Das Genre „Metroidvania“ hat durch mehrere Perlen in den letzten Jahren ein Revival erlebt. Spieler mochten es den Charakter durch bunt gewürfelte Welten zu steuern und mit neuen Fähigkeiten neue Wege zu erkunden. An dem Genre hat sich nun auch ein aufstrebendes Studio aus Shanghai versucht und wirft mit „F.I.S.T.“ ihren Hasen ins Rennen.
Story
Willkommen in Torch City. Einer düsteren Stadt, deren Einwohner von einer Militanten Gruppe drangsaliert wird. Die „Eisernen Hunde“ tun dies mit Gewalt und Roboterhilfe. All das, nachdem ein Krieg zu ihren Gunsten entschieden hatte. Eine Auseinandersetzung indem unser Held Rayton als Mech-Krieger beteiligt war. Den Kameraden und den Kampf verloren sitzt er nun mit seinen Freunden in den dunklen Ecken der Stadt und versucht zu vergessen und sich seinem Schicksal zu ergeben. Doch seine Freunde ruhen nicht. Sein bäriger Kumpane und Bastler Urso arbeitet für den Widerstand und will für unseren Hasenfuß den alten Mech-Roboter umbauen. Kurz bevor ihm dies gelingt, werden aber die Unterdrücker auf ihn aufmerksam und nehmen ihn gefangen. Nun ist es an der Zeit für Rayton die alten Tage wieder aufleben zu lassen und sich mit seinem neuen Mech-Arm in die Rebellion zu stürzen.

Der Aufbau der Geschichte geht schnell vonstatten. Man will ja auch bald den Controller bedienen! Das Setting ist dadurch erstmal wohlbekannt, erfindet das Rad nicht neu, bietet aber interessante Ansätze. Diese werden durch spätere Zwischensequenzen, die uns die Charaktere näher bringen noch erweitert. Die Abwechslung ist daher gegeben und man bekommt leckere Geschichtshappen zwischen den Action-Missionen. Die Charaktere sind okay. Der bärige Freund, der alte Meister, der zwielichtige Boss, der dunkle Anführer und unser zynische Heroe der keiner sein will. Das kennt man aber schon. Die Entwicklungen machen dann aber doch einen Unterschied.
Grafik

Der chinesische Entwickler „TiGames“ hat sich für den 2D-Plattformer der Unreal Engine 4 bedient. Dieser, seit 2014 auf dem Markt befindliche Spielewerkzeugkoffer zeigt, was er drauf hat. Schöne Charaktermodelle und detailliertes Leveldesign, sowie knallige Effekte und strahlende Lichter. Im Gameplay läuft hier alles flüssig. In den kleineren Filmchen kommt man den Tierchen jedoch näher als man unbedingt sollte. Dann wirken die Felleffekte etwas zu glatt und selbst für Anthropomorphische Wesen ungewohnt. Die Animationen sehen im Gameplay etwas zackig aus, gerade wenn man die Gegner etwas genauer betrachtet. In den Zwischensequenzen, die gerne mal actiongeladen sind, verdoppelt sich dieser Effekt. Die Umgebungen sind in ein simples Licht getaucht und werfen keine dynamischen Schatten. Auch unser Hase wirft nur einen Schattenfleck. Für die Ausmaße des Spieles ist die Optik mehr als genug und anschaulich. Das ist gerade in den Hintergründen ersichtlich. Man bleibe des Öfteren stehen und begutachte die Lokalität. Viele Details sind zu erkennen, wunderschöne Konstrukte recken sich gen Himmel, gerade das Gebiet vor dem Showdown am Ende sind eine Augenweide und ein echter Blickfang.
Sound
Das Spiel wurde in Chinesisch und Englisch vertont und macht dort gute Arbeit. Nicht alle Charaktere sind vertont worden und können nur eine Textbox vorweisen. Die Musik ist nicht herausragend, aber macht ihre Arbeit. Die Soundeffekte sind gut und befriedigend. Die Waffen haben ihre spezifische Akustik und die Attacken geben ein schönes Feedback an die Ohren. Der Propeller schnetzelt, die Faust kracht, die Peitsche züngelt vor Funken, die Heilung zischt und der Boost heizt dezent. Hier macht das Spiel viel richtig. Abzüge gibt es nur in der etwas eintönigen Musik und Vertonung, sowie Aussetzern in den Zwischensequenzen.
Singleplayer
Die Optionen sind leider sehr mager und wir müssen das Spiel größtenteils so nehmen wie es ist. Das ist an und für sich kein Problem, wenn die Elemente perfekt ineinander greifen. „F.I.S.T.“ gelingt das nicht immer. In den Menüs gibt es Übersetzungsfehler ins Deutsche, einzelne HUD-Elemente überlappen sich manchmal unschön. Das sind alles kleinere Mäkel, die man jedoch gut übersehen kann. Das Spiel bietet eine gute Abwechslung in den Kämpfen, hat eine schöne große Karte, die es zu erforschen gilt. Damit kommen nicht viele Metroidvanias um die Ecke. Das Aufleveln erfolgt mittels erlernen neuer Kampftechniken, die unseren Stil ausbauen. Das macht durchaus Laune. Die Kombinationen sind nicht kompliziert und schön anzusehen. Es gibt sammelbare Gegenstände um sich aufzubessern und sogar seine Ausrüstung anders aussehen zu lassen. Schöne Idee. Das Spiel kann in etwa 18 Stunden durchgespielt werden und das ohne zu hetzen. Das rechtfertigt den Preis.
Steuerung

Das Spiel gibt uns 2 Angriffstasten für schnell (Quadrat) und hart (Dreieck), einen Interaktionsknopf (Kreis), Springen (X), und Spurten (R1), außerdem könne wir durch unsere Waffen durchschalten (L3 oder L1/L2) und Gegenstände nutzen (R2). In den Einstellungen dürfen wir unsere Bewegung vom Steuerkreuz auf den linken Stick tauschen und die Angriffe mit den R-Tasten ausführen. Selbst konfigurieren ist nicht. Die Grundsteuerung funktioniert sehr gut. Recht schnell fliegen wir über hochgebaute Dächer des verwahrosten Viertels, zischen durch verwinkelte Gänge einer Fabrik oder machen den Doppelsprung über einen gewaltigen Gegner. Die Steuerung geht schnell von der Hand und prägt sich ein. Die Kämpfe sind fordernd, was unserer Meinung nach einem negativen Umstand geschuldet ist. Das Kampfsystem spielt sich bei Zeiten etwas unpräzise. Kleinere Ungenauigkeiten werden durch einen Schlag ins Leere bestraft, was dem Gegner massenhaft Gelegenheiten gibt uns anzugreifen. Dadurch fühlt man sich gern mal den Elementen ausgesetzt und hofft, dass es beim nächsten Mal nicht wieder passiert. Andere Spiele geben dem Protagonist weitaus mehr Spielraum und damit auch Kontrolle. Gegner die auf den Boden geschlagen wurden, können, bis sie sich wieder erheben, nicht angegriffen werden. Ein weiterer Wermutstropfen sind die Ladezeiten. Um es auf einer positiven Note enden zu lassen: Die Inszenierung des Kampfes ist sehr schön geworden, gerade die abschließenden Manöver sind schön brutal und stimmig, ohne grässlich zu sein.