Gestern gab es The Deliverance auf Netflix:
Puh, der Film fällt absolut in zwei Hälften für mich: die erste
Hälfte fand ich ansprechend, man wollte wissen, wie es weiter geht.
Die Stimmung war bedrückend, daraus zog der Film seine Spannung -
ich wollte herausfinden was in dem Haus vor sich geht. Was auch gut
war ist die Darstellung der Familie an sich: soziale Unterschicht,
unflätiger Sprachgebrauch, alles andere als eine heile Familie. Das
war für mich mal was neues und relativ erfrischend. Dazu kommen
einige atmosphärische Aufnahmen, insgesamt ist die Kameraführung
etc. gut.
Dann kommt die zweite Hälfte, und die zerfetzt den Film komplett.
Habe selten gesehen, dass etwas so gut anfing und so dermaßen
nachgelassen hat. Hier reihen sich vielfach gesehene und
überstrapazierte Szenen an dümmliche Dialoge und teilweise
unfreiwillig komische Momente (ihr kennt das; die besessene Person,
die mit tiefer Stimme Unflätigkeiten von sich gibt... meine Frau
hat mehrfach gelacht, und die kann man mit Horrorfilme "gut
kriegen." ) Manche Szenen könnte man 1:1 in einem Scary Movie Teil
einsetzen. Jede, aber auch wirklich jede Szene und Erklärung kennt
man aus zig anderen Filmen dieser Art, dazu kommt ein unfreiwillig
komischer Exorzismus, der nicht die geringste Spannung
bietet.
Ich hatte die ganze Zeit in der ersten Hälfte die Hoffnung, dass
sie mal mit was anderem kommen und das dann auch gut rüber
bringen... kennt ihr die Serie Them auf Amazon? Das ist gut
gemachter Horror, bei dem man auch nachdenken muss und den es in
dieser Abhandlung so noch nicht gab. Die erste Hälfte von The
Deliverance ließ vermuten, dass das hier genau so werden
könnte.
Die letzten 20 Minuten hätte ich sogar abgeschaltet, wenn meine
Frau nicht noch wenigstens wissen wollte, wie es ausgeht.
4/10 (Seht euch die erste Stunde an und macht euch in Gedanken euer
eigenes Ende, da seit ihr besser mit bedient ;-)