Alan Moores “Batman: The Killing Joke” aus dem Jahr 1988 zählt heute neben “The Dark Knight Returns” und “Batman: Year One” zu den renommiertesten Graphic Novels überhaupt. Das gilt sowohl speziell im Bezug auf die Abenteuer des dunklen Ritters als auch das Comic-Genre im Allgemeinen. Warner Bros. Animation hat sich, unter der Schirmherrschaft des Batman-Veterans Bruce Timm (“Batman: The Animated Series”), an eine Verfilmung gewagt. Um die 77 Minuten Spielzeit zu füllen, hat man die Story der Vorlage dabei um einen auf Batgirl fokussierten Prolog ergänzt. Ob die Direct-to-Video-Veröffentlichung Moores legendärem Graphic Novel gerecht wird, prüfen wir im Review.
Story
Der Joker will den Beweis antreten, dass jeder Mensch im Grunde nur einen schlechten Tag vom Wahnsinn entfernt ist. Während Batman darüber ins Grübeln gelangt, ob eines Tage er den Joker oder der Joker ihn töten wird, beginnt der Clownprinz des Verbrechens ein brutales Spiel. Er benutzt Barbara Gordon und ihren Vater Commissioner Gordon als Schachfiguren, um mit dem dunklen Ritter nicht nur physisch, sondern auch psychisch in die entscheidende Konfrontation zu gehen.
“Batman: The Killing Joke” ist ein einzigartiges Graphic Novel, das wie auch Alan Moores “Watchmen” vom perfekten Zusammenspiel der visuellen Darstellung, der Dialoge und des psychologisch-philosophischen Subtextes lebt. Die Comic-Vorlage ist unter anderem so renommiert, weil sie den Dualismus von Batman und dem Joker absolut auf den Punkt bringt: Der eine steht trotz seiner tragischen Vergangenheit für Ordnung und sogar Hoffnung. Der andere hat aus schlimmen Erlebnissen etwas noch Schlimmeres gemacht, um Chaos zu verbreiten. Auch die Verfilmung gibt dies wieder. Leider beschäftigen sich die ersten 30 Minuten allerdings mir einer neu hinzugedichteten Einführung um Batgirl. Für sich genommen ist jene unterhaltsam, wirkt aber nahezu komplett abgekoppelt vom restlichen Film. Man könnte quasi auch erst nach der ersten halben Stunde einschalten, da Verknüpfungen fehlen. Hier haben die Macher eine Chance vergeben.
Kritisch muss man sich als Fan eingestehen: Wer lediglich diesen Animationsfilm sieht, wird schwer nachvollziehen können, warum The Killing Joke in der Comic-Gemeinde quasi als unantastbar gilt. Dazu haben die Macher zu viele kleine, aber immens wichtige Details ausgelassen und den Subtext zu sehr mit dem Holzhammer in den Vordergrund gezimmert (Stichwort: “by the book”). Als Beispiel sei gegeben: Im Graphic Novel spielt ein Lichtstrahl nicht nur metaphorisch, sondern auch visuell eine immense Rolle. Es wäre ein Leichtes gewesen, dieses Bild auch im Film zu nutzen, da es in der Vorlage Anfang und Ende quasi einrahmt. Im Animationsfilm geht man sogar so weit, es bewusst in einer abschließenden Blende zu ignorieren.
Am Ende ist Batman: The Killing Joke ein guter Animationsfilm, der allerdings nicht die unbeschreibliche Größe der Vorlage widerspiegelt. Es sei daher empfohlen zunächst Geld in das Comic zu investieren, möglichst in eine ältere Auflage mit Original-Farbgebung, und dann zum Film zu greifen. Andernfalls wird einem die wirkliche Qualität dieser Geschichte verschlossen bleiben.
Bildqualität
- 1.78:1; 1080p
Tonqualität
- Deutsch, Französisch, DTS 5.1; Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Spanisch, DTS 2.0
- Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Ausstattung
- Aus dem DC-Archiv „Batman: The Animated Series: Christmas with the Joker“ (SD, ca. 22 Min.)
- Aus dem DC-Archiv „Batman: The New Animated Series: Old Wounds“ (SD, ca 22 Min.)
- Der vertonte Wahnsinn (HD, ca. 12 Min.)
- Batman: The Killing Joke: Die Vielfältigkeit des Jokers (HD, ca. 18 Min.)
- Vorschau auf den nächsten DC-Animationsfilm „Justice League: Dark“ (HD, ca. 8 Min.)
Fazit
Auch wenn die Animationen enttäuschen, ist das HD-Bild zu „Batman: The Killing Joke“ technisch gut umgesetzt. Das gilt auch für die Abmischung der deutschen Tonspur die zwar mit überraschend muffigen Dialogen zu kämpfen hat, aber klasse besetzt wurde. Sogar das Bonusmaterial dieser DTV-Veröffentlichung ist mehr als einen Blick wert, speziell für Fans des Jokers.
Ja, „Batman: The Killing Joke“ hätte mehr sein können bzw. vielmehr sogar müssen. So sind die ersten 30 Minuten für die Handlung verzichtbar. Sie hätten in einem Standalone-Batgirl-Film einen besseren Platz gehabt. Manche Veränderungen verwässern die Metaphorik der Vorlage und dürften Fans vor den Kopf stoßen. So ist das Ergebnis eine ordentliche, aber eben keine großartige Verfilmung des überragenden Graphic Novels von Alan Moore. Wer jenes nicht gelesen hat, wird sich nach Ansehen des Animationsfilms vermutlich schulterzuckend fragen, warum um die Geschichte so ein Rummel veranstaltet wird. Als Begleitmaterial zur Vorlage ist dieser DC-Animationsfilm allerdings willkommen und sehenswert.
(André Westphal)
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