so was, sondern Dinge, wie alte Schuhe oder ein paar Rollen Klopapier. Man wird sich also auch nicht wirklich darüber wundern, dass man mit Teddybären um sich schießt oder Gegner mit Schallplatten auf Distanz hält. Unter den ganzen „stinknormalen“ Mutanten treiben auch einige besondere Exemplare ihr Unwesen in Sunset. Diese Bosskämpfe sind recht abwechslungsreich und ausgefallen. Garniert wird das Ganze mit jeder Menge Anspielungen auf bekannte Spiele und Filme.
Multiplayer
Wer jetzt hier auf das Wort Koop gehofft hat wird leider enttäuscht. Trotzdem hat Sunset Overdrive zum Thema „Miteinander zocken“ was beizusteuern. Denn in der Stadt versteckt wartet der „Chaoskommando-Modus“ auf bis zu acht Spieler. Jeder der Spieler muss hintereinander mehrere Missionen erfüllen, die von Parcours-Rennen auf Zeit bis hin zu deftigen Baller-Abschnitten reichen. Zum Abschluss dieses „Wettstreits“ müssen dann alle zusammen ein Areal gegen riesige Gegnerhorden verteidigen. Da ist ordentlich Krach-Bumm auf dem Bildschirm und jede Menge Spaß in der Bude.
Fazit
Sunset Overdrive ist wohl das Abgedrehteste, was man derzeit zocken kann. Und wenn man auf so was steht, also knallbunt und mit ordentlich (oft schwarzem) Humor dann kommt man nicht nur voll auf seine Kosten, sondern findet noch dazu schnell heraus, dass hier auch spielerisch ordentlich was unter der Haube steckt. Ein gelungener Exklusiv-Titel für die Xbox One, der sicher recht erfolgreich sein und bestimmt mit einem Nachfolger bedacht wird.
(mar)
(weitere Reviews anzeigen)
- grafisch echt toll
- fetziger Sound
- abgedrehter Humor
- große Spielwelt
- viele Missionen
- cooles Verbesserungssystem
- Nebenmissionen etwas eintönig
- Kamera nicht immer optimal
- Stadt wirkt etwas „leblos“