Regisseur und Drehbuchautor Dan O’Banon war für die Drehbücher diverser Kultfilme verantwortlich, darunter Genreperlen wie Das fliegende Auge, Lifeforce, Die Totale Erinnerung und natürlich sein Meisterstück Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Auf dem Regiestuhl nahm O’Banon indessen nur zweimal Platz, einmal für den Kultfilm Return of the living Dead und dann noch für die Lovecraft Adaption The Resurrected, der in Deutschland auf Marketinggründen in Evil Dead – Die Saat des Bösen umbenannt, und auch mit einem Cover versehen wurde, welches sehr an den Kultfilm von Sam Raimi erinnert. Im Juli des letzten Jahres brachte OFDb Filmworks den Film unter seinem korrekten Namen als üppig ausgestatte und limitierte Collectors Edition auf den Markt und legt den Titel nun als Standard-Veröffentlichung für den Durchschnittskunden nach.
Story
Der renommierte Chemiker Charles Dexter Ward (Chris Sarandon) entdeckt einige alte Forschungsergebnisse seiner Vorfahren, die diese allerdings scheinbar nicht an die Öffentlichkeit brachten. So beginnt auch er heimlich, in einem unterirdischen Labor an der Arbeit seiner Vorfahren weiterzuarbeiten. Doch nicht nur, dass er dadurch seinem normalen Job immer mehr vernachlässigt, auch die ungewöhnlichen Lieferungen, die er seit Beginn seiner Forschungen erhält, wecken langsam das Interesse seiner Frau, die ahnt, dass etwas Unheimliches vor sich geht…
Die Werke des amerikanischen Horror- und Science-Fiction-Schriftstellers H.P.Lovecraft auf Film zu bannen haben viele schon versucht. Am bekanntesten dürften dabei die Verfilmungen von Steward Gordon (Re-Animator & From Beyond) sein. Allein eine werkgetreue Umsetzung der Schriften des Ausnahmetalentes stellt die Filmemacher bis heute vor Probleme, die fast unlösbar zu sein scheinen. Immerhin schafft Lovecraft es mittels seiner Worte ein Gefühl der Spannung und des Unwohlseins zu erzeugen, welches man filmisch nicht einmal ansatzweise umsetzen kann. Darüber hinaus spielt der Autor nur zu gerne mit missgestalteten Figuren und Dingen, deren bloßer Anblick den menschlichen Verstand in den Wahnsinn treibt, was bildlich schlicht und ergreifend nicht darstellbar ist.
Nichtsdestotrotz versuchen sich immer wieder Filmemacher an Adaptionen der Werke Lovecrafts, wobei oben erwähnter Steward Gordon dabei relativ gute Arbeit leistete, auch wenn er sich weit von den ursprünglichen Geschichten entfernt. Eine weitaus gelungenere Adaption ist indessen Roger Cormans Die Folterkammer des Hexenjägers mit Vincent Price aus dem Jahr 1963. Der hier vorliegende Film The Resurrected basiert auf „Der Fall des Charles Dexter Ward, der gleichen Geschichte die auch Corman adaptierte, und nebenbei die ersten von vielen, die in Lovecrafts Heimatstadt Providence angesiedelt ist. „Der Fall Charles Dexter Ward“ beinhaltete dabei fast alles, was die Werke des eigensinnigen Schriftstellers so besonders machte, und – man sehe und staune – Regisseur Dan O’Bannon ist dabei ein kleines Meisterwerk geglückt, dass auch heute noch, mit gewissen Abstrichen zwar, sein Publikum zu unterhalten weiß.
Zwar wurden auch hier einige Änderungen vorgenommen, aber O’Bannon bleibt der Vorlage dennoch relativ treu. Er verlagerte die Handlung in die Gegenwart und fügte ein paar Figuren hinzu – was filmisch gesehen durchaus auch Sinn ergibt. Trotz – oder wegen – der -Änderungen ist The Resurected einfach eine runde Sache, die zwar etwas billig gemacht und aus heutiger Sicht ein wenig altbacken und trashig aussehen mag, aber das trifft ja schließlich in gewisser Weise auf die meisten Monster-Horrorfilme dieser Zeit zu.
Und hier haben wir auch schon eines der wichtigsten Instrumente des Films: Die Monster. In den Werken Lovecrafts nehmen missgestaltete Kreaturen einen hohen Stellenwert ein, auch wenn der Autor dabei das meiste der Fantasie seiner Leser überlässt. In der filmischen Aufarbeitung allerdings möchte man etwas zu sehen bekommen. Das Monster-Make-Up und die deformierten Gestalten, die sich hier zum Ende des Films tummeln, sind so toll in Szene gesetzt, dass man sich zwangsweise fragt, warum man heutzutage alles am Computer zusammenbasteln muss, wenn handwerkliche Arbeit um so vieles besser aussieht. Leider kommen die Kreaturen erst zum Ende und da auch nur sehr spärlich zum Einsatz. Dazu kommt, dass der Film im letzten Viertel auch noch eine nette Gruselatmosphäre verpasst bekommt, nämlich genau ab dem Zeitpunkt, an dem sich die Helden in die Katakomben unter Wards Experimentierhütte vorwagenrt. Hier konnte O’Bannon zumindest ansatzweise den Geist der Vorlage einfangen, und schickt den Zuschauer auf eine Fahrt durch das Dunkel der menschlichen Seele.
Darstellerisch bewegt sich der Film leider, oder glücklicherweise – je nach dem unter welchen Voraussetzungen man das Werk anschaut – in sehr trashigen Gefilden. Beinahe alle Darsteller neigen zu extrem übertriebenem Schauspiel, was dem Film zwar einen gewissen Flair verleiht, aber eben aus heutiger Sicht auch einen sehr trashigen Touch beinhaltet. Der bekannteste Darsteller dürfte hier Chris Sarandon sein, den 80er-Jahre-Horrorfans als charmanten Vampir Jerry Dandrige aus Fright Night kennen müssten. Er spielt hier die Titelfigur des Charles Ward, und dabei kann er vor allem während jener Szenen punkten, in denen Ward dem Wahnsinn anheimfällt.
Für Freunde des gut gemachten Grusel-Horrors der 1980er und 90er Jahre ist The Resurrected ein Geheimtipp, jedenfalls in dem Fall, dass man das Werk noch nicht kennt. Regisseur O’Bannon gelingt hier, trotz einiger Änderungen, eine der werkgetreuesten Verfilmungen einer Geschichte des „Meister des Makabren“, und auch wenn er aufgrund einer Erkrankung während der Dreharbeiten nicht immer ganz topfit war, ist dabei ein kleines Meisterwerk herausgekommen.
Bildqualität
- Bildformat 1.78:1
Tonqualität
- Deutsch dts-HD 5.1; Deutsch & Englisch dts-HD 2.0
Ausstattung
- Audiokommentar der Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger und Kai Naumann (deutsch)
- Audiokommentar von Jörg Kopetz und Daniel Perée vom Wicked-Vision Magazin (deutsch)
- Audiokommentar von Brent Friedman, Todd Masters, Robert Romanus, Mark Borde und Kenneth Raich (englisch ohne deutsche Untertitel)
- Abominations & Adaptations mit Autor Brent Friedman (17:48 Minuten)
- The Resurrected Man mit Chris Sarandon (15:34 Minuten)
- Grotesque Melodies mit Komponist Richard Band (10:14 Minuten)
- Lovecraftian Landscapes mit Produktionsdesigner Brent Thomas (7:57 Minuten)
- Human Experiments mit Effekt-Meister Todd Masters (15:55 Minuten)
- Entfallene Szenen (18:04 Minuten)
- Chainsaw Awards Speech (3:01 Minuten)
- Trailer (US Video Promo & japanischer Trailer)
Fazit
Rein technisch betrachtet kann der Film weder sein Alter, noch sein geringes Budget nicht ganz verleugnen, was dem Vergnügen allerdings keinen großen Abbruch tut. Das Bild könnte zwar etwas schärfer sein, ist im Großen und Ganzen aber noch sehr passabel. Der Ton allerdings ist gerade einmal akzeptabel und entfaltet zu keiner Zeit ein Surroundgefühl. Die Extras hingegen sind absolut klasse und überfluten den Zuschauer mit einer Informationen und Anekdoten. Zwar war die limitierte Erstauflage noch ein kleinwenig besser ausgestattet, aber summa summarum gibt es hier nichts zu meckern.
Der Film selbst ist eine der besseren Verfilmungen einer Lovecraft-Vorlage, und kann vor allem durch eine tolle Gruselatmosphäre und tolle Old-School-Effekte überzeugen. Aus heutiger Sicht mag der Film vielleicht ein wenig trashig wirken, aber wer sich darauf einlässt wird mit 115 Minuten erstklassigem 1980er Horrorkino belohnt.
(Michael Speier)
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