James Bond 007 - Spectre, 2015
Nach dem riesen Erfolg von Skyfall, den gebrochenen Rekorden, dem
Einspiel und den Kritiken die nicht selten vom besten Bond aller
Zeiten sprachen, war es für den Nachfolger sicherlich schwer an
diese Messlatte heranzureichen. Alle Beteiligten hatten sicherlich
einen schweren Job vor sich, weil man keinesfalls scheitern und ein
schwaches Endprodukt liefern wollte. Mit der Rückkehr der
Terrororganisation SPECTRE, welche schon in früheren Filmen eine
wichtige Rolle spielte, war der erste Schritt getan. Daniel Craig
kehrte einmal mehr als Bond zurück, für den Mi6 liefen Ralph
Fiennes (nach seinem Kurzauftritt als Bonds Vorgesetzter in
Skyfall) erneut als M, Naomie Harris als Moneypenny, Ben Whishaw
als Q und Rory Kinnear als Tanner auf. Zum Cast stießen Christoph
Waltz, Léa Seydoux, Dave Bautista & Monica Bellucci hinzu.
Einen weiteren Rückkehrer findet man in Jesper Christensen der in
Casino Royale und ein Quantum Trost als Mr. White zu sehen war
während Andrew Scott als Neuling die Modernisierung des
Geheimdienstes plant.
Bond bekommt eine mysteriöse Nachricht aus der Vergangenheit. Als
er der Spur nachgeht, dringt er immer tiefer in die Strukturen
einer Organisation ein und findet so auch eine Verbindung zu Dingen
die ihn betreffen und längst vergangen sind.
So, wo fange ich eigentlich an? Bei der Handlung. Mendes erzählt
die Geschichte manchmal etwas flotter, manchmal drosselt er das
Tempo auch wieder, was aber großartig funktioniert. Der Film wirkt
anders als Skyfall was seine Erzählweise angeht, anders was den
Inhalt und den Umgang damit angeht. Er wirkt deutlich weniger
'Storylastig' will ich meinen, er wirkt flotter, actionreicher und
klassischer. Ich musste oft an Filme wie 'Feuerball' oder 'der
Spion der mich liebte' denken welche Inhalt hatten und auch nicht
zu wenig, doch in erster Linie tolle Actionfilme mit großen
Momenten waren. Spectre ist definitiv spannend und stark
inszeniert. Die Story ist keinesfalls schlecht erzählt oder
überhaupt schwach, nur halt nicht so sehr im Vordergrund wie noch
bei Skyfall. Der Film hat nicht das persönliche Drama welches noch
bei Skyfall vorhanden war, wenngleich er doch 'persönlich' ist.
Spectre fühlt sich aber einfach flotter, unbeschwerter an. Er nimmt
sich auch weniger ernst was in vielen Szenen im Film deutlich
bemerkbar ist. Klassisch irgendwie und manchmal hat er sogar was
von den Moore Filmen.
Daniel Craig ist als Bond wieder eine Wucht, diesmal aber auf
völlig andere Art und Weise als noch in Skyfall. Es gibt sehr viel
Humor, aber auch großartige, teilweise auch harte Actionszenen.
Daniel meistert die lockere, humorvolle Seite des Films perfekt und
überzeugt auch absolut in Actionszenen die seine starke Physis
fordern. Auch schauspielerisch ist er großartig und in diesem Film
ist er absolut Bond, endlich einfach nur der Bond den wir kennen,
den wir lieben. Der perfekte Agent. Hier hat man alles richtig
gemacht, was die Darstellung der Figur im Film angeht. Daniel ist
einfach die perfekte Besetzung für 007 und aktuell sollte man auch
an ihm festhalten. Großartiger Schauspieler. Neben ihm glänzt
Whishaw als Q in vielen Szenen, genau wie Fiennes als M der einige
echt klasse Szenen hat. Auch Moneypenny bzw. Harris weiß zu
überzeugen. Kinnear kriegt nur wenige Momente in denen er leider
nicht strahlen kann, dennoch schön das er dabei ist. Die Chemie der
Darsteller stimmt und das Zusammenspiel zwischen ihnen und Craig
ist großartig. Ein Glücksgriff war auch Ex-Wrestler Bautista als
Henchman Hinx der ganz in Beißer/Oddjob-Manier Bond die Hölle heiß
macht. Großartige physische Präsenz die man im Film hervorragend
genutzt hat. Waltz als Franz Oberhauser macht ebenfalls eine gute
Figur, wenn gleich er auch nicht so gigantisch groß spielt, wie ich
es mir nach Inglourious Basterds und Django Unchained erhofft habe.
Nichtsdestotrotz spielt er sehr gut, punktet vor allem durch seine
Aussprache und Art zu reden. Der Mann hat eine tolle Stimme die er
klasse einsetzt. Seydoux als etwas anderes Bondgirl das
selbstständiger ist, auf eigenen Beinen steht und sich zu
verteidigen weiß macht ebenfalls eine gute Figur, schafft es jedoch
nicht mich so sehr in den Bann zu ziehen wie damals Eva Green als
Vesper Lynd. Bellucci ist ein absoluter Hingucker, eine echte Wucht
und hat in ihren wenigen Minuten (im Vergleich zu Seydoux) einen
tollen Eindruck hinterlassen. Toll ihre Szenen mit Daniel.
Der Soundtrack von Newman war diesmal deutlich auffälliger als der
von Skyfall, auch besser aber dennoch keine Glanztat. Da hatte ich
mir trotz allem etwas mehr erhofft. Ich freue mich dennoch darüber
das man das Bond-Thema häufiger verwendet hat. Ein Totalausfall ist
das bei weitem nicht. Mir gefiel der pompöse Teil besonders gut,
wobei der 'ruhige' eher unauffällig ist und enttäuscht. Der
Titelsong von Sam Smith funktionierte hervorragend und die dazu
gehörende Titel-Sequenz von Daniel Kleinman ist eine absolute
Wucht, unglaublich kreativ, irgendwie packend und einfach
wunderschön gestaltet.
Die Action im Film ist ziemlich gut. Die Pretitlesequenz ist extrem
spannend und lässt einem kaum Zeit zum atmen. Die Helikopterszenen
und allgemein die ganze Sequenz gehört definitiv mit zu den besten
und spannendsten des Franchise. Was mir vielleicht etwas negativ
auffiel war der starke Filtereinsatz. Sicherlich auch beim Rest des
Films bemerkbar, hier aber für mich sehr deutlich. Großes Plus und
Franchise-Highlight ist die Auseinandersetzung mit Hinx. Einfach
gigantisch gut, spannend und verdammt cool choreografiert und
gefilmt. Craig trägt die Rolle mit seiner Physis und weiß in jeder
Actionszene hervorragend auszusehen und liefert eine tolle Leistung
ab. Er ist Bond durch und durch. Eine Bereicherung für die Reihe
und das ist in jeder Szene spürbar, vor allem bei der Action macht
er hier eine gute Figur und das zwischendurch sogar mit einem
Augenzwinkern. Ganz, ganz klasse.
Die tolle Kameraarbeit von Hoyte van Hoytema bringt uns einige echt
wunderschöne Aufnahmen von Österreich, Italien oder auch Mexiko.
Alle Locations im Film funktionieren hervorragend und bringen eine
tolle optische Vielfalt hinein. Dadurch gestaltet sich der Film
visuell gesehen sehr abwechslungsreich und bietet im Laufe seiner
Spielzeit immer mehr optische Leckerbissen. Wenn ich den Film für
ein paar Dinge kritisieren müsste, wäre es neben dem Soundtrack die
Glaubwürdigkeit der Lovestory. Irgendwie wirkt das ganze nicht so
ganz rund für mich, was ich bei Bondfilmen eher selten habe. Oft
nehme ich den Figuren ihr Tächtelmächtel ab, hier habe ich aber ein
paar Schwierigkeiten, vor allem wenn ich es direkt mit dem Verlauf
und den Ereignissen des Films verbinde. Vielleicht erwarte ich da
auch einfach zu viel, da Vesper bei CR alles veränderte. Vielleicht
hatte ich andere Erwartungen an diesen Film, was das angeht. Schön
ist es aber viele Verweise zu den bisherigen Craig-Filmen zu haben,
vieles mit reingebracht zu bekommen und zu entdecken. Auch gestört
hat mich das Ende etwas, weil es auf einmal so schnell ging und
meines Erachtens nach zu 'wenig' war. Das eigentlich, große
Spektakel kam vorher und dagegen schwächelt das Finale etwas, wie
ich finde. Das wirkte alles eher wie ein laues Lüftchen, ohne aber
gleich so schlecht oder schwach zu sein, wie es vielleicht klingen
mag. Hatte mir da einfach deutlich mehr erwünscht.
Spectre bleibt dennoch ein fantastischer Film der mit vielen tollen
Locations und der großartigen Kameraarbeit punktet. Alle Drehorte,
alle Actionszenen und Landschaftsaufnahmen wurden einfach nur
perfekt eingefangen und liefern uns einige atemberaubende
Ausblicke. Die Action ist großartig und vor allem in der ersten
Hälfte punktet der Filme extrem dadurch. Definitiv eine Steigerung
zum Vorgängerfilm, welcher die beste Actionszene schon in der
Pretitlesequenz verschwendet hatte. Darsteller funktionieren
großartig, die Chemie stimmt und die Leistung auch. Mendes weiß
genau wie er seine Leute einzusetzen hat und gerade Craig punktet
hier einfach mit Spielfreude und Einsatz. Ganz klasse. Wäre das
Ende nicht so 'mau', der Soundtrack mit mehr Höhepunkten versehen
und die Entwicklung zwischen Bond & Swann authentischer oder
für mich nachvollziehbarer, wäre sicherlich mehr drin gewesen,
vielleicht sogar die Höchstwertung. Ich weiß es nicht. Spectre ist
ungeachtet der Tatsache das es 'ausnahmsweise' mal nicht der beste
Bond aller Zeiten ist, ein absolut sehenswerter, spaßiger und
unterhaltsamer Film dessen lange Laufzeit kaum auffällt da er
extrem kurzweilig daher kommt. Er wirkt in vielen Dingen wie dem
Einsatz von Gadgets, Humor und Sprüchen einfach klassisch und
erinnert oft an Filme wie der Spion der mich liebte, was ich schon
einmal angemerkt habe. Vodka Matini - Check, Aston Martin - Check,
Gadgets - Check, Hideout - Check, Bondfeeling - Check. Ein
großartiger Film. 007 will return!
8,5/10 *Tendenz steigend