Während sich Marvel und DC einen erbitterten Krieg darum liefern wer die besseren Filme oder Serien macht, mogelt sich das Marvel-Helden-Team um Professor Xavier und seinen Erzfreind Magneto unter der Fahne von 20th Century Fox an allen vorbei und steht scheinbar außer Konkurrenz. Seitdem Bryan Singer das Ruder nach dem missglückten X-Men: Der letzte Widerstand wieder an sich genommen hat, haben die Filme um die Mutanten auch wieder gehörig an Qualität zugelegt, und der letzte Teil der Reihe X-Men: Zukunft ist Vergangenheit veranschaulichte, dass man einen Superheldenfilm mit Tiefgang, Drama und packender Story kombinieren kann. Nun legt Singer mit X-Men: Apocalypse den dritten Teil der zweiten X-Men-Reihe nach, und muss sich freilich an den Qualitäten seines eigenen Vorgängers messen lassen. Ob er den Test besteht, und wie es mit den technischen Qualitäten der Blu-ray aussieht, klärt das folgende Review.
Story
Einst galt er als Gott, vereinte er doch zahlreiche Superkräfte auf sich, unter anderem Unsterblichkeit. Doch diese Zeiten sind lange her und so verwundert es den wiedererwachten Apocalypse (O. Isaac), was aus der Welt geworden ist. Er, der erste und mächtigste Mutant, entschließt sich deshalb, die gesamte Erde auszulöschen. Zur Unterstützung rekrutiert er mächtige Mutanten, die seine Vision teilen: Den desillusionierten Magneto (M. Fassbender), Psylocke (O. Munn), Angel (Ben Hardy) und Storm (A. Shipp). Doch die Menschheit steht nicht allein. Unter Führung von Charles Xavier (J. McAvoy) bildet sich eine neue Gruppe des Widerstands. Junge Mutanten, die der Welt etwas geben möchten und ihre Fähigkeiten für das Gute einsetzen wollen. Darunter sind neben Jean Grey (S. Turner), Scott Summers (T. Sheridan) und Hank McCoy alias Beast (N. Hoult) auch alte Bekannte wie Magnetos Sohn Quicksilver (E. Peters). Eine entscheidende Rolle wird aber Raven aka Mystique (J. Lawrence) spielen, denn ihre Fähigkeiten haben schon so manche Schlacht entschieden.
Zunächst einmal wird hier ein echtes Actionfeuerwerk abgebrannt, das bereits mit einem CGI-Overkill begonnen wird, der sich allerdings absolut sehen lassen kann und nicht den Eindruck erweckt lediglich als Mittel zum Zweck eingesetzt zu werden. Der Bösewicht Apocalypse (glücklicherweise kein CGI-Monster sondern hervorragend gespielt von Charakterdarsteller Oscar Isaac) ist ein würdiger Gegner für die Mutanten unter Professor X., die hier eine neue Origin-Story verpasst bekommen und teilweise auf einer anderen Seite stehen als man von ihnen gewohnt ist. Möglich gemacht wird dies durch die Zeitreise-Handlung des Vorgängers, welche die Karten neu mischt und eine veränderte Realität erlaubt – aber das ist in der Comicwelt Gang und Gäbe. Hier ist keiner ausschließlich gut oder böse, von Magneto bis Apocalypse hat jeder nachvollziehbare Beweggründe für sein Handeln, und genau das macht die X-Men-Filme auch so interessant und spannend.
Fans werden sich sicherlich auch über die zahlreichen neuen Gesichter freuen, welche das X-Men-Filmuniversum um einige neue und auch alte Mutanten bereichern. Der am heißesten ersehnte Neuzugang dürfte dabei Jean Grey sein, immerhin handelt es sich hierbei um eine der mächtigsten Mutanten im gesamten X-Men-Universum. Gespielt wird der telepathisch begabte Rotschopf von Sophie Turner, die nach Peter Dinklage bereits der zweite „Game Of Thrones“ Star in der neuen Trilogie ist. Ihre Rolle ist hier noch relativ klein und gewinnt erst zum Ende hin an Bedeutung, was in gewisser Weise auch gut ist, denn so reißt sie das Ruder nicht komplett an sich und lässt den anderen Figuren noch genügend Zeit um sich zu entwickeln.
Leider gelingt es Regisseur Bryan Singer diesmal nicht an die Qualität seines Vorgängers X-Men: Zukunft ist Vergangenheit heranzureichen. In einer Szene sagt die junge Jean Grey, als sie aus „Rückkehr der Jedi-Ritter“ kommt, dass der dritte Teil der Schwächste ist, was in übertragenem Sinne auch als augenzwinkernder Seitenhier auf die erste X-Men-Trilogie verstanden werden kann. Damals war Singer aus der Reihe ausgestiegen und konnte für den Misserfolg nicht verantwortlich gemacht werden, heute sieht es freilich anders aus. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass X-Men: Apocalypse schlecht wäre. Es bedeutet lediglich, dass der Film, im direkten Vergleich zu Erste Entscheidung und vor allem Zukunft ist Vergangenheit einen guten Schritt zurück macht. Aber woran liegt das?
Zunächst einmal ist die Story an sich relativ dünn und bei weitem nicht so ausgefeilt wie beim Vorgänger. Dafür wird mehr Wert auf die Entwicklung der einzelnen Charaktere gelegt, allerdings nicht in dem Umfang wie es bei Erste Entscheidung der Fall war. Auch der lockere Humor der beiden Vorgänger wurde hier weitestgehend entfernt und weicht einer eher nachdenklich-ernsten Grundstimmung, die lediglich hie und da ein kleinwenig aufgelockert wird. Alles in allem bietet Apocalypse von allem ein bisschen zu wenig, mit Ausnahme der Action versteht sich, denn die ist hier wirklich bahnbrechend und absolut genial. Natürlich fehlt es auch nicht an neuen Highspeed-Einsätzen von Quicksilver (dessen erster Auftritt bei der Rettung seines Vaters eines der vielen Highlights des Vorgängerfilms war), und auch Hugh Jackmann darf als Wolverine die Sau rauslassen – allerdings nur in Form eines viel zu kurzen Gastauftritts.
Bildqualität
- Bildformat 2.40:1
Bild 3D
Wenn man den Filmen von Bryan Singer eines lassen muss, dann dass sie den 3D-Effekt kongenial zu nutzen wissen. Die Tiefenwirkung ist hervorragend und breitet ein perfekt gestaffeltes Bild aus, welches auch bei schnellen Bewegungen (und davon gibt es viele) nicht nachzieht oder Kopfschmerzen bereitet. Die Hintergründe wirken zum Greifen plastisch und hinterlassen nie den Eindruck, dass die Figuren vor einer Leinwand stünden, wie es bei zahlreichen anderen (auch hochbudgetierten) Filmen der Fall ist. Darüber hinaus werden haufenweise dezente Popout-Effekte gereicht, die nie gezwungen wirken und einfach nur Spaß machen. Dabei bleibt die hohe Bildqualität der 2D-Version in allen Belangen erhalten und Schärfe, Detailgrad und Farbbrillanz präsentieren sich ebenso gut wie in der herkömmlichen Betrachtungsweise. Wenn doch nur jeder 3D-Film so aussehen würde…
Tonqualität
- Deutsch, Französisch, Italienisch DTS 5.1; Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
Ausstattung
- Audiokommentar
- 12 Entfallene und erweiterte Szenen (mit optionaler Einführung von Bryan Singer) (28:11 Minuten)
- Spaß am Set (8:20 Minuten)
- Alles im Kasten (4:46 Minuten)
- X-Men: Apocalypse im Detail
- En Sabah Nur – Vorhang auf für Apocalypse (10:56 Minuten)
- Apocalypse und seine vier Reiter (14:07 Minuten)
- Das neue X-Men-Team (9:07 Minuten)
- Das Ende aller Tage: Die Erschaffung von Apocalypse (6:20 Minuten)
- Effekte, Stunts und Ausstattung (19:57 Minuten)
- Was kommt als nächstes? (3:33 Minuten)
- Bildergalerie
- 1 Teaser & 2 Original Kinotrailer
Fazit
Optisch kann der Film sowohl in 2D als auch in 3D vollends überzeugen und bildet fantastische, detailreiche und farbbrillante Bilder ab, die keinerlei Mängel aufweisen und in der dritten Dimension ebenfalls komplett überzeugen können. Der deutsche Ton schwächelt im Vergleich zur hochwertigen Originaltonspur, kann im Großen und Ganzen aber ebenfalls überzeugen. Die Extras bieten jede Menge Hintergrundinformationen und lassen kaum eine Frage unbeantwortet.
Der Film selbst ist an und für sich nicht schlecht, steht aber im Übergroßen Schatten seines Vorgängers und kann leider nicht ganz an dessen Qualitäten heranreichen. Die Story ist zu dünn, der Humor fehlt und alles in allem fehlt es hier an dem letzten Feinschliff. Schlecht ist der Film allerdings nicht und wird Fans des Franchise schon alleine aufgrund der zahlreichen Figuren und der bombastischen Actionsequenzen zufriedenstellen.
(Michael Speier)
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