Wer an Kevin Costner denkt, der wird unweigerlich an seinen größten Kinohit und den mehrfachen Oscarerfolg „Der mit dem Wolf tanzt“ erinnert. Ebenso episch und erfolgreich sollte auch sein bis dato teuerster Film „Waterworld“ werden, doch die Kritiker warnten schon vor dem Kinostart vor zu hohen Erwartungen. Ob diese jedoch wirklich zu hoch gesteckt waren?
Story
Das Polareis ist geschmolzen. Seit Jahrhunderten sind die Menschenstädte unter einem endlosen Ozean begraben und die letzten Überlebenden fristen ihr Dasein in notdürftig gebauten Atollen aus Stahl und Schrott. Nahrung und Trinkwasser sind knapp, die Vorräte längst verbraucht und die Kriminalität ein allgegenwärtiges Problem. Doch nicht alle Menschen leben in den Atollen, einige von Ihnen sind Drifter – Menschen die auf einem eigenen Schiff über die Welt segeln, auf der Suche nach einem Ort der Ruhe und vielleicht sogar nach einem verbliebenen Stück Land. Unter Ihnen der namenlose Protagonist des Films, dargestellt von Kevin Costner.
Bei einem Tauschhandel in einem der Atolle, wird er in einen Kampf verwickelt bei dem er aus Notwehr zwei Menschen tötet. Von den Ältesten – den Oberhäuptern des Atolls – zum Tode verurteilt, muss er tatenlos mit ansehen, wie die Smoker (eine Vereinigung von Kriminellen und Banditen, deren wahnsinniges Oberhaupt ebenfalls nach dem letzten Stück Land sucht) alles in Schutt und Asche zerlegen. Nur durch die Hilfe einer Frau und ihrer kleinen Ziehtochter kann er schließlich fliehen und rettet sich und seine Befreier auf sein Segelboot. Doch die Smoker verfolgen ihn unerbittlich, denn was der Namenlose nicht weiß: Die wertvollste Fracht an Bord ist das kleine Mädchen – auf dessen Rücken sich ein Tattoo befindet, welches einer alten Überlieferung zufolge die Karte zur letzten Zuflucht der Menschheit ist. Die Karte nach DryLand …
Das Kevin Costner sich mit den Arbeiten zu „Waterworld“ vollkommen übernommen hat, kann man an vielen Stellen nachlesen und soll nicht Gegenstand dieser Review sein. Die hohen Produktionskosten und der enorme Arbeitsaufwand sind dagegen in jeder noch so kleinen Szene dieses Endzeitfilmes zu sehen, was wiederum für ihn spricht. Wer „Waterworld“ einen bestimmten Stempel aufdrücken möchte, wird sich unweigerlich an „Mad Max“ entsinnen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Kritiker „Waterworld“ als ein „Mad Max … auf dem Wasser“ abtun. Diese Betitelung allein würde dem Film aber nicht gerecht werden. Zunächst das Positive: Sieht man den Film und bedenkt dabei den Hauptdarsteller so wird einem sofort klar, dass niemand außer Costner diese Rolle hätte so souverän spielen können. Anfangs ein absoluter Griesgram, der als einsamer Mariner die Welt umschifft, wandelt er sich im Laufe des Films zu einem sympathischen und nachvollziehbaren Charakter. Dennis Hopper als Oberbösewicht ist dabei allerdings so karg gezeichnet, dass er mehr als Karikatur, denn als Persönlichkeit in Erinnerung bleibt. Aber auch das ist eine großartige Leistung eines famosen Schauspielers.
Die Kulissen des Films sind derart glaubwürdig und faszinierend, dass sie den Endzeitlook vollkommen unterstützen und den Zuschauer in eine Welt des endlosen Ozeans entführen. Die Actionsequenzen sind an Unterhaltsamkeit kaum zu überbieten. Der größte Pluspunkt des Films ist seine Atmosphäre, die ihn oft davor bewahrt ins Absurde abzugleiten, denn – und das ist sein größtes Kontra – das Drehbuch schwächelt an jeder nur erdenklichen Stelle. Zum Teil unlogische Gegebenheiten, wie dem Schmelzen der Polkappen – welche dem Filmhintergrund zufolge die ganze Welt im Meer versinken ließen – folgen bitterernste Szenarien, die man aber als Zuschauer nicht ernst nehmen kann. So bleibt am Ende ein Trash-Film der gehobenen Klasse, was Ausstattung und Atmosphäre angeht – aber eben kein epischer Film, der bis ins Letzte durchdacht ist und überzeugen kann. „Waterworld“ ist reines Unterhaltungskino, mit einem gut aufgelegten Cast, besonders opulenter Ausstattung und vielen Logiklücken.
Bildqualität
Das in VC-1 transferierte Bild mit einem Ansichtsverhältnis von 1.85:1 (16:9 FullHD) bietet zumeist eine gute Schärfe. Dem Alter des Filmes entsprechend sind aber einige Szenen etwas weichgezeichnet und nicht sehr transparent. Helligkeit, Kontrast und Schwarzwert befinden sich auf einem guten, jedoch nicht hervorragenden Niveau. Besonders der Grundbereich ist manchmal zu hell, was das Bild flach erscheinen lässt. Die Farbgebung ist sehr natürlich und authentisch – auf Farbfilter wurde weitgehend verzichtet. Zuweilen ist der Bildstand etwas unruhig und die Kamera gerade in den Actionszenen sehr verwackelt – allerdings ist dies auch dem Produktionsprozess geschuldet, denn mit SteadyCams auf hoher See und bei Unwetter zu drehen ist sicherlich kein einfaches Unterfangen. Die Kompression arbeitet effizient: Bildfehler und Artefakte sind nicht zu bemerken. Lediglich ein ständig präsentes Filmkorn ist auffallend.
Tonqualität
Die deutsche Audiospur kommt in einer herkömmlichen DTS 5.1 Abmischung daher. Sie ist dynamisch, druckvoll und weiß gerade in den Actionszenen durch viele Surroundeffekte zu begeistern. Doch die Homogenität von Höhen und Mitten lässt zu wünschen übrig. Besonders der obere Frequenzbereich wirkt etwas eingegrenzt. So klingt der Score sehr bassbetont und die Stimmen der Darsteller umfassen nicht ihre volle Tragweite. Im Gegensatz dazu ist der im DTS HD MA 5.1 abgemischte englische Ton durch unverständliches Genuschel und den viel zu lauten Einsatz von Effektgeräuschen geprägt – eine Anhebung des Centers vermindert diesen Eindruck jedoch. Dafür stimmt hier wieder das Verhältnis von Höhen, Mitten und Tieftonbereich. Die räumliche Präsenz beider Audiospuren ist auf gleich hohem Niveau und sollte die meisten Cineasten zufrieden stellen.
Ausstattung
Die BD besitzt ein Wendecover, welches dem geneigten Filmsammler erlaubt, das unschöne FSK Logo „im Handumdrehen“ zu verstecken. Das Hauptmenü ist übersichtlich und lässt sich zielsicher ansteuern. Die Extras sind jedoch mit zwei Worten aufgezählt: Kinotrailer und BD-Live. Der Trailer selbst liegt nur in SD-Auflösung und englischer Sprache vor – die BD-Live Features begrenzen sich auf die Werbung für andere Produkte. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass man die Möglichkeit hat, Lieblingsszenen zu markieren und somit immer wieder schnell aufzurufen – wer jedoch von diesem Feature Gebrauch macht, sei einmal dahingestellt.
Fazit
Die technischen Aspekte der BD sind für einen Film dieses Alters gut. Bild und Ton halten sich die Waage auf einem guten – jedoch nicht herausragenden Niveau. Das Bild könnte etwas mehr Schärfe und Plastizität vertragen, der Ton wiederrum ein etwas ausgeglicheneres Verhältnis von Höhen und Mitten. Die Extras jedoch sind mangelhaft und für eine aktuelle Veröffentlichung einfach nicht zeitgemäß. Nur ein Trailer, in SD-Auflösung und englischer Sprache: hier hätte mehr sein dürfen – Hintergrundinformationen zur Produktion sucht man vergeblich.
Der Film selbst ist gut gelungener Trash, der mit besonderen Schauwerten punkten kann und den Zuschauer durch seine Kulisse fasziniert. Der Geschichte rund um den Mariner hätte man jedoch mehr Beachtung schenken müssen, dann wäre der Film wahrhaft episch geworden. So bleibt pures Unterhaltungskino, von dem man nicht zuviel erwarten, aber auf das man ruhig einen Blick werfen sollte. Vor dem Kauf: Leihversion begutachten, sonst könnte man eine Enttäuschung erfahren. (ct)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
BD-Player: Sony PlayStation 3
FullHD-TV: Sharp Aquos 46“ X20E
A/V-Receiver: Onkyo TX-SR 606
Lautsprecher: Sharp 7.0 Set