In den 1970er Jahren wurden sie am laufenden Band gedreht, dann wurde es eine Zeitlang ruhig, aber mit den Remakes der großen Klassiker I Spit On Your Grave und Last House On The Left erlebten sie eine Renaissance. Die Rede ist vom kontroversen Rape-&-Revenge-Film, also „Vergewaltigung und Rache“. Der neuste Streich von Regisseur José Manuel Cravioto trägt den Titel Bound to Vengence und wurde für den deutschen Verleih auf das schlichte Wort Rache reduziert. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Seite der Blu-ray aus dem Hause Tiberius schlägt, klärt das folgende Review.
Story
Eve (T. Ivlev) wird von dem heimtückischen Phil (R. Tyson) gefangen gehalten, doch ihr gelingt die Flucht. Als sie realisiert, dass ihr Peiniger noch mehr Mädchen entführt hat, ändert sie die Spielregeln und zwingt ihren Peiniger, sie zu den Verstecken der anderen Frauen zu führen um diese zu befreien. Doch schon bald merkt sie, dass nicht alles so ist wie es scheint...
Zwei Dinge zeichnen einen typischen Rape-&-Revenge-Streifen per Definition aus, nämlich einerseits die Vergewaltigung einer (jungen) Frau und deren anschließende Rache. Beides wird in der Regel in expliziten Bildern gezeigt, welche für ein spezielles Publikum auch den größten Reiz dieses Subgenres darstellen und Sittenwächter stets rot sehen lassen, weshalb nicht wenige Titel dieser Filmgattung auf dem Index stehen, stark gekürzt oder beschlagnahmt wurden. Bei Rache – Bound to Vengeance sieht es allerdings etwas anders aus, denn zum einen verzichtet Regisseur José Manuel Cravioto auf die Zurschaustellung der Gräueltaten und zum anderen verzichtet die Heldin auf ausgeklügelte Racheakte zugunsten der Befreiung der übrigen Opfer. Daher ist der Titel Rache auch nicht ganz korrekt, stört aber andererseits auch nicht. Und: Der Film erscheint ungekürzt im deutschen Handel, was für diese Art von Film eher ungewöhnlich ist.
Das besondere an Craviotots Film ist in erster Linie die Erzählweise und die Entwicklung der Handlung. Geschickt entfaltet sich die Geschichte mittels diverser Rückblenden vor dem Zuschauer, wodurch manch interessante Wendung herbeigeführt wird und die Täter/Opfer-Rolle ein ums andere Mal verschoben wird – wobei diese Umkehrung der Charaktere durchaus üblich in diesem Subgenre ist. Darüber hinaus stößt die „Rächerin“ bei ihrer Befreiungsaktion auf unerwartete Reaktionen seitens ihrer Leidensgenossinnen, was letztendlich auch zu sehr unterschiedlichen Resultaten führt und einen makabren, tiefschwarzen und bitterbösen Humor seitens der Macher erkennen lässt.
Aber nicht nur inszenatorisch ist Rache durchaus gelungen, auch Darstellerisch wird hier einiges geboten. An erster Stelle ist hier Hauptdarstellerin Tina Ivlev zu nennen, welche die Verzweiflung und Wut perfekt transportiert. Ein weiterer Glücksgriff ist Richard Tyson als Bösewicht Phil, der trotz seiner Niedertracht sehr charismatisch rüberkommt. Dies wird vor allem durch seine genialen Dia- und Monologe vertieft, welche sehr interessant ausfallen und den Zuschauer zum Mitdenken anregen. Leider bleibt der Film, trotz psychologischer Ansätze, etwas zu sehr an der Oberfläche. Gerade was die Reaktionen der diversen Entführungsopfer angeht wäre hier durchaus mehr drin gewesen.
Ein weiteres Manko des Films ist auch der abrupte Schluss, und auch so manche Logiklücke lässt sich nicht verleugnen, aber aus dem Groß der „Rape-&-Revenge“-Filme sticht Rache dennoch positiv hervor. Der Film packt den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute, wobei die Laufzeit mit gerade einmal 79 Minuten leider reichlich kurz ausgefallen ist. Mit etwas mehr Zeit wäre vermutlich auch eine tiefergreifende Charakterzeichnung drin gewesen, aber wer weiß was die Zukunft bringt?! Fest steht jedenfalls, dass Rache zweifellos beweist, dass ein solcher Film auch ohne drastische Bilder und widerwärtige Handlungen auskommt und zu überzeugen versteht.
Bildqualität
- Bildformat 2.35:1
Tonqualität
- Deutsch & Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Ausstattung
Im Bonusmaterial befinden sich diverse Trailer zu anderen Rape&Revange-Filmen, sowie der Trailer zum Film in deutscher und englischer Sprache.
Fazit
Bild und Ton der Scheibe aus dem Hause Tiberius bewegen sich auf sehr gutem Niveau und werden dem Medium durchaus gerecht. Das Bild kann mit kräftigen Farben und guter Schärfe auftrumpfen und der Ton fährt in den Grenzen des Genres eine gute Performance auf. Leider wurde wie so oft auf Bonusmaterial verzichtet.
Rache – Bound to Vengeance bietet deutlich mehr als man von einem Vertreter des Rape&Revenge-Films erwarten würde. Interessante Wendungen, gute Darsteller und vor allem keine überflüssige Zuschaustellung von sexueller Gewalt. Torture-Porn-Freaks wird der Film zwar nicht zufriedenstellen, allerdings beweist der packende Thriller, der die Genrekonventionen über Bord wirft, dass es auch ohne geht.
(Michael Speier)
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