Der Film hat Probleme an allen Enden, dennoch bin ich Ang Lee für
den Versuch dankbar. Eben noch über die fehlende Distanz zum
Patriotismus in
aktuellen Kriegsfilmen gesprochen und hier
gerade den Gegenentwurf dazu gesehen... beziehungsweise den Versuch
eines Gegenentwurfs. Ang Lee drehte einen Film über den Umgang mit
den eigenen Kriegshelden und wie sehr sich die Wahrnehmung von dem
unterscheidet was tatsächlich im Irak geschah. Auf einmal haben
Soldaten einen eigenen Tour-Manager, der die Vermarktung der
Kriegshelden leitet. Die Presse will nur die Dinge bestätigt hören,
von denen sie hofft, dass sie wahr sind und reiche Investoren
wollen die Geschichte verfilmen um das schnelle Geld zu machen. Was
wirklich geschah und wie die Soldaten sich dabei fühlen scheint
zweitrangig zu sein.
Der Umgang mit den eigenen Helden -welche diesen Titel nur tragen,
weil sich das heimische Volk halt nach Heldengeschichten sehnt-
wird besonders kritisch hinterfragt. So richtig fühlen sich diese
nicht mehr in der Heimat wohl. Durch das Fehlen eines
Zugehörigkeitsgefühls in den Staaten entwickelt das "Bravo-Team"
ein eigenes untereinander. Die Hauptfigur steht zwischen Familie
und Kameraden.
Das Problem ist nur das etwas chaotische Script, welches zu sehr
zwischen den einzelnen Themen umherwandelt: Manche Themen sind
satirisch herausgearbeitet und werden dementsprechend überzogen
dargestellt, andere Themen wie das fehlende Zugehörigkeitsgefühl
wird sehr ernst und emotional dargestellt. Die schmalzige
Liebesgeschichte ist komplett überflüssig. Eine einheitliche
Tonalität scheint es nicht zu geben. Weil Lee unbedingt viele
Themen mit einem Film abdecken wollte, wirkt der Film an vielen
Stellen einfach unrund.
Inszenatorisch sieht er positiv gesprochen "anders" aus. Die Bilder
sind knackscharf, die Kamera ist oft sehr nah bei den Gesichtern,
gelegentlich sogar frontal und bildschirmfüllend. Farbspielereien
und übertriebene Unschärfeeffekte tragen ihr Übriges bei. Von einer
tollen Optik kann man aber dennoch nicht sprechen, das Ergebnis
liegt irgendwo zwischen Doku-Stil und effektreicher Inszenierung.
Der ganze 4K-120fps-Buzz hat der Film gar nicht nötig und lenkt nur
von der eigentlichen Aussage ab. Warum gerade dieser hier zur
Bewerbung der Ultra-HFR-Technik herhält liegt vermutlich nur in der
Vermarktung begründet.
In Zeiten in denen das Militär aggressives Marketing betreibt und
Kriegs-Veterane in Sportarenen als Halbzeitbelustigung abgefeiert
werden, ist Ang Lees satirisches Augenzwinkern auf moderne
Kriegsbiopics verdammt nochmal fällig gewesen, ein
Flag of Our
Fathers für die Irakkrieg-Ära.
(7/10)