Fans von Horrorfilmen, die zwischen den 1930er bis frühen 1980er Jahren von dem britischen Filmunternehmen Hammer Films produziert wurden, werden vermutlich vor Verzückung aufschreien: Endlich ist mit Frankensteins Höllenmonster der siebte und letzte Frankenstein-Film aus der klassischen Horrorschmiede auf Blu-ray veröffentlicht worden. Wir haben von Anolis Entertainment freundlicherweise ein Exemplar zur Verfügung gestellt bekommen und berichten, ob die HD-Umsetzung gelungen ist.
Story
Nachdem der Medizinstudent Simon Helder (S. Briant) wegen unorthodoxer Experimente an Leichen in ein Sanatorium eingewiesen wird, muss er feststellen, dass dieses nicht mehr unter der Leitung des eigentlichen Direktors steht, sondern dass stattdessen Baron von Frankenstein (Peter Cushing), dort unter falscher Identität die Kontrolle übernommen hat. Dieser hatte seinen Tod nur vorgetäuscht und sich als Dr. Carl Victor einliefern lassen. Fasziniert von den Möglichkeiten, die sich einem jungen Mediziner an solch einem Ort außerhalb der Zugriffsmöglichkeiten der Ordnungshüter bieten, willigt er ein dem Baron bei seinen Experimenten zu assistieren. Dabei stellt Helder allerdings fest, dass Frankenstein nicht unbedingt um das Wohl der Insassen besorgt ist und zudem unter mysteriösen Umständen immer wieder kerngesunde Patienten ums Leben kommen. Nicht ohne Grund, denn schließlich benötigt Frankenstein frische Leichenteile, um so endlich den perfekten künstlichen Menschen zu erschaffen. Doch der künstliche Mensch (D. Prowse) entpuppt sich als böses Monster, das sich nicht von seinem Schöpfer kontrollieren lässt und aus dem geheimen Labor ausbricht…
Der Film von Regisseur Terence Fisher, der Hammer 1957 mit 'Frankensteins Fluch' zu einer der weltweit erfolgreichsten Genre-Produktionsfirmen machte, hat eine wahrlich beeindruckende Geschichte hinter sich. Dieser wurde bereits 1972 in den Elstree Studios fertiggestellt, allerdings erst zwei Jahre später in den Lichtspielhäusern veröffentlicht. In Deutschland war Frankensteins Höllenmonster, welcher den Originaltitel 'Frankenstein and the Monster from Hell' trägt, erst gar nicht in den Kinos zu sehen, sondern wurde sogar erst 30 Jahre später anlässlich der deutschen DVD-Veröffentlichung im Jahr 2004 synchronisiert. Erfreulich dabei ist, das für die deutsche Vertonung namhafte Sprecher wie Friedrich Schoenfelder (Peter Cushing/James Mason), David Nathan (Johnny Depp/Christian Bale) sowie Helmut Krauss (James Earl Jones) engagiert wurden, von denen letztgenannter vielen unter anderem auch als Hermann Paschulke aus der Kindersendung 'Löwenzahn' bekannt sein dürfte. Aber das was bei der Vertonung, unter anderem auch mit der Musik von Hammer-Stamm-Komponist James Bernard, alles richtig gemacht wurde, hat man beim Rest der Produktion leider versäumt. Das Drehbuch von John Elder bietet zwar einige sehr gute Dialoge, ist insgesamt aber zu schwach, die Sets sind sehr klein und wirken wie Theaterkulissen und auch die Effekte sind nicht gerade hochkarätig umgesetzt worden. Schuld daran dürfte das wesentlich geringe Budget gewesen sein, welches man dem Film zu jeder Zeit ansieht. Die Anstalt ist bei Außenaufnahmen als einfaches Modell zu erkennen, das Make-up der Darsteller ist schlecht und auch das behaarte Frankenstein-Monster selbst sieht aufgrund der Vollmaske, welche als kostengünstige Alternative von Maskenbildner Eddie Knight angefertigt wurde, alles andere als erschreckend aus. Der hochkarätige Cast, von dem vor allem Peter Cushing in seiner letzten Rolle als verrückter Doktor heraussticht und überragend spielt, vermag es letztlich leider auch nicht mehr den Film zu retten. Das alles ist natürlich sehr bedauerlich, aber zum Zeitpunkt der Dreharbeiten stand es für das Hammer-Filmstudio bereits schlecht und auch der letzte Frankenstein-Film konnte die Produktionsfirma nicht mehr vor dem Konkurs retten, der nach dem Misserfolg des Thrillers 'Tödliche Botschaft' im Jahr 1979 endgültig eingeleitet wurde.
Bildqualität
- Ansichtsverhältnis: 1.66: 1 (16:9)
- hervorragende Restaurierung
- schwankende Bildqualität
- meist sehr gute Bildschärfe
- natürliche Farben
- tolle Detailzeichnung
Tonqualität
- DTS-HD Master Audio 2.0 (Deutsch, Englisch)
- Untertitel: Deutsch
- altersbedingt annehmbarer Originalton
- homogene Klangwiedergabe
- gute Dialogverständlichkeit
Ausstattung
Einige neue Extras hat die Blu-ray-Veröffentlichung ebenfalls zu bieten, ebenso bekannte Specials der 2004 erschienenen DVD-Ausgabe. Das Bonusmaterial enthält dabei folgende Beiträge:
- Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad
- Audiokommentar mit Madeline Smith, Shane Briant und Marcus Hearn
- Making Of „Taking Over the Asylum“ (25:45 min.)
- Dokumentation „Terence Fisher – Charming Evil“ (13:20 min.)
- Interview mit Friedrich Schoenfelder (19:51 min.)
- Interview mit David Nathan (19:52 min.)
- Amerikanischer Kinotrailer (2:57 min.)
- US-Pressbook (4:11 min.)
- Bildergalerie 1 (2:47 min.)
- Bildergalerie 2 (7:38 min.)
- Wendecover
Fazit
Regisseur Terence Fishers siebter und letzter Frankenstein-Film für Hammer ist zwar ein gelungener Abschluss für die Reihe und auch dank Peter Cushings toller Darbietung als verrückter Doktor Victor Frankenstein sehr sehenswert, dennoch hat dies nicht ausgereicht, die klassische Horrorschmiede, welche viele Klassiker hervorgebrachte die das Genre gleich mehrfach prägten, vor dem Konkurs zu bewahren. Frankensteins Höllenmonster gilt zudem durch seine explizite Darstellung roher Gewalt unter Kennern als brutalster und blutigster Beitrag der gesamten Reihe. Aus heutiger Sicht betrachtet wirkt das zwar alles recht antiquiert und inzwischen hat das 2007 wieder reanimierte Hammer-Filmstudio mit Titeln wie beispielsweise Let me in oder Die Frau in Schwarz deutlich härtere beziehungsweise spannendere Genrekost zu bieten, vor 44 Jahren sah das allerdings etwas anders aus.
Technisch ist die Blu-ray-Umsetzung sehr gelungen, was vor allem an der hervorragenden Restauration des Ausgangsmaterials liegt. Der Transfer bietet zwar altersbedingt einige Schwächen und teils auch einige wenige weichere Einstellungen, insgesamt betrachtet kann sich die Bildqualität aber mehr als sehen lassen und überzeugt mit einer tollen Schärfe, natürlichen Farben und einer ordentlichen Detailzeichnung. Der deutsche sowie englische Ton liegt jeweils als Stereo-Mix in verlustfreiem DTS-HD Master Audio 2.0 vor, wobei angemerkt werden muss, dass der Originalton erstaunlich frisch klingt. Die deutsche Vertonung, welche aus dem Jahr 2004 stammt, braucht den Vergleich aber nicht zu scheuen und überzeugt mit namhaften Sprechern wie Friedrich Schoenfelder, David Nathan sowie Helmut Krauss. Viele interessante Extras sind ebenfalls auf der Blu-ray enthalten, die vor allem für Genrefans aufschlussreich sein dürften. Neben der normalen Amaray sollten vor allem Hammer-Fans aber einen Kauf des limitierten Mediabooks in Erwägung ziehen, das zwar rund 10 Euro teurer, jedoch jeden Cent davon wert ist, zumal dieses auch einwandfrei zum Design der vorangegangenen Mediabooks passt.
(Roland Nicolai)
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