Der 20. April 2010 ist den meisten Menschen, allen voran Umweltschützern unseres blauen Planeten, in negativer Erinnerung geblieben. An diesem Tag kam es auf der Deepwater Horizon-Bohrplattform, welche von der Firma Transocean im Auftrag des Leasingnehmers BP (British Petroleum) betrieben wurde, um damit Ölbohrungen in rund 1500 Meter tiefen Gewässern durchzuführen, zu einer Tragödie. Infolge verschiedener schwerer Versäumnisse kam es zu einem unkontrollierten Austreten von Bohrspülung, Erdöl beziehungsweise Erdgas aus einem Bohrloch, einem sogenannten Blowout, bei dem die Plattform in Brand geriet und zwei Tage später unterging. Schlimmer sogar: An diesem Tag kamen elf Arbeiter ums Leben und das weiter ausströmende Öl führte zur schwersten Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte – der Ölpest im Golf von Mexiko. Nun, knapp sieben Jahre nach diesem schrecklichen Unfall, bei dem eine geschätzte Ölmenge von 800 Millionen Liter ausgetreten ist, welche sich erheblich auf das Plankton und mehrere Meeresorganismen auswirkten und dessen Spätfolgen in der Umwelt noch heute deutlich zu spüren sind, veröffentlicht StudioCanal die Blu-ray-Umsetzung des Films, welche entsprechend auf wahren Begebenheiten beruht.
Story
Mike Williams (M. Wahlberg) ist Chef-Elektriker auf der „Deepwater Horizon“-Ölbohranlage, die 40 Meilen südöstlich von der Küste Louisianas neue Ölvorkommen für die Ausbeutung durch Förder-Plattformen vorbereitet. Die schwimmende Plattform im Golf von Mexiko liegt mit ihrem aktuellen Auftrag für den Ölkonzern BP bereits 43 Tage hinter dem Zeitplan, weshalb sich die Manager von BP dazu entscheiden, nachlässiger mit den Sicherheitsprüfungen zu sein und lassen deshalb den provisorischen Zementverschluss des Förderlochs nicht mehr durch ihre Mitarbeiter prüfen – schließlich spart das Zeit und bringt rund 125 Tausend Dollar Ersparnis. Doch Jimmy Harrell (K. Russel) der eigentliche Chef der Deepwater Horizon, will nicht auf die Tests verzichten, schließlich ist BP nur der Auftraggeber und es geht um die Sicherheit seiner eigenen Mitarbeiter, welche er auf keinen Fall gefährden will. Doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und auch der Tatsache, das die BP-Manager unter Führung durch Donald Vidrine (J. Malkovich) die Druckprobleme nachhaltig herunterspielen, kommt es zur Katastrophe. Die gesamte Anlage wird mit Bohrschlamm überschwemmt, Gase treten aus und verteilen sich über das Lüftungssystem und führen schließlich zu einem gewaltigen Blowout, dessen Explosion dafür sorgt, das bald große Teile der Plattform in Flammen stehen und alles einzustürzen droht. Doch in all dem Chaos, Leid und Panik behält Mike Williams einen kühlen Kopf und versucht so viele seiner Freunde und Kollegen wie möglich von der Bohrinsel zu bringen, doch alle kann er nicht retten…
Der Katastrophenfilm, für dessen Regie sich Peter Berg ('Battleship') verantwortlich zeichnet, der wiederum auf einem Drehbuch von Matthew Michael Carnahan ('Operation: Kingdom') basiert, dessen Grundlage ein 2010 in der New York Times veröffentlichter Artikel von David Barstow, David Rohde und Stephanie Saul mit dem Titel „Deepwater Horizon’s Final Hours“ bildete, hat es wahrlich in sich. Die rund 110 Millionen-US-Dollar schwere Produktion von Lionsgate und Di Bonaventura Pictures, ist nicht nur bildgewaltig inszeniert, sondern bietet auch einen Cast, der seine Sache richtig gut macht und mit durchweg professionellen Darstellern wie Mark Wahlberg, Kurt Russel, John Malkovich sowie Kate Hudson (Felicia Williams) aufwartet, welche der auf größtenteils wahren Begebenheiten beruhenden Handlung die nötige Würde und Achtung verleihen. Auffällig anders bei dieser Produktion ist dabei, das der Film nicht die Folgen der dadurch entstandenen Umweltverschmutzung thematisiert, sondern sich ausschließlich der Katastrophe selbst widmet. Hier erfährt man folglich im Detail, was genau der Auslöser für den Blowout war und welche Faktoren sonst noch eine Rolle für den damaligen Unfall spielten. Aus diesem Grund dauert es auch gute 50 Minuten, ehe der Film auf äußerst realistische und erschreckende Art und Weise zeigt, was wirklich passiert ist und wer dafür letztlich verantwortlich gewesen ist. Langweilig wird es trotz des langatmigen Anfangs jedoch trotzdem nicht, denn wie bereits erwähnt sorgen dafür alleine schon die talentierten Akteure, deren meiste Figuren auch nicht frei erfunden sind, sondern damals wirklich mittendrin waren, als es passierte. Ein ausdrucksstarker und unglaublich spannender Film, der nicht nur wegen seiner bildgewaltigen Inszenierung, sondern auch wegen seiner Realitätsnähe überaus sehenswert ist.
Bildqualität
Der Beginn des Films spricht nicht gerade für eine Bildqualität, denn vor allem die erste Szene unter Wasser, bei der das Bohrrohr in 1500 Meter Titefe gezeigt wird, ist alles andere als sehenswert. Hier machen sich nicht nur unschärfen bemerkbar, sondern auch die Kompression arbeitet nicht einwandfrei. Zum Glück gilt dieser kleiner Makel nicht für den Rest des Films, der ansonsten einen Transfer auffährt, der beinahe sogar Referenzwerte erreicht. Die Bildschärfe ist nämlich enorm und lässt jeden noch so feinen Schmutzpartikel in den Gesichtern der Akteure oder an deren Kleidung erkennen. Die Detailtiefe ist ebenfalls beachtlich, genauso wie das Farbverhältnis, das mit sehr natürlichen Farben aufwartet und bei den späteren Explosionen und der daraufhin in Flammen stehenden Platform zur Höchstform aufläuft. Das Kontrastverhältnis bietet auch keinen Anlass zur Kritik, ebensowenig der sehr satte Schwarzwert. Hier ist es etwas bedauerlich, das uns für das Review keine 4K-Variante des Titels zur Verfügung gestellt wurde, denn nur zu gerne hätten wir einen Blick darauf geworfen, welche farblichen Unterschiede das HDR-Master mit sich bringt. Schön anzusehen ist außerdem, das im Film deutsche Texte eingeblendet und nicht wie sonst oftmals üblich, zusätzlich neben den englischen Texten angezeigt werden.
Tonqualität
StudioCanal ist bei dieser Blu-ray-Veröffentlichung einen wahrlich vorbildlichen Weg gegangen, denn der deutsche sowie englische Ton liegen jeweils in Dolby Atmos vor. Diese haben beide einen Dolby TrueHD 7.1-Kern, der wahrlich das Wohnzimmer zum Beben bringt. Zwar dauert es knapp eine Stunde, ehe auf der Bohrinsel das Unglück geschieht und man regelrecht in den Wohnzimmersessel gedrückt wird, aber auch schon früher kann sich die sehr gute und aktive Abmischung hören lassen. Sobald es aber zum Blowout kommt, bietet der Sound bestes Demomaterial und kann so richtig seine Muskeln spielen lassen. Bevor die Rohrleitung dem Druck nicht mehr standhalten kann, vibriert es ordentlich, die anschließenden Explosionen werden druckvoll wiedergegeben und auch die anderen Effekte, wie beispielsweise das Nachgeben von Leitungen und dem Metall der Plattform oder der zu Beginn des Films an die Scheibe des Hunschraubers knallende Vogel, klingen stets authentisch und sehr direkt. Der Soundtrack des talentierten Filmkomponisten Steve Jablonsky begleitet dabei das Geschehen ebenfalls stets stimmig und sorgt dauerhaft für die passende Atmosphäre. Die Stimmen werden dank des exzellenten Balancings darüber hinaus auch immer klar und verständlich wiedergegeben, weshalb hier zurecht die Höchstnote vergeben wird.
Ausstattung
- Beyond the Horizon: Die Schauspieler (50:58 min.)
- Captain of the Rig: Der Regisseur (18:13 min.)
- Hinter den Kulissen (17:14 min.)
- Featurette: The Fury of the Rig (27:18 min.)
- Featurette: Work like an American (16:15 min.)
- Deutscher Trailer (2:06 min.)
- Trailershow
Fazit
Mit Deepwater Horizon ist Regisseur Peter Berg ein beeindruckender und bildgewaltiger Katastrophenfilm gelungen, der auf wahren Begebenheiten beruht, welche sich am 20. April 2010 im Golf von Mexiko zugetragen haben. Nicht unerwähnt sollte sein, das es vor allem dem echten Mike Williams zu verdanken ist, das dieser Film derart authentisch umgesetzt werden konnte. Diesem lag die Produktion und akkurate Umsetzung des Stoffes sehr am Herzen, allen voran hauptsächlich aus dem Grund, weil in den Medien damals überwiegend nur darüber berichtet wurde, wie viel Liter Öl ins Meer geflossen sind und welchen finanziellen Schaden das alles für Wirtschaft und Umwelt nach sich gezogen hat – das bei dieser Katastrope aber elf Menschen ums Leben gekommen sind, wurde gerne weggelassen. Deshalb beschäftigt sich Deepwater Horizon auch ausschließlich mit den Vorfällen auf der Plattform und klammert bewusst die nachträglichen Folgen für die Umwelt aus.
Technisch ist der Film sehr gut auf HD umgesetzt worden, denn Bild und Tonqualität sind auf einem sehr hohen Niveau. Ledliglich in einigen wenigen Unterwasser-Szenen leistet sich der Transfer kleinere Mängel, ansonsten können sich Bildschärfe, Farben sowie das Kontrastverhältnis aber mehr als sehen lassen – vor allem die Detailtiefe ist beachtlich. Die volle Punktzahl erreicht hingegen der richtig starke Dolby Atmos-Sound, welchem ein Dolby TrueHD-Core zugrunde liegt und der einen die Katastrophe hautnah im heimischen Wohnzimmer miterleben lässt. Das Bonusmaterial ist mit einer Laufzeit von über zwei Stunden ebenfalls löblich ausgefallen und bietet viele Einblicke hinter die Kulissen der aufwendigen Produktion. Insgesamt also eine Blu-ray, die nicht nur inhaltlich sondern auch technisch zu überzeugen weiß und eigentlich in jede gut sortierte Filmsammlung gehört.
(Roland Nicolai)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Philips PFL9704
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BDP: DENON DBT-3313UD
Boxen: CANTON GLE-Serie + Klipsch RP-140SA
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