Es gibt viele Buchverfilmungen, die wirklich sehr gut gelungen sind, wie etwa Das Parfum, Cloud Atlas, Der Herr der Ringe oder für Fans des entsprechenden Klientels auch die Nicholas Sparks Romane. Bei manchen Titeln erkennt man hingegen erst auf den zweiten Blick, dass es sich um die Leinwand Adaption einer literarischen Vorlage handelt, wie etwa auch Girl on the Train. Das Buch wurde von Paula Hawkins verfasst und erst 2015 veröffentlicht, was auch nicht den allzu hohen Bekanntheitsgrad erklären dürfte. Nun erscheint die Verfilmung über Constantin Film auch auf Blu-ray und 4K UHD Blu-ray, so dass wir uns auch in den Heimkinos einen Eindruck dazu machen können.
Story
Nachdem ihr Mann Tom (J. Theroux) sich von ihr getrennt hat, weil sie ihm keine Kinder schenken konnte, verfällt Rachel (E. Blunt) immer mehr und mehr dem Alkohol, der sie bald schon den Job kostet. Um zumindest den Anschein von Normalität zu wahren besteigt sie jeden Morgen den Zug in die Stadt, wo sie einst arbeitete und der am Haus ihres Ex und dessen neuer Frau Anna (R. Ferguson) vorbeiführt. Dabei bemerkt sie in der Nachbarschaft ein junges, sympathisches Pärchen, Megan (H. Bennett) und Scott (L. Evans), deren Leben sie sich in den romantischsten Farben ausmalt. Bis sie eines Tages zufällig mitbekommt, dass das Gegenteil der Fall ist: Megan ist totunglücklich und hat eine Affäre mit dem Psychiater Dr. Abdic (E. Ramírez). Schockiert über diese Erkenntnis betrinkt sich Rachel und erwacht am nächsten Morgen mit einem totalen Blackout und übersäht von Schrammen, nur um dann zu erfahren, dass Megan spurlos verschwunden ist. Aus Angst vor sich selbst und dem was sie möglicherweise im Rausch getan haben könnte, gibt sie der ermittelnden Polizisten Riley (A. Janney) ein paar Hinweise, um in die Untersuchung einbezogen zu werden und stößt bald schon auf ein dunkles Geheimnis...
Puh, Girl on the Train ist echt harter Tobak. Nicht, weil etwa die Handlung durch Mark und Bein geht oder gar schockiert, sondern eher, weil der Film nicht nur komplex ist und dabei die Handlung aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt, sondern auch weil der Film dazu noch stellenweise echt anstrengend ist und Geduld erfordert. Gerade letzteres ist en Masse erforderlich, da zu keiner der Figuren eine Sympathie bzw. Bindung aufgebaut werden kann. Immer wieder werden da durch die Charakterzeichnung Steine in den Weg geschmissen, eine bestimmte Person doch nicht zu mögen. Die Alkoholikerin Rachel, die immer noch ihrem Ex-Mann Tom hinterher trauert, eigentlich nicht, die ist ja total durchgeknallt. Die unsympathische Polizisten Riley schon mal gar nicht, die hat ja ihr Urteil ja eh schon gebildet. Dann der Ehemann Scott vielleicht? Hm, ne,… da gibt es auch Momente, in denen man sich fragt, was mit dem nicht in Ordnung ist.
Naja, man muss ja nicht unbedingt eine bestimmte Figur mögen, um eine Story gut zu finden, aber auch da macht es sich Regisseur Tate Taylor („The Help“) nicht leicht, aber gerade er ist es, der die Fäden geschickt in der Hand hält und die Handlung genauso in die verschiedenen Richtungen lenkt, dass es zum einen spannend bleibt und zum anderen den Unterhaltungswert von Minute zu Minute steigert. Ok, es gibt dabei auch mal langatmige Momente, gerade zu Beginn des Films, wo man am liebsten vorspulen bzw. gar abschalten möchte, aber Durchhalten lohnt sich hier wirklich, denn gerade die Auflösung zum Schluss, bei der Häppchenweise neue Erkenntnisse gewonnen werden ist wirklich gelungen. Dabei wird zwar schnell deutlich, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, aber dennoch entschädigt das Finale für die ein oder andere Schwäche des Films.
Schauspielerisch ist dabei alles in Ordnung, zumal der gut besetzte Cast bestehend aus Emily Blunt, Rebecca Ferguson, Haley Bennett, Justin Theroux, Luke Evans, Allison Janney, Édgar Ramírez und Lisa Kudrow ihre Rollen wirklich sehr gut spielen, zumal das keinen Einfluss darauf hatte, dass man zu einzelnen Figuren keine Sympathie aufbauen konnte.
Bildqualität
Das Full HD Bild weiß bereits zu überzeugen und hinterlässt als ersten Vorgeschmack einen sehr guten Eindruck, auch wenn hier und da dennoch ein paar Beeinträchtigungen nicht von der Hand zu weisen sind. Noch ganz klassisch auf 35mm Zelluloid gedreht, macht sich das Filmkorn kaum bemerkbar und wird akkurat und nahezu durchweg fein wiedergegeben. Die Schärfe bewegt sich grundlegend auf einem sehr guten Niveau und lässt dabei nur kaum Details aus. Zwar wird das Bild in dunkleren Abschnitten etwas weicher, aber das ist keine Überraschung, wobei auch in wenigen Fällen bei besserem Lichtverhältnis nicht alles ultrascharf gezeigt wird. Die Farben sind sehr kühl aber stimmig bei ausgewogenem Kontrastverhältnis. Der Schwarzwert bietet ein sattes Schwarz, könnte aber stellenweise noch kräftiger sein. Bereits in der Full HD Fassung wird eine wirklich gute Plastizität erzeugt, so dass man schon gespannt auf die 4K UHD Umsetzung ist.
Tonqualität
Der Ton ist eher zweckdienlich denn wirklich herausragend. Dabei liegt die deutsche Abmischung in DTS-HD High Resolition 5.1 vor, was bei der Sound Kulisse auch vollkommen ausreicht. Wie ich mitbekommen habe, soll die amerikanische Fassung noch eine DTS X Spur bieten, wobei ich mich wirklich ernsthaft Frage, wie sich das bemerkbar machen soll, mal abgesehen von einigen umherfliegenden Vögeln. Die Abmischung ist eher frontlastig ausgefallen. Der Score bedient allerdings alle Kanäle, wobei auch einige direktionale Effekte zu hören sind, die sich aber nur selten bemerkbar machen. Der Subwoofer wird dabei hin und wieder angesprochen, wobei die Hintergrundmusik dabei am ehesten für Bass Einsatz sorgt. Die Dynamik bietet einen soliden Umfang und die Transparenz lässt sämtliche Elemente wie auch Hintergrundgeräusche und die Stimmen stets klar verstehen.
Ausstattung
- Audiokommentar mit Tate Taylor (Regisseur)
- Deleted und Extended Scenes (ca. 18 Min.)
- Making of (ca. 11 Min.)
- Die Frauen in "Girl on the Train" (ca. 5 Min.)
- Originaltrailer Englisch
Fazit
In technischer Hinsicht gibt es zwar noch Luft nach oben, aber dennoch lohnt sich eine Anschaffung. Das Bild bietet eine sehr gute Schärfe, so wie stimmige, kühle Farben bei ausgewogenem Kontrast. Der Ton ist eher zweckdienlich und bietet eine natürliche Abmischung. Die Extras könnten umfangreicher sein, liefern aber dennoch zusätzliche Informationen zum Film.
Die Leinwandadaption des gleichnamigen Paula Hawkins Thriller Romans Girl on the Train hat seine Höhen und Schwächen, bietet aber dank der geschickten Regiearbeit von Tate Taylor dennoch spannende Unterhaltung. Man sollte aber schon den Film bei voller Konzentration anschauen, denn ansonsten wird man schnell die Lust verlieren.
(Sascha Hennenberger)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-55CXW704
Player: Panasonic DMP-UB900EGK
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1