Zitat:
Zitat von McFly
Und genau da liegt das Problem. Es nervte mich ungemein wenn mir
beim kucken eines Filmes sämtliche Darsteller eines Sprechers durch
den Kopf gingen. Das lenkt mich ab und zieht mich aus meinem
Erlebnis raus.
So etwas regt mich mehr auf als so manches logikloch in der
Handlung. Außerdem verfälscht es die Vision des Regisseurs unter
Umständen. Ein Synchronsprecher wird niemals die schauspielerische
Bandbreite des Original Darstellers erreichen. Da diese sehr viel
und sehr extrem in den Rollen aufgehen.
Nö, wenn ein Synchronsprecher wirklich gut ist, verstellt der seine
Stimme so perfekt das er in der Rolle drinnen ist und du so gut wie
gar nichts merkst. Mir ging es schon oft so, das ich erst durch das
nachschauen in der Synchronkartei herausfand welche verschiedenen
Darsteller von einem Sprecher alles vertont wurden.
Klar wenn man es weiß und dann ganz genau hinhört bemerkt man es,
aber ansonsten machen die das wirklich sehr gut.
Nimm z.B. Thomas Danneberg, Dan Akroyd spricht der ganz anders als
Arnold Schwarzenegger.
Was deinen zweiten Punkt angeht, das ist nicht so einfach. Die
Studios schicken ihre Supervisor in die jeweiligen Länder, die
mitbestimmen wer für welche Sprecherolle gecastet wird. Dann gibts
noch die jeweiligen Synchronregisseure die auch einiges
herausholen.
Stanlay Kubrick z.B. fand den Synchronsprecher von Malcom McDowell
in Uhrwerk Orange so gut, das er dem Synchronmregisseur ein
Schreiben schickte, indem er seine Arbeit lob und befand das er die
Stimme viel passender zu der Rolle passte als McDowells
Originalstimme. Fortan sprach Jörg Pleva in mehreren Kubrick Filmen
die Hauptrolle.
"Die
Synchronisation wurde von
der
Berliner Synchron GmbH
erstellt. Sowohl für das Dialogbuch als auch für die Dialogregie
zeichnete
Wolfgang Staudte
verantwortlich.
[12] In den deutschen
Fassungen von Kubricks vorherigen Filmen
Uhrwerk Orange und
Barry Lyndon lieh derselbe
Synchronsprecher, der Schauspieler
Jörg Pleva, den männlichen
Hauptfiguren, gespielt von
Malcolm McDowell und
Ryan O’Neal, seine Stimme
und wurde nun auch in
Shining auf Jack Nicholson besetzt.
Als Grund für diese ungewöhnliche Besetzung, die keine Rücksicht
auf die Stammbesetzungen von O’Neal und Nicholson nahm, gilt ein
Brief Kubricks an Wolfgang Staudte nach
Uhrwerk Orange, in
dem Kubrick seine Begeisterung für die deutsche Stimme zum Ausdruck
brachte und erklärte, Plevas Stimme passe viel besser zum Film als
McDowells eigene Stimme."
http://de.wikipedia.org/wiki/Shining_%281980%29
Oder hier ein anderes Beispiel, wo sich Soderbergh persöhnlich in
die deutsche Synchronisation einmischte:
"Regisseur Steven Soderbergh war wegen der unterschiedlichen
Klangfarbe mit
Detlef Bierstedt als
George Clooneys deutsche
Standardstimme nicht zufrieden. Mittels eines ausgedehnten Castings
in Hamburg, Berlin und München wurde schließlich
Martin Umbach
ausgewählt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Ocean%E2%80%99s_Eleven
Und wenn ich mich richtig erinnere, bekam Brad Pitt in Troja auch
einen anderen Sprecher aufgrund Petersens Wunsch.
Auch darfst du nicht vergessen, das viele Synchronsprecher selbst
Schauspieler sind, bzw. eine schauspielerische Ausbildung haben,
insofern können sie sich genau so in die jeweiligen Rollen
hineinversetzen wie der Originalschauspieler.
O-Ton schön und gut für die, die darauf zurückgreifen wollen, aber
es ist nicht ungefährlich immer andere Länder zu loben wo gar
nichts synchronisiert wird(wofür loben, für deren Faulheit oder
Geiz?) und den O-Ton als Maß aller Dinge zu beurteilen. Immerhin
haben wir hier in Deutschland eine große, Jahrzehnte alte
Synchronkultur, die es auch wert ist erhalten zu werden. Ich will
mir gar nicht ausmalen was Deutschland verloren geht, wenn
irgendwann irgenwelche "Genies" beschließen Filme nicht mehr zu
synchronisieren, mal abgesehen davon wie viele Leute dadurch ihre
Arbeitsplätze verlieren würden.